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Lüneburger Heide, oben
Lüneburger Heide

Lüneburger Heide,

Vom Salzhandel, Celle und den Welfen

Niedersächsisches Bauernhaus, Lüneburger Heide
Undeloh

Undeloh - mitten in der Heide

 

Im Herbst führte uns die Reiselust in die Lüneburger Heide, ein ideales Ziel für diese Jahreszeit, in der die Tage langsam kürzer und die Nächte kühler werden, in der die tief stehende Sonne die Farben des Herbstes satter leuchten lässt und mystische Nebel die Landschaft abends in ihre Schwaden einhüllen.

Unsere Unterkunft lag in dem kleinen Ort Undeloh, mit dem wir es gut getroffen hatten, denn er erfüllte genau unsere Wunschvorstellung von einem ruhigen Urlaub in der Natur. Von dort gelangt man nach wenigen Metern ans Ende der asphaltierten Straße, wo man aufs Fahrrad, die Kutsche oder die Wanderschuhe umsteigen muss. Wir fühlten uns ein bisschen wie am Ende der Welt, aber genau das hatten wir gesucht.

Gemälde, Heidelandschaft mit Heidschnucken
Birken Heidelandschaft, Lüneburger Heide
Lüneburger Heide, Dämmerung

Undeloh ist im Oktober ruhig und beschaulich. Als wir dort waren, stand das Ende der Saison kurz bevor. Auch der Dorfladen stellte in der Woche nach unserem Urlaub seinen morgendlichen Brötchenverkauf für die Touristen ein und es wirkte als lege sich bald die Winterpause wie eine Decke für den Winterschlaf bis zum nächsten Frühjahr über den kleinen Ort. Nicht, dass man in der dunklen Jahreszeit in der Heide keine geruhsamen Tage verbringen kann. Wanderungen durchs frostige Moor, Raureif, zitternde Gräser im eisigen Wind, starre Kälte, harrende Natur kann man im Winter erleben und auch das lohnt sich ganz sicher. 

Aber dennoch war es kurz vor  Ende der diesjährigen Saison. In dem kleinen Geschäft mit Tante-Emma-Flair, das bald in die Winterpause ging, konnte man neben verschiedenen Dingen fürs Frühstück auch Heidelikör, Heidehonig, Korn und Mitbringsel aus verarbeiteter Heidschnuckenwolle in jeglicher Form bekommen: Wärmende Hausschuhe, Felle, Schäferwesten, usw.

Als wir einkaufen wollten, war die Besitzerin kurz verschwunden, hatte aber ihren Laden nicht abgeschlossen. Wir warteten minutenlang in dem Geschäft und konnten uns in Ruhe umgucken.

Auch als wir an unserer Ferienunterkunft ankamen, war die Tür zu unserem Haus nicht verschlossen. Ebenso gibt es im Ort einen Stand ohne Verkäufer, an dem man Kartoffeln und Eier bekommt, indem man das Geld einfach in eine Schatulle legt. Beruhigend, dass es so etwas noch gibt.

Landlust Schorle
Heidekorn, Hermann Löns
Wilsede und die Heide im Herbst

Wilsede und die Heide im Herbst

Wilsede, Bauernhaus

Vom Ende der asphaltierten Straße in Undeloh geht es direkt in die Heide. Von dort führt der Weg zu dem winzigen Ort Wilseder mit 40 Einwohnern. Den Weg kann man mit dem Rad, auf einer Kutsche oder zu Fuß zurücklegen. Wilsede besteht aus einer Ansammlung typischer Heide-Bauernhäuser, die genau so aussehen, wie man es sich vorstellt: Reetgedeckte, tief heruntergezogene Walmdächer, ein großes Tor mittig in der Fachwerkfassade, Mauern aus Findlingen, die die Grundstücke einfrieden - Fotomotive, wohin man schaut.

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Da die Höfe wie in den Wald eingestreut wirken und nur durch ihre Ansammlung überhaupt den Gedanken an ein Dorf aufkommen lassen, gibt es in Wilsede keinen eigentlichen Ortskern. Eine Art Zentrum bildet das Museum, das von einigen Gasthöfen umgeben ist.

Wilsede, Heidemuseum
Asternstrauß, Wilsede, Heidemuseum
Tongefäße, irdene Schalen, Töpferware, Landhaus, Lüneburger Heide
Interieur, Bauernhaus Lüneburger Heide

Von Wilsede kann man weiterlaufen zum sogenannten Totengrund, einem der mystischsten Orte in der Lüneburger Heide. Der Pastor Wilhelm Bode rettete einst diese Gegend vor Bebauung im Jahr 1906, indem er das Gelände aufkaufte, wodurch das erste Naturschutzgebiet Deutschlands entstand. Der Totengrund ist eine Art Talmulde, in die man von einer Anhöhe hinabschauen kann. Sonderbar vereinzelt stehen dort die Wacholderbüsche auf der Heidefläche. Im Morgennebel, bei Schnee oder während der Heideblüte wird dieser Anblick bei manchem Betrachter meditative oder spirituelle Gefühle auslösen. Bei Naturvölkern wäre dies vielleicht ein heiliger Ort.

Lüneburger Heide, Totengrund

Bei unseren Spaziergängen und Radtouren durch die Heide zeigte sich die Landschaft in beeindruckenden Farben: Das ganze Land war in ein erdiges Farbspektrum getaucht: Der Torf, die trockenen Gräser, das Gelb und Orange des Herbstlaubes, das Rot der Backsteine und das Schwarz-Weiß der Heidschnucken, ab und zu ein Stück blauer Himmel oder leuchtend hellgelbe Birken im Licht der tief stehenden Sonne. Unter unseren Schritten knirschten Eicheln, Wacholderbüsche ragten einzeln aus dem flachen, kargen Land heraus und am Himmel machten sich immer wieder Zugvögel in Keilformation auf den Weg in den Süden.

Abends im Restaurant knisterte urig das Kaminfeuer, während es draußen schon früh dunkel wurde und beim Weg nach Hause begegnete uns zuletzt eine nächtlich herumstreifende Katze, die vor uns die Straße kreuzte.

Fliegenpilz, Lüneburger Heide
Schäfer mit Heidschnucken, Lüneburger Heide
Unterstand für Bienenkörbe, Heide
Heidschnucken, Lüneburger Heide
Lüneburg

Lüneburg

Lüneburg, Am Sande, St. Johanniskirche
Giebelhäuser, Am Sande, Lüneburg
Giebelhäuser, Am Sande, Lüneburg
Backsteingotik, Giebelhäuser, Am Sande, Lüneburg
St. Johanniskirche, Lüneburg

Lüneburg ist ein Zentrum für das Umland mit vielen Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten. Die lebendige Stadt ist weit davon entfernt, ein Museum zu sein wie z.B. Rothenburg ob der Tauber, obwohl sie mit ihren 1400 alten Backsteingebäuden das Zeug dazu hätte und ein ziemlich geschlossenes historisches Stadtbild abgibt.

Drehsteine und Tausteine

 

Verzierungen an den Backsteinhäusern sind allgegenwärtig, z.B. an den Eingangsportalen. Besonders häufig findet man gedrehte Backsteine, bei denen sich ein Grat spiralförmig über mehrere aufeinander gesetzte Backsteine nach oben schraubt.

Drehsteine und Tausteine
Detail Rathaus Lüneburg, Drehsteine, Tausteine, Salzglasur, Backsteingotik

Deutlich erkennt man hier an einem Portal des Lüneburger Rathauses Varianten norddeutscher Backsteingestaltung wie Tausteine und Salzglasuren.

Beliebt sind auch sogenannte Tausteine, bei denen die Form der Ziegel einem Tau ähneln, das aus mehreren Strängen gedreht ist. Die blau und schwarz glänzende Oberfläche mancher Ziegel entstand durch Salzglasur, die während des Brennvorgangs dem Ofen hinzugefügt wurde. Natriumdämpfe legen sich bei diesem Vorgang auf die Ziegel und verbinden sich mit dem Quarz im Ton zu einem Silikat, der Salzglasur.

Das Rathaus

Einer der Höhepunkte der Stadt ist das Rathaus, vom dem hier wegen Fotografierverbots im Inneren kein Foto zu sehen ist. Schade, denn es handelt sich um einen echten Prachtbau mit Malereien, Schnitzereien, Intarsienarbeiten, Bleiglasfenstern aus mehreren Jahrhunderten. 

Begonnen wurde das Gebäude 1230 und über die Jahrhunderte immer wieder ergänzt, wobei Altes nie abgerissen oder der Mode angepasst wurde, so dass die gesamte Geschichte des Gebäudes lückenlos nachvollziehbar ist. Dazu kommt, dass das Rathaus auch in Kriegen nie zerstört wurde. Besonders hervorzuheben sind die Gerichtslaube, der Fürstensaal, das alte Archiv, die Kanzlei und die Große Ratsstube. Es ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten Rathäuser Norddeutschlands, wenn nicht gar ganz Deutschlands.

Tickets für eine Rathausführung bekommt man in der Touristen-Information, die, wenn man vor der Barockfassade des Rathauses steht, links um die Ecke im Gebäude liegt. 

Lüneburger Rathaus
Das Salz - Lüneburgs Reichtum

Das Salz - Lüneburgs Reichtum

 

Lüneburg war eine reiche Stadt, was man schon an ihren Steinbauten erkennt. Der Reichtum gründete auf Salz, das tausend Jahre bis 1980 abgebaut wurde. 

Dieses Salz wurde durch Sieden gewonnen. Die stark salzhaltige Sole, die aus der Erde gepumpt wurde, musste gekocht werden, dafür brauchte man Holz. Da große Buchen- und Eichenwälder vor der Stadt lagen, schlug man sie, woraus die heutige Lüneburger Heide entstand.

Lüneburger Salz, Salzmuseum Lüneburg
Siedepfanne, Salzmuseum Lüneburg

Nachbau von Siedepfannen im Deutschen Salzmuseum

Salzmuseum Lüneburg, Modell der Saline, Siedehäuser, Lüneburg

Modell der Lüneburger Saline im Deutschen Salzmuseum

Salzmuseum Lüneburg, Historischer Stadtplan Lüneburg, Saline oben rechts
Lüneburgs größter Salzspeicher

Lüneburgs größter Salzspeicher

Im Wasserviertel wohnte seit 1291 die Kaufmannsfamilie Viscule. Sie handelte mit allem, besonders mit Salz und errichtete ihr Gebäude, den Handelshof, am Hafen. 1485 ging die Familie in Konkurs. Das Gebäude kam in den Besitz der Stadt und wurde zum größten Salzspeicher Lüneburgs umgebaut. Zwei Brände im 20. Jh. setzten dem Gebäude zu, aber vor wenigen Jahren wurde der Visculenhof im Rahmen eines Sanierungsprojektes des gesamten Wasserviertels wieder renoviert und sieht heute so aus wie auf den Bildern unten.

Visculenhof, Lüneburg
Visculenhof, Lüneburg
Das Wasserviertel

Das Wasserviertel


Im Wasserviertel öffnet sich die Stadt zum alten Hafen an der Ilmenau. Die umliegenden Häuser sind liebevoll restauriert und zahlreiche Restaurants mit terrassenartigen Außenplätzen bieten einen bemerkenswerten Blick auf den Hafen und das umliegende Ambiente.

Alter historischer Hafen, Stintmarkt

Von den Terrassen fällt der Ausblick auf die gegenüberliegende Seite der Ilmenau zum kopfsteingepflasterten Alten Fischmarkt mit seinem historischen Kran. Links davon die Barockfassade des Alten Kaufhauses und davor die Brücke über die Ilmenau mit ihrem blumengeschückten, schmiedeeisernen Geländer.

Alter Hafen mit Kran, Lüneburg

Rechts, am südlichen Rand des Hafenbeckens liegen sich die Lüner Mühle und die Abtsmühle an den Ufern der Ilmenau gegenüber und sind durch ein Wehr miteinander verbunden. In der Lüner Mühle wurde früher Getreide für das Kloster Lüne gemahlen. An der Abtsmühle befindet sich ein Turm mit dem auffälligen Namen Abtswasserkunst, der dafür sorgte, dass Wasser in die Stadt geleitet wurde. Beide Mühlen stammen aus dem 16. Jahrhundert.

Backsteingotik, Häuser am Stintmarkt, Lüneburg
Salzstraße am Wasser

Der Stecknitzkanal, ältester Kanal Europas, 1398 für den Salztransport gebaut 

 

Salz wurde im Mittelalter von Lüneburg in den gesamten salzarmen Norden und Nordosten Europas exportiert. Der Handel dahin erfolgte über Lübeck. Damit das Salz zunächst von Lüneburg nach Lübeck gelangte, musste es über die Alte Salzstraße dorthin gebracht werden, einer der damals wichtigsten Handelsrouten, die von Venedig bis nach Haithabu führte. 

Willst du mehr über die sagenumwobene Stadt Haithabu, Weltkulturerbe an der Schlei, wissen? Klick hier.

Die älteste künstliStecknitzkanalhe Wasserstraße Europas,
Der Stecknitzkanal, Transportweg für das Salz
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Transportwege des Salzes über die Salzstraße und später, ab 1398 über den Stecknnitzkanal, der die Elbe und die Trave verbindet.

1398 wurde von den Lübeckern der Stecknitzkanal gebaut, die älteste künstliche Wasserstraße Europas. Er verbindet die Elbe bei Lauenburg mit Lübeck, wo heute noch am Holstentor die Salzspeicher stehen, in denen das Lüneburger Salz eingelagert wurde.

Salzspeicher Lübeck, Trave

In Lübeck wurde das Salz schließlich in den Salzspeichern neben dem Holstentor gelagert, bis es über Lübeck in den gesamten Nordosten Europas gebracht wurde.

Auf dem Stecknitzkanal erfolgte der Transport des Salzes auf zwölf Meter langen und 2,50 Meter breiten Schiffen, die 7,5 Tonnen Salz mit einem Tiefgang von nur 30-40 Zentimetern transportieren konnten. Die Fahrt dauerte zwei bis drei Wochen.

In Lübeck befindet sich das mittlerweile renovierte Stecknitzfahrer-Amtshaus im Stecknitzfahrerviertel an der Obertrave unterhalb des Doms mit der Anschrift Hartengrube 25.

Wenn du mehr über die Stecknitzfahrer wissen möchte, klicke hier.

Lauenburg

Lauenburg

Lauenburg liegt im Dreiländereck von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und ist die südlichste Stadt Schleswig-Holsteins.

Die hübsche, gepflegte Altstadt am Elbufer lädt mit einigen Restaurants und Kneipen zum Verweilen ein. Im Herbst zur Coronazeit war es dort ziemlich leer und die Bürgersteige wirkten hochgeklappt. Die Gastronomie lässt allerdings vermuten, dass es zu anderen Zeiten ein beliebtes Ausflugsziel ist. Es gibt schöne, reich verzierte Fachwerkhäuser, die den ehemaligen Wohlstand der Händler zeigen, die durch die Lage an der Elbe reich geworden waren. Lauenburg war einst die Residenz der Herzöge Lauenburgs, die nach dem Schlossbrand 1616 nach Ratzeburg umzogen. Ein Schlossturm ist noch übrig geblieben und ragt auf der Anhöhe über der Stadt heraus. 

Lauenburg
Lauenburg
Lauenburg
Lauenburg
Lauenburg
Heideklöster

Heideklöster

Nordöstlich, etwa 15 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum Lüneburgs entfernt, liegt das Kloster Lüne, ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster, in dem heute noch ein evangelisches Damenstift untergebracht ist. Der Komplex in Backsteingotik wurde im Laufe der Jahrhunderte durch bauliche Ergänzungen vergrößert und wirkt wie ein kleines Dorf.

Kloster Lüne, Lüneburg
Kloster Lüne, Lüneburg
Kloster Lüne, Lüneburg

In der Lüneburger Heide gibt es insgesamt fünf Klöster, die alle während der Ostkolonisation im 12. und 13. Jahrhundert entstanden und an der Grenze der christianisierten Welt aufgereiht waren wie Perlen auf einer Schnur, die sich von Norden nach Süden im Osten der Heide erstreckte. Dort waren in den wendischen Grenzgebieten diese Einödskloster vor allzu häufigen Angriffen sicher.

Die Klöster sind heute evangelische Damenstifte und führen manche uralte Tradition fort. Sie bestehen aus malerischen Gruppierungen kleiner Fachwerkhäuser, gotischer Backsteinbauten, Kirchenräumen in zisterziensischer Klarheit mit einem Dachreiter und spitzbogigen Kreuzgängen um einen stillen Klosterhof. Es sind die Klöster Walsrode, Ebstorf, Medingen, Lüne, Wienhausen. In Ebstorf kann man die größte Weltkarte des Mittelalters besichtigen, die mit 3,50 Metern Durchmesser die größte mappa mundi war. Allerdings ist heute nur noch ein Faksimile zu sehen, denn das Original verbrannte im Zweiten Weltkrieg im Archiv in Hannover, wohin die Karte zuvor gebracht wurde.

Im Kloster Medingen gibt es die Medinger Handschriften, ein europäisch einmaliger Bestand von fünfzig erhaltenen, persönlich geprägten Gebetsbüchern, die von Zisterzienserinnen geschrieben und ausgemalt wurden.

Im Kloster Wienhausen befindet sich ein flächendeckend mit biblischen Motiven ausgemalter gotischer Frauenchor. Außerdem ist das Kloster bekannt für seine gotischen Teppiche aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Ein Besuch der Heideklöster ist für das Verständnis der Kulturgeschichte der Lüneburger Heide unbedingt empfehlenswert. Als wir im Herbst dort waren, hatten coronabedingt alle Klöster ihre Pforten bis auf weiteres geschlossen. Aber bei einem der nächsten Besuche steht dieses Thema an.

Celle

Celle

 

Celle hat eine pittoreske Altstadt, die aus über 400 Fachwerkhäusern besteht. Am westlichen Rand der Altstadt liegt das Renaissanceschloss der Welfen und dahinter der Schlossgarten.

Die Celler sind stolz auf ihre schöne Altstadt und sie soll zu den Top10 der malerischsten Städte Deutschlands gehören. Diese Einschätzung ist gewagt, nicht weil Celle nichts hergibt, sondern weil es wirklich viele pittoreske und gut erhaltene Altstädte in Deutschland gibt. Aber es ist egal, ob Celle unter den Top10 rangiert oder nicht, man sollte die Stadt auf jeden Fall besuchen und genießen. Sie wirkt in sich ruhend wirkt, mit einem erhaltenen historischen Stadtbild bestehend aus Fachwerkhäusern mit niedersächsischen Ornamenten. Der Gesamteindruck ist völlig anders als das größere und steinerne Lüneburg. Außerdem war Celle Residenz, während Lüneburg eine bürgerliche Handelsstadt war.

Bomann-Museum, Evangelisch-lutherische Stadtkirche, Celle
Rathaus, Celle
Neue Straße, Celle
Neue Straße, Celle
Rathaus, Celle
Schuhstraße, Celle
Ausschnitt Stadtmodell Celle, Rathaus
Schloss, Celle
Altes Rathaus, Celle

Die Welfen,

Celle, Hannover und London

 

Celle gehörte zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das entstanden war, nachdem der Enkel von Heinrich dem Löwen, Otto das Kind, sein Territorium an seine beiden Söhne vererbt hatte. Daraus waren in Folge die Herzogtümer Braunschweig und Braunschweig-Lüneburg mit der Residenzstadt Lüneburg entstanden. In Lüneburg gab es Streitigkeiten zwischen dem Bürgertum der Stadt und den adeligen Landesherren, den Welfen. Weil es für die Welfen auf Dauer zu ungemütlich wurde, verließen sie schließlich im Jahr 1433 Lüneburg und suchten sich einen friedlicheren Residenzort - Celle. Die Residenz in Lüneburg auf dem Kalkberg wurde vom Bürgertum geschleift und die Welfen richteten sich auf längere Sicht in Celle ein, behielten aber ihren Namen Braunschweig-Lüneburg bei. In Celle lief das Leben gemächlich und es gab keine Streitigkeiten, sondern die Bürger betrachteten den Hof als einen wirtschaftlichen Motor, der ihre Produkte abnahm und Ämter bereit stellte. Auflehnungen gegen die Landesherren gab es nicht und der Hof hatte auch keine überzogenen Repräsentationsbedürfnisse, so dass das Schloss zwar im Renaissancestil erneuert wurde, aber den Untertanen eine kostspielige, barocke Neuanlage erspart blieb. 

Das Ganze lief friedlich weiter, bis 1705 Celle seinen Status als Residenz an Hannover verlor. Wie kam es dazu?

 

Wieder einmal trat - wie so oft in der Geschichte - ein Erbfall ein. Im Jahr 1648 wurde Braunschweig-Lüneburg vererbt an vier Söhne, Celle ging an Christian Ludwig, Hannover mit Göttingen (das sogenannte Calenberg) an Georg Wilhelm und zwei weitere Brüder sollten apanagiert werden. Einer der apanagierten Brüder, Ernst August, sollte bald noch eine wichtige Rolle spielen, denn der Celler Welfe Christian Ludwig starb und Georg Wilhelm aus Hannover übernahm dessen Amt. Dadurch wurde die Stelle in Hannover vakant und von Ernst August übernommen.

Georg Wilhelm, der inzwischen in Celle residierte, sollte eigentlich Sophie von der Pfalz heiraten, die durch den Act of Settlement eine Anwärterin auf den englischen Königsthron war. Sie war eine Tochter der Elisabeth Stuart, Prinzessin von Schottland und England, welche den Pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz geheiratet hatte. Sophie war demnach in Deutschland aufgewachsen, aber zugleich die nächst protestantische Verwandte des englischen Königshauses. 

Diese Sophie wäre eine sehr gute Partie für Georg Wilhelm geworden, aber er verliebte sich in eine gewisse Eleonore d'Olbreuse und er stand auf Liebesheirat. Deswegen bat er seinen Bruder Ernst August, der jetzt in Hannover residierte, ob er nicht an seiner Stelle Sophie von der Pfalz heiraten könne, damit der Weg in Celle für die geliebte Eleonore d'Olbreuse frei würde. So geschah es - aber nur unter einer Bedingung: Beide Teilherzogtümer, Hannover und Celle, sollten nach dem Tod Georg Wilhelms wieder vereinigt werden und zwar unter der Leitung Hannovers.

Georg Wilhelm willigte ein, heiratete seine Eleonore d'Olbreuse und Ernst August heiratete Sophie von der Pfalz. Hannover wurde nach dem Tod Georg Wilhelms im Jahr 1705 zur Residenzstadt der wiedervereinigten Teilherzogtümer.

Der Sohn von Ernst August und Sophie von der Pfalz, Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, wurde 1714 zum König Georg I. von Großbritannien gekrönt, womit die fast zwei Jahrhunderte, von 1714 - 1901, dauernde Herrschaft der Welfen in Großbritannien begann. Die Georgianische Ära dauerte nur von 1714 - 1837, da der letzte männliche König aus dem Hause Hannover ohne Nachkommen starb, aber seine Nichte Victoria wurde Nachfolgerin und herrschte als Königin über das Vereinigte Königreich. (Willst du mehr über Queen Victoria erfahren? Auf der Seite über Franken steht mehr. Klick hier.) 

Durch die britischen Kolonien in Übersee tauchen etliche Namen aus dem Hause Hannover in Nordamerika auf, worüber man sich als deutscher USA-Tourist wundert, aber dies war die Erklärung. Etliche Namen lassen ich auf die Welfen auf dem britischen Königsthron zurückführen. Z.B. der Staat Georgia, die Provinz New Brunswick (Neu Braunschweig) in Kanada, der Hanover Square in New York City, aber auch der Braunschweiger Löwe an der Harvard University usw. 

Die Welfen, Celle, Hannover und London
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