UMGEBUNGSENTDECKER
REISEEINDRÜCKE FÜR KUNST- UND GESCHICHTSINTERESSIERTE
Franken
Franken - eine Begriffsbesimmung
Napoleon hatte, nachdem er die Preußen geschlagen hatte, große Teile der fränkischen Region 1803 und 1806 mit der Rheinbundakte und dem Zerfall des Heiligen Römische Reich Deutscher Nationen dem von ihm gegründeten Königreich Bayern zugesprochen. Seitdem ist es mit der Eigenständigkeit vorbei. Dabei war Franken vorher durchaus kein einheitliches Gebilde, sondern bestand aus vielen kleinen Regionen. Die Identität der Franken entstand erst im 19. Jahrhundert als Gegenbewegung zu den starken Bayern, also eher, weil sie mehr gegen etwas waren als aus der Kraft der eigenen Identität. Durch dieses Gemeinschaftsgefühl wurden starke regionale Unterschiede von Ober- Unter und Mittelfranken übertüncht.
Im heutigen Freistaat machen die Franken ungefähr ein Drittel der Bevölkerung aus. Sie legen Wert darauf, anders zu sein als die Altbayern. Grundfragen sind unter anderem: 1.FC Nürnberg oder FC Bayern München, Bratwurst oder Weißwurst? Als Außenstehender hat man das Gefühl, die Bayern bellen und die Franken nehmen es mit Schulterzucken zur Kenntnis. Franken sind mehrheitlich protestantisch, Bayern katholisch. Die Politiker im Bundesland Bayern sind oft Franken, die Bayern werden also von ihnen regiert. Man sollte sich als Außenstehender unterstehen, Franken und Bayern gleichzusetzen, wozu man neigt, da ja beides im Bundesland Bayern liegt und man es als Auswärtiger in einen Topf schmeißt.
Franken wird touristisch oft übersehen, da viele Touristen aus den Norden auf Oberbayern fixiert sind und Franken als Transitland durchqueren. Die Franken können damit aber gut leben, wie mir eine Fränkin erzählte. Als Reiseland ist Franken in kultureller Hinsicht jedenfalls spitze und eine Fahrt dorthin lohnt allemal.
Allerdings bin ich bei diesem Artikel noch nicht weit gekommen. Es gibt fast nur Fotos. Texte fangen erst ab Bad Kissingen an. Sorry Guys, demnächst mehr.
​
Schloss Mespelbrunn
Die Fahrt durch den Nordwesten Frankens, auch Unterfranken genannt, führt zunächst nach Mespelbrunn, von dort geht es weiter nach Miltenberg und dann über Wertheim nach Würzburg.
Schloss Mespelbrunn liegt idyllisch im Spessart zwischen Frankfurt und Würzburg und ist eines der bemerkenswertesten Wasserschlösser Deutschlands. Seine Geschichte reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück und bietet ein faszinierendes Beispiel für den Übergang von der mittelalterlichen Burg zum repräsentativen Renaissanceschloss.
Die Ursprünge des Schlosses gehen auf eine einfache Wasserburg zurück, die 1412 von Peter Echter von Mespelbrunn erbaut wurde. Diese Anlage diente ursprünglich als Schutz gegen die Räuberbanden, die zu jener Zeit im Spessart ihr Unwesen trieben. Der Umbau zum heutigen Schloss erfolgte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch seinen Enkel Peter III. Echter, der die Anlage im Stil der Renaissance modernisierte und erweiterte.
Das Schloss besteht aus einem zentralen Wohngebäude, dem sogenannten „Hohen Haus“, und mehreren Nebengebäuden, die um einen rechteckigen Innenhof gruppiert sind. Umgeben ist die Anlage von einem malerischen Wassergraben, der ihr nicht nur Schutz bot, sondern auch zur romantischen Atmosphäre beiträgt, die das Schloss heute so anziehend macht. Besonders bemerkenswert ist der runde Turm, der das Hohe Haus flankiert.
Im Laufe der Zeit brachte die Familie bedeutende Kinder hervor. Am bekanntesten dürfte Julius Echter gewesen sein, Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken, der in Würzburg 1576 das Juliusspital und 1583 die Universität gründete. Auch die mächtige Festung Marienberg geht auf seine Initiative zurück und er prägte das Kirchenbild Frankens mit spitzen Türmen und giebelgeschmückten Renaissancebauten.
​
Noch heute bewohnen die Nachfahren, die Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn, den Südflügel des Schlosses.
Das Schloss diente auch als Kulisse für verschiedene Filmproduktionen, was seine Bekanntheit über die regionalen Grenzen hinaus gesteigert hat. Besonders der Film „Das Wirtshaus im Spessart“ aus dem Jahr 1958, der zum Teil hier gedreht wurde, machte das Schloss deutschlandweit bekannt.
Miltenberg
Wertheim
Würzburg
Schloss Veitshöchheim
Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen
Bad Kissingen
Bad Kissingen liegt am Südrand der Rhön und gehört seit 2021 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ausgezeichnet wurde es zusammen mit zehn anderen traditionellen Kurorten als "Bedeutende Kurstädte Europas". Besser noch klingt der englische Titel "The Great Spa Towns of Europe". Die anderen sind: Baden-Baden, Bad Ems, Franzensbad, Karlsbad, Marienbad,
Baden, Spa, Vichy, Montecatini Terme und Bath.
Die Belle Époque
​
Was ist an diesen Orten weltkulturerbewürdig? Die Bäder sind allesamt Beispiele der Belle Époque, mit einer für Kurorte des 19. Jahrhunderts typischen Architektur und einem entsprechenden Stadtbild, in dem sich der europäische Adel und die Bourgeoisie noch feierten vor ihrem Untergang mit dem Ersten Weltkrieg. Casinos, Wandelhallen, Grand Hotels mit Namen wie "Russischer Hof" oder "Victoria", Kurparks, Promenaden, Konzertmuscheln, Theater, russisch-orthodoxe Kirchen prägen diese Orte des damaligen Sehen-und-Gesehen-Werdens, Flanierens und der Zerstreuung.
Der Untergang der Belle Époque
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges fand diese Ära ein abruptes Ende. Die großen Monarchien wie die Habsburgermonarchie, das Deutsche Kaiserreich und das zaristische Russland wurden aufgelöst, kleinere Gebilde wie das Königreich Bayern ebenso. Revolutionen, bürgerlich parlamentarische Staatsgebilde oder kommunistische Regime beendeten das Dasein des Adels, mit dem auch das alte Europa verschwand.
Hinzu kam, dass durch technische Entwicklungen die Reiseentfernungen zunahmen, wodurch nahegelegene Reiseziele in Mitteleuropa, zu denen Orte wie Montreux, Monte Carlo, Davos, Lido von Venedig, Bad Ems, Königswinter usw. gehörten, an Bedeutung verloren.
Wer Spaß an der Atmosphäre von einst hat, kann sie noch in Filmen nachvollziehen wie "Tod in Venedig" von Luchino Visconti, "Schwarze Augen" von Nikita Michalkow oder in Romanen wie "Der Zauberberg" von Thomas Mann.
​
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Kurbetrieb fort, allerdings mit anderen Gästen. Aus dem Russischen Hof wurde in den 70er Jahren die Kurklinik der Landesversicherungsanstalt Württemberg,
Sozialversicherungsträger bauten einige moderne Häuser, die sich schwer ins historische Stadtbild einfügen. In Bad Kissingen hält sich der dadurch entstandene störende Eindruck noch in Grenzen, da die neuen Häuser eher an der Peripherie des historischen Kurviertels entstanden. Bauten wie die Hypo-Vereinsbank direkt am Kurgarten stören den Eindruck, werden aber sicher die historischen Gebäude nicht überdauern, sondern vorher weichen müssen.
​
Ganz allgemein zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten vielerorts eine positivere Bewertung alter Bausubstanz ab. Die Zeiten für historische Gebäude und Stadtbilder sind besser geworden. Historische Orte heben den Glanz ihrer Vergangenheit hervor und locken damit Touristen an. In den 60er und 70er Jahren war die Würdigung historischer, zumal bürgerlicher Bausubstanz auf dem Tiefpunkt, wodurch manches bedroht war oder gleich abgerissen wurde. Alte Gebäude waren verpönt. Heute hat sich die Situation geändert. Allein die Ernennung der elf Badeorte zu WeItkulturerbestätten ist ein Anzeichen dafür.
​
Die Architektur im Kurviertel
geprägt durch das Königreich Bayern
Die Idee, ein Bad von internationalem Rang zu schaffen, das sich mit Karlsbad in Böhmen vergleichen kann, hatte bereits im 18. Jahrhundert der Fürstbischof von Würzburg und Bamberg aus dem Geschlecht der Schönborns. Für dieses Projekt engagierte er den Architekten Balthasar Neumann, der den Schönborns nicht unbekannt war, er hatte wenige Jahre zuvor, 1720 mit dem Bau ihrer Würzburger Residenz angefangen. Das Kurviertel sollte dort entstehen, wo die Fränkischen Saale durch Bad Kissingen fließt (die Fränkische Saale hat nichts zu tun mit der Saale, die durch Anhalt fließt). Der Flussverlauf wurde zunächst verlegt, um am linken Flussufer Platz zu schaffen für den gesamten Kurkomplex.
Heute besteht dieser Komplex aus drei Teilen: dem Arkadenbau, der Wandelhalle und dem Regentenbau. Das älteste dieser drei Gebäude, der Arkadenbau, ist gut erkennbar an dem höher aufragenden, zweigeschossigen Mittelteil. Er wurde 1834-38 während der Regentschaft von König Ludwig I. durch den Architekten Friedrich von Gärtner im klassizistischen Stil errichtet (auf Gärtner gehen übrigens auch die klassizistischen Stadtplanungen Münchens zurück, unter anderem im Viertel um den Gärtnerplatz).
Der Arkadenbau, der älteste Gebäudeteil der Kuranlagen, erbaut im Klassizismus durch den Architekten Friedrich von Gärtner
Der gegenüberliegende Maxbrunnen war schon 1815 neu gefasst worden und wurde nach dem ersten bayrischen König Maximilian I. benannt.
Südlich vom Arkadenbau schloss sich eine 1842 errichtete gläserne Halle an, gefolgt von einer schmiedeeisernen Brunnenanlage. Diese Gebäudeteile wurden 1910 ersetzt durch die bis heute unveränderte Wandelhalle, in die ein Konzertsaal und das Brunnenhaus integriert sind. Der Bau wurde durch den Architekten Max Littmann unter Prinzregent Luitpold (der die Regierungsgeschäfte für den entmündigten Ludwig II. übernommen hatte) umgesetzt.
Brunnen- und Wandelhalle, erbaut unter Prinzregent Luitpold durch den Architekten Max Littmann
1913 errichtete Littmann noch den Regentenbau auf der nördlichen Seite des Arkadenbaus. Er ist der prächtigste Bau der Anlagen und das Wahrzeichen Kissingens.
Alle drei Gebäudekomplexe sind miteinander verbunden, so dass man auch bei schlechtem Wetter in den Hallen flanieren kann. Die Gesamtlänge des Weges beträgt immerhin einen Kilometer.
Vor den Gebäuden liegt der Kurgarten, dahinter die Fränkische Saale.
Der Regentenbau an der Fränkischen Saale, erbaut von dem Architekten Max Littmann
Coburg
​
Das beschauliche und malerische Städtchen Coburg ist definitiv eine Reise wert. Der Marktplatz, der Schlossplatz und die Veste Coburg gehören zum festen Programm beim Besuch der Stadt. Besondern beeindruckend ist außerdem die Familiengeschichte des Fürstenhauses, das durch geschickte Familienpolitik mit etlichen Häusern des europäischen Hochadels verwandt ist. Die prominenteste Verbindung führt nach Großbritannien. Die englische Königsfamilie hieß bis zum ersten Weltkrieg "Sachsen, Coburg und Gotha". Danach benannte sie sich um in Windsor.
​
Sachsen-Coburg und Gotha
​
"Sachsen-Coburg und Gotha" - dieser Name lässt komplizierte Verflechtungen vermuten - und so ist es leider auch, wenn man die Beziehungen entwirren möchte. Übrigens vorweg: Nicht nur das britische Königshaus trug den Namen Sachsen-Coburg und Gotha, sondern auch das belgische, bis beide diesen Namen nach dem Ersten Weltkrieg ablegten. Aus den Briten wurden die Windsors und die Belgier heißen seitdem "van België" oder "de Belgique" oder "von Belgien". Schade für die Stadt Coburg, denn hätten die beiden Königshäuser ihre Namen nicht geändert, wäre das sicher von großem Marketingwert für die kleine Stadt.
​
Wie kommt der Name Sachsen nach Franken?
​
Zur groben Orientierung ein paar Eckdaten über Sachsen: Mit dem mittelalterlichen, norddeutschen Stammesherzogtum Sachsen hat Sachsen-Coburg und Gotha nur einen Teil des Namens gemeinsam.
Ursprünglich kommen die Sachsen aus Deutschlands Norden, wo ihr Territorium an die dänische Grenze stieß.
Aber ihr Herrschaftsbereich verschob sich durch dynastische Entwicklungen über einen längeren Zeitraum vom Norden Deutschlands nach Südosten.
Das nördliche Alt-Sachsen wurde im 12. Jahrhhundert aufgeteilt, der Name Sachsen blieb im östlichen Teil der Konkursmasse Alt-Sachsens erhalten und wurde fortgeführt im Fürstentum Sachsen-Wittenberg. (Willst du wissen, warum das alte Sachsen unterging? Klick hier). Sachsen-Wittenberg hatte seit 1356 (Goldene Bulle, Kaiser Karl IV.) die sächsische Kurwürde inne und war damit ein Kurfürstentum.
Als Sachsen-Wittenberg keinen Nachfahren hatte, wurde die Kurwürde 1423 an den Markgrafen von Meißen aus dem Hause der Wettiner vererbt. Mit den Wettinern verbindet man das heutige Sachsen im Südosten Deutschlands, auch Meißen liegt in diesem heutigen Bundesland.
So ist die Bezeichnung Sachsen von der dänischen Grenze in den Südosten Deutschlands gewandert. Sachsen ist im Norden aber nicht vergessen, der Name kommt im Bundesland Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vor.
Auch wenn man mit Sachsen heute im allgemeinen Dresden und Leipzig assoziiert, dehnte sich der Herrschaftsbereich der Wettiner seit dem Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg 1264 nach Mitteldeutschland aus.
​
​
Coburg von der Leipziger Teilung bis zu Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha
​
Ein weiterer wichtiger Markstein in der Geschichte des Hauses Wettin war die Leipziger Teilung 1485, bei der das Territorium auf die Brüder Ernst und Albert aufgeteilt wurde in eine ältere Ernestinische Linie zu Wittenberg, die die Kurwürde erhielt, und in eine jüngere Albertinische Linie zu Leipzig und Dresden. Thüringen und Coburg fielen an die Ernestinische Linie.
​
Die Ernestinische Linie war protestantisch ausgerichtet. In ihrer
Residenzstadt Wittenberg begann die Reformation mit dem Thesenanschlag 1517.
Kurfürst Friedrich der Weise (1463–1525), Sohn von Ernst von Wettin, ließ 1521 Luther nach einem vorgetäuschten Überfall in Schutzhaft nehmen und auf die Wartburg bringen, wo er in Ruhe die Bibel übersetzen konnte. Nach dem Tod Friedrichs folgte in dessen Nachfolge sein Bruder Johann der Beständige, der Martin Luther 1530 auf der Coburger Veste Unterkunft und Kost während des Augsburger Reichstags gewährte .
​
Im Schmalkaldischen Krieg, bei dem die Ernestiner auf protestantischer Seite kämpften, verloren sie die Schlacht am Mühlberg 1547 gegen die kaiserlichen Truppen. Die Kurwürde ging damit auch über an die kaisertreue Albertinische Linie nach Dresden.
​
Im Dreißigjährigen Krieg unterlag Coburg den kaiserlichen Truppen, ein 36 Jahre andauernder, geldzehrender Erbstreit dauerte von 1699 -1735, Erbteilungen, Landesschulden, einfallende napoleonische Truppen führten dazu, dass Coburg irgendwann ziemlich verarmt war.
​
Der Wiener Kongress veranlasste Coburg 1815, sich dem Deutschen Bund anzuschließen, wodurch sich für das Herzogtum schlagartig die finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse verbesserten. Seit 1806 war Ernst I. von "Sachsen-Coburg-Saalfeld" Regent, er tauschte 1826 Saalfeld gegen Gotha, wodurch das Haus entstand, das seitdem "Sachsen-Coburg und Gotha" hieß, von dem Ernst der erste Regent war.
​
Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha
und seine Familienpolitik
Unter Ernst I. begann die vielleicht glanzvollste Zeit des Herzogtums. Er verfolgte die Familienpolitik, die bis heute die verwandtschaftlichen Verhältnisse zu diversen europäischen Herrscherhäuser vherstellte.
Das belgische Königshaus stammt aus Coburg
Ernst hatte insgesamt acht Geschwister, wovon zwei besonders hervorzuheben sind: Zum einen sein Bruder Leopold, der 1831 im neu gegründeten belgischen Königreich Leopold I. König der Belgier wurde. Zum anderen seine Schwester Victoire, die den Herzog von Kent heiratete und mit ihm die Tochter Victoria hatte, die spätere Königin von England und Irland.
​
Coburg prägte das britische Königshaus
​
Ernst I. war verheiratet mit Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg und hatte mit ihr zwei Söhne, Ernst und Albert. Der erste Sohn Ernst wurde zum zweiten Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha. Der zweite Sohn Albert wurde der Ehemann von der eben erwähnten Victoria. Albert und Victoria waren also Cousin und Cousine, während Ernst I. Victorias Onkel war und seine Schwester Victoire die Tante von Albert.
​
Victoria wurde Königin von England und Irland, bekannt als Queen Victoria, Albert wurde ihr Prinzgemahl bekannt als Prince Albert. Die beiden hatten insgesamt neun Kinder.
Victoria und Albert
Prince Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Ehemann von Queen Victoria,
Gemälde im Schloss Coburg
rechts: Victoria, Königin von Großbritannien und Irland,
Gemälde im Schloss Coburg
Auf den beiden obigen Gemälden, die im Schloss Coburg zu sehen sind, ist links (mobile Version: oben) Prince Albert zu sehen, der zweitgeborene Sohn von Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha.
​
Auf dem rechten (mobile Version: unten) Gemälde ist Victoria zu sehen, die spätere Ehefrau von Prince Albert. Sie war die Tochter von Victoire (Bild unten), einer Schwester von Ernst I.
​
Victoria und Prince Albert waren also miteinander verwandt. Sie waren Cousin und Cousine.
Auf dem Gemälde unten ist Victoire zu sehen. Sie war die Mutter von Victoria, der späteren Königin von Großbritannien und Irland.
Victoire von Sachsen-Coburg und Gotha, Mutter von Queen Victoria und Tante von Prince Albert,
Gemälde im Schloss Coburg
Die Ehe von Victoria und Albert war glücklich. Vielleicht hatte Albert aus der unglücklichen Ehe seiner Eltern gelernt und wollte es besser machen. Sein Vater Ernst I. hatte Maträssen, gestand aber seiner deutlich jüngeren Frau Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg Liebschaften nicht zu, was dazu führte, dass Luise ein Verhältnis mit dem etwas jüngeren Reitstallmeister Alexander von Hanstein begann, was zum Zerbrechen ihrer Ehe führte. Viel schlimmer war für sie, dass sie nach dem Verlassen von Coburg ihre beiden Söhne Albert und Ernst nicht mehr sehen durfte.
Prince Albert hatte im Gegensatz zu seinem Vater nie Mätressen. Wie man liest, war er ein Familienmensch, liebte seine Kinder, kümmerte sich um sie und führte eine glückliche Ehe mit Victoria, was man auch daran erkennen kann, dass sein früher Tod mit nur 42 Jahren der härteste Schicksalsschlag im Leben Victorias wurde, den sie nie überwunden hatte. Die früher so lebenslustige Frau fiel in eine tiefe Trauer, die nicht mehr endete, so dass sie in den folgenden vierzig Jahren, die sie noch lebte, nur schwarze Witwenkleidung trug und sich zurückzog in die Abgeschiedenheit von Balmoral Castle oder Osborne House. Sie wurde bezeichnet als "Widow of Windsor".
​
Albert hatte einen erheblichen Einfluss auf seine Frau und die Entwicklung Großbritanniens. Zahlreiche Einrichtungen sind nach ihm benannt, so die Royal Albert Hall in London, das Victoria and Albert Museum. Die erste Weltausstellung 1851 in London ging auf seine Initiative zurück, er startete soziale Projekte usw. Die Einführung des Weihnachtsbaumes in der königlichen Familie soll auch auf ihn zurück gehen. Vielleicht wollte Albert nicht nur familiär, sondern auch politisch einiges besser machen, denn als er nach Großbritannien ging, waren die Briten nicht erfreut, schon wieder einen Deutschen im Königshaus zu haben. Sie hatten gerade die Ära der hannoverschen Georgians hinter sich, die nicht als gute Zeit in Erinnerung geblieben war. Das Königreich war durch deren Verschwendungssucht an den Rand einer Revolution geraten. Albert wollte sich bewähren und er hat es geschafft. Im Gedächtnis der Briten gilt er als außergewöhnlicher und beliebter Prince Consort.
Das 20. Jahrhundert führte zu einem irreparablen kulturellen Bruch zwischen England und Deutschland, so dass die Erinnerungen an die früheren engen Beziehungen zwischen dem englischen Königshaus und dem deutschen Adel weitgehend von britischer Seite ausgelöscht wurden. In Deutschland ist das historische Bewusstsein speziell seit dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls reduziert, so dass auch von deutscher Seite kaum, allenfalls rudimentäre Erinnerungen an die ehemals engen Beziehungen vorhanden sind.
​
Queen Victoria trug übrigens das Gen für die Bluterkrankheit in sich und vererbte es an drei ihrer neun Kinder, auch an ihre zweite Tochter Alice, die spätere Mutter von Alix von Hessen-Darmstadt, welche durch ihre Heirat mit dem russischen Zaren Nikolaus II. zur Zarin Alexandra Fjodorowna wurde. Alexandra Fjodorownas Sohn Alexei, der Zarewitsch, war ebenfalls Bluter, was zu der bekannten Geschichte um Rasputin mit seinen schamanischen Wunderheilkräften führte. Die gesamte Familie Romanow wurde 1918 in Jekaterinenburg während der Oktoberrevolution erschossen.
Das Standbild auf dem Markt von Coburg zeigt Prinzgemahl Albert.
​
Alfred aus Großbritannien wird der nächste Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha
​
Das vierte Kind von Prince Albert und Queen Victoria, ihr Sohn Alfred, wurde Nachfolger des kinderlosen Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha und zog von England nach Coburg ins Palais Edinburgh neben dem Theater und gegenüber vom Schloss, wo er bis zu seinem Tod lebte. Edinburgh deshalb, weil Alfred in Edinburgh und Bonn studiert hatte. In Coburg war man damals nicht begeistert über einen Briten auf dem Herzogthron, zumal Alfred von allen Kindern Victorias und Alberts am schlechtesten Deutsch sprach (man bedenke allerdings dabei, dass die Briten bis dato schon jahrhundertelang Deutsche auf dem Königsthron hatten, die teilweise gar kein Englisch konnten und auch gar nicht in England residierten). Alfred schlug genau wie seiner Schwester Vicky, die in Berlin lebte (sie hatte den deutschen Kaiser geheiratet), Misstrauen gegen die Briten entgegen. Er war tief überzeugter Brite, hatte Karriere in der Royal Navy gemacht, vermisste die Navy, die in seinen Dienstjahren zu seiner Heimat geworden war, befand sich in Coburg, einem kleinen Fürstentum und hatte nur innenpolitische Macht, was natürlich provinziell für ihn war, er stellte in Coburg stets seine britischen Titel vor die deutschen Titel und ließ sich mit "Königliche Hoheit" anreden, obwohl er gar kein König war, sondern ein Herzog, was sogar zu einem Politikum wurde. Aber im Laufe der Zeit wuchs das Vertrauen der Bevölkerung zu ihrem Herzog.
Verheiratet war er mit der russischen Großfürstin Maria Alexandrowna, der Tochter des Zaren. Diese Ehe wurde von Victoria nicht gutgeheißen, da sie seit dem Krimkrieg ein angeschlagenes Verhältnis zu den Romanows hatte.
Am Tag der Silberhochzeit von Alfred und Maria Alexandrowna unternahm ihr Sohn Alfred einen Suizidversuch und starb später, worauf Herzog Alfred das Trinken anfing.
Kaiser Friedrich III., auch der 99-Tage-Kaiser, genannt, Ehemann von Victoria,
Gemälde im Schloss Coburg
Victoria, Tochter von Queen Victoria und Prince Albert, Ehefrau des deutschen Kaisers Friedrich III.
Gemälde im Schloss Coburg
Auf den beiden obigen Gemälden ist rechts (mobile Version: unten) Victoria zu sehen, die erste Tochter von Victoria und Albert. Sie wurde "Vicky" genannt. Sie lebte wie Alfred in Deutschland, denn sie hatte den deutschen Kaiser geheiratet, den man links auf dem Gemälde sieht. Friedrich III. war deutscher Kaiser, der 99-Tage-Kaiser, und König von Preußen. Er starb mit 57 Jahren an Kehlkopfkrebs.
Ernst I. und seine Investitionen in Architektur
​
Ernst I. investierte in Kunst, Architektur und Stadtplanung und was dabei entstand, bekommt in der kleinen Stadt Coburg eine gewisse Großartigkeit.
Der erste Bau des Schlosses Ehrenburg war schon 1542 auf den Grundmauern eines abgerissenen Franziskanerklosters errichtet worden. Klöster wollte man im protestantischen Coburg nicht, also wurden sie kurzerhand aufgelöst.
​
Ernst I. gestaltete das Schloss neu, indem er Karl Friedrich Schinkel engagierte. Der baute das Schloss im neugotischen Stil um. Darüberhinaus gestaltete er auch das gesamte Ensemble mit dem Theatergebäude, dem dazwischen liegenden Schlossplatz, den Arkaden und dem dahinter liegenden, ansteigenden Hofgarten, der zur Veste Coburg führt und das Schloss mit der Festung verbindet. Außerdem ließ Ernst Schloss Rosenau bei Coburg und Schloss Reinhardsbrunn bei Gotha errichten.
Bamberg
Bayreuth
Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth ist das besterhaltene, freistehende Opernhaus aus der Zeit des Barock. Wegen dieser einzigartigen Stellung wurde es aufgenommen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes
Für die Nicht-Opern-Experten: Die jährlich stattfindenden Bayreuther Festspiele mit den Wagner-Opern finden nicht in diesem Opernhaus in der Innenstadt Bayreuths statt, sondern im Festspielhaus auf dem sog. Grünen Hügel, etwas außerhalb der Stadt.
​
Das Markgräfliche Opernhaus ist auf dem Foto oben zu sehen, das Festspielhaus auf dem Foto unten.
Das Opernhaus besteht aus hochentzündlichen Materialien, hauptsächlich aus Holz und Leinwand und es grenzt an ein Wunder, dass es nie abgebrannt ist. Man könnte annehmen, dass dieses Kleinod heute wie ein rohes Ei musealisiert ist und nur noch betrachtet werden kann, aber es finden tatsächlich darin noch Konzerte und Aufführungen statt.
(Falls es dich interessiert, was dort stattfindet, klick hier.)
​
Die Bauherrin des Opernhauses war die Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709 -1758), eine Frau, die ihr Leben offenbar komplett der Liebe zur Oper gewidmet hat.
Zunächst zu den verwandtschaftlichen Beziehungen, die waren nämlich nicht unbedeutend: Wilhelmine war die Tochter von Friedrich Wilhelm I. König in Preußen und Kurfürst von Brandenburg, dem sogenannten "Soldatenkönig". Demnach war der "Alte Fritz", also Friedrich II., König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg, ihr Bruder.
Beide Kinder fielen durch ein hohes Maß an musischer Begabung auf, die durch die Mutter gefördert wurde. Der Vater lehnte musische Beschäftigungen vehement ab. Während seiner Herrschaft war der Hof spartanisch, der Ausbau des Militärs hatte Priorität. Deshalb verbündeten sich Friedrich und Wilhelmine in ihrer musischen Welt gegen den strengen Vater. Friedrich war Wilhelmines Lieblingsbruder. Die Jahre in Berlin müssen für sie eine Höllenqual gewesen sein, wie sie in Aufzeichnungen drastisch schildert: Eine italienische Kinderfrau, die sie über die Eltern in einer Art politischen Spionage aushorchte und die das Aushorchen zunächst im Guten und später, als sie merkte, dass sie damit nicht weiterkommt, mit Misshandlungen versuchte. Wilhelmine wurde dauernd, ja täglich windelweich geschlagen, dazu ein launischer Vater, der sich auch mit körperlicher Gewalt durchsetzte. Auch Friedrich konnte es kaum aushalten, fand Zuflucht bei seiner Mutter im Schloss Monbijou, wo er eine geheime Bibliothek hatte und mit ihr über Philosophie diskutieren konnte. Später desertierte er mit der Hilfe seines Freundes Hans Hermann von Katte. Der Fluchtversuch scheiterte und Friedrich und sein Freund wurden festgenommen und eingesperrt. Dasselbe widerfuhr auch Wilhelmine, der man eine Mitwisserschaft unterstellte. Der Soldatenkönig drohte seinen Kindern mit Verhören, Folter, ja sogar mit der Hinrichtung. Dazu kam es nicht, aber nach dem Urteil auf lebenslängliche Haft für Katte, machte der Kurfürst von seinem Recht auf Urteilsschärfung Gebrauch und ließ ihn hinrichten durch Enthauptung. Friedrich musste die Enthauptung seines Freundes ansehen. Vielleicht waren Katte und Friedrich ein Liebespaar, man liest immer wieder, dass Friedrich Männer liebte. Abwegig ist es nicht, wenn man sich mit ihm befasst.
Friedrich und Wilhelmine liebten zeitlebens die Musik. Friedrich war Flötenspieler und komponierte sehr gut.
Seine Schwester komponierte ebenfalls, schrieb Libretti, war Kunstmäzenin und Opernintendantin. Sie widmete ihr Leben der Musik.
Vielleicht steckte hinter dem großen Repräsentationsbedürfnis in Bayreuth auch ihre gescheiterte Verlobung mit dem zukünftigen englischen König. Ihre Mutter Sophia Dorothea aus dem Hause Hannover war eine Tochter des englischen Königs George I. von Hannover, deren Bruder, also Wilhelmines Onkel, wurde später König George II. Mit dessen Sohn Friedrich Ludwig, der der nächste Anwärter auf den Thron war, sollte Wilhelmine verlobt werden.
Ihr Vater, der Soldatenkönig verfolgte hingegen gänzlich andere Pläne und richtete sich mehr Richtung Habsburg aus, um dadurch seine Kaisertreue zu beweisen. Die Verlobung der Kinder Wilhelmine und Friedrich Ludwig wurde kurz vor der Hochzeit aufgehoben, statt dessen heiratete Wilhelmine den Bayreuther Markgrafenprinzen Friedrich.
​
Das Opernhaus wurde erbaut für die 1748 mit großem Aufwand gefeierte Hochzeit von Wilhelmines Tochter.
Wilhelmine holte dafür den bekanntesten Theaterarchitekten ihrer Zeit nach Bayreuth, Giuseppe Galli Bibiena, der das Theater im Stile eines italienischen Logentheaters konzipierte. Die Bauaufsicht vor Ort übernahm sein Sohn Carlo Galli Bibiena, der bis zu Wilhelmines Tod zahlreiche Bühnenbilder und Festdekorationen baute.
Ganz im Sinne der Barockarchitektur bilden Zuschauerraum und Bühne eine Einheit, indem die Grenzen von Malerei, Plastik und Architektur miteinander zu verschmelzen scheinen.
Wenn man heutzutage den Raum betritt ist man überwältigt von den Sinneseindrücken und der Pracht, die darin entfaltet werden.
In Bayreuth kann man natürlich noch einiges anderes machen. Die Stadt war Residenzstadt, daher gibt es ein Altes und ein Neues Schloss - letzteres sieht man auf dem Foto unten - darüberhinaus die Hermitage und das Schloss Fantaisie.
Es gibt in der recht lebendigen Innenstadt eine Menge Gastronomie. Mein Hauptanliegen war aber das Opernhaus.
Rothenburg ob der Tauber