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Münsterland

Münster und das Münsterland

Als der Dreißigjährige Krieg durch die Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 in Münster beendet wurde, war dies ein Markstein in der europäischen Geschichte. Die zerstörerische Wucht und die Auswirkungen dieses Krieges auf die deutschen Lande und Mitteleuropa waren so groß wie kaum ein anderes Ereignis. Der Dreißigjährigen Krieg stellte eine Zeitenwende dar und zählt wahrscheinlich zu den Top 5 der wichtigsten Ereignisse der deutschen Geschichte. Im Rathaus von Münster kann der Ort, an dem der Westfälische Frieden beschlossen wurde, besichtigt werden. 

Münster liegt mitten im Münsterland, einer Region zwischen Lippe, Teutoburger Wald, niedersächsischem Emsland, den Niederlanden und dem Kreis Wesel. Die Landschaft ist von Bauernhöfen, Pferdeweiden und Landwirtschaft geprägt, von Alleen und Rainhecken, von kleinen Kapellen an Hofeinfahrten und Wegkreuzen an Straßenrändern. Außerdem wurde diese Kulturlandschaft vom Adel gestaltet, der dort circa hundert Wasserschlösser hinterließ, die oft noch bis heute von den Adelsfamilien bewohnt werden. Einige Schlösser haben einen Museumstrakt, den man besichtigen kann, andere Schlösser öffnen ihre Pforten auf Anfrage und mitunter wird man vom Freiherrn oder Grafen persönlich durch die Räumlichkeiten geführt. 

Münster

Los geht's in Münster. Wenn man mit dem Auto fährt, nähert man sich der Stadt am besten von Norden über die B 54. Die Bundesstraße führt schnurgerade auf die Stadt zu und während man durch Felder fährt, nähert sich die Stadtsilhouette mit ihren Kirchtürmen. Es gibt keinen Industrie-Speckgürtel, wenn man aus dieser Richtung kommt. Die Bebauung beginnt erst hinter dem Ortseingangsschild. Richtig historisch wird Münster allerdings erst im Zentrum. Man kann gut am Schlossplatz parken, wohin die Straße geradewegs führt oder, wenn man lieber weiter ins Zentrum hineinfahren möchte, gibt es etliche andere Parkmöglichkeiten. Oder man fährt gleich mit dem Zug.

Der Wochenmarkt in Münster

Landpartie in eine alte Kulturlandschaft
Münster
Der Wochenmarkt in Münster
Der Wochenmarkt in Münster 2
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Münster gibt sich am Samstag besonders schön, dann ist Wochenmarkt. 

Beeindruckend und groß ist der Markt und es geht ausschließlich ums Kulinarische, es gibt nur Lebensmittel und ein paar Blumenstände. 

Glücklicherweise bleiben dem Besucher Stände mit Handtaschen, Bekleidung oder anderen Dingen erspart, wie sie sich bei vielen anderen Märkten am Rand eingeschlichen haben.

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Das Angebot und die Konkurrenz unter den Händlern sind groß, die Auswahl gut, alles sieht aus wie gemalt. Manche Händler haben bei Münsteranern Kultstatus, zumindest lassen die langen Schlangen vor den Ständen darauf schließen.

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Wochenmarkt Münster

Früher oder später kann man den köstlichen Verlockungen nicht widerstehen und landet an einem der Stehtische, um eine Kleinigkeiten zu essen. Von dort kann man das bunte Treiben beobachten. Um zwölf Uhr läuten die Glocken des Doms, am Nachbartisch unterhalten sich Universitätsangehörige mit internationalen Gästen, auf der Straße 'Michaelisplatz', die direkt vom Domplatz zum Prinzipalmarkt führt, wimmelt es von Menschen und Fahrradfahrern und ab und zu kämpft sich ein Bus im Schritttempo durch das Gewusel. Es ist eine geballte, aber angenehme Reizüberflutung - jeden Samstag aufs Neue. 

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Westfälische Küche

Westfälische Küche
Münster, Pinkus Müller, Heringstipp mit Bratkartoffeln, Zwiebelmuster

Wenn man thematisch schon bei Lebensmitteln ist, lohnt ein Blick auf die westfälische Küche. (Keine Lust auf regionale Gerichte? Klick hier. Dann geht's gleich weiter in die Stadt.)

Eins vorweg - westfälische Küche ist nicht jedermanns Sache: bodenständig und kräftig mit Zutaten wie Speck, Schweineblut oder Innereien. Aber früher sind die Leute davon auch nicht gestorben und immerhin wurde von einem Tier alles verwendet, was eine gewisse Nachhaltigkeit mit sich brachte

Münster, Brauerei Pinkus Müller

Die weit über die Grenzen hinaus bekanntesten Spezialitäten sind Pumpernickel und westfälischer Schinken. Der Pumpernickel hat es sogar bis in die USA geschafft.

Welche warmen Gerichte gibt es?

In Kochbüchern und auf manchen Speisekarten findet man unter anderem Westfälisches Blindhuhn, Pfefferpotthast, Töttchen, Dicke Bohnen mit Speck, Pickert, Panhas, Potthucke, Pillekuchen, Grünkohl und als Nachtisch: Westfälische Quarkspeise.

Der Pfefferpotthast ist eigentlich eine Art Gulasch. Rindfleisch und Zwiebeln werden mit Nelken, Lorbeerblättern und Piment gekocht, danach erfolgt eine leicht säuerliche Abschmeckung mit Zitronensaft und Kapern. Gebunden wird es mit Semmelbröseln (vielleicht tut es auch Stärke, evtl. mit einem Schuss Sahne?). Nelken, Lorbeer und Piment geben dem Gericht eine leichte Note von Weihnachtsgewürzen.

Töttchen ist eine Art Ragout, das heutzutage aus Kalbfleisch hergestellt wird, also durchaus hochwertig, was es früher eher nicht war, da wurden sämtlich Innereien hineingeworfen und das Kalbfleisch kam vom Kalbskopf. Das Ganze wurde mit Zwiebeln und Zitronensaft zu einem säuerlichen Ragout gekocht. Im Münsterland gibt es das zum Frühschoppen bei Schützenfesten und es steht auf Speisekarten in Traditionslokalen.

Das Westfälische Blindhuhn ist ein Bohneneintopf mit Birnen, in den noch ein ordentliches Stück Speck geknallt wird.

Das Ganze wirkt wie eine Bohnensuppe, allerdings eine klare, nicht diese schlammartigen Gebilde wie Linsen- oder Erbseneintopf. 

Der Pickert (ich kenne ihn nur als Kastenpickert) ist ein Hefeteig, in den geriebene Kartoffeln kommen, dann werden Rosinen untergerührt, alles kräftig mit Salz und Pfeffer würzen, das Ganze wird gebacken, bis es schön braun ist. Der abgekühlte Kuchen wird in dicke Scheiben geschnitten, die in der Pfanne mit Butter geröstet werden, darauf kommt Rübenkraut. Fertig.

Panhas erinnert ein bisschen an Blutwurst. Dafür wird Schweinefleisch (manchmal wird auch Rind zugesetzt) in Wurstbrühe gekocht, die von der Wurstherstellung übrig ist, gewürfelter Speck und gewürfelte Blutwurst kommen hinein, dazu Schweineblut, Pfeffer, Piment und Nelke und das Ganze wird mit Buchweizenmehl gebunden, bis es fest wird. Die Masse wird in eine Kastenform gedrückt, dann auskühlen lassen. Gegessen wird es als Aufschnitt oder in Scheiben geschnitten, gebraten und mit Sauerkraut und Kartoffeln, Apfel und angebratenen Zwiebeln serviert.

Pillekuchen wird aus gestifteten Kartoffeln hergestellt, die unter einen Pfannekuchenteig gerührt und anschließend langsam in der Pfanne gebraten werden. Nicht zu heiß, er braucht Zeit, bei zu starker Hitze wird er schwarz, bevor er gar ist. Oder man brät die rohen gestifteten Kartoffeln zuerst und gießt anschließen den Pfannekuchenteig darüber und brät dann von beiden Seiten, bis es knusprig ist. Dazu Endiviensalat.

Grünkohl, eigentlich bekannt für Niedersachsen, ist auch im Münsterland beliebt. Ein Blick auf die physische Landkarte zeigt, warum. Die Norddeutsche Tiefebene, in der der Grünkohl als regionale Spezialität zu finden ist (in Süddeutschland kennt man ihn kaum) setzt sich bis ins Münsterland fort und wird nur nordöstlich vom Teutoburger Wald und südlich vom Haarstrang begrenzt. Im Münsterland hat man so gut wie keine Erhebung mehr bis zur Nordsee und da Niedersachsen ohnehin gleich nebenan liegt, ist die Grünkohlgrenze eher in Nordrhein-Westfalen zu finden.

Die Aufzählung umfasst nur eine Auswahl und könnte noch beliebig fortgesetzt werden.

Münster, Brauerei Pinkus Müller

In Münster gibt es eine Reihe ziemlich guter, bodenständiger Restaurants wie z.B. Stuhlmacher, Kiepenkerl, Altes Gasthaus Leve, Töddenhoek, Drübbelken u.m.

Was trinkt man im Münsterland?

Traditionell wird Altbier getrunken, mittlerweile eher Pils, wichtige Spirituosen sind Steinhäger und Weizenkorn.

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Kiepenkerl, Münster

Übrigens gibt es in der Schänke, bzw. dem Restaurant der Altbierbrauerei Pinkus Müller in Münster die Speisekarte auch auf "Münsterländer Platt". 

Brauerei Pinkus Müller
Der Prinzipalmarkt - Münsters gute Adresse

Der Prinzipalmarkt -

Münsters gute Adresse

Münster, Prinzipalmarkt
Münster, Prinzipalmarkt, Stuhlmacher
Münster, Prinzipalmarkt, Stuhlmacher

Traditionsgasthaus Stuhlmacher 

Prinzipalmarkt, Münster, Altes Rathaus und Stadtweinhaus

Vom Markt auf dem Domplatz gelangt man nach wenigen Metern zum Prinzipalmarkt. Dort findet man gediegene Geschäfte in den Laubengängen. Von Bekleidung fürs Landleben über Reitutensilien bis hin zu Geschäften für Tischkultur bekommt man dort alles, was man für ein gutsituiertes Selbstverständnis braucht. 

Wenn man einen Meißener Tafelaufsatz sucht - hier gibt es ihn. Wozu braucht man so etwas? Nun ja, vielleicht hat man ja ein Wasserschloss? Da könnte man so etwas schon für den einen oder anderen Zweck verwenden. 

 

Die Häuser am Prinzipalmarkt sind allesamt giebelständig, schmal und vertikal, haben im Erdgeschoss eine Arkade, darüber zwei Geschosse und schließen mit ein oder zwei Giebelstockwerken ab. Es sind Bürgerhäuser, die sich in ihrer architektonischen Erscheinung deutlich von Münsteraner Adelshöfen unterscheiden. Dazu später mehr.

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Typische Bürgerhäuser am Prinzipalmarkt

Münster -

Stadt des Westfälischen Friedens

Münster - die Stadt des Westfälischen Friedens
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Das Rathaus des Westfälischen Friedens ist auf dem obigen Foto rechts zu sehen, links davon das Stadtweinhaus.

Im Rathaus, dem Gebäude mit dem höchsten und am reichsten verzierten Giebel am Prinzipalmarkt, wurde 1648 der Westfälische Frieden beschlossen, mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. Das stimmt allerdings nur halb, denn dieser Friedensvertrag wurde auch im sechzig Kilometer entfernten Osnabrück beschlossen. In Münster wurde der Teil des Vertrags zwischen Frankreich und dem Kaiserreich ausgehandelt, der sich hauptsächlich auf Süddeutschland bezog, in Osnabrück der Teil zwischen Schweden und dem Kaiserreich, dessen Bestimmungen sich auf Norddeutschland bezogen. 

Der Dreißigjährige Krieg

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war einer der wichtigsten und erschütterndsten Kriege in Mitteleuropa überhaupt.

Vielleicht hatte dieser Krieg ein ähnliches Gewicht wie die beiden Weltkriege im 20. Jahrhhundert. Immerhin nannten De Gaulle und Churchhill den Ersten und Zweiten Weltkrieg zusammengenommen den Dreißigjährigen Krieg des 20. Jahrhunderts. Ein interessanter Vergleich, denn beide Weltkriege dauerten zusammen ebenfalls fast 30 Jahre (1914-1945), wobei die kurze Zeit dazwischen mitgezählt wird, was sinnfällig ist, da der Zweite Weltkrieg ohne den Ersten nicht entstanden wäre. Sowohl dem Dreißigjährigen Krieg als auch den beiden Weltkriegen gingen enorme gesellschaftliche Wandlungen voraus (vor dem Dreißigjährigen Krieg die Reformation und soziale Verwerfungen, die zu Bauernaufständen führten, vor den Weltkriegen die Industrialisierung mit ihren sozialen Folgen sowie der Kommunismus und der Nationalismus). Beide Kriege verheerten Mitteleuropa, beide Kriege führten zu einer Verschiebung der hegemonialen Verhältnisse in Europa, in beide Kriege waren viele Nationen involviert. 

Als 1998 das 350-jährige Jubiläum des Westfälischen Friedens gefeiert wurde, waren Staatsoberhäupter aus zwanzig europäischen Staaten in der Stadt, unter anderem die Königinnen der Niederlande, Schwedens und Dänemarks.

Die Westfälischen Nachrichten schrieben über diese einmalige Dichte politischer Prominenz: "Die Liste der Nationen, deren Staatsoberhäupter im Friedenssaal versammelt sind, ist so lang, dass man sie am besten in alphabetischer Reihenfolge präsentiert: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechien und Vatikan." 

(https://www.wn.de/Muenster/3424146-Grosse-Serie-zur-Stadtentwicklung-Heimspiel-fuer-die-Diplomatie-1998-feiert-Muenster-350-Jahre-Westfaelischer-Friede)

Ein Gruppenfoto mit all den Staatsoberhäuptern, die sich damals in Münster und Osnabrück einfanden, findest du hier

Der Dreißigjährige Krieg entstand nicht aus heiterem Himmel, sondern hatte eine längere Vorlaufzeit. Luther nagelte 1517 seine Thesen in Wittenberg an die Tür der Schlosskirche und leitete damit die Reformation ein, 1531 gründete sich der Schmalkaldische Bund und der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten schwelte immer stärker (Willst du mehr zum Schmalkaldischen Bund wissen? Klick hier).

In Böhmen kam es 1618 schließlich zur Initialzündung, als protestantische Adelige die Unterdrückung durch den böhmischen König leid waren, die Prager Burg stürmten und drei katholische Beamte des Königs aus dem Fenster warfen. Übrigens war zu dieser Zeit der böhmische König Ferdinand II. zugleich Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und dadurch natürlich der Kirche in Rom verpflichtet.

Vielleicht kann man den Dreißigjährigen Krieg vereinfacht auf die Gemengelage von vier Grundproblemen zurückführen:

 

1. Er war ein Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken.

2. Er war ein Krieg, der auch durch das soziale Ungleichgewicht zwischen reichen Fürsten und Klerikern und armen Bauern befeuert wurde.

 

3. Innenpolitisch war es ein Krieg um Macht und Einfluss im Heiligen Römischen Reich. Auf der einen Seite stand der Kaiser, der seine Macht nicht teilen wollte, auf der anderen Seite standen die Landesherren, die gern unabhängiger werden wollten auf Kosten des kaiserlichen Einflusses. Logischerweise war dieser Gegensatz auch mit religiösen Fragen verbunden. Der Kaiser stand immer der römischen Kirche nahe, er wurde ja seit Karl dem Großen vom Papst gekrönt, während sich mancher Fürst den Protestanten anschloss, vor allem im Südwesten, Norden und Osten Deutschlands. 

 

4. Außenpolitisch war der Krieg ein europäischer Konflikt. Schweden hatte Großmachtambitionen und Frankreich war von der Dynastie der Habsburger umringt, im Nordosten vom Heiligen Römischen Reich und den Spanischen Niederlanden, im Südwesten von Spanien unter Phillip IV. Frankreich unterstützte die deutschen Protestanten, weil es auf diese Weise den Einfluss des Kaisers im Heiligen Römischen Reich schwächen konnte.

Folgen des Friedensschlusses

Vom Friedensvertrag, der 1648 in den Friedenssälen von Münster und Osnabrück beschlossen wurde, hatten einige Länder stark profitiert. Entweder waren sie unabhängig geworden wie die Schweiz und die Niederlande.

Oder sie hatten profitiert, weil sie Territorien hinzugewonnen hatten, wie zum Beispiel Frankreich und Schweden. 

 

Die heutigen Niederlande, damals die nordniederländischen Provinzen, erhielten ihre Souveränität am 15.05.1648, indem der achtzigjährige Unabhängigkeitskrieg mit Spanien, ein Teil des 

Dreißigjährigen Krieges, beendet wurde. 

 

Die Selbständigkeit der Schweiz wurde wenig später bestätigt durch das Einwirken des Baseler Bürgermeisters Johann Rudolf Wettstein, der die Eidgenossenschaft vertrat.

 

Der französische König Ludwig XIV., der Sonnenkönig, war bei den Friedensverhandlungen in Münster dabei. Nicht er persönlich - er war noch ein Kind - aber er wurde vertreten durch Kardinal Mazarin.

Frankreich erhielt das Elsass, den Sundgau sowie die rechtsrheinische Stadt Breisach. Diese Territorien fielen komplett an Frankreich und schieden damit aus dem Reich aus. 

Zwar setzte sich der Krieg Frankreichs gegen Spanien noch fort und konnte erst 1659 beendet werden, aber Frankreich wurde nach dem Krieg zur neuen europäischen Hegemonialmacht.

 

Schweden erhielt den westlichen Teil Pommerns, genannt Schwedisch Pommern, das heutige Vorpommern mit Wismar und Stralsund, sowie die geistlichen Fürstentümer Bremen und Verden, die in Herzogtümer umgewandelt wurden. Die an Schweden übertragenen Länder blieben aber im Reichsverband, was Schweden einen Zugang zu den Reichstagen ermöglichte. Auch Schweden sicherte sich seine Stellung als Großmacht.

Vor allem Frankreich nutzte die Gunst des folgenden Barockzeitalters und versuchte seine Machtstellung durch Kriege unter Ludwig XIV. auszubauen, wodurch auch das Heilige Römische Reich betroffen war, z.B. durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg.

 

Das Heilige Römische Reich war der eigentliche Verlierer des Dreißigjährigen Kriegs und hatte sich von dessen Folgen nicht mehr erholt. Der Krieg war der Anfang vom seinem Ende. Die Zersplitterung Deutschlands in evangelische und katholische Territorien war fester geworden, souveräne Staaten und Kleinstaaten erhielten das Recht zum Abschluss von außenpolitischen Bündnissen und wurden durch den Kaiser und das Reich nur noch lose zusammengehalten. 

Aber davon profitierten auch einige deutsche Länder und strebten nach dem Krieg auf. Z.B. erlebten Sachsen und Brandenburg eine kulturelle Blüte im anschließenden Barockzeitalter. Auch Hessen-Kassel sowie unzählige kleinere Fürstentümer legten beachtliche kulturelle Leistungen hin, indem sie landauf, landab barocke Residenzstädte und Schlösser bauten, Kunst sammelten und förderten usw. 

Nach dem Friedensschluss in Münster folgte im Jahr 1663 der nächste Reichstag des Heiligen Römischen Reichs in Regensburg und weil man sich dort in wichtigen Fragen nicht mehr einigen konnte, wurde er zur dauerhaften Institution, zum sogenannten Immerwährenden Reichstag, in dem letztendlich im Jahre 1806, nur 158 nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs die Auflösung des Heiligen Reichs beschlossen wurde. (Willst du mehr über den Immerwährenden Reichstag wissen? Klick hier. Auf der Seite über Regensburg erfährst du es genauer.)

Übrigens beschäftigte die Religionsfrage die Gemüter in Deutschland noch sehr lange. Fürsten heirateten nach Konfession, wodurch diese engen familiären Verbindungen, z.B. zwischen Hessen, Hannover, Coburg, Gotha, Brandenburg, England, den Niederlanden, Schweden Dänemark usw entstanden. Manche Fürsten nahmen viele Hugenotten aus Frankreich auf, dem Land, in dem sie gnadenlos verfolgt wurden, vor allem Brandenburg und Hessen wurden von französischen Emigranten nachhaltig geprägt.

 

Sogar bis ins 20. Jahrhundert wirkte die konfessionelle Frage vor allem in ländlichen Regionen weiter, indem z.B. mit der konfessionellen Zugehörigkeit bestimmte Lebensweisen, Redlichkeit oder Rechtschaffenheit in Verbindung gebracht wurden, die bei der Einschätzung von Personen eine Rolle spielten.

Die Frage nach der Konfession wurde genau genommen erst unzeitgemäß, als sie verschwand, was in mancher ländlichen Gegend erst lange nach dem zweiten Weltkrieg der Fall war.

Heutzutage spielt die Konfession überhaupt keine Rolle mehr, aber das liegt nicht an einer Befriedung durch Annäherung, sondern an der Bedeutungslosigkeit der religiösen Ausrichtung überhaupt. Wenige könnten heutzutage vermutlich grundlegende Unterschiede zwischen beiden Konfessionen benennen. Nur wenige können aber auch Grundlegendes zum Christentum benennen.

Der Dreißigjährige Krieg

Die Wiedertäuferkäfige an St. Lamberti

Prinzipalmarkt, Münster mit Lambertikirche

Der Prinzipalmarkt, sonntags meist fast menschenleer. Im Hintergrund die Lambertikirche

Die Türmer von Lamberti

Am anderen Ende des Prinzipalmarktes erhebt sich die Lambertikirche. Auffällig sind die drei schmiedeeisernen Käfige oben am Turm. Dort wurden die auf brutale Art hingerichteten Wiedertäufer aufgehängt, um 

abzuschrecken. Die Wiedertäufer lehnten die Kindstaufe ab und plädierten für die Gläubigentaufe. Damit gerieten sie in Konflikt mit der Kirche, sie besetzten Münster, das vom Bischof Franz von Waldeck nach sechzehnmonatiger Belagerung 1535 wiedererobert wurde.

Sie wurden 1536 hingerichtet, ihnen wurde mit glühenden Zangen das Fleisch von den Knochen gerissen und anschließend die Gurgel und das Herz mit glühenden Eisen durchstoßen. Die Folter auf einem Schaugerüst auf dem Prinzipalmarkt dauerte stundenlang. Die Überreste der Täufer wurden in den Käfigen am Turm aufgehängt und dort bis 1585 belassen. 

Die Türmer von Lamberti

In Münster gibt es noch das Amt des Türmers, der jeden Abend vom höchsten Turm der Stadt, der Lambertikirche, bläst. Seit 1383 sollte er über die Stadt wachen und vor Feuer oder Feinden warnen. Heute ist es nur noch eine Tradition. Zwischen 21 Uhr und Mitternacht erklingt es jede halbe Stunde wie ein altes Nebelhorn. 1923 wurde die Stelle des Türmes abgeschafft, weil durch die damalige Inflation Sparmaßnahmen notwendig geworden waren. Der Protest der Münsteraner führte dazu, dass das Amt ein Jahr später wieder eingeführt wurde. Seit 2014 ist es erstmalig eine Türmerin, die jeden Abend das Signal bläst.

Adelshöfe in Münster 

Stadtresidenzen in Münster

Am anderen Ende des Prinzipalmarkts ändert die Straße ihren Namen und heißt ab dort Rothenburg. Von ihr zweigt die Königsstraße ab, in der sich mehrere sogenannte "Höfe" befinden, ehemalige repräsentative Stadtresidenzen des Westfälischen Adels, der bis heute auf dem Land in seinen Wasserschlössern lebt, aber auch Stadtpalais besaß, in denen man die Wintermonaten verbrachte oder bei Stadtaufenthalten wohnte. 

Fürstbischöfliches Schloss

Stadthof Hülshoff

Bischöfliches Palais

Kettelersche Kurie

Schlaun Stadthaus

Korff-Schmisingscher Hof

Nordkirchener Stadthof

Merveldter Hof

Erbdrostenhof

Landsbergsche Kurie

Druffelscher Hof und Hensenbau

Kettelerscher Hof

Heeremannscher Hof

Beverfoerder Hof

Droste-Sendenscher Hof

Oerscher Hof

Höfe, ehemalige Stadtresidenzen, des Münsterländer Adels

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Münster 40 solcher Höfe. Viele davon existieren heute nicht mehr. Die Bombardierungung Münsters im Zweiten Weltkrieg hat das Stadtbild nachhaltig verändert. Der Stadthof Hülshoff ist genauso verschwunden wie der Kettelersche Hof, das Schlaunsche Stadthaus oder der Merveldter Hof.

Die übrigen, wiederaufgebauten Höfe sind auch heute noch stadtbildprägend, wenn auch das Innere nicht wiederhergestellt wurde.

Der einzige Hof, der im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann, ist der Erbdrostenhof.

Hier ein paar Eindrücke von besonders schön wiederaufgebauten Höfen.

Die Besitzer der Höfe waren neben dem Adel die sogenannten Erbmänner, eine gesellschaftliche Gruppe, die sich ab dem 12. Jahrhundert als Gefolge der Bischöfe herausbildete und sich als Bürger erster Klasse im Rat und bei der Verteidigung verdient gemacht hatten. Ab dem 15. Jahrhundert galten auch sie als adelig. Diese Erbmänner waren ein exklusiver Kreis, der nur untereinander oder in den Stiftadel oder in Dynastengeschlechter heiratete, Ehen mit gemeinen Bürgern kamen nicht vor. In die Kreise der Erbmänner stieg auch fast keine Familie auf, nur ein einziges Mal gab es einen Neuzugang, die Familie von Drolshagen im 14. Jahrhundert. Oft erwirtschafteten die Familien einen erheblichen Reichtum durch kaufmännisches Handeln im Rahmen der Hanse (Münster war Hansestadt) oder durch hohe Ämter als Domherren, Schöffenmeister, Droste usw. 

 

Während des Westfälischen Friedenskongresses am Ende des Dreißigjährigen Krieges dienten die Höfe als Unterkünfte für die Gesandten, die an den Verhandlungen teilnahmen. 

Die Einquartierungen und Erwartungen der hochrangigen europäischen Vertreter während der Friedensverhandlungen führte dazu, dass sich der Lebensstil in den Höfen anpasste und veränderte, z.B. ließ der Münsteraner Kanzler Dietrich von Merveldt seinen gerade aus bürgerlichem Besitz neu erstandenen Stadthof umgestalten, indem er das Schlafzimmer der Eheleute aus dem Erdgeschoss unter das Dach verlegen ließ. Aus der Stube im Erdgeschoss, die an den Saal grenzt, wurde der große Schrank entfernt, der dem täglichen Gebrauch diente, und in die Kuchenkammer verbannt. Die Stube wurde als Empfangsraum mit grünem Stoff austapeziert und mit Gemälden ausgestattet. Das ehemalige Schlafzimmer wurde zum Speisesaal umgerüstet, indem die Wände mit vergoldeten Ledertapeten aus Amsterdam bezogen wurden. Die Trennung von Wohnräumen der Familie und Gesellschaftsräumen, wie sie in Rom oder Paris längst üblich geworden war, wurde vollzogen. Multifunktionale Räume im Erdgeschoss für Hauswirtschaft und Gesinde, Familienalltag oder Besucherzeremoniell wurden beseitigt und eine funktionale, standesgemäße Trennung eingeführt.

vgl.: Krause, Katharina: Sichtbar und sicher: Wohnhöfe des Adels in Münster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Die Architektur der Höfe hat ein völlig anderes Erscheinungsbild als die schmalen, giebelständigen Häuser am Prinzipalmarkt. Die Höfe sind niedriger, oft zweigeschossig und eher horizontal ausgerichtetEinen durchgängigen Stil über die Jahrhunderte gab es nicht, sondern die architektonische Gestaltung hing vom jeweiligen Zeitgeschmack der Erbauung ab. Im Mittelalter ähnelten die Höfe z.B. kleinen Burgen wie der Bispinghof, der neben Türmen sogar einen Wassergraben hatte. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich ein Bautyp, der etwas von der Straße zurück lag und einen einseitigen Flügel hatte. Ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden barocke Anlagen nach französischem Vorbild, sog. Hôtels particuliers, u-förmige Dreiflügelanlagen, die einen Hof, den Court d'honneur, umschließen.

Modell 1:50, Bevernfoerder Hof, Stadtmuseum Münster, Verein Münster-Museum e.V.

Ein Hôtel particulier, eine dreiflügelige, u-förmige Anlage, der ehemalige Beverfoerder Hof in der Königsstraße. Das Modell befindet sich im Stadtmuseum.

Die ältesten noch erhaltenen Adelshöfe des 17. und 18. Jahrhunderts in der Stadt sind aus rotem Backstein gebaut, Fenster und Toreinfassungen bestehen aus Sandstein. Giebel sind oft mit Bilderwerk und dem Wappen der Besitzer versehen.

Druffelscher Hof und Hensenbau

Picassomuseum, Druffelscher Hof, Münster, Königsstraße

Druffelscher Hof, Picassoplatz 1

Man beginnt die Besichtigung der Höfe am besten am Picassoplatz 1. Dort sieht man die klassizistische Fassade des Druffelschen Hofes, entworfen von Clemens August von Vagedes, einem Baumeister des Klassizismus. Die Familie Druffel gehört nicht zum alten westfälischen Adel. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Familienmitglieder in den Adelsstand erhoben. Der Stammsitz der Druffels war die Wasserburg Haus Welbergen bei Steinfurt, heute eine Stiftung mit Archiv und Tagungsmöglichkeiten. Der Druffelsche Hof wurde im Krieg zerstört, nur seine Fassade wurde wiederhergestellt. Heute beherbergt das Gebäude das Picasso-Museum.

 

Gleich nebenan befindet sich der sogenannte Hensenbau von 1911, der die Formensprache des Barock aufgreift. Das Portal des Hensenbaus stammt von einem Abbruchhaus in Dülmen und wurde in die neobarocke Fassade integriert. Der Hensenbau gehört nicht zu den Adelshöfen, aber zusammen mir dem Druffelschen Hof beherbergt er heute das Picasso-Museum. Beide Gebäude sind innen miteinander verbunden.

Picassomuseum, Hensenbau, Königgsstraße, Münster

Hensenbau

Kettelerscher Hof

Schräg gegenüber vom Hensenbau lag der Kettelersche Hof, Königstraße 51-53. Er wurde 1783-1789 im klassizistischen Stil von der Familie von Ketteler zu Harkotten erbaut, die den Vorgängerbau 1782 von begüterten Bürgerfamilien gekauft hatte.

Während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden residierte dort in den Jahren 1644 bis 1648 zuerst der Hauptgesandte des Kaisers, Maximilian Graf von Trautmannsdorff, und ab 1647 der spanische Gesandte Antoine Brun. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hof komplett zerstört. Heute steht dort ein modernes Büro- und Geschäftshaus, auf das man in Münster sehr stolz ist und es als Aushängeschild bezeichnet. Über dem Eingang erinnert nur noch der Schriftzug Kettelerscher Hof an den Vorgängerbau.

Ihr Landsitz war das Schloss von Ketteler, ein Barockbau, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, da er für private Zwecke genutzt wird.

Die Familie von Ketteler ist ein altes westfälisches Adelsgeschlecht, das aus Hüsten, heute Arnsberg stammt. Die Familie gliederte sich in verschiedene Zweige und hatte hohe Ämter als Bischöfe oder Herzöge von Kurland und Semgallen im Baltikum.

Heeremannscher Hof

Heeremannscher Hof,Königsstraße, Münster, Verwaltungsgericht

Heeremannscher Hof, Königstraße 47

Heeremannscher Hof,Königsstraße, Münster, Verwaltungsgericht

Ein Stück weiter, Königsstraße 47, liegt der Heeremannsche Hof, ein Renaissancegebäude von 1549. Er ist der älteste, noch erhaltene Hof Münsters, wurde in der Spätgotik gebaut und später im Stil der Renaissance umgebaut. Früher lagen hier an der Königsstraße zwei Höfe des Freiherrn Heeremann-Zuydtwyk auf Surenburg nebeneinander. Der westliche Teil des Hofes entstand 1549, der vordere 1564. Der Hof wechselte über die Jahrhunderte öfters seine Besitzer, bis er in den Besitz der holländischen Familie Heeremann-Zuydtwyk auf Surenburg kam, die sich in Westfalen niedergelassen hatte.

Heute befindet sich darin das Verwaltungsgericht Münster.

Die Familie lebt auf Schloss Surenburg in Hörstel im Tecklenburger Land. Dieses Wasserschloss ist das bedeutendste weltliche Bauwerk des Tecklenburger Landes und gilt als besonders malerisch. Es ist nicht für Besucher geöffnet, so dass man es nur von außen ansehen kann.

Modell 1:50, Bevernfoerder Hof, Stadtmuseum Münster, Verein Münster-Museum e.V.

Der mittlere Flügel, der Corps des logis, diente der Repräsentation, während der linke und der rechte Flügel, die Appartments privés, die Wohnbereiche jeweils der Dame und des Herrn waren.

Bevernfoerder Hof, Königsstraße, Münster

Beverfoerder Hof, Königstraße 46

Von dem Beverfoerder Hof blieb nach Kriegszerstörung nur ein Seitenflügel im Original erhalten, den man auf den beiden Fotos sieht.

Bevernfoerder Hof, Königsstraße, Münster

Der Rest des Hofes wurde wieder aufgebaut, aber diese Rekonstruktion ist umstritten. Sie wurde zwar als Dreiflügelanlage angelegt, ist aber ein Nachkriegsbau der 50er Jahre, an dem außer den drei Flügeln eigentlich gar nichts mehr an den Vorgängerbau erinnert, nicht einmal die Proportionen wurden eingehalten. Der Mittelteil ist zu hoch, eine Etage im Mittelbau ist aufgestockt, quadratische Fenster ohne Sprossen usw. Wenn man das Originalgebäude vor dem inneren Auge hat, ist der heutige Anblick deprimierend. 

Bevernfoerder Hof heute

Die Besitzer, Familie Elverfeldt genannt von Beverfoerde zu Werries, ist im Besitz etlicher Häuser. Das größte ist Schloss Loburg, welches übrigens von Johann Conrad Schlaun 1766 als Neubau anstelle der alten, abgerissenen Burg gebaut wurde. Seit 1953 ist es an das Bistum Münster verpachtet, darin ist ein Internatsgymnasium untergebracht. 

Oerscher Hof

Oerscher Hof, Königsstraße, Münster

Oerscher Hof, Königstraße 42

Der Oersche Hof wurde 1750 von Johann Conrad Schlaun erbaut und ist der einzige von ihm erbaute Hof, der den Krieg unbeschadet überstand. Er gehört der Familie Oer. Von dem Namen des Adelsgeschlechts leitet sich der Name des Stadtteils Oer in der Gemeinde Oer-Erkenschwick ab. Die Familie hatte hohe Ämter inne. So gehörten sie zu den Ministerialen im kurkölnischen Nebenland Vest Recklinghausen. Auch in Westfalen spielten sie eine bedeutende Rolle, zwei Familienmitglieder waren Marschall von Westfalen, also Vertreter des Kurfürsten von Köln in seiner Funktion als Herzog von Westfalen. Ansonsten bekleideten sie viele Ämter als Droste, Domherren, Stiftsdamen oder hohe Militärs, die z.B. im Dienste der Republik Venedig gegen die Osmanen kämpften.

Seit dem 17. Jahrhundert bewohnen sie Haus Engelborg, eine Wasserburg in Legden im Kreis Borken. Man kann die Burg besichtigen, allerdings nur wenige Male im Sommer. Auf der Webseite der Gemeinde Legden findet man die Termine. Der Freiherr von Oer führt die Besucher persönlich durch seine Burg.

legden.de/tourismus-freizeit/tourismus/fuehrungen-haus-egelborg/

Droste-Sendenscher Hof

Sendenscher Hof, Königsstraße, Münster

Droste-Sendenscher Hof, Königstraße 39

Der Droste-Sendensche Hof, Königsstraße 39, gegenüber vom Marienplatz ist ein Bau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert. Bauherr war der Freiherr von Droste zu Senden. Die Familie von Senden brachte sechs Domherren hervor, eine Äbtissin, einen Kämmerer im Hochstift Münster und einen Landkomtur des Deutschen Ritterordens. Das Gebäude ist nach wie vor im Besitz der Familie, aber heute befindet sich darin die Commerzbank. Den Hauptwohnsitz, das Wasserschloss Senden, verkaufte die Familie 1957, nachdem es gegen Ende des Zweiten Weltkrieg von britischen Soldaten besetzt, teilweise zerstört und geplündert wurde, und zog in das nahe gelegene Forsthaus Wulfshoek. Danach folgten für das Schloss verschiedene Nutzungen - Internat, Altenpension, Hotel. Danach stand es leer und verfiel langsam. Um ein Haar wäre es abgerissen worden, aber der gemeinnützige Verein Schloss Senden e.V. hat mittlerweile erreicht, dass dieser Lost Place renoviert und zu einer Kultur- und Bildungsstätte umgestaltet wird.

Nordkirchener Stadthof

Für die Besitzer von Schloss Nordkirchen, die Familie Morrien, sollte Pictorius innerhalb Münsters den Nordkirchener Stadthof an der Aegidistraße zwischen der Breiten Gasse und der Grünen Gasse bauen. Das Gelände dafür besaßen die Morriens bereits und hatten darauf auch schon einen Hof, der durch den Neubau ersetzt werden sollte.

Es kam nicht zum Neubau, denn bevor begonnen werden konnte, gingen sowohl Schloss Nordkirchen wie auch der bisherige Stadthof Morrien in den Besitz von Ferdinand von Plettenberg über, da die in der Erbfolge Morriens berechtigten Personen nicht in der Lage waren, sich gegenseitig auszuzahlen.

Von Plettenberg wollte dann 1720 seine neuerworbene Stadtresidenz nach Plänen von Johann Conrad Schlaun neu gestalten lassen. Den Entwurf dazu sieht man unten.

Nordkirchener Hof, Stadtmuseum Münster, Inv. Mrn. ZE-0789-2 und ZE-0786-2

Nordkirchener Stadthof, Aegidiistraße 21

Garten des Nordkirchener Hofs, Stadtmuseum Münster, Inv. Nr. ZE-0788-2

Plettenbergs Karriere führte ihn aber bald nach Bonn als hoher Beamter im Dienst des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August von Wittelsbach, worauf er dem Bau seiner Residenz in Bonn, dem Boeselager Hof, Priorität einräumte. Der Nordkirchener Hof in Münster nach Schlauns Plänen wurde dann nicht mehr verwirklicht. Der Boeselagerhof in Bonn wurde im Krieg zerstört. Heute steht dort die Bonner Oper.

Auf dem Gelände in Münster, auf dem der Hof entstehen sollte, stehen verschiedene Bauten, unter anderem das Stadthotel Münster. Leider ist der heutige Anblick des Stadthotels nicht erbaulich, wenn man den Vergleich zu den Alternativen zieht.

Die geplante Residenz in Münster sollte dem Bevernfoerder Hof und dem Merveldtscher Hof Konkurrenz machen. 

Merveldter Hof

Der Merveldter Hof lag in der Ludgeristraße 36 und wurde ebenfalls von Pictorius entworfen und gebaut. Er war der einzige Hof in dieser Straße. Im Krieg wurde er total zerstört, heute steht dort das Bekleidungshaus C&A.

Die Familie von Merveldt gehört zu den ältesten Uradelsgeschlechtern des Münsterlandes. Sie ist urkundlich nachweisbar seit 1169 und stammt von Haus Merfeld bei Dülmen, das bis heute mit den Dülmener Widpferden in Verbindung steht.

Die Familie gliederte sich auf in mehrere Linien und besitzt und bewohnt bis heute einige prominente Wasserschlösser, so z.B. Schloss Westerwinkel, das seit 1430 in Familienbesitz ist, sowie Schloss Lembeck, das 1708 durch Heirat  des Merveldter Ferdinand Dietrich Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel mit 1708 Maria Josepha Anna Gräfin von Westerholt in den Familienbesitz überging. Beide Schlösser werden weiter unten beschrieben und können besichtigt werden.

Darüberhinaus besitzt die Familie bis heute etliche historische Gebäude wie z.B. Schloss Freckenhorst neben der Stiftsabteikirche Freckenhorst oder den Drostehof im Münsteraner Vorort Wolbeck u.a.m.

Ihr Hof in der Ludgeristraße gehörte zu den großen repräsentativen Höfen Münsters.

Korff-Schmisingscher Hof

Ein weiterer Hof von Pictorius war der Korff-Schmisingsche Hof in der Neubrückenstraße 58. Von dem Hof ist nichts übrig geblieben, statt dessen steht dort ein Neubau mit Eigentumswohnungen, der aber die historischen Proportionen und die Dreiflügelanlage des alten Hofs aufgegriffen hat. Das ursprüngliche Gebäude, ein prächtiger Adelshof, stammte aus der Renaissance von 1580 und hieß damals noch Mensingscher Hof. Während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden residierte dort der Gesandte aus Savoyen. Anfang des 18. Jahrhhunderts wurde der Hof umgebaut und erweitert von Pictorius und Schlaun.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Hof für eine Zeit lang zu einer Studenten-Burse. 

Landsbergsche Kurie

Landsbergsche Kurie, Pferdegasse 3, Münster

Landsbergsche Kurie, Pferdegasse 3

Die Landbergsche Kurie in der Pferdegasse 3 entstand ebenfalls nach einem Entwurf von Pictorius und wurde nach dem Krieg in den Außenansichten wiederhergestellt. Heute ist darin das Geologisch-Paläontologische Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität untergebracht.

Die Landsbergsche Kurie ist eine der letzten drei Kurien aus der ehemaligen bischöflichen Immunität. Der Bauherr war Franz Ferdinand von Landsberg aus der Familie derer von Landsberg, benannt nach Schloss Landsberg bei Essen Kettwig.

Die Landsberger mehrten ihren Besitz durch Heirat und Erwerb und besitzen bis heute etliche ansehnliche Schlösser. Noch im Besitz der Familie, die sich heute in einen gräfliche und eine freiherrliche Linie aufteilt, gehören Schloss Velen, Schloss Wocklum, Burg Gemen, Schloss Drensteinfurt, Schloss Dankern und Schloss Arff.

Verkauft wurde der Landsberger Hof in Arnsberg, in dem sich heute das Sauerlandmuseum befindet, Schloss Raesfeld, Schloss Erwitte und der Stammsitz Schloss Landsberg.

Erbdrostenhof

Erbdrostehof, Münster

Erbdrostenhof, Salzstraße 38

Erbdrostehof, Münster

Der Erbdrostenhof, Salzstraße/ecke Ringoldsgasse wurde für die Freiherren von Droste zu Vischering von Johann Conrad Schlaun in den Jahren 1754-1757 gebaut. Er wurde als einziger Hof von Schlaun komplett neu konzipiert, während alle anderen Höfe Umbauten waren. Neben dem Fürstbischöflichen Residenzschloss ist der Hof eines der Hauptwerke Schlauns. Im Inneren gibt es einen Festsaal, der sich über zwei Stockwerke erstreckt und dessen Größe den Hauptsaal des Schlosses übertraf. Die konkave Fassade zeigt Einflüsse römischer Barockarchitektur, die Johann Conrad Schlaun bei seiner Studienreise nach Rom kennengelernt hatte.

Heute ist der Erbdrostenhof ein Dienstgebäude des Landschaftsverbands 

Westfalen-Lippe. Das Foyer des Gebäudes kann montags bis donnerstags von 8:30 bis 17:00 Uhr und freitags von 8:30 bis 15:00 Uhr besichtigt werden. Führungen durch das Gebäude, die den Festsaal einschließen, müssen im Voraus gebucht werden und sind nur in Verbindung mit einer gebuchten Führung möglich​.

Die Freiherren von Droste zu Vischering sind bis heute Besitzer dieses Hofes. Ihre Wasserschlösser sind unter anderem die Burg Vischering in Lüdinghausen und das Wasserschloss Darfeld in der Gemeinde Rosendahl, Kreis Coesfeld. Die Burg Vischering kann man besichtigen, was sich auf jeden Fall lohnt, das Wasserschloss Darfeld ist nicht für die Öffentlichkeit 

zugänglich.

 

Bischöfliches Palais

Bischöfliches Palais, Münster

Bischöfliches Palais, Domplatz 27

Das Bischöfliche Palais am Domplatz, auch als das Palais des Fürstbischofs bekannt, wurde 1732 erbaut und dient seit 1825 als Residenz des Bischofs von Münster. Der Architekt lässt sich nicht mehr eindeutig bestimmten, vermutlich war es Peter Pictorius der Jüngere, Bruder von Gottfried Laurenz Pistorius, dem Erbauer von Schloss Nordkirchen. Möglicherweise lieferte aber auch der Baumeister Lambert Friedrich Corfey die Entwürfe und Planungen für das Gebäude. Sicher ist jedenfalls, dass das schmiedeeiserne Gitter, das den Ehrenhof vom Domplatz trennt, von Johann Conrad Schlaun entworfen wurde und den Krieg unbeschadet überstand.

Das Palais traf es schwer beim Fliegerangriff am 10. Oktober 1943. Bei diesem Angriff wäre der damalige Bischof und Widerstandskämpfer Clemens August Graf von Galen um ein Haar ums Leben gekommen. An der Rückseite des Palais, das sich zum Garten an der Aa öffnete, war der Gartensaal, ein festlicher Rokokoraum mit blauen Majolikakacheln. Er wurde während des Luftangriff völlig zerborsten. Die 4000 Scherben wurden aber in zwanzig großen Kisten aufbewahrt und ab 1981 in einer Sisyphosarbeit wieder zusammengesetzt und restauriert. Heute befindet sich dieser Rokokoraum nicht mehr am ursprünglichen Ort, sondern im Kreuzgang des Doms. 

Das Bischöfliche Palais wurde in vereinfachter Form wieder aufgebaut, dabei ging vor allem die Ornamentik des Mittelrisalits verloren, der ursprünglich viel breiter und durch Pilaster gegliedert war. Vor allem war der breitere Dreiecksgiebel mit Reliefs und Kartuschen verziert, so wie es bei den Stadthöfen üblich war und wie man es noch bei der benachbarten Kettlerschen Kurie sehen kann.

Kettelersche Kurie

Kettelersche Kurie, Münster

Kettlersche Kurie, Domplatz 28

Die Kettlersche Kurie am Domplatz wurde 1712 bis 1716 nach Plänen des Barockbaumeisters Lambert Friedrich Corfey gebaut. Der Bauherr war Nikolaus Hermann von Ketteler zu Harkotten. In Dreiecksgiebel über dem Risalit sind die Wappen der Kettelers und der von Schades zu sehen.

Eine Kurie ist der Wohnsitz eines Domherren oder einer Stiftsdame. Meist befindet sich der Wohnsitz im Immunitätsbezirk um eine Kirche. Die Domherren waren Säkularkanoniker, das heißt Stiftsangehörige, die aber kein Gelübde abgelegt hatten, jederzeit das Stift wieder verlassen konnten und im Gegensatz zu regulären Geistlichen ihren Privatbesitz behalten konnten. Säkularkanoniker stammten zumeist aus adeligen Familien und legten entsprechend Wert auf repräsentative Wohngebäude. Die Kettlersche Kurie gehört dem bischöflichen Generalvikariat. Zusammen mit dem benachbarten Bischöflichen Palais bildet es einen glanzvollen Abschluss am Domplatz, wo die Straße Spiegelturm hinabführt zur Aa und zur Überwasserkirche.

Die Kettlers sind ein altes westfälisches Adelsgeschlecht, das sich in etliche Zweige aufteilte und hohe Ämter innehatte. Die Kettlers von Harkotten wohnten auf ihrem Wasserschloss Harkotten nordwestlich von Münster an der niedersächsischen Grenze. Das Schloss ist immer noch in ihrem Besitz, allerdings vermietet an eine Designagentur.

Johann Conrad Schlaun

Johann Conrad Schlaun

Johann Conrad Schlaun, Stadtmuseum Münster, Inv. Nr. GE-0063-2

Johann Conrad Schlaun (1695-1773) ist der bedeutendste westfälische Barock-Baumeister. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen Schloss Nordkirchen, Schoss Augustusburg in Brühl, bei denen er aber nicht allein tätig war, das Jagdschloss Clemenswerth bei Sögel im Emsland, das Fürstbischöfliche Schloss in Münster, der Erbdrostehof, die Clemenskirche und einige andere mehr. 

Studienreisen von 1720-1723 im Auftrag des Fürstbischofs von Paderborn und Münster und späteren Kurfürsten von Köln Clemens August von Bayern führten ihn nach Würzburg, Rom, Wien und Paris, wo er bedeutende Barockbaumeister kennen lernte, darunter Balthasar Neumann und Johann Dientzenhofer. Er lernte Planungen von Johann Lucas von Hildebrandt kennen. In Rom arbeitete er in den Baubüros von Giovanni Battista Contini und Antonio Canevari und er studierte die Bauten von Borromini und Bernini. Bei der Rückreise lernte er in Wien die Bauten von Fischer von Erlach kennen. In Paris studierte er die Stadtpalais des Adels, die sich seit dem Barock vor allem in der Rue de Grenelle und der Rue de Verenne niedergelassen hatten. 

Schlauns Privathaus

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Foto von Schlauns Stadthaus von 1919, Hollenbeckerstraße 9   ©gemeinfrei

Schlauns Wohnhaus lag an der Hollenbecker Straße 9/Ecke Kuhstraße, unweit der Brauerei Pinkus Müller. Es wurde 1753-1755 durch Schlaun erbaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Modell des Wohnhauses von J.C. Schlaun, Stadtmuseum Münster

Modell von Schlauns Stadthaus im Stadtmuseum Münster

Das fürstbischöfliche Schloss

Das Fürstbischöfliche Schloss

Fürstbischöfliche Residenz Münster

Das Fürstbischöfliche Schloss ist eines der Hauptwerke Schlauns, da er diese Residenz im Ganzen entwarf. Bei anderen größeren Bauvorhaben war er oft nur ein beteiligter Architekt, so z.B. bei Nordkirchen oder Augustusburg.

Das Schloss in Münster dient heute der Westfälischen Wilhelms-Universität als Verwaltungsgebäude.

An seinem Platz befand sich einst die Zitadelle Paulsburg, eine barocke Festung, die 1661-1662 erbaut wurde. Sie lag westlich der staufischen Stadtmauer, die dort verlief, wo heute die Straße "Am Stadtgraben" und "Schlossplatz" entlang führen. Zwischen der Stadt und der Festung lag die Esplanade, der heutige Schlossplatz.

Die Wassergräben, die die Zitadelle sternförmig umgaben, sind heute noch vorhanden und im Luftbild und Stadtplan Münsters deutlich erkennbar.

 

Nur einmal, im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), kam die Zitadelle zum Einsatz, erwies sich aber als unbrauchbar und wurde 1764 geschleift, um dort das Schloss zu errichten.
 

Das Großprojekt des Schlossbaus war nach dem Siebenjährigen Krieg sicher auch als wirtschaftlicher Impulsgeber zu sehen. Generell war dies aber auch die Zeit der absolutistischen Barockherrscher, die allesamt neue Schlösser bauten, alte Burgen umbauten, um sich vom angestaubten Mittelalter abzugrenzen.

Der Grundstein für das Schloss wurde am 26. August 1767 unter der Regentschaft von Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels gelegt, der als Fürstbischof von Münster und Kurfürst von Köln Herr über eines der wichtigen Territorien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war. 

Der Anstoß für den Bau des Schlosses kam aber nicht von ihm. Schon vor seiner Bischofswahl hatten die Landstände des Bistums, Vertreter der Städte, des Adels und der Geistlichkeit gefordert, die Festung westlich der Stadt abzureißen und dort ein Schloss zu errichten. 

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Der Entwurf dazu stammte von Johann Conrad Schlaun. Entsprechend sind die Baukörper und Fassaden barock, die Baumaterialien regional, also Backsteinziegel, wodurch das Schloss an niederländischen Barock erinnert. 

Schlaun starb 1773, als das Projekt noch im Rohbau war. Sein Nachfolger Wilhelm Ferdinand Lippe führte das Projekt weiter, passte sich bei der Innenausstattung aber dem mittlerweile populär gewordenen Klassizismus an. Der Bauherr starb 1784, die Baustelle wurde abgewickelt und die Anlage blieb ein Torso.

 

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803, nach dem Zweiten Napoleonischen Krieg war es mit geistlichen Herrschern im Reich ein für alle Mal vorbei. (Willst du wissen, was der "Reichsdeputaionshauptschluss" war? Klick hier. Auf der Seite über Regensburg steht es genauer.)

Es ist zu vermuten, dass in dem Schloss nie ein wirklich höfisches, repräsentatives Leben stattfand. 

Als nach dem Dritten Napoleonischen Krieg das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1806 Geschichte wurde, fiel Münster im anschließend gegründeten Rheinbund an Preußen.

Im Dritten Reich diente das Schloss als Kulisse für Aufmärsche der Nationalsozialisten.

1945 wurde das Schloss am Palmsonntag bei einem Luftangriff endgültig getroffen und brannte vollkommen aus.

Der Abriss der Ruine blieb dem Schloss dank der Initiative des damaligen Leiters der Denkmalbehörde Wilhelm Rave erspart, weil er vorschlug, die Universität, die dringend Räumlichkeiten benötigte, ins Schloss zu verlegen. 

Heute wirkt das Schloss etwas von der Stadt abgeschnitten. Das liegt an seiner Lage vor den Toren der ehemaligen mittelalterlichen Stadtmauer, heute ist es obendrein durch die Straße Schlossplatz und den großen dahinter liegenden Parkplatz von der Altstadt getrennt.

Hinzu kommt, dass der Weg vom wiederaufgebauten Altstadtzentrum zum Schloss durch wenig interessante Wohngebiete führt und zu guter Letzt ist außer dem Außenbau des Schlosses nichts zu sehen. 

War Münster ein eigener Staat im Heiligen Römischen Reich?

Die Anfänge des Fürstbistums Münster, auch Hochstift Münster genannt liegen im Mittelalter, als Karl der Große im Jahr 800 das Bistum Münster gründete. Zunächst war es ein rein kirchliches Verwaltungsgebiet. Im Laufe der Jahrhunderte erlangte das Bistum jedoch auch weltliche Macht und wurde zum Fürstbistum, was bedeutete, dass der Bischof nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Autorität besaß. Dies war typisch für viele Fürstbistümer im Heiligen Römischen Reich, wo kirchliche und weltliche Herrschaft oft miteinander verschmolzen. Damit war Münster ein souveräner eigener Staat und der Fürstbischof regierte als weltlicher Herrscher über Münster und die umliegenden Gebiete.

In geistlicher Hinsicht war Münster ein Suffraganbistum von Köln und unterlag damit einer gewissen Aufsichtspflicht des Erzbischofs von Köln. Eine weltliche Herrschaft konnte der Kölner Erzbischof aber nicht in Münster ausüben. 

Modell vom Schloss Münster, Stadtmuseum Münster, Inv.Nr. MO-0022-1

Von Münster geht es hinaus in die Landschaft. Wenige Kilometer vor den Toren der Stadt liegt direkt ein Paukenschlag, nämlich die Burg Hülshoff und das Rüschhaus, beides eng mit der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff verbunden.

Das Rüschhaus

Das Rüschhaus

Gartenseite, Rüschhaus von Annette von Droste Hülshoff, Münsterland

Nur neun Kilometer vor den Toren der Stadt liegt das Rüschhaus. Es ist eng verbunden mit den beiden westfälischen Persönlichkeiten Annette von Droste-Hülshoff und Johann Conrad Schlaun.

Der erste Besitzer des Hauses war Schlaun, der das Haus entwarf und 1745-48 für sich bauen ließ.

Es wurde als Gräftenhof angelegt, d.h. als Landsitz, der von einem Wassergraben umgeben ist (Gräfte = Wassergraben). Die kleine Anlage ist herrschaftlich aufgebaut, eine Art Ehrenhof ist durch den großen mittleren Bau und die kleinen seitlichen Wirtschaftsgebäude angedeutet. 

Vorderansicht Rüschhaus von Annette von Droste Hülshoff, Münsterland

Die Vorderseite des Rüschhauses. Das Haupthaus und die beiden Seitenhäuser umgeben den Hof wie einen Court d'honeur und erinnern dadurch an herrschaftliche Anlagen. Ornamentik und geschwungene Backsteinverbände entsprechen dem barocken Formenkanon.

In der vorderen Hälfte des Haupthauses gibt es Stallungen und eine Remise, direkt dahinter schließt die Küche an, in der besonders der große, ausladende Rauchfang über der Feuerstelle auffällt, der sogenannte "Westfälische Himmel", in den früher die Schinken zum Räuchern gehängt wurden.

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Hinten rechts in der Ecke befindet sich der große Raumfang, der sog. Westfälische Himmel, in den die Schinken zum Räuchern gehängt wurden.

An Stangen unter der Decke wurden die Lebensmittel aufgehängt, der lange Tisch, die Standuhr, die mit sonorem Klang bedächtig tickt - alles das strahlt eine monumentale, ländliche Ruhe aus.

Annette von Droste-Hülshoff, Küche im Rüschhaus, Münster
Annette von Droste-Hülshoff, Küche im Rüschhaus, Münster

Schlaun nutzte dieses Haus nicht als landwirtschaftlichen Sitz, sondern als eine Art Erholungsdomizil, das eine Landwirtschaft vorgab, aber letztendlich wirtschaftlich nicht davon abhängig war, sondern eher dazu diente, das einfache Leben auf dem Lande zu kopieren als Ausdruck romantischer Kulturkritik. Solche Tendenzen gab es in der Geschichte immer wieder, z.B. liebten schon die Römer die Villa rustica, eine Art Ferienhaus auf dem Land. Bei Marie Antoinette diente ein künstlich angelegtes Bauerndorf im Garten von Versailles als Rückzugsort. Die Industriellen des 19. Jahrhunderts bauten ihre Villen direkt in landschaftlich schöner Umgebung, meist mit Blick auf eine Burg oder eine Ruine und wenn es eine Stadtvilla war, ließen sie wenigstens Landschaftsgemälde, oft von antiken, arkadischen Gegenden an die Wände malen. 

1825 erwarb der Freiherr Clemens August II. von Droste zu Hülshoff, der Vater der Dichterin, das Rüschhaus. Als der Freiherr 1826 starb, zog die Dichterin mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jenny in das Haus und schrieb dort ihre wichtigsten Balladen. Auch der Gedichtzyklus "Das geistliche Jahr" und ihre Novelle "Die Judenbuche" entstanden im Rüschhaus.

Sie lebte dort bis 1846, als sie zu ihrer Schwester nach Meersburg am Bodensee zog. Das Haus bot ihr eine ruhige Umgebung, die ideal für ihr schriftstellerisches Schaffen war. Das abgeschiedene Leben im Rüschhaus war ihr literarischer Rückzugsort, ermöglichte ihr konzentriertes Arbeiten und gab ihr Inspiration für ihre naturverbundenen Texte.

(Willst du sehen, wie die Dichterin auf der Meersburg am Bodensee lebte? Klick hier, auf der Seite über den Bodensee siehst du es.)

Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff
Annette von Droste Hülshoff, Erzählungen

Die Räume, die sie im Rüschhaus bewohnte, bezeichnete sie als "Schneckenhaus". Sie sind im Stil der biedermeierlichen Zeit eingerichtet und man kann sich gut vorstellen, wie die Dichterin dort saß und schrieb.

Man sieht den kleinen Sekretär, an dem sie das Gedicht "Am letzten Tag des Jahres" verfasste, direkt neben dem Fenster, an dessen Kreuz der nächtliche Sturm riss, während sie ihre Gedanken niederschrieb, sinnierend und stumm harrend, während sie sich fragte, ob wohl ein Auge offen noch, als sie die Silvesternacht einsam durchwachte und der Docht des Lämpchens begierig den letzten Tropfen Öl saugte.

Schneckenhaus Rüschhaus Annette von Droste Hülshoff

Das sogenannte Schneckenhäuschen, in dem die Dichterin wohnte und arbeitete. An dem kleinen Sekretär schrieb sie ihre Gedichte und Erzählungen.

Am letzten Tag des Jahres

Annette von Droste-Hülshoff

Das Jahr geht um,
Der Faden rollt sich sausend ab.
Ein Stündchen noch, das letzte heut,
Und stäubend rieselt in sein Grab,
Was einstens war lebend'ge Zeit.
Ich harre stumm.

's ist tiefe Nacht!
Ob wohl ein Auge offen noch?
In diesen Mauern rüttelt dein
Verrinnen, Zeit! Mir schaudert, doch
Es will die letzte Stunde sein
Einsam durchwacht,

Gesehen all,
Was ich begangen und gedacht.
Was mir aus Haupt und Herzen stieg,
Das steht nun eine ernste Wacht
Am Himmelstor, O halber Sieg!
O schwerer Fall!

Wie reißt der Wind
Am Fensterkreuze! Ja, es will
Auf Sturmesfittichen das Jahr
Zerstäuben, nicht ein Schatten still
Verhauchen unterm Sternenklar.
Du Sündenkind,

War nicht ein hohl
Und heimlich Sausen jeder Tag
In deiner wüsten Brust Verlies,
Wo langsam Stein an Stein zerbrach,
Wenn es den kalten Odem stieß
Vom starren Pol

Mein Lämpchen will
Verlöschen, und begierig saugt
Der Docht den letzten Tropfen Öl.
Ist so mein Leben auch verraucht?
Eröffnet sich des Grabes Höhl
Mir schwarz und still?

Wohl in dem Kreis,
Den dieses Jahres Lauf umzieht,
Mein Leben bricht. Ich wußt' es lang!
Und dennoch hat dies Herz geglüht
In eitler Leidenschaften Drang!
Mir brüht der Schweiß

Der tiefsten Angst
Auf Stirn und Hand. - Wie? dämmert feucht
Ein Stern dort durch die Wolken nicht?
Wär es der Liebe Stern vielleicht,
Dir zürnend mit dem trüben Licht,
Daß du so bangst?

Horch, welch Gesumm?
Und wieder? Sterbemelodie!
Die Glocke regt den ehrnen Mund.
O Herr, ich falle auf das Knie:
Sei gnädig meiner letzten Stund!
Das Jahr ist um!

Man kann sich im Rüschhaus die Zeit der langen und nassen Winter vorstellen, die das Münsterland prägen, wie man in der dunklen Jahreszeit wochenlang nicht vom Haus weg kam, weil die Wege aufgeweicht waren.

 

Die Landschaft, durch die "der Knabe im Moor" eilt, als ihn der Grusel im nächtlichen Sumpf packt, wird nachvollziehbar, auch wenn die Natur heute gezähmt ist. Aber wer weiß? Vielleicht werden trocken gelegte Moore irgendwann wieder zu Feuchtgebieten, wenn man die Entwässerung aufgibt. 

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Der Knabe im Moor

Annette von Droste-Hülshoff

O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt! –
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind –
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.

Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnenlenor',
Die den Haspel dreht im Geröhre!

Voran, voran! Nur immer im Lauf,

Voran, als woll es ihn holen!

Vor seinem Fuße brodelt es auf,

Es pfeift ihm unter den Sohlen,

Wie eine gespenstige Melodei;

Das ist der Geigemann ungetreu,

Das ist der diebische Fiedler Knauf,

Der den Hochzeitheller gestohlen!

 

Da birst das Moor, ein Seufzer geht

Hervor aus der klaffenden Höhle;

Weh, weh, da ruft die verdammte

Margret:

„Ho, ho, meine arme Seele!“

Der Knabe springt wie ein wundes

Reh;

Wär nicht Schutzengel in seiner Näh,

Seine bleichenden Knöchelchen fände spät

Ein Gräber im Moorgeschwele.

 

Da mählich gründet der Boden sich,

Und drüben, neben der Weide,

Die Lampe flimmert so heimatlich,

Der Knabe steht an der Scheide.

Tief atmet er auf, zum Moor zurück

Noch immer wirft er den scheuen

Blick:

Ja, im Geröhre war's fürchterlich,

O schaurig war's in der Heide.

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Venner Moor

Venner Moor
Venner Moor
Venner Moor
Münsterland Sonnenuntergang
Münsterland
Blick aus Burg Hülshoff

Schlösser im Münsterland

Schlösser im Münsterland

Um die hundert Schlösser gibt es im Münsterland. Im Folgenden werden nur einige im südlichen Münsterland gezeigt. Das Münsterland ist groß, so dass man für Besuche der allein hier gezeigten Schlösser mehrere Touren planen muss.

Burg Hülshoff

Schloss Cappenberg

Schloss Westerwinkel

Schloss Nordkirchen

Burg Vischering

Schloss Lembeck

Schloss Raesfeld

Wasserburg Anholt

Haus Assen

Schloss Hovestadt

Einige kann man auf einer Tour miteinander verbinden.

Schloss Anholt liegt etwas weiter westlich und von dort zum Schloss

Raesfeld sind es 36 Kilometer.

Näher beieinander, 15 Kilometer, liegen Raesfeld und Schloss Lembeck.

Gut miteinander verbinden kann man Burg Vischering mit Schloss Nordkirchen und Schloss Westerwinkel. Die Entfernung zwischen den drei Zielen beträgt jeweils circa 9 Kilometer. Ebenfalls in der Nähe, 10 Kilometer von Nordkirchen entfernt, liegt Schloss Cappenberg.

Die Burg Hülshoff und das Rüschhaus bieten sich an mit einem Besuch Münsters. Von Münster zum Rüschhaus fährt man 10 Kilometer, zur Burg Hülshoff sind es weitere 3 Kilometer.

​Haus Assen liegt weiter weg am südöstlichen Rand des Münsterlandes an der Lippe. Von dort bis zum Schloss Hovestadt, das ebenfalls an der Lippe liegt, sind es 6 Kilometer.

Besichtigt werden können: Schloss Anholt, Schloss Lembeck, Burg Vischering, Schloss Nordkirchen, Schloss Cappenberg, Rüschhaus, Burg Hülshoff. Haus Assen bietet mehrere einzelne öffentliche Besichtigungstermine pro Jahr an und bei Westerwinkel muss man anfragen.

Burg Hülshoff

Burg Hülshoff

Burg Hülshoff, Havixbeck

Vom Rüschhaus erreicht man die sieben Kilometer entfernte Burg Hülshoff in zehn Minuten. Die Wasserburg wurde im 11. Jahrhundert erbaut und hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten und Erweiterungen erfahren. Die heutige Gestalt der Burg geht hauptsächlich auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück. Es ist eine typische westfälische Wasserburg, umgeben von einer breiten Gräfte.

Ursprünglich kam die Familie Hülshoff von Deckenbrock, ihrem 

Stammsitz bei Everswinkel. Im 13. Jahrhhundert zogen sie nach Münster und wohnten zunächst in der Stadt, vermischten sich mit den in der Stadt lebenden Erbmännern, den Stadtpatriziern, und erwarben Erbhöfe. Die Familie hatte zwei Höfe in der Stadt, der größere und repräsentativere war der Gravenhorster Hof an der Ecke Krummer Timpen/Bäckergasse.

Als Erbmänner wurden sie in Ämter gewählt, die bis ins 16. Jahrhundert ausschließlich dieser Gruppe von Stadtpatriziern zugänglich waren: Schöffe, Mitglieder des Stadtrats, Bürgermeister.

Die Familie stellte vom 13. - 17 Jahrhundert mindestens 12 dieser Ämter in der Stadt. Die Bürgermeister der Familie vertraten Münster auch bei den Hansetagen, denn Münster war Hansestadt. Die aus Ämtern und Handel stammenden Gewinne legten sie in Grundbesitz in Stadtnähe an.

Die Familie kaufte die Burg im Jahr 1417. 

Anfangs wurde sie nur als Sommersitz genutzt. Erst während der Täuferbesetzung von Münster wurde der Wohnsitz endgültig hierhin verlegt. 

Burg Hülshoff, Havixbeck
Burg Hülshoff, Havixbeck
Droste Museum, Burg Hülshoff, Havixbeck

600 Jahre blieb die Burg in Familienbesitz. Die letzte Besitzerin Jutta Freifrau von Droste zu Hülshoff richtete das Droste-Museum ein, eröffnete im Burgkeller ein Restaurant und wandelte das Schloss 2012 um in eine Stiftung. 

Droste Museum, Burg Hülshoff, Havixbeck
Burg Hülshoff, Havixbeck
Schloss Cappenberg

Schloss Cappenberg

Schloss Cappenberg, Münsterland
Schloss Cappenberg, Münsterland
Schloss Cappenberg, Münsterland
Schloss Cappenberg, Münsterland
Schloss Cappenberg, Münsterland
Schloss Westerwinkel

Schloss Westerwinkel

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Schloss Westerwinkel ist ein frühbarockes Wasserschloss in Herbern, einem Ortsteil von Ascheberg. Es liegt versteckt hinter Hochwäldern, zwischen mit Hecken eingefriedeten Wiesen und Feldern. Wenn man sich nähert, verraten die barocken Turmhauben, die über die Bäume herausragen, die Vierflügelanlage schon vom weiten.

Westerwinkel gehört zu den best erhaltenen Schlössern der Region und wird bis heute von der Familie von Merveldt bewohnt. Der Außenbereich ist jederzeit zugänglich, der Innenbereich kann im Rahmen einer Führung ab acht Personen mit telefonischer Voranmeldung (02599-98878, (Stand 2024) ) besichtigt werden. Das Schloss ist eines der wenigen Anwesen mit einer kompletten und authentischen Ausstattung.

Die malerische Lage inmitten eines englischen Landschaftsparks, der im 19. Jahrhundert angelegt wurde und heute auch einen Golfplatz beherbergt, lädt ein zu Spaziergängen.

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Schloss Nordkirchen

Schloss Nordkirchen

Schloss Nordkirchen ist eng mit dem Namen der Familien von Morrien und von Plettenberg verbunden. Ursprünglich gehörte es zur Abtei Werden (Essen-Werden), die es dann als Lehen an Morrien vergab. Insgesamt hielt die Familie das Schloss von 1368 - 1694, stieg dabei ständig gesellschaftlich auf und erreichte, dass das Schloss 1561 in den Allodialbesitz (kein Lehen mehr, sondern gänzlich der Familie übergegangen und vererbbar) der Familie überging. Nachdem 1691 acht  Geschwister das Schloss erben sollten, aber keiner in der Lage war, die anderen auszuzahlen, verkaufte man den Besitz an den Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhaus für 250.000 Taler. Der ließ das Schloss, welches zuvor ein wesentlich kleinerer Renaissancebau war, zu dem repräsentativen Barockschloss umgestalten, das wir heute sehen. Dies war notwendig für das Selbstverständnis der Plettenbergs, die nur altertümliche, mittelalterliche Besitzungen im Sauerland hatten.

Baumeister war, wie schon oben erwähnt, der Münsterländer Gottfried Laurenz Pictorius, der unterstützt wurde von dem niederländischen Architekten Jacob Roman, einem Vertreter des niederländischen klassizistischen Barocks, der bereits das Schloss Het Loo bei Apeldoorn für Wilhelm III. von Oranien-Nassau gebaut hatte.

Während der Bauarbeiten starb der Fürstbischof und sein Erbe Ferdinand von Plettenberg setzte den Bau fort.

Ferdinand von Plettenberg wurde zur einflussreichsten Person am Hofe des Kurfürsten von Köln, Clemens August, der zuvor Bischof von Münster und Paderborn geworden war und durch Ferdinands Unterstützung in Köln gewählt wurde. Ferdinand folgte nach Köln, bekam dort hohe Gehälter, die unter anderem in seinen Schlossbau einflossen.

1723 übernahm der Baumeister Johann Conrad Schlaun die Arbeiten.

Plettenbergs Karriere fand jedoch ein jähes Ende, denn er fiel in Ungnade bei Clemens August, der in daraufhin von allen Ämtern enthob. Das Geld für den Neubau hatte Unsummen verschlungen - insgesamt die Summe von 216.000 Talern für die Gebäude und noch einmal ca. 30.000 Taler für die Außenanlagen. Der Grund für das Zerwürfnis mit dem Kurfürsten war ein Duell von Plettenbergs Vetter mit dem Deutschordenskomtur Johann Baptist von Roll, der dem Kurfürsten nahe stand und bei dem Duell starb.

Plettenberg ging nach Wien, als er starb, hinterließ er seiner Familie einen Berg Schulden - auf dem Schloss lag noch eine Hypothek von fast 100.000 Talern. Die Familie lebte in armseligen Verhältnissen, der Schuldenberg stieg auf 600.000 Taler an und das Schloss verfiel.

Der Freiherr Maximilian Friedrich von Ketteler war Vormund der Maria von Plettenberg, die als Vierjährige das Schloss 1813 erbte. Er sanierte alles durch Verkauf von Besitzungen und Inventar und konnte Maria schuldenfrei machen.

Maria von Plettenberg heiratete 1833 den Grafen Nikolaus Franz von Esterházy de Galántha. Die beiden wählten das Schloss zu einer ihrer Hauptresidenzen neben Wien und Burg Forchtenstein im österreichischen Burgenland. 1903 wurde das Schloss der Erben des letzten Schlossherren der Familie Esterházy verkauft an die Herzöge von Arenberg, die es nach dem Ersten Weltkrieg aufgaben und sich auf ihre Besitzungen nach Belgien zurückzogen und alle wertvollen Einrichtungsgegenstände mitnahmen.

 

Arenbergs vermieteten das Schloss und zwischenzeitlich war es ein Erholungsheim der Reichspost, dann eine Gauführerschule im Dritten Reich. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloss sicher vor Plünderungen durch die Sieger, da man es als belgischen Besitz ansah. Das Land Nordrhein-Westfalen richtete nach dem Krieg eine Finanzfachhochschule ein, die bis heute darin untergebracht ist, und zahlte an Arenbergs die Miete von einem Euro mit der Auflage, sämtliche Instandhaltungskosten zu übernehmen. Mittlerweile erwarb Nordrhein-Westfalen einen Teil des Areals und der Gebäude, so das mittlerweile 70 % dem Land gehören. 

Schloss Nordkirchen, Münsterland, Hochschule für Finanzen NRW
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Schloss Nordkirchen, Münsterland, Hochschule für Finanzen NRW
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Burg Vischering

Burg Vischering

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Burg Vischering Münsterland Germany, WEstfalen, Northrhine-Westphalia
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Burg Vischering Münsterland Germany, WEstfalen, Northrhine-Westphalia
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Schloss Lembeck

Schloss Lembeck

Schloss Lembeck, Dorsten, Wasserschloss, Münsterland
Schloss Lembeck, Dorsten, Wasserschloss, Münsterland
Schloss Lembeck, Dorsten, Wasserschloss, Münsterland
Schloss Lembeck, Dorsten, Wasserschloss, Münsterland
Schloss Nordkirchen
Schloss Lembeck, Dorsten, Wasserschloss, Münsterland
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Schloss Raesfeld

Schloss Raesfeld

Schloss Raesfeld, Raesfeld
Schloss Raesfeld, Raesfeld
Schloss Raesfeld, Raesfeld
Schloss Raesfeld, Raesfeld

Wasserburg Anholt

Wasserburg Anholt
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Im weitläufigen Park der Wasserburg Anholt

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Gruftkapelle Anholt

Haus Assen

Haus Assen

Haus Assen
Haus Assen
Haus Assen
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Schloss Hovestadt

Schloss Hovestadt

Schloss Hovestadt
Schloss Hovestadt
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