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REISEEINDRÜCKE FÜR KUNST- UND GESCHICHTSINTERESSIERTE
Bergisches Land und Wuppertal
Passend gekleidet für Ausflüge ins Bergische Land: Grün und Schwarz
BERGISCHES LAND
Historisches - über das Haus von Berg, seine Residenzen und Territorien
Schloss Burg und Altenberger Dom - wo alles begann
Die Schlacht von Worringen und der Aufstieg Düsseldorfs
Bergischer Barock und malerische Altstädte
Solingen Gräfrath - Bergisches Kleinstadtidyll
Hammer und Schleifkotten - stille Täler und Frühindustrialisierung
Delling - Landpartie auf den Höhen
Beyenburg - Herbergsort an der Außengrenze des Bergischen Landes
Graf Engelbert von Berg - ein brutaler Mord und eine grausame Hinrichtung
Das Niederbergische - wo man Alt trinkt und eine "Schweiz" findet
Das Bergische Land liegt in Nordrhein-Westfalen auf der rechtsrheinischen Seite, östlich von Köln und Düsseldorf, südlich der Ruhr und nördlich der Sieg.
Der größte Teil der Gegend ist bergig. Ihren Namen erhielt die Region aber nicht wegen der Topographie, sondern von ihren Territorialherren, den Grafen von Berg.
Diese Familie von Berg bildete teilweise bei meinen Ausflügen durchs Bergische Land einen roten Faden, da man immer wieder auf ihre Spuren stößt, so zum Beispiel bei den beiden beliebtesten Ausflugszielen der Region, dem Altenberger Dom und Schloss Burg. Genau dort beginne ich meine Tour.
Der Altenberger Dom in Odenthal
Schloss Burg an der Wupper in Solingen
11. und 12. Jh. - Das Haus Berg und seine Residenzen Altenberg und Schloss Burg
Wie gesagt, bildeten die Grafen von Berg eine Art roten Faden bei einigen Ausflugszielen, daher lohnt ein kurzer Blick auf deren Geschichte, zumal sie auch für die Region des heutigen Nordrhein-Westfalens eine wichtige Rolle spielten.
Die Grafen von Berg wurden erstmalig in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Ihre erste Residenz, die Burg Berge, errichteten sie um das Jahr 1060 im Dhünntal.
Von dieser Burg an der Dhünn ist außer ein paar Fundamentresten nichts übrig geblieben. Danach zu suchen lohnt sich nicht, aber der Name "Altenberg" erinnert noch heute an die "Alte" Burg der Grafen von "Berg". Später zogen sie aus dem Dhünntal weg, weil sie sich eine neue, größere Residenz gebaut hatten, Schloss Burg an der Wupper, offiziell Burg Neuenberg genant.
Nachdem sie die alte Burg verlassen hatten, boten sie Zisterziensermönchen an, im Tal ein Kloster zu gründen. Die kamen und errichteten ihre große Kirche St. Mariä Himmelfahrt, den Altenberger Dom, in der Zeit von 1259 bis 1379.
Der Altenberger Dom
Zisterzienser errichten ihre Klöster gern in einsamen, entlegenen Tälern, um in der Abgeschiedenheit die Ruhe zur inneren Einkehr und zum Studium zu finden. Genau so zeigt sich die Anlage des Altenberger Doms: Zurückgezogen in einem Tal und erhabene Ruhe ausstrahlend.
Der Bau des Klosters wurde 1133 unter der Leitung von Adolf II. von Berg begonnen. Adolf II. trat 1160 in das Kloster ein, verstarb dort und wurde auch dort beigesetzt, womit eine Bestattungstradition für die Familie von Berg in Altenberg begann, die sich bis 1511 fortsetzte.
Der Bau der Kirche wurde 1259 mit der Grundsteinlegung durch Adolf IV. begonnen, die Schlussweihe erfolgte 1379.
Das Kloster florierte, bekam um 1130 Ländereien auf der linksrheinischen Seite von Erzbischof Bruno II. (Bruno von Berg) geschenkt. Darüberhinaus war der Dom ein beliebtes Wallfahrtsziel zu den Reliquien der Heiligen Ursula und ihrer 11.000 Jungfrauen.
Circa 700 Jahre später, Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich die Situation drastisch. Die linksrheinischen Besitzungen fielen nach dem 1. und dem 2. Koalitionskrieg (auch Napoleonische Kriege genannt) an Frankreich.
Nach dem Reichdeputationshauptschluss, der nach dem 3. Koalitionskrieg beschlossen wurde, wurde die Abtei aufgelöst. Alles verfiel, die Kunstschätze wurden verkauft, ein Brand zerstörte die Kirche.
(Der Reichsdeputationshauptschluss war eines der schwerwiegendsten Ereignisse in der deutschen Geschichte überhaupt. Willst du mehr über den Reichsdeputationshauptschluss und die Napoleonischen Kriege wissen? Klick hier. Auf der Seite über Regensburg steht es genauer.)
Im 19. Jahrhundert besann man sich wieder auf das Mittelalter - Altenberg gehörte seit dem Wiener Kongress zum Territorium von Preußen - und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ließ den Dom wieder aufbauen.
(Friedrich Wilhelm IV. war Architekturliebhaber und Restaurator des mittelalterlichen Deutschlands im 19. Jahrhhundert. WIllst du mehr darüber wissen? Klick hier. Auf der Seite über Brandenburg steht es genauer.)
Preußen ist bekannterweise durch und durch protestantisch, die Rheinlande waren hingegen sturzkatholisch und so musste eine Lösung her. Seitdem wird der Dom simultan von beiden Konfessionen genutzt.
Diese simultane Nutzung drückt sich in der kleinen Bronzeplastik an der Nordwand des Seitenschiffes aus. Der Künstler Arno Paffrath schuf diese "Ökumene" genannte Plastik, in der Bernhard von Clairvaux als Vertreter der Zisterzienser und Martin Luther als Reformator unter dem Kreuz Christi zusammen kommen.
Das Westfenster im Altenberger Dom
Die Hauptsehenswürdigkeit in der Kirche ist das Westfenster, das größte gotische Bleiglasfenster nördlich der Alpen. Die farbige Fülle verblüfft, denn eigentlich lehnen die Zisterzienser Ausschmückungen und Prunk kategorisch ab. Daher haben deren Kirchen in der Regel farblose, weiße, bzw. durchsichtige Fenster ohne Figurendarstellungen. Ebenso verzichteten sie auf repräsentative Türme im Westwerk und begnügten sich mit einem Dachreiter über der Vierung, so wie auch hier mit dem kleinen Glockenturm auf dem Dach.
In der üppigen Fenstergestaltung spiegelt sich die wechselnde Haltung der Zisterzienser zu ihren Regeln wider. Der Name des Künstlers, der das Fenster entwarf, ist unbekannt, aber man weiß, dass er auch das Retabel des Berswordtaltars in der Dortmunder Marienkirche malte. Man hat ihm wie vielen mittelalterlichen Künstlern einen Notnamen gegeben: "Meister des Berswordtaltars". (Den Dortmunder Altar kannst du sehen, wenn du hier klickst.)
Gestiftet wurde das Fenster von Herzog Wilhelm von Jülich-Berg und seiner Frau Anna von Pfalz-Bayern. Die beiden sind als Sponsoren, bzw. Stifter des Fensters selbstverständlich auch zu sehen. Selbstlos war deren Großzügigkeit nicht. Vielmehr wollten sie sich (wie alle Stifter) einen besseren Platz sichern, hier auf Erden und - noch wichtiger - später im Himmel. Sie sind zu sehen in der zweiten Reihe mit den größeren, weißen Figuren. Anna ist in dieser Reihe die kleine kniende Figur zu Füßen der Heiligen Elisabeth im vierten Segment von links, ihr Mann Wilhelm kniet zu Füßen der Maria im sechsten Segment.
Die letzte Restaurierung des gesamten Fensters wurde in den Jahren 1994-2005 durchgeführt.
Das Westfenster des Altenberger Doms
Blick ins Langhaus des Doms
Das Herz von Engelbert von Berg
Von den im Dom bestatteten ist einer hervorzuheben: Graf Engelbert von Berg, dessen Herz in einem kleinen Kästchen einer Kapelle im Chorumgang des Doms liegt. Sein Körper befindet sich heute in einem Schrein der Domschatzkammer des Kölner Doms.
Was gruselig klingt, Getrennt-Bestattungen, war im Mittelalter bei hohen weltlichen und geistlichen Fürsten üblich. Der Leichnam war so besser konservierbar und man hatte Reliquien einer Person gleich an mehreren Orten.
Engelbert lebte von 1186 bis 1225 und war Erzbischof von Köln und Reichsverweser unter Friedrich II.
Er wurde von seinem Neffen Friedrich von Isenberg in Gevelsberg ermordet und später heilig gesprochen.
Wie es zu dazu kam, folgt später.
Das Kästchen in dem das Herz von Engelbert von Berg bestattet wurde.
In der Umgebung der Kirche gibt es eine Auswahl an hübschen und gediegenen Cafés und Restaurants, einen großen Domladen, darüberhinaus die Markuskapelle, die zum Kloster gehörte und baulich den Übergang von der Romanik zur Gotik nachvollziehbar macht. Man findet auch noch ein Lapidarium und die ehemaligen Konventgebäude um den Dom, in denen heute die Jugendbildungsstätte Haus Altenberg untergebracht ist.
Auch die weitere Gegend um den Dom lockt mit schöner Landschaft und dem Altenberger Märchenwald. 1931 gegründet, ist er mit seinen fast 100 Jahren einer der ältesten seiner Art überhaupt. In ihm steckt noch viel von der Epoche der Romantik, die bis weit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts unser Bild der Märchen und des Mittelalters bestimmte. Leider sind die liebevoll, mit viel handwerklichem Geschick ausgeschmückten kleinen Häuschen, Türmchen, Windmühlen kaum noch in ihrer ursprünglichen Detailliertheit zu erhalten. Diese handwerkliche Kleinarbeit wäre heutzutage unbezahlbar. Und so schleichen sich Velux-Fenster oder industriell gefertigte Dachziegel ein, Spielplätze aus knallbuntem Kunststoff oder Stahlmattenzäun, die Wege wurden verbreitert, damit kleine Bagger in das Gelände fahren können. Schade, der Charme der rosenumrankten Fenster und Butzenscheiben ist gefährdet. Vielleicht hat sich auch die Auffassung von Märchen gewandelt, hin zu einer von Disney beeinflussten Ästhetik. Fast wäre es der Märchenwald wert, als Ausdruck einer anderen Zeit unter Schutz gestellt zu werden.
Schloss Burg
Von Altenberg geht die Fahrt weiter nach Schloss Burg, der zweiten Residenz der Familie von Berg.
Man fährt die A1 Richtung Norden, also Wuppertal und verlässt die Autobahn bei Abfahrt Wermelskirchen.
Schloss Burg an der Wupper, Gemälde aus dem Schlossmuseum
Nach wenigen Kilometern erreicht man die Burg. Es herrscht Ausflugsstimmung. Cafés, Besucher, Cabrios, Motorradfahrer. Hier ist es am Wochenende gut besucht. Man bekommt in der Regel einen Parkplatz an der Burg, ansonsten muss man etwas oberhalb vom Ort parken und ein bisschen laufen.
Die Burg selbst ist ziemlich beeindruckend, allein der Empfang durch das Grabentor, den Zwingerhof und das Zwingertor sind ein guter Auftakt. Dann fällt der Blick auf den Batterieturm mit der Uhr. In den umliegenden bergischen Häusern befinden sich heute größtenteils Kunsthandwerker und Ausflugscafés.
Schloss Burg ist eine der größten Festungen Westdeutschlands. Aber so, wie die Burg heute erscheint, sah sie noch vor 130 Jahren nicht aus; damals war sie nur noch eine Ruine. Erst durch die Mittelalterverehrung im 19. Jh. gründete sich ein Verein, der den Wiederaufbau ermöglichte, so dass die heutige Burg nicht nur ein Bauwerk des Mittelalters, sondern auch des 19. Jahrhunderts ist - wie übrigens viele andere Burgen und Kirchen Deutschlands auch, unter anderem der kurz zuvor gesehene Altenberger Dom.
Der erste urkundlich Erwähnte der Familie war Graf Adolf I., den man unten auf dem Foto sehen kann. Die Skulptur steht im Innenhof am Treppenaufgang der Burg. Sein Sohn heiratete Adelheid von Arnsberg, wodurch etliche westfälische Besitzungen hinzukamen, was einen erheblichem Territoriums- und Machtzuwachs bedeutete. Durch diese Vergrößerung war das Haus Berg in der Lage, diese neue Burg im 12.Jahrhundert zu bauen, die sie 1133 bezogen. Außerdem lag die neue Residenz in dem größer gewordenen Territorium nicht mehr an der Peripherie wie zuvor die Burg Altenberge.
Graf Adolf I, der erste urkundlich Erwähnte der Dynastie
Blick vom Wehrgang auf den Palas und die Kapelle
Blick vom Bergfried auf die Kapelle
Einige Teile der Burg warten derzeit (Stand Frühjahr 2020) auf ihre Renovierung, andere Bereiche sind schon fertig gestellt. Der Bergfried wurde vor kurzem wieder eröffnet. Abgesehen davon, dass er eine schöne Aussicht über das Bergische Land bietet, gibt es in ihm jetzt eine Ausstellung mit gut gestalteten Animationsfilmen über die Geschichte der Grafen von Berg. Früher musste man sich die Informationen zusammensuchen, indem man im Rittersaal die holzgeschnitzte Frakturschrift unter den Wandgemälden entzifferte. Das ging natürlich auch, war aber ein bisschen mühsam, aber jetzt hat man durch die Ausstellung eine Ergänzung, die das Wissen anreichert und geraderückt.
Eine Bergische Kaffeetafel gehört zu den Dingen, die man probieren sollte, wenn man in diesem Teil Deutschlands unterwegs ist. Dazu findet man etliche Möglichkeiten in den Cafés unterhalb der Burg.
Bergische Kaffeetafel
Zwei der wichtigsten Bestandteile der Bergischen Kaffeetafel: die Dröppelminna aus Zinn und die Bergische Waffel
Die Bergische Kaffeetafel ist sowohl süß als auch herzhaft. Daher darf man sich nicht wundern, wenn Aufschnitt neben Waffeln serviert wird. Es gibt sie zu besonderen Anlässen, z.B. Kindstaufen.
Das Wichtigste ist die so genannte Dröppelminna, ein bauchiges, barockes Zinngefäß mit Henkeln auf drei geschwungenen Beinen mit einem kleinen Hahn, aus dem man den Kaffee zapft.
Ferner gehören Waffeln zur Bergischen Tafel. Man kann sie mit heißen Kirschen und Sahne oder einfach nur mit Puderzucker genießen.
Stuten oder auch "Bergischer Platz" genannt, wird mit Marmelade, Apfelkraut oder Honig gereicht. Es ist Hefegebäck, vergleichbar mit einem Hefezopf, aber schlichter in der Form, weil er in einem Kasten gebacken wird .
Schwarzbrot darf nicht fehlen und wird mit Aufschnitt gegessen.
Milchreis wird mit Zimt und Zucker serviert. Zur Verfeinerung kann man noch geschlagene Sahne unter den Milchreis heben, dann ist er nicht so fest.
Das Burger Brezel, ein Zwiebackgebäck, gehört auch noch dazu. Dieses trockene Gebäck 'stippt' man am besten in den Kaffee.
Zum Schluss muss noch der Bergische Zwieback erwähnt werden, ein Gusszwieback, der in der Region immer noch in einigen Bäckereien gebacken wird.
1288 - Die Schlacht von Worringen und der Aufstieg Düsseldorfs
Die Grafen von Berg lebten mittlerweile auf ihrer neuen, großen Burg oberhalb der Wupper, die Zisterziensermönche hatten sich am Altenberger Dom im Dhünntal niedergelassen - und die Geschichte nahm ihren weiteren Verlauf.
Ein markantes Ereignis des Mittelalters, an dem die Grafen von Berg beteiligt waren, war die Schlacht bei Worringen, eines der größten Schlachtgetümmel des Mittelalters im Nordwesten Europas.
Die Gemengelage, die zu diesem Konflikt führte, ist komplex:
Es fing alles damit an, dass das Herzogtum Limburg zu vererben war.
Die heutige niederländische Provinz Limburg, die direkt im Westen hinter der nordrhein-westfälischen Grenze liegt, bekannt durch Venlo, wo man billig Kaffee kaufen kann, oder Maastricht, hat nichts mit dem alten Herzogtum Limburg zu tun, von dem hier, in dieser damaligen Erbschaftsangelegenheit, die Rede ist. Dieses Herzogtum Limburg liegt nämlich auf dem Gebiet der heutigen belgischen Provinz Lüttich, also zwischen Aachen und der Stadt Lüttich. Die Provinzhauptstadt ist heute die pittoreske Stadt Limbourg.
Die Grafen von Berg gehörten zu den Erben dieses alten Herzogtums Limburg, aber auch der Herzog von Geldern war erbberechtigt und auch er begehrte das Territorium, woraus sich der Limburgische Erbfolgestreit entwickelte, der größere Dimensionen annehmen sollte, denn weitere Parteien begannen mitzumischen. Auch Brabant hatte Interesse an Limburg, denn durch diesen Landbesitz würde es mehr Macht gegenüber Kurköln bekommen. Logischerweise hatte Kurköln an den brabantischen Ambitionen wenig Interesse. Brabant war nicht erbberechtigt, aber der Herzog von Berg verkaufte seine Erbanteile an den Herzog von Brabant, denn der von Berg hätte die Verwaltung des Territoriums sowieso nicht stemmen können. Für Brabant war das Herzogtum Limburg zum Greifen nah. Aber der Herzog von Geldern verbündete sich mit Köln.
Zusammengefasst: Auf der einen Seite standen Köln und Geldern, auf der anderen Berg und Brabant.
Wäre es dabei geblieben, wäre es noch halbwegs überschaubar, aber auch die Grafschaft Mark in Südwestfalen, dort wo heute der Märkische Kreis liegt, mischte sich ein. Die Grafschaft von der Mark war nämlich ein Lehen von Kurköln, aber der Graf wollte nicht länger von Köln dominiert werden. Also hatte Köln einen weiteren Gegner, der sich mit Berg und Brabant verbündete.
Darüberhinaus gab es innerhalb der Stadt Köln Streit zwischen dem selbstbewussten Bürgertum und dem Fürstbischof.
Mit dem kölnischen Bürgertum hatte der Erzbischof und seine kurfürstliche Verwaltung einen weiteren Gegner.
Schließlich standen sich Köln und von Berg mit ihren Verbündeten in der Schlacht von Worringen (1288) gegenüber.
Von Berg und seine Verbündeten gewannen, Limburg ging an Brabant, die Grafschaft Mark war kein kurkölnisches Lehen mehr, die Bürger von Köln jagten den Bischof aus der Stadt, der von da an in Bonn wohnen musste.
Was hatte der Graf von Berg von dem Ganzen? Nun, das Bergische Territorium erstreckte sich nördlich von Köln bis an den Rhein. Dort lag der kleine Ort Düsseldorf, der nach der Schlacht die Stadtrechte bekam, wodurch Kölns Einfluss am Niederrhein geschwächt wurde.
Der Sieg der von Bergs in der Schlacht von Worringen ist also auch die Geburtsstunde der Stadt Düsseldorf. Die ewig andauernde Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf ist angeblich darauf zurückzuführen.
Willst du mehr über die Schlacht von Worringen wissen? Klick hier, auf der Seite über Düsseldorf steht es genauer.
1386 - Düsseldorf wird die dritte Residenz
1423 - Aus Berg wird Jülich-Berg
Im Jahre 1380 wurden die Grafen von Berg zu Herzögen ernannt und sechs Jahre später, 1386, verlegten sie ihre Residenz nach Düsseldorf. Nach Altenberg und Schloss Burg kam nun Düsseldorf als Hauptresidenz an die Reihe.
Zwischen den Grafschaften Berg und Jülich hatte immer ein enges Verhältnis bestanden und nachdem 1423 die Jülicher Hauptlinie ausgestorben war, fiel Jülich einschließlich Ravensberg an das Haus Berg, wodurch das Herzogtum Jülich-Berg entstand, die Residenz blieb Düsseldorf.
Mit diesen Ereignissen verlagerte sich die geographische Ausrichtung des Hauses Jülich-Berg Richtung Niederrhein. Mit Düsseldorf assoziiert man heutzutage eher weniger das Bergische. "Bergisch" steht für die meisten Menschen eher für die Gegend um Schloss Burg, Altenberg, Gummersbach etc. Wenn man an Düsseldorf denkt, kommen einem eher keine altbergischen Häuser oder die typisch bergische Industrie der Messer und Klingen in den Sinn. Aber Düsseldorf war sozusagen die Hauptstadt des Bergischen Territoriums.
Übrigens versuchen sich in den letzten Jahren niederbergische Teile, die nördlich von Düsseldorf liegen, von der Bezeichnung "Bergisches Land" zu lösen, was man daran merkt, dass sich z.B. der niederbergische Teil um Mettmann herum, angeregt durch die Tourismusbranche, heute als "Neanderland" bezeichnet.
1510 - Aus Jülich-Berg wird Jülich-Kleve-Berg
Das Territorium wurde noch größer, durch die Vereinigung der beiden Herzogtümer Jülich-Berg und Kleve, die mit einer Kinderverlobung der Nachkommen beider Häuser begann. Heute kann man dieses Ereignis als Wandgemälde im Rittersaal von Schloss Burg sehen.
Maria von Jülich-Berg und Johann III. von Kleve werden mit sechs Jahre verlobt. Ihre spätere Ehe führte zwei Herzogtümer zusammen, woraus das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg entstand. Wandmalerei im Rittersaal von Schloss Burg.
Die Erbtochter des Hauses Jülich-Berg, Maria von Jülich, wurde 1496 im Alter von sechs Jahren verlobt mit Johann III. von Kleve. Später, als sie erwachsen waren, wurde 1510 in Düsseldorf geheiratet. Diese Ehe wird als 'Klever Union' bezeichnet. Im Westen des Heiligen Römischen Reiches hatte sich durch diese Vermählung ein einflussreiches Herzogtum mit großem Territorium entwickelt, dessen Hauptresidenz weiterhin Düsseldorf blieb.
Die Bedeutung der Dynastie wurde größer und die Häuser, in die man heiratete, wurden bedeutender. Die beiden Kinder Maria und Johann, die hier verlobt wurden, waren später die Eltern von Anna von Kleve, der Frau König Heinrichs VIII. von England und von Wilhelm, dem Reichen, der die Tochter des Kaisers Ferdinand I., Maria von Habsburg, heiratete. Man war angekommen in der Championsleague des europäischen Hochadels.
Willst du mehr über die Geschichte des Hauses Jülich-Kleve-Berg erfahren? Auf der Seite über Düsseldorf geht es weiter, allerdings dauerte es nicht lange, bis die Dynastie keinen Erbfolger mehr hatte, wodurch das Territorium aufgelöst und vererbt wurde. Ein Teil fiel an Brandenburg, ein Teil an Pfalz-Neuburg.
Klicke dazu hier.
Karte des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg
Bergischer Barock
und malerische Altstädte
Marktplatz in Solingen Gräfrath
Im Bergischen Land hat sich ein besonderer Architekturstil entwickelt, den man in vollständig erhaltenen Ortskernen wie Remscheid Lennep, Hückeswagen oder Solingen Gräfrath sehen kann.
Besonders Lennep und Gräfrath sind Orte von geschlossener baulicher Schönheit, bieten viele Fotomotive und Möglichkeiten, auf malerischen Plätzen neben Kirche und Brunnen in einem Straßencafé zu sitzen.
Schwarzer Schiefer, grüne Fensterläden und weiße Fensterrahmen prägen die Häuser. Mancherorts findet man aufwendig geschnitzte Oberlichter und Eingangstüren in barocken Formen, die als Bergischer Barock oder Bergisches Rokoko bezeichnet werden.
Derart gestaltete Eingangstüren und Häuser lassen auf einen gewissen Wohlstand schließen, der mit der Industrialisierung einherging, die im Bergischen Land früh einsetzte. Nicht ohne Grund stammt Friedrich Engels, einer der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, aus dem Bergischen Land.
Vielleicht kam der barocke Einfluss im Bergischen durch die pfälzischen Kurfürsten, die das Herzogtum Berg im Jahr 1609 erbten und den Barock mitbrachten.
Es ist aber wahrscheinlicher, dass es einen niederländischen Einfluss gab. Erinnern die Türen auf den Fotos unten nicht teilweise an niederländische Haustüren aus dem Barock (teilweise wie bei der linken Tür auch schon an Klassizismus)?
Die rechte Tür hat ein Ornament über dem Oberlicht, das als sogenanntes Knorpelwerk einzustufen ist, eine Ornamentrichtung, die eher in den Niederlanden, Norddeutschland, Skandinavien und dem Baltikum zu finden ist und durch Handelsbeziehungen auch ins Bergische kam. Übrigens entstammt auch die Dröppelminna dem barocken Formenkanon und ihre Herkunft wird ebenfalls in den Niederlanden vermutet. Man sollte nicht vergessen, dass die Niederlande geographisch nah am Bergischen liegen und der Rhein als Handelsroute beide Regionen miteinander verband.
Solingen Gräfrath
Solingen Gräfrath
Solingen Gräfrath
Spaziergänge im Gelpetal, Kaltenbachtal oder an der Wupper auf den Spuren von Hammer- und Schleifkotten, Klingen und Messern
Das Bergische Land ist die erste Erhebung auf dem Kontinent, wenn man sich von Westen, also vom Meer kommend, nähert. Dadurch steigt ständig feuchtigkeitsgesättigte Luft, die vom Westen herbei geweht wird, an den Bergen in kühlere Luftschichten auf, kondensiert und regnet sich ab.
Regenreichtum führt zu viel Wasser, so dass letztendlich die Entstehung von Wassermühlen, sogenannten Schleifkotten und Hämmern eine Besonderheit dieser Region wurden. Erzreichtum und Holz gab es auch, so dass sich hier während der Frühindustrialisierung die Eisenherstellung und die Stahlraffinierung angesiedelt hatten.
Im Gelpetal im Süden von Wuppertal gab es etliche Schleifkotten und Hämmer, aber daran erinnern allenfalls bodenarchäologische Relikte, z.B. Wälle, mit denen Wasser gestaut wurde, damit man einen Teich anlegen konnte, mit dessen Wasser die Mühlen betrieben wurden. Nur der Käshammer ist noch vollständig erhalten, er ist der einzige im Tal, von dem überhaupt noch etwas zu sehen ist. Übrigens ist er schon lange kein Schleifkotten oder Hammer mehr, sondern ein privat bewohntes Gebäude.
Das Gelpetal ist heutzutage vor allem ein ziemlich idyllischer Ort, in dem man gut spazieren gehen kann. Hinweisschilder erinnern an die ehemaligen frühindustriellen Kleinbetriebe, die längst verschwunden sind, so dass die Natur und das Spazierengehen eindeutig im Vordergrund stehen.
Ein schönes Ausflugslokal befindet sich dort, wo das Gelpetal und die Zillertaler Straße zusammenkommen, das Haus Zillertal. Ein Wanderweg führt vom Haus Zillertal am Minigolfplatz bergan an Teichen vorbei und über Heusiepen in den kleinen dorfähnlichen Ortsteil Heidt im Stadtteil Ronsdorf, in dem man wieder den typischen bergischen Häusern in idyllischer Landschaft begegnet.
Haus Zillertal, Gelpetal, Wuppertal
Gelpetal, Wuppertal, Gelber Hof
An anderen Orten im BergischenLand findet man noch Kotten, die die Jahrhunderte überdauert haben. Sie wurden restauriert, werden bewohnt wie der Wipperkotten in Solingen, werden als Museen genutzt wie der Balkhauser Kotten in Solingen oder sind sogar tatsächlich noch in Betrieb wie der Manuelskotten im Kaltenbachtal in Wuppertal, die man unten auf den Fotos sieht.
Im Manuelskotten wird seit 1755 mit der Kraft eines voll funktionstüchtigen Wasserrads geschliffen - der Kotten ist kein Museum, sondern die dort hergestellten Produkte werden verkauft. Man kann ihn trotzdem besichtigen, nur dass die Mitarbeiter dort nicht alte Techniken wie in einem Museum demonstrieren, sondern davon leben.
Wipperkotten, Solingen
Wipperkotten, Solingen
Wupper beim Balkhauser Kotten
Balkhauser Kotten, Solingen
Manuelskotten, Wuppertal
Manuelskotten, Wuppertal
Der bekannteste Hersteller von Klingen, die Solinger Firma Zwilling begann mit der Eintragung des Zwillings als Handwerkerzeichen in die Messermacherrolle. Später wurde das Zeichen zum Namensgeber des Unternehmens - eine Erfolgsgeschichte in der ganzen Welt - Messer und Klingen aus Solingen.
Mit der Frühindustrialisierung kam auch die romantische Reaktion.
Rauschende Wälder und klingende Ambosse, Nachtigallen und murmelnde Bächlein werden in der Hymne des Bergischen Landes aus dem 19. Jahrhundert besungen.
Spaziergänge oder Wanderungen in einsamen, schattigen und feuchten Täler sind schön, aber auch die Höhen im Oberbergischen sollte man darüber nicht vergessen.
Delling - Landpartie durchs Oberbergische
Ein möglicher Ausflug zur Erforschung der Höhen führt z.B. vom Altenberger Dom oder von Lennep nach Delling, einem idyllischen Ortsteil von Kürten. Die Fahrt dahin bietet weite Sichten. Kaum ein Windrad stört den Blick. Delling ist ein Kleinod mit einer kleinen klassizistischen Kirche, fünf Häusern und einem Gasthaus, umgeben von Pferdekoppeln.
Hier klicken für ein Kurzvideo mit Luftaufnahmen von Delling in Kürten.
Delling, Kürten
Delling, Kürten
Von Delling ist es nicht mehr weit bis Lindlar zum Freilichtmuseum.
Imressionen aus dem Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Freilichtmuseum Lindlar
Beyenburg - Herbergsort an der Außengrenze des Bergischen Landes
Wenn man auf einer Landkarte eine Verbindung von Köln nach Dortmund zieht, sieht man, dass bedeutende Orte des Mittelalters wie Schloss Burg und der Altenberger Dom ziemlich nah an dieser Linie liegen. Das gilt auch für weitere historische Orte, z.B.: Hückeswagen, Lennep, Beyenburg.
Entlang dieser gedachten Linie führte die alte Heerstraße von Köln nach Dortmund. Sie verläuft in gewissem Abstand östlich von der A1, die heutzutage ebenfalls Köln und Dortmund verbindet. Genau genommen folgt die heutige B51 oft dem Verlauf dieser alten Straße. Man kann davon ausgehen, dass schon Karl der Große bei seinen Feldzügen nach Alt-Sachsen diese Route nutzte, um von Aachen nach Dortmund und von dort weiter nach Osten zu gelangen.
Die ehemalige Heerstraße von Köln nach Dortmund ist die heutige B51 oder teilweise ein Feldweg wie hier bei Gevelsberg.
In Wuppertal Beyenburg führt diese Straße über die Beyenburger Brücke, die seit 1336 urkundlich nachweisbar ist. Der Flussübergang bildete die Grenze zwischen der Grafschaft Berg und der Grafschaft Mark - anders ausgedrückt, zwischen dem Rheinland und Westfalen. Auf westfälischer Seite verläuft parallel zur Wupper die Straße 'Porta Westfalica' und verweist damit auf den territorialen Beginn Westfalens bzw. das Ende des Bergischen Landes - oder andersrum, je nachdem, in welche Richtung man reiste.
Die Beyenburger Brücke, Verbindung vom Bergischen Land und dem Märkischen Land bzw. vom Rheinland und Westfalen
Beyenburg war ein wichtiger Ort, weil er an der Grenze lag und ziemlich genau jeweils etwa eine mittelalterliche Tagesreise von Köln und Dortmund entfernt war. Deshalb gab es dort eine stattliche Herberge mit einer Kapelle, das Herrengut Stenhus, wo Reisende übernachten konnten. Das Gut wurde erstmalig in einer Pfandurkunde des Grafen Adolf III. von Berg aus dem Jahr 1189 erwähnt.
Heute noch steht ein Hof an der Stelle des einstigen Guts, aber das jetzige Gebäude wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Straßennamen weisen den Weg dorthin - "Steinhauser Straße" und "Hofgut Steinhaus".
1298 übertrugen die Grafen von Berg die Kapelle des Steinhauses den Kreuzbrüdern, einem flämischen Orden von der Maas. Im Laufe der Zeit wollten die Mönche fort von der Kapelle an dem Gasthof, da teilweise unter den Reisenden recht raue Sitten herrschten. Sie bauten im Jahr 1485, ca. einen Kilometer von der Herberge entfernt, die einschiffige gotische Klosterkirche St. Maria Magdalena, den sogenannten Beyenburger Dom, der heute malerisch über dem Altstadtkern und über der Wupper thront und gründeten dort das Kloster Steinhaus, benannt nach dem Gasthof, von dem sie kamen.
Beyenburger Stausee mit Beyenburg
Die Altstadt Beyenburgs hat sich übrigens unterhalb vom Kloster erst im Zuge der Klostergründung entwickelt. Heute lebt im Kloster Steinhaus nur noch ein einziger Mönch. Es ist das letzte Kloster der Kreuzbrüder in Deutschland.
Beyenburg, Wuppertal
Beyenburg, Wuppertal
Klosterkirche Beyenburg, Wuppertal
Nach einem Rundgang durch Beyenburg empfiehlt sich eine Kaffeepause in Birks kleinem Café. Man findet es Am Kriegermal 56. Die Besitzerin backt selber und man kann draußen sitzen oder, wenn es zu kalt ist, in nostalgisch eingerichtetem Ambiente.
Wenn man schon auf der alten Heerstraße zwischen Köln und Dortmund unterwegs ist und sich mit dem Haus Berg befasst, sollte noch auf eine wichtige Begebenheit hingewiesen werden, die sich unweit von der Grenze bei Beyenburg auf märkischem Gebiet bei Gevelsberg ereignete:
Eine der prominentesten Personen des Hauses von Berg war vermutlich Graf Engelbert, Erzbischof von Köln und Reichsverweser unter Kaiser Friedrich II. Ein Reiterstandbild von ihm steht an der Terrasse vor Schloss Burg.
Graf Engelbert von Berg vor Schloss Burg
Er wurde bei Gevelsberg umgebracht von seinem Neffen und Widersacher Friedrich von Isenberg. Wie kam es zu diesem Mordfall?
Das Bergische Territorium wurde von Adolf II. an seine Söhne Eberhard und Engelbert vererbt. Eberhard nannte sich fortan Graf von Berg-Altena, während Engelbert die Linie von Berg fortsetzte. Der Graf von Berg-Altena vermachte seinem Sohn Arnold Besitzungen an Lippe und Ruhr, darunter die Vogtei über das Reichstift Essen (einem ziemlich bedeutenden Stift, das die Keimzelle der Stadt Essen wurde. Willst du mehr über Essen im Mittelalter erfahren? Klick hier). Arnold baute die Isenburg bei Hattingen, eine große Burg auf einem Sporn über dem Ruhrtal. Als er früh starb, erbte sein Bruder Friedrich die Besitzungen und nannte sich fortan Friedrich von Isenberg. Das Essener Stift litt unter Friedrich und wehrte sich gegen dessen Einmischung in Angelegenheiten des Klosters sowie gegen überzogene Abgabeforderungen. Engelbert von Berg übernahm auf kaiserlichen und päpstlichen Befehl die Entscheidung über diesen Vogteistreit, in dessen Verlauf Verhandlungen in Soest abgehalten wurden, die aber durch den Widerstand Friedrichs ergebnislos blieben und einige Tage später fortgesetzt werden sollten. Engelbert wollte zwischenzeitlich zur Weihe der Kirche in Schwelm reiten, aber dahin sollte er gar nicht mehr gelangen, denn in einem Hohlweg bei Gevelsberg wurde er von Friedrich von Isenberg und seinen Gehilfen überfallen. Vermutlich wollten die Isenberger Engelbert gefangen nehmen, ihn auf die Isenburg verschleppen, um somit Zugeständnisse zu erzwingen, aber dabei wurde er ermordet.
Später wurde Friedrich nach langer Flucht gefasst und in Köln vor dem Severinstor gerädert. Seine Burg wurde geschleift, seine Frau und sein Sohn kehrten zurück nach Limburg. Engelbert liegt heute in einem barocken Goldschrein in der Schatzkammer des Kölner Doms, sein Herz befindet sich allerdings im Altenberger Dom. In Essen gibt es in der Domschatzkammer ein Engelbert-Reliquiar und in Gevelsberg wurde ein Kloster an der Stelle gegründet, wo er umgebracht wurde. Ein Denkmal vor dem ehemaligen Kloster erinnert an seinen Tod.
Ich persönlich finde Mord- und Gewaltstätten weniger ansprechend und für mich hat daher die geschleifte Isenburg an der Ruhr bei Hattingen eher eine negative Aura, was noch gesteigert wird durch die Holzskulptur des geräderten Friedrich vor dem Haus Custodis, das mitten in den übrig gebliebenen Grundmauern der Burg steht. Die Holzskulptur zeigt eine Figur, die mit gebrochenen Knochen auf ein Wagenrad geflochten wurde. Vielleicht bleibt den meisten Besuchern dieser Anblick als eindringlichstes Erlebnis bei einem Besuch der wenigen Reste der Isenburg im Gedächtnis. Im Übrigen ist auch die Aussicht von dort nicht wirklich ansprechend, man schaut auf das eigentlich schöne Ruhrtal, aber leider auch auf Hattingens Industriegebiete Beul I und Beul II, viele Freileitungsmasten, einen Campingplatz usw.
In Gevelsberg haben mich der Hohlweg und das Kloster als Ausflugsziel ebenfalls wenig überzeugt: Viele Neubaugebiete und eine Aussicht auf ein ziemlich zersiedeltes Ennepetal. Nur spezielles historisches Interesse macht den Ort für Ausflügler interessant.
Das Niederbergische
An der Ruhr mit Mülheim, Kettwig und Werden befindet man sich an der nördlichen Grenze des Bergischen Landes. Südlich davon liegt das Niederbergische, auf das man auch unbedingt ein Blick werfen sollte, denn es steht dem Oberbergischen an Schönheit in nichts nach.
Ein Teil dieser Region wird als "Elfringhauser Schweiz" bezeichnet. Die Bezeichnung "Schweiz" wurde in Deutschland während der Romantik zur Überhöhung landschaftlich schöner Gegenden entlehnt (Fränkische Schweiz, Märkische Schweiz, Sächsische Schweiz usw.) und entsprechend kann man auch bei diesem Teil des Niederbergischen von einem gewissen landschaftlichen Reiz ausgehen.
Das Niederbergische beginnt genau genommen in Wuppertal nördlich der Wupper, wodurch Stadtteile wie Uellendahl, ja sogar die Nordstadt schon niederbergisch sind und es erstreckt sich, wie gesagt, nach Norden bis zur Ruhr, im Osten bildet der Deilbach, ein kleiner Bach, der durch die Elfringhauser Schweiz fließt, die Grenze und zwar nicht nur der Elfringhauser Schweiz, sondern auch der Territorien Berg und Mark und damit auch des Rheinlands und Westfalens, im Westen fällt das Land ab Heiligenhaus terrassenartig ab Richtung Rheinebene. Ruhrgebiet und Bergisches Land überschneiden sich ganz im Norden und zwar im Essener Süden und in Mülheim - 'Bergisch' ist eine historisch-politische Definition, 'Ruhrgebiet' eine industriegeschichtliche.
Als eine der schönsten Städte ganz Nordrhein-Westfalens kann man vielleicht Langenberg (gehört zu Velbert) bezeichnen, das am Deilbach auf bergischer, also rheinischer Seite liegt. Es ist dem Widerstand der Langenberger zu verdanken, dass die Stadt in den 1960er Jahren nicht komplett abgerissen wurde für Neubauten. Heute hat Langenberg vermutlich einen der schönsten historischen Ortskerne Nordrhein-Westfalens.
Um den Ort herum gibt es eine Reihe ziemlich großer, repräsentativer Unternehmervillen. Langenbergs Reichtum seit dem 18. Jahrhundert entstand durch Seidenweberei. Damit steht Langenberg in ähnlicher unternehmerischer Tradition wie Wuppertal oder Krefeld, die ebenfalls durch Textilproduktion groß und reich wurden. Vor dem ersten Weltkrieg war Langenberg eine der reichsten Städte Preußens, bezogen auf die Einwohnerzahl.
Langenberg, Velbert
Langenberg, Velbert
Langenberg, Velbert
Elfringhauser Schweiz, Hattingen
Elfringhauser Schweiz, Hattingen
Die Elfringhauser Schweiz ist ein beliebtes Ausflugsziel. Für Wuppertaler war sie früher ein Ort, an dem man Hochzeiten, Konfirmationen usw. in gediegenen Landgasthöfen feierte. Aber diese Zeiten sind irgendwie vorbei und manches traditionsreiche Gasthaus hat seine Pforten für immer geschlossen: Schmahl am Schmalen, Deilbachmühle, Haus Waldlust, Astrather Hof, das Forthaus am Sender, Haus Bärwinkel - alles verschwunden. Schöne historische Gasthöfe waren das, die viel über die Region verrieten. Jetzt sind sie teilweise privat bewohnt oder verfallen wie die Deilbachmühle, die mit ihrem Teich, dem Bruchsteinhaus mit dem Walmdach und dem angebauten Fachwerkbau besonders malerisch war. Über die Schließung von Schmahl am Schmalen schrieb die WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) im August 2014 "Bereits im 12. Jahrhundert, so ist es urkundlich erwähnt, stand hier, an der schmalsten Stelle im Deilbachtal, ein Gasthof. Wenn bei „Schmahl am Schmalen“ die Lichter ausgehen, erlischt auch ein Stück bergische Tradition."
Bedauerlich ist das, aber leider sind die Zeiten unumkehrbar.
Ein Stück weiter, im Windrather Tal haben sich einige Biobauernhöfe angesiedelt, teilweise mit anthroposophischem Hintergrund. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein.
Örk-Hof, Hohlstraße, Velbert
Zu guter Letzt möchte ich noch auf eine Tortenspezialität hingewiesen, die es im Niederbergischen gibt: Die Grillagetorte, mancherorts auch Eissplittertorte genannt. Sie gibt es nur in einem scharf umrissenen Raum, der sich von Köln bis zum Niederrhein erstreckt. Darüber hinaus ist sie praktisch unbekannt. Ich kenne sie aus der niederbergischen Gegend durch Verwandte aus Velbert.
Es gibt sicher viele Variationen, aber generell enthält sie Baiserböden, Schlagsahne mit Schokoladensplittern unter die Eischnee gehoben wird. Das wird geschichtet und oben mit Krokant und gehobelter Kuvertüre abgedeckt. Danach wird die Torte eingefroren und vor dem Servieren einige Zeit angetaut, so dass man diese Torte als halbgefroren bezeichnen kann.
Warum diese köstliche Torte nicht zu einem Welterfolg wurde ...? Ich verstehe es nicht. In Langenberg bekam ich sie noch vor einiger Zeit in einem Café - und ergänzend muss ich noch hinzufügen, dass ich sie auch in Cronenberg in der Konditorei Podzelny auf der Hauptstraße bekam, wo sie offenbar zum Standardtortenprogramm gehört.
Vielleicht gibt es eine kulturelle Verbindung zwischen Langenberg und dem Niederrhein durch die Seidenweberei, denn Seidenweberei führte auch zu Krefelds Reichtum und dort hat die Torte heute noch eine Präsenz in manchen Konditoreien.
Höhenweg, Elfringhauser Schweiz, Hattingen
Wuppertal
Wuppertal, Blick von der Flensburger Straße Richtung Mirker Viertel
Die Bergische Metropole im Städtedreieck von Solingen, Remscheid und Wuppertal ist eine ungewöhnliche Stadt. Frühindustrialisierung, Religionsvielfalt und eine bergige Topografie prägen sie. Die Gründerzeit führte zu Stadterweiterungen im historistischen Stil, die in weiten Teilen wie z.B. in der Elberfelder Nordstadt noch fast vollständig erhalten sind. Heute sind die Viertel glücklicherweise nach Ringen um deren Erhalt in den 80er Jahren unter Denkmalschutz gestellt.
Trotz der Kriegszerstörungen, die hauptsächlich die Innenstadt und die Südstadt getroffen haben, gehört Wuppertal zu den Städten, in denen man einen mehrstündigen Spaziergang machen kann, bei dem man aus der historischen Bebauung nicht herauskommt, z.B vom Mirker Bahnhof durch die Nordstadt bis zur Briller Höhe oberhalb vom Briller Viertel und durch das Luisenviertel zurück. Dabei ergeben sich oft ungewöhnliche Perspektiven, da die Häuser sich an den Bergen entlangziehen und ganze Straßenzüge übereinander gestaffelt erscheinen. Wenn man oberhalb des Briller Viertels steht, z.B. in der Straße 'Am Buschhäuschen', kann man den gründerzeitlichen Teil der Stadt ziemlich gut überblicken. Er erstreckt sich vom Standort bis ungefähr zur Kohlstraße, die man in der Ferne an einem Berg sieht, wo die letzten Bebauungen aus dem Kaiserreich langsam enden wie z.B. im Viertel um die Leipziger Straße, den Kolberger Weg, aber auch jenseits der Nordbahntrasse im Hansaviertel oder an der Vogelsangstraße in dem Viertel um die Asternstraße.
Ein langer Spaziergang durch die Stadt führt vorbei an vielen Cafés, Kneipen, Restaurants, die schon lange existieren und irgendwie zeitlos sind: Ada und Wirtschaftswunder in der Wiesenstraße, der Mirker Bahnhof in der Mirker Straße, Hayat in der Schreinerstraße, Café Crème in der Briller Straße, Katzengold und Café du Congo in der Luisenstraße - um nur ein paar schöne Orte zu erwähnen, in denen sich Musiker, Tänzer vom Pina-Bausch-Ensemble und einige andere treffen oder trafen. Über einige dieser Läden könnte man ein WDR-Feature machen, besonders die Tangoabende im Ada sind ein Erlebnis mit ungewöhnlicher Atmosphäre.
Die Villenviertel befinden sich meist im Westen wie das Briller Viertel, das Zooviertel, die Häuser am Boltenberg sowie etliche Straßenzüge in Wuppertal Sonnborn. Aber auch auf Barmer Gebiet haben sich im Bereich der Barmer Anlagen auf der Höhe über dem Tal großzügige Wohngebiete entwickelt. Parkanlagen wie die Königshöhe oder die Barmer Anlagen wurden von Wuppertaler Bürgern und Vereinen angelegt.
Zwei Bahnstrecken führten durch das Tal der Wupper. Die Bergisch-Märkische Strecke, an der heute der Hauptbahnhof liegt, und die ehemalige, schon lange still gelegte Rheinische Strecke, gegründet und angelegt als Konkurrenz zur Bergisch-Märkischen Bahn. Auf der stillgelegten Konkurrenzstrecke fährt heute kein Zug mehr, stattdessen dient sie als Fahrradtrasse und Spazierweg. Da sie nicht im Tal verläuft, sondern etwas nördlich davon, wo die Berge ansteigen, überwindet sie viele Seitentäler wie z.B. das Uellendahl und ihre Wegstrecke führt durch zahlreiche Tunnel und über einige Viadukte, die überraschende Aussichten auf gründerzeitliche Wohngebiete und das Tal bieten. Das längste Viadukt führt über den Steinweg in Barmen und eröffnet Blicke auf den Alten Markt und die Barmer Anlagen auf den Höhen der anderen Talseite.
Stillgelegte Bahnhöfe wie vor allem der Mirker Bahnhof sollten als Kulturprojekt 'Utopiastadt' das Mirker Viertel wiederbeleben. Die Rechnung ging auf und ein beliebter Ort mit Urban Gardening, alternativen Arbeitsprojekten, Kulturveranstaltungen, Café, Fahrradverleih, Biergarten etc. sind unter einem Dach entstanden und ziehen mittlerweile republikweites Interesse auf sich. Ein Lichtblick für eine Stadt, die von ihrem schlechten Image gebeutelt ist.
Den Vogel schoss dann der Sender CNN ab, als er Wuppertal unter die Top-20-Reiseziele weltweit für das Jahr 2020 wählte. Keiner konnte es glauben. Industrialisierung, wilhelminische Architektur, genietete Eisenbrücken, Viadukte aus Backstein, alte denkmalgeschützte Fabrikgebäude und natürlich die Schwebebahn - vielleicht passt das in den heutigen Zeitgeist von Steampunk und Retro. Jedenfalls hob man damit die Eigentümlichkeit dieser Stadt hervor, die sie tatsächlich hat.
Im Sommer 2020 zeigte das Museum of Modern Art in New York Highlights aus seiner Filmsammlung im Internet.
Ein kurzer Film aus dem Jahr 1902 zeigt eine Schwebebahnfahrt durch das Tal der Wupper.
https://www.youtube.com/watch?v=EQs5VxNPhzk
Hat Amerika Wuppertal entdeckt? Wie auch immer - der Film ist ein faszinierendes Zeugnis einer längst vergangenen Zeit, in der keine Automobile zu sehen sind, Fußgänger und Fuhrwerke die Straßen prägten. Dafür aber schwebte dieses damals sicher total futuristische Verkehrsmittel durch die Stadt. Heute sieht Wuppertal zweifelsohne ganz anders aus. Das einzige, was unverändert geblieben ist, sind die Schienen der Schwebebahn. Die wurden zwar inzwischen komplett ausgetauscht, aber haben für den Nicht-Fachmann keinen erkennbaren Unterschied zum Original, Auch die Wagen sind inzwischen modern, aber wer es nostalgisch mag, kann immer noch mit dem Kaiserwagen durch Wuppertal schweben, einem restaurierten Wagen, in dem schon der Kaiser durch Wuppertal fuhr und in dem man heutzutage während der Fahrt Kaffee und Kuchen serviert bekommt.
https://www.kaiserwagenticket.de/php/eventlister.php
Es war die Gründerzeit, die Industrialisierung, die der Stadt ihr Gesicht gegeben hat. Damals gehörten die beiden Städte Elberfeld und Barmen, aus denen 1929 Wuppertal wurde, zu den größten und wirtschaftlich erfolgreichsten Städten des Deutschen Reichs.
Wer sich auf den morbiden Charme der Stadt einlässt und Wuppertal gar als Wohnort wählt, wird Altbausubstanz finden mit meterhohen Decken und ebenso hohen Fenstern, höheren Zimmertüren als andernorts, üppigem Stuck und Dielenböden. Wuppertal ist wie ein Edelstein, der lange nicht mehr poliert wurde.
Treppen in Wuppertal
„… Ich bin verliebt in meine zahnbröckelnde Stadt, wo brüchige Treppen so hoch aufsteigen, unvermutet in einen süßen Garten, oder geheimnisvoll in ein dunkleres Viertel der Stadt.“
Else Lasker-Schüler zum 300-jährigen Jubiläum Elberfelds im Jahr 1910 in der Zeitschrift Der Sturm.
Die Anilintrepe am Nützenberg in der Nähe der Bayerwerke wurde nach dem chemischen Produkt Anilin benannt, einer klaren, farblosen bis schwach gelblich, öligen Flüssigkeit mit eigenartigem Geruch, die an der Luft schnell rötlich-braun wird. Es ist unter anderem ein Ausgangsprodukt für die Synthese von Farbstoffen.
Die Bayerwerke wurden in Wuppertal gegründet.
"Ich bin verliebt in meine buntgeschmückte Jubiläumsstadt; das rosenblühende Willkomm gilt mir, denn ich bin ihr Kind, die flatternden Fahnen auf den Dächern, aus den Fenstern winken mir zu, lange Rot-Schwarz-Weiß-Arme, die mich umfangen wollen. Ich bin in Elberfeld an der Wupper in der Stadt der Schieferdächer. Hohe Ziegelschornsteine steigen, rote Schlangen herrisch zur Höhe, ihr Hauch vergiftet die Luft. Den Atem mußten wir einhalten, kamen wir an den chemischen Fabriken vorbei, allerlei scharfe Arzeneien und Farbstoffe färben die Wasser, eine Sauce für den Teufel…"
Else Lasker-Schüler zum 300-jährigen Jubiläum Elberfelds im Jahr 1910 in der Zeitschrift Der Sturm.
Wuppertaler Friedhöfe
Protestantisch geprägt sind Elberfeld und Barmen seit der Reformation. Lutherisch und reformiert blieben die Gemeinden ihren Traditionen treu. Manche Gemeinden wurden von Anfang an als unierte Gemeinden gegründet. Katholiken sind in Wuppertal die Minderheit. Entsprechend unternehmerisch war die Stadt ausgerichtet. Da auch nach der Reformation Katholiken in Barmen und Elberfeld lebten, gilt die Stadt als tolerant und Wuppertal wurde zur Stadt der Sekten und Freikirchen.
Ein Spaziergang über Friedhöfe lohnt sich. Die Grabmale zeigen oft den Geist des 19. Jahrhunderts im Klassizismus oder Jugendstil.
Manche berühmte Person findet man hier, so zum Beispiel Friedrich Engels, der 1845 mit seinem Freundeskreis die ersten sozialistischen Versammlungen auf deutschem Boden in Elberfeld abhielt oder Friedrich Bayer, 1865 in Barmen geboren, der die Farbenfabrik Friedrich Bayer, die heutige Bayer AG gründete.
Besonders empfehlenswert sind der Unterbarmer Friedhof und der Lutherische und Reformierte Friedhof an der Hochstraße.
Oskar Schlemmer in Wuppertal
Der Bauhausprofessor und Künstler Oskar Schlemmer musste sich im Dritten Reich zurückziehen. Nachdem das Bauhaus von den Nationalsozialisten geschlossen worden war, tauchten alle Künstler entweder unter oder emigrierten. 1940 kam Schlemmer nach Wuppertal auf Einladung des Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts und wohnte am Döppersberg 24. Die Häuser dort wurden 1944 bei Bombenangriffen zerstört.
Vermutlich war es für Schlemmer keine gute Zeit in Wuppertal. Zunächst war das Berufsverbot eine seelische Erschütterung, die Vision des Bauhauses war auch vorbei, seine Arbeiten wurden in der Ausstellung über entartete Kunst gezeigt, außerdem schränkten Auftragsarbeiten für den Lackfabrikanten seine künstlerische Freiheit ein. Dazu kamen auch Erkrankungen wie Gelbsucht und Diabetes. Letztendlich ist Schlemmer 1943 gestorben an körperlicher Schwäche und vermutlich auch psychischer Erschöpfung.
Die "Fensterbilder", die in seiner Wohnung am Döppersberg entstanden, waren seine letzte Arbeit.
Sie sind in einer schwierigen und bedrückenden Zeit entstanden, aber trotzdem haben sie eine Schönheit, die darin liegt, dass sie die Eigentümlichkeit Wuppertals aufgreifen. Man kann durch die Staffelung der Wohnhäuser an den Bergen oft in gegenüberliegende Wohnungen von oben hineinsehen. Genau das ist der Inhalt der Fensterbilder: Blicke in Wohnungen von anderen, fremden Menschen - sehnsuchtsvoll und einsam versuchen die Blicke etwas vom Leben der Menschen gegenüber zu erheischen. Vermutlich spiegeln diese Bilder die Fremdheit und das Allein-Sein wider, die Schlemmer in der Stadt spürte. Bei aller für Schlemmer typischen Abstraktion, der man vielleicht eine gewisse rationale Kühle nachsagen könnte, strahlen die Bilder doch Wärme aus von Menschen, die ihren Alltag leben: Familien beim Abendessen, Frauen bei der Arbeit in der Küche. Vielleicht hat Schlemmer darin eine gewisse Geborgenheit gesehen, vielleicht war es eine Sehnsucht nach Halt in familiärer Umgebung, die ihm in Wuppertal fehlte, eine Anteilnahme am Leben der anderen, da er wochenlang von seinem Atelier in Sehrigen am Oberrhein und seiner Familie getrennt war.
Das Copyright für die Fensterbilder ist mir noch nicht klar, obwohl Schlemmer über 70 Jahre tot ist, so dass ich auf eine Veröffentlichung hier verzichte, dafür gibt es aber Links:
Impressionen aus der Elberfelder Nordstadt