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Chinas malerische Wasserdörfer und Kanäle


Jiading, Shanghai, old Chinese canal town  嘉定,上海,古老的中国运河城

Jiading, ein altes Städtchen im Norden Shanghais, wurde 1994 in die Megametropole eingemeindet. Es gehört zu den Wasserdörfern, die es in diesem Teil Chinas häufiger gibt. In der Ming- und Qing-Zeit war das Leben in diesen Dörfern vom Wasser geprägt.

Man erreicht Jiading vom Zentrum Shanghais in ca. 50 Minuten. Die Metrolinie 11bringt einen zur Endstation North Jiading, von dort führt der Weg durch eine ziemlich aufgeräumte Kleinstadt und nach ca. 1-2 Kilometer erreicht man das historische Zentrum.



Brücken und Kanäle prägen nicht nur das kleine historische Zentrum Jiadings, sondern viele der alten Städtchen südlich vom Unterlauf des Jangtse.

Die kleinen Kanäle mit den halbrunden Brücke und den verschachtelten Häusern prägen bis heute bei vielen Europäern die Vorstellung vom alten China.



Solche Wasserdörfer gibt es aber nicht überall im Land, China ist riesig. Wenn man solche Ansichten sucht, ist man in der Umgebung im Dreieck von Shanghai, Suzhou und Hangzhou gut aufgehoben.

Hier gab es schon vor Jahrhunderten florierende Landwirtschaft, außerdem ist Chinas Seidenproduktion in Suzhou und seiner Umgebung beheimatet. Die Waren wurden über die Kanäle zu den großen Häfen gebracht und von dort gelangten sie nach Europa, wo sie als Luxusprodukte verkauft wurden und China reich machten.




Außer Kanälen gibt es in Jiading eine Pagode, den ältesten Konfuziustempel südlich des Jangtse aus dem Jahr 1219, in dem sich das Museum der chinesischen Beamtenprüfung in Shanghai befindet und in der Nähe kann man noch den "Garten der Herbstwolken" besuchen. Man ist in auf Touristen eingestellt, es gibt massenweise Restaurants und Läden. Der Altstadtbereich mit den Kanälen ist nicht sehr groß, aber immerhin ist man noch im Stadtgebiet Schanghais und kommt mit der Metro dahin.




An jedem Ausflugsort in diesem Teil Chinas gibt es mit Zuckerglasur überzogene Weißdornbeeren auf Holzspießchen. Sie schmecken säuerlich und süß zugleich, jedes chinesische Kind kennt sie. Auf Chinesisch heißen sie Tang Hu Lu. Ganz unten in dem Glaskasten, ebenfalls mit Zucker überzogen, liegen Mehlbeeren, eine weitere typische Leckerei, die ebenfalls überall dort angeboten werden, wohin Chinesen gern Ausflüge machen. Ich habe in Deutschland weder Weißdornbeeren noch Mehlbeeren jemals als Essbares gesehen.



Besonders beliebt bei heutigen Besuchern und Ausflüglern ist das Städtchen Wuzhen Xizha, etwa 120 Kilometer südwestlich von Shanghai zwischen Suzhou und Hangzhou gelegen sowie das Städtchen Xitang, ca. 140 Kilometer südlich von Shanghai.


In Europa gibt es ähnliche Kanalsysteme, besonders in Holland, wo in den Städtchen ebenfalls kleine halbrunde Brücken entstanden. Andere große europäische Kanäle wie der Stecknitzkanal in Holstein, der Canal du Midi in Frankreich, der Göta Kanal in Südschweden wurden durch die Entwicklung der Eisenbahn abgelöst. In China blieb die Industrialisierung aus und das Kanalsystem wurde bis ins 19. Jahrhundert genutzt, als China seinen Untergang erlebte.


Der Kaiserkanal oder "Der Große Kanal"


Ein Kanal überragt in seiner Bedeutung alles: Der Kaiserkanal oder "der Große Kanal", wie ihn die Chinesen nennen, eine Wasserstraße, die von der Stadt Hangzhou südlich von Suzhou bis Peking reicht.



Superlative sind im Reich der Mitte an der Tagesordnung und so ist dieser Kanal der älteste und längste, der je gebaut wurde. Begonnen wurde er vor 2500 Jahren, hat eine Länge von 1800 Kilometern, teilweise eine Breite von vierzig Metern und eine Tiefe von neun Metern. Er war notwendig, weil man eine Verbindung von Süden nach Norden brauchte, denn alle natürlichen Wasserwege Chinas, der Jangtse und der Gelbe Fluss, fließen von Westen nach Osten. Der Kanal wurde ähnlich wie die Chinesische Mauer über einen langen Zeitraum gebaut und immer wieder ergänzt. Als in China vor 1000 Jahren die Technik der Schleusen entwickelt wurde, konnten vierzig Höhenmeter überwunden werden. Während der Yuan-Dynastie vor rund 800 Jahren wurde Peking zur Hauptstadt Chinas und der Kaiserkanal bis dorthin ausgebaut. 300 Jahre später, zur Zeit der Ming-Dynastie, wurde der Kanal noch einmal vollständig restauriert und teilweise vergrößert.

Bis heute ist er eine stark genutzte Wasserstraße, die nicht wie seine kleinen europäischen Kollegen in der Touristen-Sparte für Hausboot-Urlauber gelandet ist. Allerdings endet der Kaiserkanal heute am Gelben Fluss und führt nicht mehr bis Peking, da er vom Gelben Fluss durch Sedimente verstopft wurde.

Durch seine stete Nutzung hat er sein historisches Erscheinungsbild eingebüßt, da alte Gebäude und Lagerhäuser abgerissen wurden etc.

Trotzdem ist er mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe geworden, denn seine Bedeutung geht weit über das Alter und die Größe hinaus, vielmehr wurde durch ihn China kulturell geeint. Bis zum Jahr 221 v. Chr., als unter dem ersten Kaiser der Qin-Dynastie die Schrift vereinheitlicht wurde, hatte jede Region ihr eigenes Zeichensystem. Erst durch den Kanal konnte sich die Qin-Schrift verbreiten, indem sie für alle staatlichen und administrativen Zwecke verwendet wurde.

Außerdem war der Kanal eine direkte Verbindung zwischen der Kornkammer Chinas, dem fruchtbaren Jangtse-Delta, und Peking, so dass die Hauptstadt immer reichlich mit Reis und Getreide versorgt werden konnte.

Die gesamte Kulturlandschaft in Ostchina mit diesen malerischen Wasserdörfern, ihren Kanälen, die durch ihre Altstädten fließen, und den niedlichen Brücken ist auf die Bedeutung der Handelswege auf dem Wasser zurückzuführen, die durch den Großen Kanal ihren Aufschwung über Jahrhunderte bekamen.


Als Weltkulturerbe ist der Kanal zwar ein ähnlich gigantisches Bauwerk wie die Chinesische Mauer, aber wenn man auf ihm eine Rundfahrt macht, kommt er nicht an die beeindruckende Wirkung der Chinesischen Mauer heran. Er ist auch in Deutschland weitgehend unbekannt. Kein Tourist würde je auf die Idee kommen, den Großen Kanal sehen zu wollen.


Vor drei Jahren waren Felix und ich schon einmal in der Wasserstadt Tongli, circa ca. 25 Kilometer vom Zentrum Suzhous und ca. 80 km vom Zentrum Shanghais entfernt.

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