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An Saale und Unstrut

An Saale und Unstrut

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Bei meiner Reise vom Wendland über die Altmark bis Ballenstedt war ich auf den Spuren des Mittelalters an der Elbe unterwegs, dem damaligen Grenzland zwischen christianisierter und heidnischer Welt, besuchte Klöster und Kirchen, die im Mittelalter zur Befestigung der Grenze angelegt wurden.

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Hier folgt nun die Fortsetzung der Reise an die Saale, die zusammen mit der Elbe als Grenzfluss die christianisierte-ottonische Welt von der heidnisch-slawischen trennte. 

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Prominente Personen des Mittelalters wie Otto der Große und dessen Vater Heinrich begegneten mir ebenso wie die heilige Elisabeth von Thüringen, der Naumburger Meister und dessen prominente Schöpfung Uta im Naumburger Dom.

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Obwohl der Schwerpunkt bei dieser Reise auf dem Mittelalter vom 10. bis zu 13. Jahrhhundert liegt, fand ich links und rechts des Weges so viel Interessantes aus späteren Zeiten, das ich es ebenfalls erwähne, von Max Klinger über Turnvater Jahn bis zu Friedrich Nietzsche.


Auf der Rückfahrt machte ich noch einen Abstecher nach Tileda und zum Kyffhäuser, um den roten Faden des Mittelalters und die Zeit der Ottonen

und Kaiser wieder aufzugreifen.

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Memleben - Sterbeort von Otto dem Großen und Heinrich I.

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Mit den Ottonen geht es in der Gegend von Saale und Unstrut weiter, und zwar gleich mit einem Paukenschlag. 

Memleben, ein kleiner, eher unbekannter Ort an der Unstrut war ein wichtiges Zentrum im Mittelalter. 

Dort stand eine Kaiserpfalz, von der allerdings weder Überreste noch genaue Lagepläne existieren. Aber zahlreiche Urkunden ottonischer Herrscher wurden dort ausgestellt.

Wo genau lag diese Pfalz? Bis heute ist diese Frage Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Debatten. 

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Bedeutender wurde Memleben, als dort König Heinrich I., erster deutscher König und Vater Ottos des Großen, im Jahre 936 starb. Heinrichs sterbliche Überreste wurden von dort nach Quedlinburg gebracht, wo sein Leichnam in der Stiftskirche St. Servatius beigesetzt ist.

Sein Sohn, Kaiser Otto der Große, starb am selbigen Ort am 7. Mai 973. Vermutlich ahnte Otto seinen bevorstehenden Tod und kehrte deshalb an den Sterbeort seines Vater zurück. So wird es in der Res gestae Saxonicae berichtet, der wichtigsten Quelle der Ottonenzeit, verfasst vom sächsischen Geschichtsschreiber Widukind von Corvey.

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Otto der Große war einer der wichtigsten Herrscher der deutschen Geschichte überhaupt. Thietmar von Merseburg, Bischof von Merseburg und ebenfalls einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber der Ottonenzeit schrieb über ihn: "Seit Karl dem Großen hat auf dem Königsthron kein gleichbedeutender Regent und Schützer unseres Landes gesessen." Am 10. August 955 hatte Otto die Ungarn in der Lechfeldschlacht geschlagen und damit die dauernden Ungarneinfälle in das Reich für alle Zeiten beendet. Danach stieg er auf zum Kaiser, knüpfte an die Kaiserwürde Karls des Großen an und wurde zum Beschützer des christlichen Abendlandes. Sein von ihm begründetes Heiliges Römisches Reich währte bis 1806.

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Nachdem Otto der Große im Memleben verstorben war, wurde sein Leichnam nach Magdeburg gebracht, um dort beigesetzt zu werden. Sein Sarkophag steht heute zentral im Chor des Doms. (Willst du den Sarkophag sehen? Auf der Seite "Vom Wendland bis Ballenstedt" gibt es ein Foto davon. Klick hier.)

Sein Herz aber blieb in Memleben und wurde dort einen Tag nach seinem Tod laut Thietmar von Memleben in der Marienkirche beigesetzt. Diese Marienkirche ist ein weiteres Rätsel, denn ihre genaue Lage ist ebenfalls unbekannt. Es ist aber mit Sicherheit davon auszugehen, dass eine herrschaftliche Pfalz eine Kirche hatte. Diese Kirche müsste dann die Marienkirche gewesen sein.

Die Trennung von Körper und Organen, wie sie bei Otto vorgenommen wurde, gab es ausschließlich bei hohen Adeligen und Geistlichen. Sie ermöglichte eine bessere Konservierung des Leichnams sowie die Möglichkeit, Reliquien eines Toten an unterschiedlichen Orten aufzubewahren: Ottos Körper in Magdeburg, sein Herz in Memleben.

Liegt das Gefäß, in dem das Herz aufbewahrt wurde, immer noch in Memleben? 

Die Suche danach wurde 2023 wieder aufgenommen und Archäologen hoffen auf einen sensationellen Fund. Die gesamte Anlage um die Marienkirche, von der man mittlerweile Teile gefunden hat, ist seit 2017 Gegenstand archäologischer Forschung. Dabei kommt man auch dem unbekannten Ort der Pfalz auf die Spur. 

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Der Sohn Ottos des Großen, Otto II., und dessen Frau Theophanu von Byzanz, gründeten 972 zum Gedenken an den Vater und den Großvater in Memleben ein Benediktinerkloster. Memleben sollte ein Memorialort werden, an dem die Erinnerung an Otto für alle Zeiten lebendig gehalten werden sollte. Es wurde eine gewaltige Kirche gebaut, eine doppelchorige Anlage mit einem dreischiffigen Langhaus von 82 Metern Länge und 41 Metern Breite. Solche Monumentalbauten gab es bis dahin in ganz Mitteldeutschland nicht. Mit Memleben und Magdeburg entstanden solche Bauten erstmalig in dieser Gegend. Inspirationsquelle für Memleben waren die Monumentalbauten in Ravenna und Rom, die Otto II. gesehen hatte, als er seinen Vater nach Italien begleitete. Seine Frau Theophanu kannte aus Byzanz viele prachtvolle Kirchen und Paläste. Ebenso waren der frühere karolingische Kölner Dom sowie die Kirche St. Pantaleon in Köln Inspirationsquellen für die Klosterkirche in Memleben.

Die Abtei an der Unstrut entwickelte sich durch Privilegien schnell zur Reichsabtei, die einzig und allein dem deutschen Kaiser unterstellt war. Nur vier solcher Klöster gab es im deutschen Reich.

Von der ottonischen Klosterkirche sind heute noch Mauerreste erhalten, die ihren Grundriss erkennen lassen. Nebenan stehen noch Seitenwände mit Spitzbögen.

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Eigentlich ist es nicht viel, was man in Memleben zu sehen bekommt.

Wie ein Zentrum im damaligen ostfränkischen Reich sieht es in Memleben nicht aus.

Warum ist dieser einst wichtige Ort in der Bedeutungslosigkeit versunken?

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Während Otto II. und Otto III. das Reichskloster noch mit Gütern und Privilegien überschütteten, macht Heinrich II., Urenkel von Otto dem Großen, einiges davon rückgängig. Memleben verlor seinen Satus als Reichsklosters und wurde Hersfeld unterstellt, Besitz und Güter werden ihm entzogen und dem Bistum Bamberg geschenkt.

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Heute kommen nach Memleben vor allem Schulklassen, die hier einiges über das Leben im mittelalterlichen Kloster lernen, Kräuter aus dem Klostergarten bestimmen und eine karge Klostermahlzeit bekommen, bei deren Verzehr sie kein Wort sprechen dürfen.

Memleben - Sterbeort von Otto dem Großen und Heinrich I.

Schmucke Weinberghäuschen an der Unstrut

Schmucke WEinberghäuschen an der Unstrut
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An der Unstrut befindet man sich im nördlichsten Weinbaugebiet Deutschlands, ja ganz Europas. Von Memleben geht meine Fahrt weiter nach Freyburg an der Unstrut. Ich fahre Richtung Osten, ab Laucha geht es auf die L209 Richtung Weischütz, Zscheiplitz, dann entlang am linken Ufer der Unstrut und bald erreiche ich ca. zwei Kilometer vor Freyburg eine der prominentesten und besten Weinlagen der Region, den Schweigenberg.

Seit ca. 100 Jahren heißt die Lage offiziell "Edelacker". Der Hang gehörte den Brüdern Moritz und Julius Kloss, die zusammen mit ihrem Freund Carl Foerster eine Weinhandlung gründeten, aus der später die zwei Kilometer entfernt gelegene Rotkäppchen-Kellerei hervorging.

Das Charakteristische am Schweigenberg sind die Weinberghäuschen, die auf den Terrassen zwischen den Trockenmauern stehen. Die meisten davon stammen aus dem 17. bis 18. Jahrhhundert und sind so etwas wie ein Wahrzeichen der Region.

Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut
Weinanbaugebiet am Schweigenberg, Weinberghäuschen Unstrut

Die Häuschen betrachtet man am besten vom Fuße des Hangs, dort verläuft die Straße "Schweigenberge". Ganz schön viele Häuschen sind es. Durch relativ kleine Parzellen erinnert der Hang entfernt an eine Schrebergartenanlage mit Lauben. Allerdings wären es ganz besonders edle Lauben, denn sie stammen teilweise aus dem Barock und haben einen hohen kulturgeschichtlichen Wert: Mansardendächer erinnern an winzige Maisons de plaisance, klassizistische Miniaturvillen greifen die Sehnsucht nach dem einfachen Landleben in der Villa rustica auf, Fachwerk und Schlagläden lassen manches Häuschen aussehen wie ein kleines Jagdhaus oder eine romantische Ermitage.

Zum ausschließlichen Aufbewahren von Arbeitsgeräten sind sie fast zu schade. Sie laden geradezu ein, dort kontemplative oder weinselige Stunden zu verbringen.

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Man kann auf dem Freyburger Schweigenberg nicht spazieren gehen. Abgeschlossene Türen in den Trockenmauern am Fuße des Weinbergs 

gewähren keinen Einlass.

Während man an Rhein und Mosel ausgiebige Wandermöglichkeiten 

gewohnt ist, sind die Parzellen auf dem Schweigenberg recht klein, daher führen keine Wege durch das Gebiet.

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Will man sich unbedingt ein bisschen die Füße vertreten, gibt es die Möglichkeit des Schweigenberger Rundwegs. Der beginnt an der Gartenstraße neben der Rotkäppchen-Sektkellerei und führt oberhalb vom Weinberg entlang. 

Die Rotkäppchen-Sektkellerei

Die Rotkäppchen-Sektkellerei
Freyburg Unstrut, Rotkäppchen- Sektkellerei

Die Sektkellerei Rotkäppchen ist einer der DDR-Betriebe, die sich nach der Wende behaupten konnten und so erfolgreich wurden, dass sie den westdeutschen Sekthersteller Mumm kaufte.

Die Weinmenge, die an Saale und Unstrut produziert wird, reicht für die Sektherstellung nicht aus. Zusätzlicher Wein muss aus den größeren westdeutschen Weinbaugebieten importiert werden.

Nachdem Kloss und Foerster die Kellerei 1856 gegründet hatten, wurde ihr Schaumwein schnell zum Spitzenprodukt. Er wurde zur Zeit des Kaiserreichs in vielen Offizierskasinos getrunken und unter dem Namen "Monopol" vermarktet. Ein verlorener Markenrechtsstreit gegen einen französischen Konkurrenten selbigen Namens machte eine Umbenennung notwendig. Was die Freyburger allerdings beibehielten, war das zweite Markenzeichen des französischen Schaumweins, der rote Kopf der Flasche. Daraus wurde der bis heute gültige Name "Rotkäppchen" abgeleitet

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Die Architektur der Kellerei ist sehenswert. Die Gebäude an der Sektkellereistraße und Gartenstraße sind Industriedenkmale und spiegeln den Geist der Belle Epoque wider. Besonders sehenswert ist das riesige, aus 25 Eichen geschnitzte Fass im 1896 gebauten Domkeller, mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern.

Freyburg Unstrut, Rotkäppchen- Sektkellerei

Zum Weinbau an Saale und Unstrut

Zum Weinbau an Saale und Unstrut

Der Weinbau in dieser Region geht zurück bis in die Zeit der Ottonen vor circa tausend Jahren. Erste Erwähnungen zu diesem Thema finden sich in 

Schenkungsurkunden von Kaiser Otto III., Sohn von Otto II. Die Weinberge wurden damals von Zisterziensermönchen des 1137 gegründeten Kloster Pforta angelegt. Der älteste bis heute erwähnte Weinberg der Region ist der Pfortenser Köppelberg in Schulpforta aus dem 12. Jahrhhundert.

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Die Weinwirtschaft in der Region erlebte immer wieder handfeste Krisenzeiten. Im 19. Jahrhhundert setzte die Reblaus den Stöcken zu und die Region wurde zum ersten Reblausseuchengebiet Deutschlands erklärt. Während der DDR wurden die Weinberge verstaatlicht und die Regierung forderte zur besseren Vermarktung, den Weinen Restsüße beizufügen und sie zu verschneiden, was die Winzer aber ablehnten. Eine weitere Krise war der Eiswinter 1986/87, als 40 Prozent aller Rebstöcke erfroren. Da es in der DDR kaum Weinreben zu kaufen gab, brachten Winzer von Reisen mit, was sie woanders finden konnten. Deshalb stehen heute noch rund 30 Sorten in den Weinbergen, darunter viele exotische, die häufigste ist der Müller-Thurgau, gefolgt vom Weißburgunder. 

Freyburg

Freyburg an der Unstrut
Freyburg, Unstrut, Evangelische Stadtkirche St. Marien
 Freyburg Unstrut, Schützenstraße, Weinberg
Freyburg Unstrut Künstlerkeller
Freyburg Unstrut Künstlerkeller
Freyburg Unstrut, Evangelische Stadtkirche St. Marien
Markt Freyburg (Unstrut)

Frisch Fromm Fröhlich Frei

Frisch Fromm Fröhlic Frei Turnvater Jahn

Turnvater Jahn (1778-1852)

Freyburg Altstadt mit Turnerkreuz

Oben ist das Turnerkreuz zu sehen, die vier F stehen für den Turnerwahlspruch "Frisch, From, Fröhlich, Frei"

Bürger von Freyberg, war der in Lanz an der Elbe geborene Friedrich Ludwig Jahn. Seine Gymnasialzeit verbrachte er in Salzwedel.

Er ist der Begründer der deutschen Turnerbewegung und erfand etliche Turngeräte, die bis heute in der olympischen Sportart Geräteturnen Verwendung finden, den Barren, das Reck und das Pferd.

Sein Schaffen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fiel in die Zeit napoleonischer Kriege und war stark geprägt von nationalistischen, anti-französischen Gedanken. 

Zugleich war er ein Anhänger der Idee eines Nationalstaates, Forderung nach gleichen Rechten für alle Bürger und Aufstiegschancen für Kinder aus niederen Ständen. Dem stand die Vielstaaterei und die Ständegesellschaft in deutschen Landen entgegen. 

Die Turnbewegung sollte die Bevölkerung stärken gegen Feinde, vor allem die Franzosen und die deutschen Fürsten.

Grundlage dieser Bewegung war der Idealismus von Johann Gottlieb Fichte, der in seinen Vorlesungen auf seine Studenten sittlich im umfassenden Sinne einwirken wollte: „Gesundheit der Seele – Gesundheit des Körpers – das ist die ausschließende Bedingung aller geistigen Entwicklung; aber es ist auch blos die Bedingung; die vorhandene Anlage muß gebraucht werden durch Selbstthätigkeit.“ 

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Nachdem Napoleon besiegt worden war und der Wiener Kongress Europa neu ordnete, war Jahn von den Ergebnissen des Kongresses enttäuscht. Nur die Befreiung von Frankreich war erreicht worden, aber weder die Einheit der Nation noch der egalitäre Volksstaat.

Was die innerstaatlichen Angelegenheiten betraf, waren die Beschlüsse des Kongresses von Skepsis gegenüber liberalen, nationalen und revolutionären Ideen geprägt. Der beim Kongress gegründete Deutsche Bund festigte die monarchischen Verhältnisse und unterdrückte nationale, liberale Bewegungen. Die daraufhin folgenden Karlsbader Beschlüsse, die die Gegner dieses Deutschen Bundes überwachen und unterdrücken sollten, trafen Friedrich Ludwig Jahn hart. Ein Turnverbot wurde erlassen und Friedrich Ludwig Jahn kam für fünf Jahre ins Gefängnis. Nachdem er 1825 in die Freiheit entlassen wurde, zog er nach Freyburg, wo er unter Polizeiaufsicht lebte. 1840 erfolgte die Rehabilitierung, die Polizeiaufsicht wurde aufgehoben, das Turnen wurde wieder erlaubt, Turnvereine waren wieder legal. 1848 zog Jahn ins Parlament der Frankfurter Paulskirche ein und plädierte für ein preußisches Erbkaisertum. Für die zunehmend demokratischer werdende Turnerbewegung hatte er kein Verständnis und wandte sich von ihr ab.

Zusammengefasst war das Turnen von der Politik nicht zu trennen. Wer turnte, hatte eine politische Gesinnung.

In Freyburg gibt es mehrere Orte, die an Turnvater Jahn erinnern, das Wohnhaus, die Erinnerungsturnhalle und die Friedrich-Ludwig-Jahns Ehrenhalle.

Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnhalle

Die Erinnerungsturnhalle - Anfang der 1890er Jahre entstand die Idee zum Bau dieser Erinnerungsturnhalle mit dem Vorbau und der Bronzebüste von Jahn an der Giebelseite der Halle.

Die Neuenburg -

ein Symbol thüringischer Geschichte

Die Neuenburg - ein Symbol Thüringer Geschichte
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Oberhalb von Freyburg liegt die Neuenburg, das Wahrzeichen der Stadt. Um 1200 war diese Burg die größte und bedeutendste im Land. Auf ihr vollendete der Dichter Heinrich van Veldeke das erste höfische Versepos in mittelhochdeutscher Sprache, seinen Roman "Eneas", die Heilige Elisabeth von Thüringen verbrachte hier ebenso ihre Zeit wie Kaiser Barbarossa. 

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Gebaut wurde die Burg von Ludwig dem Springer aus dem Hause der Ludowinger, ein Herrscher, von dem man wenig weiß, der aber nicht unbedeutend ist für die thüringische Geschichte.

Er ist der Sohn von Graf Ludwig dem Bärtigen, welcher 1040 ein relativ kleines Rodungslehen im nördlichen Thüringer Walde vom Mainzer Bischof erhalten hatte, dort die heute verfallene Schauenburg bei Friedrichroda als Stammsitz der Thüringer errichtete und damit den Grundstock legte für die Landgrafschaft Thüringen und den Aufstieg der Ludowinger, dem Herrschergeschlecht Thüringens.

Sein Sohn Ludwig der Springer vergrößerte das Territorium nach Norden ins Thüringer Becken und nach Osten um die Pfalzgrafschaft Sachsen, die nördlich der Unstrut und westlich der Saale liegt. Diese Pfalzgrafschaft bekam er, indem er den Pfalzgrafen Friedrich III. eigenhändig erstach und dessen Frau Adelheid um 1085 heiratete. Auf dem Territorium dieser durch Mord und Heirat erworbenen Pfalzgrafschaft Sachsen liegt heute die Neuenburg. Vielleicht aus Sühne für diese Tat gründete Ludwig das Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda, das Hauskloster und die Grablege der Ludowinger.

 

Ludwig errichtete ferner zwei Burgen an den Rändern seines wachsenden Herrschaftsbereichs als Eckpfeiler des Territoriums, im Westen die Wartburg am Nordrand des Thüringer Waldes, deren Grundstein 1067 gelegt wurde, im Osten die Neuenburg auf einem Sporn oberhalb der Unstrut, mit deren Bau unmittelbar nach der Hochzeit mit Adelheid begonnen wurde.

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Der Sporn über der Unstrut bot ein größeres Gelände als der Grund für die Wartburg im Thüringer Wald, so dass die Neuenburg deutlich größer wurde. Prominenter ist zweifelsohne die Wartburg, allein schon durch den Mythos um den Sängerkrieg und als Refugium für Martin Luther.

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Thüringen wuchs weiter durch geschickte Heiratspolitik. Der Sohn Ludwigs des Springers heiratete die Tochter des hessischen Grafen Giro IV. wodurch umfangreicher Besitz in Ober- und Mittelhessen hinzukam. Besonders das dazugehörige Marburg und sein Umland wurden später wichtig, als Elisabeth von Thüringen Marburg zugesprochen bekam. Dazu später mehr.

 

Außerdem bekam Ludwig I. 1131 das erbliche Amt des Landgrafen zugesprochen, ein mit Herzögen ranggleiches Amt, womit er nur noch dem König unterstellt war, eine entsprechend herausragende Position in der Reichspolitik hatte und als Lehnsherr fungieren konnte.

​Der mit dem Amt verbundene Aufstieg bot neue Möglichkeiten in der Heiratspolitik. Ludwig II. heiratete in die mächtige Familie der Staufer. Ludwig III. wurde mit der Pfalzgrafschaft Sachsen belehnt. Kurz: Es ging in diesen Jahren steil aufwärts.

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Als Ludwig III. bei einem Kreuzzug starb, übernahm sein Bruder Hermann I. die Regentschaft als Langgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen und regierte ein Gebiet von der Lahn und Sieg bis zur Saale, von der Werra bis an die Helme. Das Territorium war zwar nicht geschlossen, durchzog aber das gesamte mitteldeutsche Gebiet.

​Der Thüringer Hof als Mäzen mittelhochdeutscher Dichtung

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Unter Hermann I. erlebte Thüringen eine Blütezeit in der Literatur. Der Landgraf wurde zum Begründer des Mäzenatentums für Minnesang und epische, mittelhochdeutsche Versepik. Unter seiner Herrschaft wurde der Thüringer Hof zu einem der bedeutendsten Zentren des kulturellen Lebens im Mittelalter. 

Seine Erziehung genoss Hermann am französischen Hof bei dem Kapetiner Ludwig VI. Durch die Aufenthalte in Paris war er mit französischer Literatur in Berührung gekommen, deren Überarbeitung ins Deutsche er später förderte. So entstand in Thüringen unter anderem das erste höfische Versepos in mittelhochdeutscher Sprache, "Eneas" von Heinrich von Veldeke, ebenso "Willehalm" von Wolfram von Eschenbach, Teile des "Parzival" sowie das "Liet von Trolle" von Herbort von Fritzlar. Neben diesen Minnesängern lebte auch Walther von der Vogelweide eine Zeit lang am Thüringer Hof.

Unter Hermann wurde die Wartburg bei Eisenach zum Hauptsitz der Ludowinger. Es war eine Blütezeit und der Thüringer Hof galt als kultiviert.

Der Thüringer Hof als Mäzen mittelhochdeutscher Dichtung
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Heinrich von Veldeke

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Wolfram von Eschenbach

Walther von der Vogelweide

Die obigen Miniaturen stammen aus der Manessischen Liederhandschrift, auch Große Heidelberger Handschrift genannt. Sie ist die umfangreichste und bedeutendste Sammlung mittelalterlicher deutscher Lyrik, wurde um 1300 in Zurich erstellt und wird heute aufbewahrt in der Heidelberger Universitätsbibliothek.

​Obwohl allgemein anerkannt ist, dass der legendäre Sängerkrieg1203 auf der Wartburg stattfand, nennen die ältesten Berichte über dieses Spektakel keinen Ort. Die Wartburg als Ort festzulegen, ist eine Erfindung späterer Geschichtsschreibung sowie von Richard Wagner. Vielleicht hat der Sängerkrieg auf der Neuenburg stattgefunden, denn es scheint gesichert zu sein, dass das Epos "Eneas" von Heinrich van Veldeke auf der Neuenburg entstand. 

Am Sängerkrieg nahmen unter anderem Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Heinrich von Ofterdingen und Reinmar von Zweter teil.

Grabplatte Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, Neuenburg, Unstrut, Sachsen-Anhalt

Ludwig IV. von Thüringen, Replik der Grabplatte in der Neuenburg

Das Original befindet sich seit 1952 in der Eisenacher Georgenkirche. Ursprünglich stammt die Tafel aus dem Kloster Reinhardsbrunn in der Nähe des Thüringischen Stammsitzes Schauenburg bei Friedrichsroda. Sowohl die Schauenburg als auch Kloster Reinhardsbrunn existieren nicht mehr. Die Burg wurde schon im 13. Jahrhundert zerstört, aber zu diesem Zeitpunkt residierten die Thüringer sowieso schon auf der Wartburg. Das Kloster wurde in den Bauernkriegen zerstört. Auf dessen Grundmauern errichteten die Herzöge von Sachsen, Coburg und Gotha im 19. Jahrhhundert ein Jagdschloss, das bis heute eine bewegte Geschichte hat.

Nach Hermann I. folgte als Landgraf sein Sohn Ludwig IV., der weniger literarisch interessiert war, sondern sich eher für biblische Texte interessierte. Das Mäzenatentum schlief langsam ein. Politisch war die Zeit unter Ludwig IV. eine dauerhafte Friedenszeit, bei der es nur kleinere Fehden gab zwischen ihm und dem Erzstift Mainz oder den alteingesessenen Grafen von Orlamünde, mit denen Ludwig ständig im Clinch lag. Außerdem war Ludwig an der Erweiterung seines Territoriums nach Osten interessiert, besonders an der Mark Meißen und der Oberlausitz. Im schwebte eine Verbindung der Ludowinger und Wettiner vor. 

Wichtig ist, dass er mit Elisabeth von Thüringen verheiratet war. Dazu gleich mehr.

1247, nachdem Heinrich Raspe IV. der letzte Ludowinger ohne Erben gestorben war, war das Ende der mächtigen Landgrafschaft Thüringen gekommen. Während sich noch Ludwig IV. anschickte, Thüringen nach Osten auszudehnen, wendete sich jetzt das Blatt und die Landgrafschaft wurde zum begehrten Objekt für den Osten. Ludwigs Mündel, der Markgraf von Meißen, auf der einen Seite und seine und Elisabeths Tochter Sophia, Herzogin von Brabant, auf der anderen Seite, lieferten sich einen unerbittlichen Kampf auf thüringischem Boden mit dem Ergebnis, dass Hessen als eigene Landgrafschaft unter brabantischer Leitung abgespalten wurde und Thüringen unter die Herrschaft der Wettiner kam.  

Neuenburg Unstrut, Sachsen-Anhalt

Mit dem Aussterben der Ludowinger fiel die Neuenburg an die Wettiner und nach der Leipziger Teilung an den albertinischen Teil der Wettiner-Dynastie. Richtig gebraucht wurde die Burg aber nicht mehr, bis August der Starke sie Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem Jagdschloss machte, als welches sie für ca. 100 Jahre diente. Im 19. Jahrhundert, die Neuenburg gehörte auf Beschluss des Wiener Kongresses mittlerweile zu Preußen, wurde sie ein beliebtes Ausflugsziel, vermutlich im Rahmen des allgemeinen Mittelalterkults in dieser Zeit1934 wurde die 

Obergauführerinnenschule im Schloss sowie ein Museum eingeweiht.

Nach der deutsch-deutschen Teilung verfiel die Burg zusehends. Ab 1970 wurde der Museumsbetrieb komplett eingestellt, die Burg geschlossen, von Blicken abgeschottet hinter Zäunen, Stacheldraht und Verbotsschildern. Jahrzehntelang wusste niemand, was sich dort oben verbarg. Nach der Wende gründete sich sofort eine Bürgerinitiative, die sich der Rettung der schwer angeschlagenen Burg, in die mittlerweile der Schwamm eingedrungen war, annahm. Die erste Begehung der Burg nach der Wende muss für die Bürger Freyburgs deprimierend gewesen sein. Teilweise hat es ihnen die Tränen in die Augen getrieben, als sie den Zustand der jahrelang abgeschotteten Burg sahen. Seitdem wird sie mit Fördergeldern, Spenden und dem Engagement von Firmen wie Privatpersonen restauriert.

 Neuenburg Unstrut, Sachsen-Anhalt
Kapelle Neuenburg Unstrut, Sachsen-Anhalt
Kapelle Neuenburg, Freyburg Unstrut
Neuenburg, Freyburg, Unstruttal
Elisabeth von Thüringen

Elisabeth von Thüringen

 

Die Heilige Elisabeth von Thüringen, Landespatronin von Thüringen und Hessen, die zeitweise auf der Neuenburg weilte, gilt als Sinnbild der Nächstenliebe. 

Sie entstammte einer einflussreichen Familie, ihr Vater war der ungarische König Andreas II., ihre Mutter, Gertrud von Andechs, hatte sieben Geschwister, die alle hohe Ämter in der Kirche inne hatten oder einflussreich heirateten. Die Familie war verzweigt von Franken bis an die Adria und geheiratet wurde bis nach Aragon. Elisabeths Tante, Hedwig von Andechs, wurde ebenso heilig gesprochen wie Elisabeths Nichte, Elisabeth von Portugal, die aus der Ehe ihrer Schwester nach Aragon hervorging. Ihr Bruder wurde ungarischer König und eine weitere Schwester heiratetet den Zaren von Bulgarien.

 

Schon als Kind wurde Elisabeth dem Landgrafen Hermann I. versprochen, jenem Mäzen der mittelhochdeutschen Literatur. 

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Hermann I. wurde 1155 geboren, Elisabeth 1207. Er war also zum Zeitpunkt ihrer Geburt bereits 52 Jahre alt und verstarb 1217, noch bevor Elisabeth ins heiratsfähige Alter kam. Daher heiratete sie nicht ihn, sondern seinen Sohn, den 1200 geborenen Ludwig IV. Die Ehe zwischen beiden wird in den Quellen ausnahmslos als glücklich bezeichnet. Sie hatten geheiratet, als er 17, sie 14 Jahre alt waren, zuvor waren sie schon wie Bruder und Schwester aufgewachsen, da Elisabeth schon als vierjähriges Kind an den Thüringer Hof gekommen war, um dort, wohin sie heiraten sollte, auch erzogen zu werden, so wie es damals Sitte war.

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Als Elisabeth älter wurde, tat sie sich schwer mit dem höfischen Leben. Der aufwendige Lebensstil des Adels entsprach nicht dem, was das Evangelium sie lehrte. In dieser Zeit entwickelte sich im Abendland eine generelle Armutsbewegung, in deren Zeitraum auch die Gründung von Orden fiel, die sich der Armut, Keuschheit und dem Gehorsam verschrieben hatten. Diese Vorstellungen fielen bei Elisabeth auf fruchtbaren Boden. Sie erkannte, dass der höfische Luxus von den Armen abgeschöpft wurde, die deswegen hungern mussten. Ihr stand der Sinn nach Entsagung, Aufopferung und Hilfe für die Armen und sie begann Getreide und Brot zu verschenken, um die Not der Armen zu lindern. Anfangs trug Elisabeth unter ihrer kostbaren Kleidung ein Büßergewand, aber mehr und mehr verschenkte sie ihre Kleidung und ihren Schmuck. Sie ging barfuß in die Kirche und trug grobe, einfache Gewänder. Das alles stand im Widerspruch zu ihren Verpflichtungen als Landgräfin.

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Ihr Ehemann Ludwig IV. ließ sie tun, was sie für richtig hielt. Er verteidigt sie und war ein Dämpfer zwischen Elisabeth und den Hofbeamten, dem heimischen Adel und den Verwandten, die Elisabeths Handeln nicht akzeptierten. Ludwig hatte gelobt am Fünften Kreuzzug teilzunehmen, bekam bei dieser Reise Fieber und starb. Sein Nachfolger wurde sein Bruder, Heinrich Raspe, der Elisabeth für nicht zurechnungsfähig hielt. Elisabeth verließ daraufhin die Wartburg und lebte eine zeitlang in einem Schweinestall. Bald trat Elisabeth in den Orden der Franziskaner ein, gewann einen Teil ihrer Witwengüter zurück und gründete damit in Marburg das Franziskus-Hospital.

Elisabeth starb 1231 im Alter von nur 24 Jahren. 

Der Inquisitor Konrad von Marburg und ihr Schwager Konrad von Thüringen bemühten sich schon bald um ihre Heiligsprechung, die 1235, nur vier Jahre nach ihrem Tod erfolgte. Daraufhin wurde mit dem Bau der frühgotischen Elisabethkirche in Marburg begonnen.

Elisabeth ist eine der populärsten Heiligen, weshalb ihre Reliquien über die ganze Welt verstreut sind. Im Schreinreliquiar in der Marburger Elisabethkirche gibt es keine Gebeine, da Philipp I. von Hessen sie entfernen ließ, um den Reliquienkult zu unterbinden, nachdem er zum Protestantismus übergetreten war.

Das Franziskus-Hospital wurde abgerissen, als die Kirche gebaut wurde. Unter der Nordkonche liegen die Überreste von Elisabeths und Konrads Hospital. Der Deutschorden baute ein neues Spital, das Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls abgerissen wurde. Übrig geblieben davon ist nur eine Ruine der Franziskuskapelle. 

Naumburger Dom, Lesepult

Die älteste Darstellung der heiligen Elisabeth als Steinskulptur, zu sehen in der Elisabethkapelle des Naumburger Doms

Der Herzogliche Weinberg

barockes Fotomotiv

Der Herzogliche Weinberg - barockes Fotomotov
Herzöglicher Weinberg Freyburg, Weinberghäuschen Unstrut

Nach so viel thüringischer Geschichte auf der Neuenburg führt mich mein Weg durch den Eselsgraben vom Berg hinunter zum Herzoglichen Weinberg, der unterhalb der Festung an der Mühlstraße am Ortsausgang von Freyburg liegt. Dieser Weinberg ist eine historische Rebanlage, ein barocker Weinberg mit bis zu 85 Jahre alten Rebstöcken. Der Hang wurde 1774 durch den kursächsischen Steuereinnehmer Gottlieb Barthel angelegt, der auch das malerische Rokokohäuschen mit passendem Interieur errichten ließ, das so pittoresk in die Umgebung gesetzt ist, dass es zur Ikone, zum Fotomotiv dieser Region wurde und in vielen Deutschlandkalendern auftauchtSeit fast 200 Jahren steht es dort in unverändertem Ambiente.

Herzöglicher Weinberg Freyburg, Weinberghäuschen Unstrut

Rokoko-Weinberghäuschen im Herzoglichen Weinberg in Freyburg. Innen mit Rokoko-Interieur.

Jeden ersten Donnerstag im Monat findet von 17-21 Uhr am Fuß des Bergs ein After-Work-Weinausschank der Winzervereinigung Freyburg statt (Stand 2022). Neben Wein gibt es dort auch kleine winzertypische Brotzeiten. Es ist einiges los.

Ich nehme mir ein Glas Weißburgunder, steige die Stufen in den Weinberg hinauf, suche mir ein gemütliches Plätzen auf einer Trockenmauer und lasse den Abend mit Blick in das Unstruttal ausklingen.

Max Klingers Weinberg

Max Klingers Weinberg

Am nächsten Morgen geht es weiter entlang der Unstrut bis nach Großjena, einem Ortsteil von Naumburg, der 1994 eingemeindet wurde. Die Uferstraße trägt hier den klangvollen Namen Blütengrund. 

Weinbergcafé Unstrut

Bald erreiche ich den Weinberg des Leipziger Künstlers Max Klinger, der diesen 1903 erwarb. Er richtete sich im dazugehörigen Weinberghaus ein Atelier ein, in dem er Radierungen anfertigte. 1909 ließ er das dazugehörige obere Weinberghaus zu einem Wohnhaus ausbauen, das er ab 1911 mit seiner Lebensgefährtin Elsa Asenijeff bewohnte. Heute gibt es dort eine Ausstellung über das Leben des Künstlers mit einigen seiner Werke. Klinger starb dort und wurde auf eigenen Wunsch in seinem Weinberg neben seiner späteren Frau Gertrud Bock beigesetzt. 

Nebenan gibt es eine Straußwirtschaft mit schönem Blick über das Unstrut-Tal bis nach Naumburg und seinem Dom.

Max-Klinger-Weinberg, Unstrut, Weinberghäuschen

Max-Klinger-Weinberg. Dort hatte der Jugendstil-Künstler ein Weinberghäuschen, das er als Atelier nutzte. Heute gibt es dort eine Straußwirtschaft, von der man Naumburg und den Dom in der Ferne sehen kann.

Weinberg Café, Max-Klinger-Weinberg, Unstrut
Max-Klinger-Weinberg, Unstrut, Weinberghäuschen

Das Radierhäuschen - ein Weinberghaus, das Max Klinger zu einem Atelier umbaute, in dem er Radierungen gestaltete.

Grab von Max Klinger und seiner Frau Gertrud Bock

Am Grab von Max Klinger und seiner Frau Gertrud Bock. Die Stelen hat Klinger gestaltet.

Büste Friedrich Nietzsche, Max-Klinger-Haus, Naumburg

Max Klinger: Entwurf für eine Büste von Friedrich Nietzsche

Weiter geht die Fahrt bis zur Mündung der Unstrut in die Saale. Dort führt eine Kabelfähre über die Saale, ab und zu kommen Schlauchboote mit Gruppen oder Familien vorbei, die eine Saale-Paddeltour machen und 

im benachbarten Weinberg gibt es hübsche Weinlokale wie Santa Harita oder Sillys Straußwirtschaft. 

Weinberghäuschen Unstrut

Sillys Straußwirtschaft an der Blütengrundfähre, in direkter Nähe der Unstrut-Mündung in die Saale.

Schlauchbootfahrt auf der Saale
Ferienhaus Schneckenhäuschen, Unstrut

Das Schneckenhaus, ein Ferienhaus, an der Unstrut am Fuß des Weinbergs

Naumburg

Naumburg
Naumburg Saale, Markt
Naumburg Saale, Markt
Naumburg Saale, Evangelische Kiche St. Wenzel
Nietzsche Denkmal, Naumburg, Holzmarkt

Der Naumburger Dom

Der Naumburger Dom
Naumburger Dom, Naumburg Saale

Ekkehard I., Markgraf von Meißen, hatte um 1000 die Burg Naumburg am rechten Ufer der Saale errichten lassen, um die Ostgrenze des Reichs zu sichern.

Seine Söhne, die Brüder Ekkehard II. und Hermann, Markgrafen von Meißen gründeten eine kleine Stiftskirche, den Vorgängerbau des heutigen Doms. Sie drängten König Konrad II. zur Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg, was 1028 von Papst Johannes XIX. genehmigt wurde.

 

Im frühen 13. Jahrhundert wurde der Neubau der Kathedrale für das Bistum Naumburg begonnen. In Folge der Reformation wurde das Bistum aufgelöst, seitdem ist der Dom evangelisch.

Er ist eine Stiftskirche und wie überall, wo sich Stifter einbrachten, um ihr Seelenheil zu sichern, ließen sie sich in den Kunstwerken verewigen, so wie auch hier im Dom als Wandfiguren im Westchor. Und genau dort ist der Grund, warum der Naumburger Dom Weltkulturerbe geworden ist.

Das Ungewöhnliche bei den Figuren im Westchor ist, dass die Stifter hier nicht als kleine Staffagefiguren am Rand auftauchen, wie es normalerweise üblich war, sondern an hervorgehobenen, prominenten Stellen stehen, dort, wo normalerweise die Heiligen zu sehen sind. 

Insgesamt sind im Westchor zwölf Stifterfiguren dargestellt, die alle dem damaligen Hochadel entstammten, acht Männer und vier Frauen.

Besonders auffällig und bekannt ist Reglindis, eine polnische Adelige, deren ausgelassenes Lächeln eher befremdet, da eine solch kesse Mimik bei Gewändestatuen in Kirchen normalerweise nicht zu finden ist. Reglindis war durch Heirat Markgräfin vom Meißen geworden. Ihr Mann, der Markgraf Hermann steht neben ihr.

Noch bekannter von den Figuren ist Uta, eine Grafentochter aus Ballenstedt, also eine Askanierin, die mit ihrem sensibel verletzlichen Blick eine besondere Prominenz erlangte und von Umberto Eco als schönste Frau des Mittelalters bezeichnet wurde. Auch sie steht neben ihrem Mann, dem Markgrafen der Lausitz und Meißen. Uta soll übrigens das Vorbild für die böse Stiefmutter aus Walt Disneys Trickfilm "Schneewittchen" sein. Klingt als Legende nicht schlecht, aber eine Ähnlichkeit zwischen Uta und der Stiefmutter ist schwer erkennbar. Weil aber diese Anekdote an das Vorwissen der meisten heutigen Besucher anknüpft, nämlich an Walt Disney, wird sie weitergegeben, bekommt langsam eine eigene Dynamik und bleibt vielleicht als wichtigste Information in den Köpfen der Leute hängen. 

Naumburger Dom, Naumburg Saale, Uta und Ekkehard II.

Der Schöpfer dieser Wandfiguren war ein Bildhauer, dessen Identität unbekannt ist, so dass man ihm den Notnamen "Naumburger Meister" gab. Niemand weiß, wer er war, aber sein Vermächtnis überlebte die Jahrhunderte und seine bildhauerischen Fähigkeiten begründen den Weltkulturerbestatus des Doms.

Bevor der Bildhauer und Architekt mit seiner Werkstatt nach Naumburg kam, hatte er an der Kathedrale von Reims gearbeitet und dort sein Wissen erworben. In der Zeit der Frühgotik führten Entwicklungen in Theologie, Philosophie, Wissenschaft und Technik zu einem erweiterten Schöpfungs-begriff, zu den Anfängen eines empirischen Wissenschaftsverständnisses und einer neuen Sichtweise auf die Natur. Das schlug sich auch in der naturnahen Darstellung von Figuren sowie in einer naturalistischen Abbildung der Dinge nieder. Bei den Figuren spielte der Zusammenhang von Physiognomie und Physiognomik eine bedeutende Rolle. Man interessierte sich für den Charakter des dargestellten Menschen und wollte dies in in der Steinfigur wiedergeben.

Bevor der Naumburger Meister nach Naumburg kam, berief ihn der Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein nach Mainz, wo er den Lettner am Martinschor von 1239 errichtete. Der wurde im 17. Jahrhhundert abgerissen, aber zahlreiche Fragmente sind erhalten und heute im Dom- und Diözesanmuseum in Mainz zu sehen. Der Mainzer Lettner wurde Vorbild für weitere ähnliche Anlagen, so z.B. in Gelnhausen. 

Von dort zog der Meister mit seiner Werkstatt weiter nach Naumburg, wo er sein Hauptwerk schuf. Im Dom hat er nicht nur die Stifterfiguren geschaffen, sondern auch den gesamten gotischen Westchor, an dessen Innenwänden sie aufgestellt sind.

Auch der Westlettner, der den Westchor vom Langhaus trennt, stammt von ihm. Dieses Werk zeichnet sich besonders durch die Passionsreliefs aus. Diese Arbeiten zählen zu den bedeutendsten sakralen Ensembles der Mitte des 13. Jahrhunderts in Europa. 

Die dargestellten Figuren sind naturnah, individuell und emotional dargestellt, was in dieser Zeit ein Novum war und den allmählich näher kommenden Beginn der Neuzeit anklingen lässt.

Naumburger Dom, Naumburg Saale

Unterhalb des Passionsreliefs wurden die Kapitelle der Säulen mit Blattwerk versehen, das so naturalistisch gestaltet ist, dass Pflanzenkenner anhand der Blätter die Pflanzen bestimmen können und Weinkenner die Rebsorten anhand des Weinlaubs identifizieren können.

Naumburger Dom, Naumburg Saale

Auch im Chorgestühl beeindrucken die Blätter an den Kapitellen der Säulen.

Naumburger Dom, Naumburg Saale
Naumburger Dom, Naumburg Saale

Gegenüber vom Westlettner liegt der Ostlettner, hinter dem der Ostchor liegt.

Naumburger Dom, Naumburg Saale

Im Ostchor liegen Faksimiles von Chorbüchern, auf Lesepulten zwischen dem Chorgestühl, deren Originale im Domschatzgewölbe aufbewahrt werden. Acht Bücher gibt es im Naumburger Dom, sie wiegen 45 Kilo bei Maßen von 81 x 63 Zentimetern und zählen damit zu den größten mittelalterlichen Kodizes. Sie beinhalten liturgische Texte sowie gregorianische Choräle, die in Form von Neumen, einer frühen Notation von Melodien, aufgezeichnet sind. Sie wurden bis 1874 für die Liturgie benutzt. 

Die Lesepulte stammen aus dem 16. Jahrhhundert.

Von außen zeigt der Westchor ebenfalls, dass der Naumburger Meister zuvor in Reims und Noyons tätig war.

Naumburger Dom, Naumburg Saale

Der Westchor wird von zwei Türmen flankiert. Der nordwestliche Turm, den man auf der Mittelsenkrechten des Bildes sieht, hat einen massiven, romanischen Sockel auf quadratischem Grundriss, darüber ragt ein dreigeschossiger Turm auf, der mit einem Helmdach abgeschlossen wird. Das erste Geschoss über dem quaderartige romanischen Sockel stammt aus der Frühgotik. An jeder Ecke dieses Geschosses ist ein 7/8 Polygon angebaut, das wie ein Baldachin auf schmalen Rundsäulen aufliegt. Diese baldachiartigen Polygone gibt es auch an den Türmen der Kathedralen von Reims und Noyons. 

Nach der Errichtung dieses frühgotischen Geschosses zog der Meister weiter nach Meißen, wo er ab 1260 die Stifter- und Patronatsfiguren gestaltete. Die Türme des Naumburger Doms blieben unvollendet. Das zweite und dritte Geschoss wurde im 15. Jahrhundert ergänzt, der komplette Südwestturm sogar erst im 19. Jahrhhundert. 

Kirchenfenster Naumburger Dom mit Elisabeth von Thüringen

Schulpforta

Schulpforta
Schulpforta, Landesschule Pforta, Naumburg Saale
Gedenktafeln Schüler von Pforta
Schulpforta, Landesschule Pforta, Naumburg Saale
Schulpforta, Landesschule Pforta, Naumburg Saale
Schulpforta, Landesschule Pforta, Naumburg Saale
Schulpforta, Landesschule Pforta, Naumburg Saale

Pfalz Tileda

Pfalz Tileda
Pfalz Tileda, Kelbra Kyffhäuser
Pfalz Tileda, Kelbra Kyffhäuser
Pfalz Tileda, Kelbra Kyffhäuser
Pfalz Tileda, Kelbra Kyffhäuser
Elfenbeinrelief Hochzeit Theophanu und Otto II.

Kyffhäuser - Barbarossas Berg

Kyffhäuser - Barbarossas Berg
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Barbarossa Kyffhäuser Thüringen
Kyffhäuser Thüringen
Kyffhäuser Denkmal Thüringen
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