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Frankfurt

Frankfurt - auf Ebbelwoi-Tour und Kaiserspuren

Äppelwoi Rapp's, Äppelwoiglas
Was ist Apfelwein?

Was ist Ebbelwoi?

 

EbbelwoiÄppelwoi - wie schreibt man ihn eigentlich? 

Es gibt viele Möglichkeiten, aber die Schreibweise ist eigentlich egal, Hauptsache, er schmeckt. 

Aber wer nicht daran gewohnt ist, wird nach dem ersten Probieren vielleicht stutzen. Säuerlich kommt er daher - mit einer ziemlich herben Note. Apfelwein ist nicht jedermanns Sache. Aber Geschmack ist konditionierter, also kann sich der erste Eindruck auch bei Skeptikern im Laufe der Zeit zum Guten ändern und nach einigen gemütlichen Sommerbrotzeiten unter schattenspendenden Bäumen in Äppelwoi-Gartenwirtschaften werden viele zu Liebhabern dieses erfrischenden Getränks.

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Apfelwein gibt es nur regional begrenzt - in Hessen, dem moselfränkischen Raum, der Pfalz, Unterfranken, Württemberg und dem Saarland. Nördlich von Mosel und Lahn ist er nahezu unbekannt und dort bekommt man ihn auch nicht in den Wirtschaften.

Die Herstellung verläuft im Prinzip genauso wie bei herkömmlichen Weinen: Äpfel werden zu groben Stücken zerkleinert, ausgepresst, der Most mit Hefe versetzt, in Fässern gegoren. Den ausgepressten Trester kann man nach dem Keltern zu Tresterschnaps weiterverarbeiten.

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Ebbelwoi - bundesweit bekannt durch den Blauen Bock

 

Früher war Ebbelwoi überregional bekannt durch die Unterhaltungssendung "Zum Blauen Bock" mit Heinz Schenk. Das waren die Zeiten, in denen es nur drei öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme gab und Fernsehabende oder -nachmittage im Kreise der Familie verbracht wurden.

Das Unterhaltungsprogramm des Blauen Bocks bestand aus Schlagern, volkstümlichen Liedern, populärer Klassik und Sketchen. Die Sendung wurde vom Hessischen Rundfunk produziert und jedesmal aus einer anderen hessischen Stadt übertragen. Dabei kamen auch kleine Städte zum Zuge, die zu Beginn jeder Sendung mit einem kurzen humoristischen Film vorgestellt wurden, in dem Heinz Schenk im Mummenschanz in eine historische Figur schlüpfe.

Die Show fand vor Publikum statt, das aus den Einwohnern des jeweiligen Veranstaltungsorts einschließlich des amtierenden Bürgermeisters bestand. Das Publikum saß an langen Tischen mit Bänken, was die Atmosphäre einer Ebbelwoiwirtschaft simulierte und die Kulissen bestanden aus stilisierten Fachwerkhäusern, die den Eindruck eines Marktplatzes vermittelten. In dieser Gastwirtschaft spielte Heinz Schenk den Geschäftsführer und Lia Wöhr die Wirtin. Getrunken wurde während der Show ausschließlich Ebbelwoi aus Bembeln, von denen jeder Künstler am Ende seines Auftritts einen geschenkt bekam. 

Äppelwoi - bundesweit bekannt durch den Blauen Bock
Bembel Maurer, WAllstraße, Frankfurt Sachsenhausen

Bembel sind dickbauchige Gefäße mit Henkel und Ausgießkerbe, also eine Art Krug, der im Westerwald, dem Kannenbäckerland, nördlich der Lahn hergestellt wird. Charakteristisch ist die graue Salzglasur mit blauen Ornamenten.

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Die Ebbelwoigläser sind schlicht in ihrer Form und erst durch das charakteristische Rautenmuster auf der Glasoberfläche als solches erkennbar.

 

 

Der Blaue Bock wirkt heutzutage altväterisch, aber damals war er ein großer Erfolg. 20 Millionen Zuschauer schalteten alle sechs Wochen samstagnachmittags die Sendung ein, jeder der älteren Generation kennt sie, auch wenn sich manche wegen der Schunkelmentalität deutlich davon abgrenzten.

Das Bild Hessens wurde durch die Sendung nachhaltig geprägt. Heinz Schenk, der übrigens Gardinenfachverkäufer in Wiesbaden gelernt hatte, war dadurch so etwas wie ein Kulturbotschafter des Landes. Was er bewirkte, würde heutzutage kein Programm einer hessischen Landesregierung mehr schaffen.

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Mittlerweile ist das alles fast vergessen. Wenn es um Hessen geht, denken die meisten heutzutage zuerst an Frankfurt, dessen Image in den 80er Jahren von negativen Schlagzeilen ramponiert wurde, dem Bau der Startbahn-West einschließlich der einhergehenden Krawalle, der Hausbesetzerszene im Westend, der RAF, der Skyline Frankfurts, die seit den späten 70er und 80er Jahren ein sichtbares und damals umstrittenes Zeichen einer neuen Ära wurde. 

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Die heile Schunkelwelt des Blauen Bocks passte da nicht mehr hinein. Außerdem war Heinz Schenk in die Jahre gekommen, das Fernsehen wurde privatisiert und so hing er die Sache 1987 an den Nagel.

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Heutzutage fallen den Menschen in der Bundesrepublik zu Frankfurt die Kriminalstatistik und der Flughafen ein. 

Schade, denn Frankfurt ist schöner und viel interessanter als sein Ruf.

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Vom Römer zum Eisernen Steg

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Wo beginnt man die Ebbelwoi-Tour? Am besten fängt man mitten in der Stadt an, dem Römerberg. Dort befindet sich das Frankfurter Rathaus, der Römer, erkennbar an den gotischen Treppengiebeln.

Vom Römer zum Eisernen Steg
Römer, Frankfurt

Auf dem Platz davor steht seit dem 16. Jahrhundert der Gerechtigkeitsbrunnen und an der Südseite des Römerbergs befindet sich die Alte Nikolaikirche.

Römerberg, Frankfurt, Alte Nikolaikirche
Die rekonstruierten Häuser am Samstagsberg und die Nikolaikirche

Schön sieht es hier aus. Ein richtiger städtischer Platz mit allem, was man sich vorstellt. Rathaus, Kirche, Brunnen und Gasthäuser.

Es ist immer was los: Touristen aus der ganzen Welt schauen sich um und fotografieren, Hochzeitspaare, die sich gerade im Römer trauen ließen, stehen für Erinnerungsfotos auf den Stufen vor dem Gebäude usw.

Aber das meiste um diesen Platz herum ist rekonstruiert, denn die Innenstadt Frankfurts wurde im Krieg zu 90% zerstört.

Frankfurt nach dem Krieg

Frankfurt am Ende des Krieges

Die Fachwerkgebäude gegenüber vom Rathaus auf der Ostseite des Platzes, dem sogenannten Samstagsberg, wurden erst in den 80er Jahren wieder rekonstruiert, was man ihnen aber auf den ersten Blick nicht ansieht. 

Römerberg, Frankfurt

Wenn man links an der Ostzeile mit den Fachwerkhäusern vorbei geht, gelangt man in die Straße "Markt". Wenige Meter weiter erreicht man einen erst kürzlich, in den Jahren 2014-2018 rekonstruierten Teil der Altstadt, den Hühnermarkt, wiederhergestellt nach historischem Vorbild. Von 1974 bis 2012 stand dort das Technische Rathaus, ein typischer 70er-Jahre-Bau. Heute lockt dieser neu erstandene Teil der Altstadt die Touristen mit schönen Cafés, Souvenirläden und er verbindet den Römer mit dem Dom.

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Der Hühnermarkt, ein 2014-2018 wiederaufgebauter Teil der im Krieg zerstörten Altstadt.

Haus zur Goldenen Waage Frankfurt

Das Haus zur Goldenen Waage, auch eine Rekonstruktion. 

Die Paulskirche

 

Ein paar Schritte vom Römer entfernt liegt die Paulskirche am Paulsplatz. Sie ist ein Symbol der demokratischen Bewegung Deutschlands, da in ihr die die erste gesamtdeutsche Volksvertretung, die Frankfurter Nationalversammlung, 1848/49 tagte.

Der klassizistische Rundbau entspricht voll den Prinzipien eines evangelischen Kirchenbaus. Die Bänke im Innenraum sind halbrund aufgestellt und auf die Kanzel ausgerichtet, früher gab es noch Emporen. Damit erinnert das Innere eher an einen Plenarsaal oder ein Theater als an eine Kirche und entspricht damit ganz den Prinzipien eines protestantischen Kirchenbaus, in dem das Wort im Mittelpunkt steht. Damit das gesprochene Wort von allen gut gehört werden kann, wählte man diese Anordnung der Bänke, die den Raum später dazu prädestinierte, zum ersten Plenarsaal der Volksversammlung zu werden. (Wenn du mehr über evangelische Kirchenbauten wissen willst, klick hier.)

Paulskirche, Frankfurt

Die Paulskirche, Symbol der demokratischen Bewegung, hier wurde die erste gesamtdeutsche Volksvertretung abgehalten

Die Paulskirche von innen

Bevor es nach Sachsenhausen auf die andere Mainseite zu den traditionsreichen und gemütlichen Ebbelwoi-Wirtschaften der Stadt geht, führt der Weg hinunter zum Eisernen Steg, einer eisernen Fußgänger-Hängebrücke von 1868 und ein Wahrzeichen der Stadt. 

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Aber es wäre ein Versäumnis, wenn man sich nicht vorher noch mit der historischen Bedeutung Frankfurts als Kaiserstadt befassen würde. 

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Frankfurt als Ort der Königswahl und Kaiserkrönung

Frankfurt als Ort der Königswahl und Kaiserkrönung
Der Kaisersaal im Römer
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Der Kaisersaal im Römer

 

Im Römer, dem Frankfurter Rathaus, gibt es den Kaisersaal, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Eingang zum Kaisersaal liegt in der Limpurgergasse, die südlich, also links am Römer entlang verläuft. In dieser Gasse befindet er sich auf der rechten Seite, dort wo auch die Verkaufsstelle des städtischen Weinguts ist. Der Eintritt ist frei, aber der Saal ist kein Museum, sondern wird für besondere Anlässe immer noch genutzt und ist dann selbstverständlich für Besucher nicht zugänglich.

Heutzutage ist der Saal deutschlandweit wenig bekannt, aber auf seinem Balkon erscheint die Fußball-Nationalmannschaft jedesmal vor der jubelnden Menschenmenge, wenn sie denn erfolgreich von einem internationalen Turnier nach Hause gekommen ist.

 

Das Wesentliche am Kaisersaal ist, dass hier einst die Kurfürsten berieten, wer Deutschlands neuer König werden sollte. Der König wurde von den sieben Kurfürsten gewählt, die sich vor der Wahl in diesem Saal sorgfältig berieten und miteinander verhandelten. Der Saal heißt Kaisersaal, weil der König von Deutschland immer zugleich auch römisch-deutscher Kaiser war.

An den Wänden des Saals verläuft rundherum eine Galerie mit Gemälden aller 52 Kaiser von Karl dem Großen bis zu Franz II. Sie wurden im 19. Jahrhundert in gotischen Wandnischen gemalt. 

Auch die Goldene Bulle wird dort als Faksimile in einer Glasvitrine ausgestellt.

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Sechs der 52 Kaiserportraits im Kaisersaal des Römers

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Der Innenhof des Römers mit dem Treppenaufgang, der direkt zum Römersaal führt .

Der Frankfurter Dom 

Der Frankfurter Dom war seit 1356 - festgelegt durch die Goldene Bulle - der Ort, an dem nach den abgeschlossenen Verhandlungen im Römer die deutschen Könige gewählt wurden.

Vom Römer gingen die Kurfürsten zum Dom, wurden in der Wahlkapelle eingeschlossen, tagten dort als Konklave, und stimmten in geheimer Wahl ab. 

Die Wahlkapelle ist ein kleiner, schlichter Raum mit gotischem Kreuzgratgewölbe südlich vom Chor. 

Die Wahlkapelle im Frankfurter Dom

Die Wahlkapelle im Frankfurter Dom. Hier wurde in geheimer Wahl der König von den Kurfürsten gewählt. Spektakulär sieht dieser Raum nicht aus, aber die Entscheidungen waren weittragend.

​Nach der Wahl reisten die frisch gewählten Könige von Frankfurt nach Aachen, wo die Krönungszeremonie im Aachener Dom durchgeführt wurde. (Willst du mehr über die Krönung in Aachen erfahren? Klick hier. Auf der Seite über den Hellweg siehst du auch den Aachener Dom und den Thron.)

Anschließend ging die Reise weiter nach Rom, wo der deutsche König vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde und damit zum Beschützer der Christenheit durch Gottes Gnaden. Der Kaiser war lange Zeit der mächtigste Herrscher Mitteleuropas. 

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Dieses dreiteilige Verfahren (Frankfurt, Aachen, Rom) wurde 1562 aufgegeben und bis zum dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 nicht wieder hergestellt. 

Ab 1562 wurden die Wahlen und direkt anschließend die Königskrönungen im Frankfurter Dom vorgenommen.

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Wie kam es, dass 1562 Frankfurt zum Krönungsort wurde und damit Aachen ablöste? Aachen war wegen seiner Referenz an Karl den Großen und andere große Kaiser an Symbolkraft und jahrhundertealter Tradition kaum zu übertreffen.

Letztendlich waren es im Jahr 1562 schlicht jahreszeitliche Gründe, die ausschlaggebend waren, die Krönung in Frankfurt durchzuführen; es war Winter, Maximilian II. war gerade in Frankfurt gewählt worden und der Weg nach Aachen wäre in dieser Jahreszeit zu beschwerlich geworden, also beschloss man kurzerhand, die Krönung gleich nach der Wahl in Frankfurt durchzuführen. Frankfurt hatte darüberhinaus noch die Vorzüge, dass es verkehrsgünstig an Handelsstraßen und Wasserwegen lag und wegen seiner jahrhundertealten Messe reichlich Unterkunftsmöglichkeiten für Leute bot, die wegen des Zeremoniells anreisten. Außerdem lag Frankfurt zentraler im Reich als Aachen. Für die Habsburger, die in Wien residierten und viele Kaiser stellten, war die Entfernung von Wien nach Aachen eine der weitesten im gesamten Reich.

Exkurs: Was ist ein Kurfürst?

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Im Gegensatz zur englischen, französischen, spanischen, schwedischen und dänischen Monarchie, die Erbkönigreiche waren bzw. sind, wurde der König des Heiligen Römischen Reichs gewählt, bzw. gekürt, woraus sich der Name "Kurfürst" für die Fürsten ableitet, die ihn wählten, bzw. kürten.

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Ursprünglich hatten alle Fürsten im Reich, von denen es viele gab, das Recht zur Königswahl, aber im Laufe der Zeit - zwischen 1198 und 1298- kristallisierten sich einige besonders einflussreiche Fürsten heraus, die dauerhaft zum Wahlgremium gehörten. Dies waren die Kurfürsten, die ranghöchsten Fürsten im Reich, von denen es sieben gab, 

 

drei geistliche Kurfürsten: 

- der Kurfürst und Erzbischof von Mainz,

- der Kurfürst und Erzbischof von Trier,  

- der Kurfürst und Erzbischof von Köln

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und vier weltliche Kurfürsten: 

- der Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein,

- der Kurfürst und Markgraf von Brandenburg,

- der Kurfürst und Herzog von Sachsen,

- der Kurfürst und König von Böhmen. 

 

Im 17. Jahrhhundert kamen zwei weitere Kurwürden dazu:

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- der Kurfürst und Herzog von Bayern (nach Übertragung der Kurwürde von der Pfalz durch einen Erbfall)

- der Kurfürst und Herzog von Braunschweig-Lüneburg (Hannover)

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Im 19. Jahrhhundert zwischen 1803, dem Reichsdeputationshauptschluss, und dem Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 kamen noch weitere Kurfürtentümer hinzu

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- die Kurwüde für den Landgrafen von Hessen-Kassel 

- die Kurwürde für den Herzog von Württemberg

- die Kurwürde für den Fürsterzbischof von Salzburg

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Letztere wählten aber nie einen Kaiser, da das Heilige Römische Reich unmittelbar nach deren Ernennung aufgelöst wurde. (Warum wurde das Reich aufgelöst? Klick hier. Auf der Seite über Regensburg steht es genauer.)

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Nach der Wahl durch die Kurfürsten wurde der gewählte König in einem weiteren Schritt durch den Papst zum Kaiser gekrönt. Der deutsche König war also gleichzeitig römisch-deutscher Kaiser.

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Weil der König gewählt wurde, konnte das Herrscherhaus, das ihn stellte, wechseln, wobei manche Fürstenhäuser einflussreicher und mächtiger als andere waren und daher höhere Chancen auf eine Wahl hatten. Die Habsburger waren die erfolgreichste Fürstendynastie und stellten rund 360 Jahre lang den Kaiser.

Exkurs: Was ist ein Kurfürst?
Exkurs: Landesherren und ihre Titel - zur Vielfalt der Titel in deutschen Landen

Exkurs: Landesherren und ihre Titel -

zur Vielfalt der Titel in deutschen Landen

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Kaiser, Könige, Fürsten, Herzöge, Langgrafen, Pfalzgrafen, Markgrafen usw. 

Da blickt man kaum durch, daher noch ein weiterer Exkurs, um Licht in den Dschungel der Titel und Ämter zu bringen.

 

"Fürst" (abgeleitet vom althochdeutschen „furisto") bezeichnet der Wortbedeutung nach den „Ersten" oder „Vornehmsten".

Im deutschsprachigen Raum wird diese Bezeichnung als allgemeiner Oberbegriff für alle Landesherren verwendet, die an der Spitze eines feudal regierten Staats stehen. Diese Staaten werden dementsprechend als "Fürstentümer" bezeichnet. Beide Begriffe, "Fürst" und "Fürstentum", sind allgemein und wenig präzise, werden aber zur Vereinfachung oft für die Beschreibung der komplexen, politischen Landkarte Deutschlands, vor allem seit dem 

Barockzeitalter verwendet.

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Von diesen Fürsten gab es in Deutschland etliche und ihre "offiziellen" Titel waren vielfältig: Herzog, Großherzog, Markgraf, Landgraf, Pfalzgraf usw. Ihre Territorien nannten sich entsprechend Herzogtum, Großherzogtum, Markgrafschaft usw. 

Den offiziellen Titel „Fürst" für einen Territorialherren gab es übrigens auch. Dessen Territorium hatte dann den Namen „Fürstentum", so z.B.: Fürstentum Liechtenstein, Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Fürstentum Minden, Fürstentum Seyn-Wittgenstein, Fürstentum Schaumburg-Lippe, Fürstentum Anhalt-Zerbst, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt usw.

 

Die unterschiedlichen Titel haben nichts mit einem Rang zu tun. Alle diese Landesherren haben eins gemeinsam: Sie stehen in der Rangfolge eine Ebene unter dem König und sind demnach im Protokoll gleichgestellt, auch wenn einige davon auf der politischen Bühne einflussreicher waren, größere Territorien hatten oder auf 

traditionsreichere Familiengeschichten zurückblicken konnten.

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Einige dieser Landesherren-Bezeichnungen können in die Irre führen wie z.B. der Titel "Landgraf", der eher nach einem unbedeutenden Provinzadeligen klingt. Ein Landgraf war aber ebenfalls ein Fürst und unterstand damit nur dem König. Landgrafen regierten in Thüringen und Hessen und hatten im Heiligen Römischen Reich ein ansehnliches politisches Gewicht. Der Landgraf von Hessen-Kassel war z.B. einer der bedeutendsten und finanziell am besten ausgestatteten Fürsten.

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Übrigens gab es im Heiligen Römischen Reich auch einen Landesherren mit dem Titel "König", nämlich den König von Böhmen. Dessen Titel klingt nach "mehr", aber letztendlich unterstand er wie alle anderen auch dem König von Deutschland.

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Am Anfang war der Graf

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All diese vielen Territorien (Herzogtümer, Großherzogtümer, Langgrafschaften, Markgrafschaften, Fürstentümer, das Königreich Böhmen usw.) gingen ursprünglich aus Grafschaften hervor. Ein "Graf" war ein Amt, das vom König verliehen wurde, seit Karl der Große die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt hatte. Ein Graf übte königliche Hoheitsrechte in Verwaltungseinheiten des Reichs aus.

Seit dem hohen Mittelalter wandelte sich der Grafentitel und wurde mehr und mehr von Erblichkeit bestimmt, zumal nicht selten Grafen in dem ihnen verliehenen Territorium auch Allodialbesitz (eigenen Besitz) hatten. 

Etliche Grafen wurden im hohen Mittelalter auf Beschluss der Reichstage zu Herzögen ernannt und das ursprüngliche Amt wurde immer mehr zu einer fürstlichen Herrschaftsweise mit Erblichkeit des Titels und mit Haupt - und Nebenresidenzen auf dem Territorium. Später entwickelten sich daraus Residenzstädte, die Hauptstädten glichen, manche größer wie z.B. Stuttgart im Herzogtum Württemberg, andere kleiner wie z.B. Arolsen im Fürstentum Waldeck-Pyrmont. 

Hauptstädte bildeten sich heraus, wenn Landesherren Behörden ausbildeten, die ortsfest blieben und dem Landesherren auf Reisen nicht mehr folgten. Bis dahin reisten Landesherren umher und nahmen alles dazu Notwendige mit. Wenn ein Landesherr, der irgendwann eine ortsfeste Verwaltung, also eine Art Hauptstadt eingerichtet hatte, auf Reisen ging, hatte dies den Charakter von Dienstreisen oder von Reisen aus privatem Interesse, z.B. zum Zweck der Ortsveränderungen um an einem anderen Ort landschaftliche Abwechslung zu genießen, zu jagen oder der Hitze des Sommers zu entfliehen.

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Mit Beginn der Neuzeit erstarkte die Macht der Fürsten, während der Einfluss des Kaisers schwächer wurde. Das gesamte Kaisertum von Gottes Gnaden wurde nach und nach säkularisiert. Vor allem die Reformation teilte das Reich in evangelische und römisch-katholische Christen, ein damals unvereinbarer Gegensatz. Das Kaisertum stand Rom immer näher, während sich die evangelischen Fürsten, die in Nord- oder Ostdeutschland oder im Südwesten residierten, in eine ganz andere Richtung orientierten, nach England, Schweden, Dänemark und durch die Verbindungen nach Großbritannien sogar bis nach Nordamerika wie beim Haus Hannover oder Hessen-Kassel usw. Die evangelischen Fürsten hatten wenig Interesse an einer römisch-katholischen Politik des Kaisers, sie waren selbstbewusst und einflussreich geworden und manche Verbindung z.B. zu den Höfen anderer Länder brachten mehr Vorteile als die Orientierung zum Kaiser.

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Im Barock wurde der feudalherrschaftliche, fürstliche Kult der selbstbewussten Landesherren auf die Spitze getrieben und Schlösser entstanden landauf, landab, darunter bemerkenswerte, die selbst Versailles in den Schatten stellen. Residenzstädte wie Dresden, Mannheim, Wien, Kassel, Fulda, Würzburg, Düsseldorf, Berlin, Karlsruhe, Brühl und viele andere wurden zu glanzvollen höfischen Metropolen und Residenzen ausgebaut , die bis heute mit Schlössern, Theatern oder wertvollen Kunstsammlungen beeindrucken. Dieses vielfältige Kulturerbe ist in Europa einzigartig, da in den meisten europäischen Ländern die Kultur in die Hauptstadt konzentriert ist.

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Aber im Spätbarock hatte schon die Industrialisierung begonnen und der damit verbundene Aufstieg des Bürgertums schritt unaufhaltsam voran.

Die erste Stahlbrücke der Welt, die Iron Bridge in Großbritannien, ein Symbol der Industrialisierung, wurde 1777 gebaut. 1789, nur zwölf Jahre später bereitete die Französische Revolution dem Adel und Klerus in Frankreich ein endgültiges und jähes Ende.

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Napoleon, der schließlich das Heilige Römische Reich umkrempelte, bis es schließlich aufgelöst war, erhob einige deutsche Herzöge zu Königen, um sie zu seinen Verbündeten zu machen, darunter die durch ihn entstandenen Königreiche Bayern und Württemberg. Auch in Preußen hatte sich mittlerweile der Kurfürst und Markgraf von Brandenburg in Königsberg zum König in Preußen gekrönt.  

Goldene Bulle, Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main
Die Goldene Bulle

Teil der virtuellen Ansicht der Goldenen Bulle im Karmeliterkloster

Noch ein Exkurs: Die Goldene Bulle

 

Das Wahlprozedere des deutschen Königs durch die Kurfürsten war festgeschrieben in der Goldenen Bulle. Sie war die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches und damit die früheste Verfassung, die in deutschsprachigen Ländern existierte. 

Diese Verfassung hat mit heutigen Verfassungen wenig gemeinsam, da das Heilige Römische Reich sich nicht als Nationalstaat im heutigen Sinne definierte. Dennoch ist sie eines der kostbarsten Dokumente der deutschen Geschichte. 

Sie entstand 1356 auf Initiative Kaiser Karls IV. aus Böhmen. Es gibt heute noch sieben originale Exemplare. Eines wird aufbewahrt im Karmeliterkloster in Frankfurt. 

Außer dem Frankfurter Exemplar gibt es noch eines in Trier (heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart), ein Pfälzisches (heute im Hauptstaatsarchiv Bayern), eines in Nürnberg (Staatsarchiv Nürnberg), in Köln (Universitätsbibliothek Darmstadt), Mainz und Böhmen (beide heute im Österreichischen Staatsarchiv, Wien).

Das Karmeliterkloster

 

Die Frankfurter Goldene Bulle liegt gut geschützt in einem Tresor in den Gewölben des ehemaligen Karmeliterklosters in Frankfurt, in dem heute das Institut für Stadtgeschichte untergebracht ist. Oben in der Eingangshalle gibt es eine digitale Präsentation. Eine Kopie der Goldenen Bulle kann man im Kaisersaal des Römers in Frankfurt besichtigen.

​Das Karmeliterkloster erreicht man, indem man vom Römer aus in die Limpurgergasse biegt und dann immer geradeaus läuft, bis man direkt zum Eingang des Instituts für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster kommt. Es sind nur fünf bis zehn Minuten Fußweg. 

Das Grundstück des Klosters umfasst den großen Block zwischen Münzgasse, Alte Mainzer Gasse, Karmelitergasse und Seckbächergasse. 

Der Eintritt ist umsonst, man kann sich verschiedene Klosterräume und den Kreuzgang ansehen. Auf der anderen Seite des Kreuzganges befindet sich das Archäologische Museum Frankfurts, für das man allerdings Eintritt bezahlen muss.

Karmeliterkloster, Frankfurt am Main

Kreuzgang des ehemaligen Karmeliterklosters in Frankfurts Innenstadt

Karmeliterkloster, Frankfurt am Main

Refektorium des ehemaligen Karmeliterklosters in Frankfurts Innenstadt

Vom Römerberg geht es nun endlich Richtung Main. Die kurze Straße, die leicht bergab hinunter zum Fluss führt, heißt Fahrtor und erhielt ihren Namen vom gleichnamigen Tor, das einst dort stand und die Stadt vom Mainufer trennte.

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Das Fahrtor vor 1840, Gemälde von Johann Georg Malß, Historisches Museum Frankfurt. Quelle: klick hier.

Schöne historische Gebäude säumen die kurze Strecke, rechts liegt das Haus Wertheim, dass 1600 gebaut wurde und als einziges Haus von 1200 Fachwerkhäusern in der Frankfurter Altstadt den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstand. Übrigens war dieses Haus früher, als die Altstadt noch stand, weniger beachtet. Nach der Zerstörung und dem unmittelbaren Nachkriegs-Wiederaufbau der Stadt geriet es in den Fokus und löste das Gefühl aus, dass man mit den Fachwerkbauten der Altstadt etwas verloren hatte, dessen Wiederherstellung sich lohnen würde, womit man dann ab den 80er Jahren begann.

Haus Wertheim, Fahrtor, Frankfurt

Haus Wertheim, erbaut um 1600, das einzige Fachwerkhaus, das den Zweiten Weltkrieg überlebte.

Gegenüber vom Haus Wertheim liegt der Saalhof mit dem Rententurm, die ehemalige Zollstelle, die man auf dem Foto unten sieht. Der Saalhof war ein Teil der alten Königspfalz, seine ursprüngliche Nutzung ist nicht eindeutig bekannt, vielleicht war es ein Wohntrakt als Erweiterungsbau der Pfalz. 

Saalhof mit Rententurm, Frankfurt

Direkt hinter dem Saalhof befindet sich die ehemalige staufische Pfalz. Im neu gebauten und 2017 eröffneten Historischen Museum, das sich hinter dem Saalhof befindet, kann man Teile der alten Pfalz sehen, die Kapelle, den alten Hafen usw. 

Staufischer Teil des Historischen Museums, Frankfurt

Der älteste Teil des Historischen Museums, die staufische Pfalz.

Außerdem sind in diesem Museum Repliken der wichtigsten Reichsinsignien der deutsch-römischen Kaiser ausgestellt, â€‹die Reichskrone, das Zepter und der Reichsapfel.

Reichsinsignien, Kaiserkrone Heiliges Römisches Reich, Reichsapfel, Zepter, Historisches Museum Frankfurt

Die Originale der Reichsinsignien befinden sich heute in der Schatzkammer der Hofburg in Wien. Eigentlich gehören sie nach Nürnberg, so wie es in der Goldenen Bulle von 1356, einer Art Verfassung des Heiligen Römischen Reiches festgelegt war, aber nachdem das Heilige Römische Reich 1806 aufgelöst worden war und sich währenddessen die Krone in Wien befand, war man in Österreich der Meinung, dass mit dem Ende des Reiches auch seine Verfassung, also die Goldene Bulle, hinfällig geworden sei und behielt kurzerhand die Krone in Österreich.

Warum endete das Heilige Römische Reich?

Warum endete das Heilige Römische Reich?

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Kaiser Franz II. löste das Reich 1806 auf, da napoleonische Truppen auf Wien vorrückten und die Kaiserwürde bei der Eroberung Wiens an Napoleon gefallen wäre. Das Heilige Römische Reich und Frankreich sahen sich gleichermaßen als Nachfolgestaaten des Frankenreichs mit dem kaiserlichen Anspruchs des Franken Karls des Großen. Karls Reich wurde durch Erbteilung aufgeteilt in das Westfrankenreich, Vorläufer des heutigen Frankreichs, in das Mittelreich, Vorläufer kleinerer Regionen wie den Niederlanden, Belgien, Burgund, Savoyen usw. sowie in das Ostfrankenreich, Vorläufer des heutigen Deutschlands. Die Kaiserwürde verblieb im ostfränkischen, deutschen Teil des ehemaligen Frankenreichs. Grund genug, dass die Kaiserwürde zu einer Art Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland wurde. 

 

Nachdem Kaiser Franz II. das Heilige Römische Reich aufgelöst hatte, konnte Napoleon nicht mehr zum Kaiser werden. Wie man weiß, krönte er sich dennoch später selber zum Kaiser Frankreichs in der Kirche Notre Dame in Paris. Aber da war es nicht mehr die Krone des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs, sondern eine neu angefertigte, die Kaiserkrone Napoleons I. Bei diesem Akt war auch der Papst anwesend, der die Krönung ganz in der Tradition der deutsch-römischen Kaiser vollziehen sollte, was widersprüchlich ist, da in Frankreich inzwischen die Revolution zu einer strikten Trennung von Staat und Kirche geführt hatte. Napoleon entschied sich damals kurzentschlossen, sich selbst die Krone aufzusetzen und brüskierte damit den Papst. 

Nach diesem Gang durch die Geschichte des deutschen Kaisertums und des Mittelalters, geht der Rundgang weiter zu den Ebbelwoi-Wirtschaften. Wenn man den Saalhof am Fahrtor hinter sich gelassen hat, ist man auch schon an der Uferstraße, dem Mainkai, wo sich der Treppenaufgang zum Eisernen Steg befindet. 

Saalhof mit Rententurm, Frankfurt

Der Saalhof mit der Zollstation und dem Rententurm

Am Mainkai /Ecke Fahrtor, Frankfurt

Blick in die Straße Fahrtor. Rechts der Sockel des Rententurms, links das Fachwerkhaus Wertheim.

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Der Saalhof von Eisernen Steg aus gesehen. links der Rententurm, in der Mitte der barocke Bernusnau und recht der Burnitzbau. Die beiden rechten Bauten wurden im 18. Jahrhhundert gebaut. 

Blick auf Frankfurt, F. Wucherer, 1906, Historisches Museum, Frankfurt

Blick auf Frankfurt, F. Wucherer, 1906, Historisches Museum, Frankfurt

Eiserner Steg mit Skyline
Skyline Frankfurt, Mainpromenade, Sachsenhausen
Sachsenhausen

Sachsenhausen

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Auf der Sachsenhausener Seite angelangt, geht es kurz nach links auf den Schaumainkai und nach wenigen Metern biegt man rechts in die Schulstraße, die irgendwann Wallstraße heißt und geradeaus direkt zum "Affentorplatz" führt. Dort befindet sich der Schwerpunkt der Ebbelwoi-Wirtschaften, die alle dicht beieinander liegen. 

Die Dichte der Gasthäuser erinnert ein wenig an Grinzing in Wien, wo die Heurigen ebenfalls direkt nebeneinander aufgereiht sind. 

Etwas weiter entfernt an der Schweizer Straße befinden sich auch noch ein paar Gasthäuser.

Bushaltestelle Affentorplatz, Frankfurt Sachsenhausen
Daheim in der Affentorschänke
Grüne Soße, Frankfurt
Apfelweinlokal Atschel

Apfelweinlokal Atschel

Vereinigung der Apfelweinwirte
Apfelweinlokal Atschel, Sachsenhausen, Frankfurt
Apfelweinlokal Atschel, Sachsenhausen, Frankfurt

Was man in Äppelwoiwirtschaften isst ...

 

Bei unserer Tour durch die Gastwirtschaften haben wir nicht alle besucht; davon gibt es definitiv zu viele. Und sie ähneln sich - hat man eine gesehen, hat man alle gesehen. Trotzdem hat jede etwas Einzigartiges. Wir haben uns bei dieser Tour durch die hessische Küche probiert: Handkäs mit Musik, Grie Soß oder die Gref-Völsings-Rindswurst usw. Vielleicht findet man sogar mal eine Ahle Wurscht auf der Karte, obwohl die eigentlich nach Nordhessen gehört. Den Äppelwoi gibt es auf Wunsch auch gespritzt, also mit Mineralwasser verdünnt (1/3 Wasser, 2/3 Wein) oder man nimmt einen tief gespritzten (halb Wasser, halb Wein). Bei einer Gastwirtschaftstour sind Gespritzte empfehlenswert, damit man es alkoholmäßig durchhält. Dazu noch ein Mispelchen und man hat einen ersten Eindruck  von Hessens kulinarischen Traditionen.

Was man in Äppelwoiwirtschaften isst ...
Handkäs mit Musik

Harzer Käse im Essigsud mit Zwiebeln und Kümmel

Gref-Völsings-Rindswurst

Gref-Völsings-Rindswurst mit Kartoffelsalat

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Frankfurter Grüne Soße

Mispelchen, Calvados mit einer eingelegten Mispel, typisch für Frankfurt

ein Mispelchen als Absacker

Auffällig viele jüngere Gäste gehen in diese Wirtschaften. Der Altersdurchschnitt lag ca. zwischen 25 und 40. Alle Gäste, die um uns herum saßen, schienen sich gut auszukennen mit dem, was auf der Speisekarte steht, wählten traditionelle Gerichte und die Sache scheint bei jüngeren Frankfurtern ziemlich beliebt und lebendig zu sein. 

Apfelweinwirtschaft Fichtekränzi

Apfelweinwirtschaft Fichtekränzi

Apfelweinlokal Fichtekränzi, Sachsenhausen, Frankfurt
Apfelweinlokal Fichtekränzi, Sachsenhausen, Frankfurt
Apfelweinlokal Dauth-Schneider

Apfelweinwirtschaft 

Dauth-Schneider

Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen
Apfelweinwirtschaft Dauth-Schneider, Sachsenhausen

Apfelweinlokal Affentorschänke

Apfelweinlokal Affentorschänke
Apfelweinlokal Affentorschänke, Sachsenhausen, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Klaane Sachsehäuser
Apfelweingaststätte Frau Rauscher

Apfelweinwirtschaft Frau Rauscher

Apfelweinwirtschaft Frau Rauscher , Klappergasse
Apfelweinwirtschaft Frau Rauscher , Klappergasse
Apfelweinwirtschaft Frau Rauscher , Klappergasse
Apfelweinwirtschaft Frau Rauscher , Klappergasse

Apfelweingaststätte Adolf Wagner

Apfelweingaststätte Adolf Wagner
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt
Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner, Frankfurt

Der Ausflug in die Äppelwoi-Wirtschaften ist aber noch lange nicht das Ende einer Erkundungstour durch Frankfurt. 

Das Goethehaus

Das Goethehaus

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Goethe in der Campagne, 1787, Städel, Frankfurt

Das Haus am Hirschgraben wurde von der Familie Goethe nicht lange bewohnt. 1733 kaufte Goethes Großmutter das Haus, 1755 ließ es Goethes Vater zu einem repräsentativen Wohnhaus umbauen. In diesem Jahr zog Goethe nach Weimar, also hat er in dem Haus, wie wir es heute sehen, gar nicht gewohnt.

1795 wurde das Haus von Goethes Mutter verkauft, die als letztes Familienmitglied dort noch wohnte. 

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Das Haus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gekauft, um eine Goethe-Gedenkstätte daraus zu machen, wozu es in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört, danach originalgetreu rekonstruiert und 1951 wiedereröffnet.

Die Einrichtungsgegenstände waren verschont geblieben, weil sie rechtzeitig im Krieg ausgelagert worden waren.

Gemäldesaal Gothehaus, Frankfurt
Zimmer der Frau Rat, Goethehaus Frankfurt
Treppenhaus Goethehaus, Frankfurt
Cornelia-Zimmer, Goethehaus, Frankfurt
Detail aus der Küche, Goethehaus, Frankfurt
Garten des Goethehauses, Frankfurt
Die Alte Oper

Die Alte Oper

Alte Oper, Frankfurt, Bankenviertel

Von der Alten Wache, die man auf dem Foto unten sieht, führt die Bibergasse zur Alten Oper.

Hauptwache, Frankfurt

Die Bibergasse heißt im weiteren Verlauf Große Bockenheimer Straße. Viele schöne Geschäfte flankieren den Weg zur Oper, es ist eine belebte Fußgängerzone und wer auf Banker in Anzügen, Oberhemden und Krawatten steht, die hier in der Mittagspause essen gehen und von denen es ziemlich viele gibt, kommt hier voll auf seine Kosten.

Das Viertel um den Opernplatz ist ebenfalls belebt. Ein paar schöne Restaurants, ein Brunnen und ein Park umgeben das altehrwürdige Gebäude, das um ein Haar abgerissen worden wäre, hätte sich nicht eine Bürgerinitiative für seinen Erhalt gebildet. 

Bis in die späten 70er Jahre stand die Ruine des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes dort herum, es wurde heftig diskutiert, ob man es abreißt und einen Neubau errichtet, bis man dann doch mit dem Wiederaufbau anfing. Anfang der 80er Jahre war das Gebäude fertig, wodurch Frankfurt ein weiteres Wahrzeichen und einen schönen städtebaulichen Punkt zwischen Westend und City hat. 

Opernplatz, Frankfurt
Alte Oper, Frankfurt, Bankenviertel
Alte Oper, Frankfurt, Bankenviertel
Das jüdische Frankfurt

Das jüdische Frankfurt

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Frankfurt ist eine der Städte Deutschlands mit langer jüdischer Tradition. Natürlich gibt es auch Worms oder Berlin und einige andere Orte, die eine Bedeutung für das jüdische Leben in Deutschland hatten, aber die Gemeinde Frankfurts zählte bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 30.000 Mitglieder, nach dem Krieg gab es noch 140 Mitglieder. Mittlerweile ist die Zahl wieder auf 7000 angewachsen, womit die Gemeinde heute die zweitgrößte nach Berlin ist.

Eine Reihe bekannter jüdischer Bürger der Stadt lässt ebenfalls auf die Bedeutung dieser Gemeinde schließen:  

Die Familie Rothschild hat hier ihre Ursprünge, was wenige wissen, denn meistens verbindet man mit diesem Namen Frankreich, England oder andere Länder. Kein Wunder, denn die Rothschilds wurden Globalplayer und sind überall in Europa zu Hause, das Bankhaus in Frankfurt wurde liquidiert, weil der männliche Nachkomme fehlte. Rotweine von den Rothschild-Gütern in Bordeaux sind bekannt und vielleicht assoziiert man deshalb den Namen mit Frankreich. Bankhäuser in Paris, London, Neapel und Wien gehören auch dazu.

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Weitere bekannte jüdische Frankfurter:

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Der Arzt und Nobelpreisträger Paul Ehrlich, unter anderem der Begründer der modernen Chemotherapie, ist zwar ein geborener Schlesier, aber sein Institut wurde 1899 nach Frankfurt verlegt.

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Anne Frank assoziiert jeder mit den Niederlanden, aber die Familie stammt aus Frankfurt und floh nach Amsterdam.

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Theodor Adorno Wiesengrund, bekannter Soziologe der Frankfurter Schule, prägte ebenfalls diese Stadt. 

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Erich Fromm begründete das Süddeutsche Institut für Psychoanalyse in Frankfurt.

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Leopold Sonnemann, ein bedeutender Frankfurter Bürger, auf den verschiedene Initiativen in der Stadt zurückgehen, ist vor allem bekannt durch die Gründung der Frankfurter Zeitung, die heutige Frankfurter Allgemeine.

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Die Anfänge des Judentums in Frankfurt reichen weit zurück ins Mittelalter. Um das 12. Jahrhundert bewohnten die Juden die Umgebung des Doms. Im Jahr 1241 - die Gemeinde hatte 300 Mitglieder, zwei Rabbiner, eine Synagoge und zwei Lehrhäuser - gab es das Frankfurter Pogrom, das durch die Dominikaner, den Orden, der sich gegen Andersgläubige engagierte, zumindest geistig unterstützt wurde. 1349 gab es Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes. Dadurch erlebte die Gemeinde einen schweren Einschnitt. 1360 durften sich wieder Juden in Frankfurt niederlassen. Ab 1464 wurde ihnen ein Gebiet an der Stadtmauer zugewiesen, die Judengasse, das sie bis 1846 bewohnten, als die Juden den Bürgern gleichgestellt wurden. Danach zogen sie auch in andere Stadtteile Frankfurts. 

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Die Familie Rothschild

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Meyer Amschel Rothschild wurde 1744 in der Judengasse geboren. Die Straße findet man heute nicht mehr. Frankfurt wurde nach dem Weltkrieg teilweise völlig anders wieder aufgebaut. Die Gasse verlief südlich von der Allerheiligenstraße. Heutzutage kann man die Gegend ablaufen, wenn man vom "Museum Judengasse" an der Battonnstraße, Börneplatz (der früher Judenmarkt hieß) die Straße "An der Staufermauer" entlanggeht. Diese Straße dürfte dem Verlauf der ehemaligen Judengasse, die direkt an der Stadtmauer lag, folgen. Irgendwann hieß sie im weiteren Verlauf Bornheimer Straße (dieser Teil existiert heute nicht mehr, dort befinden sich jetzt Gebäude) und mündete in den Platz an der Konstablerwache (die heutzutage auch verschwunden ist und von der nichts übrig ist als ein langweiliger, gesichtsloser Platz). Auch die Straße An der Staufermauer ist nicht wirklich interessant. Man erkennt ihre gebogene Form, die sich dem Verlauf der Stadtmauer anpasste und der Besuch der Straße bleibt im Gedächtnis, weil man sich in der ehemaligen Judengasse befindet. Aber die Gegend ist heutzutage nicht sehenswert.

 

Meyer Amschel Rothschild wollte Rabbiner werden, aber er begann mit dem Handel von Antiquitäten und Münzen. Später wurde er Bankier, hatte geschäftliche Verbindungen zu dem Frankfurter Zweig der Brentanos, zu dem Bankier und Kunstsammler Städel, nach dem das Städelsche Kunstmuseum benannt ist, und zu der Bankiersfamilie Bethmann, nach der das Konfekt Bethmännchen benannt wurde.

 

Richtig einflussreich wurde er durch die Verbindung zum Landgrafen von Hessen-Kassel, Wilhelm IX., einem der reichsten Fürsten im Heiligen Römischen Reich. Dieser Fürst und sein Vater Friedrich II. von Hessen-Kassel hatten Soldaten an die Engländer verkauft, die diese im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Nordamerikaner benötigten. Der geschäftstüchtige Wilhelm IX. wirtschaftete mit dem Geld geschickt, indem er Wechseldiskontgeschäfte tätigte. Mayer Amschel versuchte, sich an diesen Geschäften zu beteiligen, was gelang und später bekam er den Titel des Kurfürstlichen Oberhofagenten. (Willst du mehr wissen über die Landgrafen von Hessen-Kassel und über ihre Schlösser, die sie unter anderem mit dem Geld für verkaufte Söldner aus den Nordamerikanischen Kriegen bauten? Klick hier.)

In seinem Amt als Kurfürstlicher Oberhofagent regelte Rothschild die Geschäfte für den Landgrafen, der ins Exil fliehen musste, als die Franzosen Kassel besetzten. Der Kasseler Kriegszahlmeister Carl Friedrich Buderus und Rothschild retteten viel Vermögen, so brachte Buderus 27 Mio. Gulden in Sicherheit, Rothschild kaufte die Münzsammlung des Fürsten, die die Franzosen beschlagnahmt hatten und veräußerten. Rothschild führte doppelt Bücher, solche, die er den Franzosen vorlegte, und solche, in denen die wirklichen Geschäfte abgewickelt wurden, denn auch seine Geschäftsräume wurden von den Franzosen durchsucht. Dabei begab er sich in Gefahr, da die Franzosen es darauf angelegt hatten, das komplette Vermögen des Landgrafen zu beschlagnahmen.

Rothschilds Sohn Nathan ging nach England, lebte in Manchester, kaufte dort Textilien, die er auf den Kontinent exportierte. Diese Verbindung nach England erwies sich als zukunftsweisend, da es die Verbindung zwischen dem hessischen Landgrafen und dem britischen Königshaus gab. Der Großteil des kurfürstlichen Vermögens bestand aus britischen Staatsanleihen. Zinsen und Tilgung, die die britische Krone an den Kurfürsten zahlte, konnten wegen der Kontinentalsperre durch Napoleon nicht nach Kassel transferiert werden. Mayer Amschel erhielt vom Kurfürsten den Auftrag, mündelsichere britische Staatspapiere zu erwerben. Der Wert dieser von Rothschild durchgeführten Transaktionen belief sich auf 664850 Pfund. Die Aktionen wurden von Nathan, der mittlerweile in London lebte, ausgeführt. Durch Kriegspech stoppte der Kurfürst die Käufe der Papiere, die dann von Rothschild erworben wurden, bis sie später vom Kurfürsten beglichen wurden. Die Größe der Finanzaktionen und die Kapitalmittel, über die Nathan verfügte, ließen ihn in London von Anfang an zu den großen Finanzinstitutionen zählen.

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Der Rothschildpark

Wenn man von der Alten Wache die Bockenheimer Landstraße Richtung Westend geht, führt der Weg bald ins Bankenviertel, man passiert die Alte Oper und den Opernturm (auf dem Foto unten die Doppeltürme am rechten Bildrand) und kommt am Rothschildpark (auch auf dem Foto unten zu sehen) vorbei.

Die Familie Rothschild
Der Rothschildpark
Rothschildpark, Frankfurt , rechts: Opernturm

​Dort stand einst ein prachtvolles Palais inmitten eines großen Parks. Es war ursprünglich das Land- und Sommerhaus von Meyer Amschel Rothschild, das sein Enkel Carl Wilhelm von Rothschild 1869 zu einem klassizistischen Palais umbauen ließ. Das Hauptgebäude lag nicht direkt an der Straße, sondern einige Meter zurückgesetzt. Es war ein Bau noch ganz im Stil der ersten Hälfte des 19. Jahrhhunderts, klassizistisch, zweigeschossig mit 15 Fensterachsen und einem herausragenden mittleren Teil, der fünf Fensterachsen und drei Geschosse umfasste. Dieses Gebäude wurde nur von zwei Generationen bewohnt, von Carl Wilhelm und seiner Familie und zuletzt von dessen Tochter Minna Caroline von Rothschild, die den Bankier Maximilian Goldschmidt geheiratet hatte.

Carl Wilhelm war der Leiter des deutschen Zweiges der Bankendynastie und da er ohne männlichen Nachkommen war, erlosch die Fortführung des deutschen Bankhauses, da Meyer Amschel verfügt hatte, dass nur Familienmitglieder Schlüsselpositionen in der Firma besetzen durften und nur männliche Familienmitglieder geschäftsführend tätig sein durften. Die Gesellschaft, die die Geschäfte fortführte, fusionierte später mit der Deutschen Bank, heute steckt das Vermögen des Frankfurter Bankhauses M.A. Rothschild und Söhne in der Deutschen Bank.

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1938, unter der Herrschaft der Nationalsozialisten musste Maximilian Goldschmidt-Rothschild das Palais und das Grundstück weit unter Wert verkaufen. Ebenso musste die Kunstsammlung von 1400 Gemälden an die Stadt Frankfurt veräußert werden. Sie wurde aufgeteilt auf das heutige Museum für Angewandte Kunst, das Städelsche Museum und die Städtische Galerie. 

Maximilian starb 1940.

Das Palais wurde schließlich durch einen der schwersten Luftangriffe am 22. März 1944 bis auf die Grundmauern zerstört.

1948 wurde die Sammlung Goldschmidt-Rothschild in einem Vergleich mit den Erben restituiert, kam in die USA nach New York und wurde dort bei zahlreichen Kunstauktionen von den Erben veräußert, so dass diese sehr heterogene Sammlung heute nicht mehr existiert und in verschiedenen Museen oder in Privatbesitz unterkam.

Auf dem Grundstück stehen heute einige Bürohäuser, wodurch die Fläche des Rothschildschen Gartens verkleinert wurde.

Übrig geblieben von allem ist nur der gotische Turm, der im 19. Jahrhundert im Garten des Rothschild-Palais als romantische Ruine errichtet wurde.

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Die Lücke dort, wo heute der Park ist, wirkt wie ein Symbol für das gänzliche Verschwinden der jüdischen Kultur in Deutschland.

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Heutzutage verbringen dort viele Banker ihre Mittagspause. Man fragt sich, ob mancher, der sich dort erholt, über die Geschichte dieses Parks weiß.

Gotischer Turm im Rothschildpark, Frankfurt
Westend

Das Westend

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Folgt man der Bockenheimer Landstraße, führt der Weg ins Frankfurter Westend, einem Viertel mit gründerzeitlich, bürgerlicher Wohnbebauung. Diese Häuser wären um ein Haar in den 70er, 80er Jahren allesamt verschwunden, da eine Cityerweiterung ins Westend geplant war, die Villen abgerissen und stattdessen Hochhäuser gebaut werden sollten. Spekulanten kauften in den 70er Jahren diese Immobilien, ließen sie mutwillig verfallen, versuchten Mieter hinauszutreiben, indem sie die Heizungen zerstörten, so dass es im Winter bitterkalt wurde, Schlägertrupps vorbeigeschickt wurden usw. Das rief Widerstand auf den Plan und in Frankfurt entstand die erste Hausbesetzerszene der Bundesrepublik, mit der sich weite Teile der Frankfurter Bevölkerung solidarisierten. In diesen Zeiten wurden die Hochhäuser, die in den 80er Jahren im nebenan gelegenen Bankenviertel entstanden, als Bedrohung empfunden. Zu der militanteren Gruppierung der Hausbesetzer, der sogenannten "Putztruppe", zählte auch der spätere grüne Außenminister Joschka Fischer.

Wie man sieht, wurden die Häuser gerettet und damit auch ein historisches und ästhetisches Stück Frankfurt.

Frankfurt Westend
Frankfurt Westend
Frankfurt Westend
Frankfurt Westend
Das Jüdische Museum

Das Jüdische Museum

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Direkt am Untermainkai liegt ein weiteres Stadtpalais der Rothschilds, in dem heute das Jüdische Museum untergebracht ist. Dort wird ein lebendiges Bild des Judentums vermittelt, auch des heutigen Judentums in Deutschland mit seinem Alltag: Mitstudenten, Nachbarn etc. Besonders beeindruckend ist ein Raum mit einem großen Bildschirm, auf dem vier Rabbiner und eine Rabbinern zu sehen sind und sich zu Themen äußern, die man auf einem iPad auswählen kann. Man kann sich bequem in einen Sessel setzen und den verschiedenen Standpunkten der fünf zuhören. Sie erläutern bestimmte Themen des Judentums, äußern ihre Meinung zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Strömungen wie z.B. die Gleichstellung Homosexueller oder was sie persönlich mit dem Begriff Heimat oder Frankfurt verbinden. Sie antworten natürlich aus der Perspektive eines Rabbiners bzw. einer Rabbinern, aber auch aus der Perspektive eines Frankfurters bzw. einer Frankfurterin, eines bzw. einer Deutschen.

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In dem ehemaligen Rothschild-Palais sind einige Räume noch im ursprünglichen Zustand zu sehen.

Rothschildpalais, Jüdisches Museum, Untermainkai, Frankfurt
Rothschildpalais, Jüdisches Museum, Untermainkai, Frankfurt
Rothschildpalais, Jüdisches Museum, Untermainkai, Frankfurt
Rothschildpalais, Jüdisches Museum, Untermainkai, Frankfurt

Nizza am Main

 

Nach dem Museumsbesuch lohnt auf jeden Fall eine Pause in Nizza, einer schönen Parkanlage mit teilweise exotischen Pflanzen direkt am Main, wo es auch einen Biergarten gibt. Um von jüdischen Museum dahin zu kommen, muss man nur den Untermainkai überqueren und eine Treppe zum Ufer finden.

Nizza am Main
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Frankfurter Kranz
Steigenberger, Frankfurter Hof
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