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Suzhou - im Mekka chinesischer Gartenkunst


Garten des Meisters der Netze, Master of the Nets Garden, Suzhou, China, Chinese Garden, Chinesischer Garten

Nur eine halbe Stunde mit dem Zug von Schanghai entfernt liegt Suzhou, die Stadt der antiken chinesischen Gärten.

Suzhou befindet sich südlich vom Unterlauf des Jangtse, die Gegend ist wasserreich und von Kanälen, Flüssen und Seen durchzogen, weshalb es dort sogenannte Wasserdörfer gibt, die Suzhou den Beinamen "Venedig des Osten" eingebracht haben. Diese Wasserdörfer entsprechen unserem typischen Bild vom alten China, mit kleinen Rundbogenbrücken, die über schmale Kanäle führen, die sich zwischen Häusern entlang schlängeln. Auch der historische Kaiserkanal, jene 2500 Jahre alte, 1800 Kilometer lange Wasserstraße, die zum Weltkulturerbe gehört, zieht sich durch die Stadt. Dieser Kanal, der von Hangzhou nach Peking führt, war vor Jahrtausenden ein wirtschaftlicher und kultureller Impulsgeber für Ostchina und durch ihn gelangte Suzhou zu dem Wohlstand, der die Entstehung der Gärten ermöglichte. Außerdem war die Stadt das Zentrum der Seidenproduktion, wodurch zusätzlicher Reichtum entstand. Seide wurde in Europa mit Gold im Gewichtsverhältnis 1:1 aufgewogen. Heute ist Suzhou eine moderne Stadt mit High-Tech-Industrie und 10 Mio. Einwohnern.


Der Gartenbau hat dort eine jahrtausendealte Tradition. Er begann schon im 6. Jahrhhundert vor Chr. Laut Aufzeichnungen der Stadt gab es 6 Gärten während der Zhou-Dynastie, 4 in der Han-Dynastie, 14 in der Nördlichen und Südlichen Dynastie, 7 in der Tang-Dynastie, 118 in der Song-Dynastie, 48 in der Yuan-Dynastie, 271 in der Ming-Dynastie und 130 in der Qing-Dynastie. Suzhou ist also im wahrsten Sinne des Wortes eine Gartenstadt.

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Während die europäische Gartenbaukunst erst ab der Renaissance in Italien Fahrt aufnahm, blicken die Chinesen auf 2500 Jahre alte Geschichte des Gartenbaus zurück. Allerdings sind die meisten der 60 Gärten, die heute noch in Suzhou existieren, relativ jung, sie stammen aus der Ming- und Qing-Zeit, also vom 14. Jahrhhundert europäischer Zeitrechnung bis zum Ende des Kaiserreichs 1912.

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Neun Gärten wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt:


der Garten des Verweilens

der Garten des Meisters der Netze

der Garten des bescheidenen Beamten

der Garten der dunkelgrünen Welle

das Huanxiu Berghaus

der Löwenwäldchen-Garten

der Garten der Kultivierung

der Garten des Paars

der Garten zur tiefen Besinnung


Chinesische Gärten imitieren im Kleinen die Natur und ihre Erscheinungsformen, dazu gehören ruhiges Wasser, fallendes Wasser, fließendes Wasser, Inseln, Felsen, Hügel, Schluchten und Grotten. Sie sind Teile einer Komposition künstlich geschaffener Elemente zu einem harmonischen Ganzen und inszenieren die Ordnung der Welt im überschaubaren Mikrokosmos.

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Das Ziel der Gartengestaltung war die Darstellung der Harmonie der sogenannten Sieben Dinge: Himmel, Erde, Steine, Wasser, Gebäude, Wege und Pflanzen. Als achtes Element kommt der Mensch dazu. Die Gärten sind in Zonen eingeteilt, die alle natürlichen Bereiche und Jahreszeiten umfassen und durch Gewässer, Mauern oder Brücke und kleine Gebäude getrennt sind.

Um Geister daran zu hindern in die Gebäude einzudringen, gibt es besonders hohe Türschwellen, die von den Dämonen nicht überwunden werden können. Ebenfalls aus Gründen der Abwehr haben einige Brücken einen Zickzack-Verlauf. Geister können - das weiß jedes Kind in China - nur geradeaus laufen und verlieren auf einer Zickzack-Brücke die Orientierung.

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Die Mauern sind mit kreisrunden, sogenannten Mondtoren durchbrochen, Aussparungen ermöglichen Durchblicke in andere Gartenbereiche und lassen die dahinter liegende Szenerie wie ein Landschaftsgemälde eingerahmt wirken.

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Gitterartige, aus Ton gebrannte Ornamente in Maueröffnungen lassen schön, gemusterte Schattenwürfe entstehen.

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Landschaftsmalereien oder Gedichte zieren die Mauern an überdachten, geschützten Stellen.

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In Europa sind Gartenbau, Architektur und Mode oft Errungenschaften des Hochadels, der zum Impulsgeber wurde, dessen Stil man kopierte. Die Gärten Chinas sind vielmehr kulturelle Leistungen der Beamten, die in China ein hohes Ansehen genossen. Sie waren elitär gebildet, mussten schwierige Ausbildungen und harte Prüfungen durchlaufen und verfügten über hohe Einkünfte. Nicht wenige Beamte lebten als Dichter, Lehrer oder Gärtner, nachdem sie sich aus der Politik zurückgezogen hatten. Einige von ihnen schufen somit einen Teil des heutigen Kulturerbes Chinas wie z.B. der berühmte Tao Yuanming, der in seinem Garten seine Lyrik verfasste.

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Löwenwäldchen-Garten Suzhou, Chinese Garden, Chinesischer Garten

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China wurde nicht von einer Kaste von Feudalherrschern regiert, die ihren Status durch Kriege erworben hatten, sondern von Gelehrten und einem Kaiser, der das Mandat hatte, die Harmonie zwischen Himmel und Erde zu wahren, dessen Aufgabe darin bestand, die Dinge im Gleichgewicht zu halten.

Die Gärten spiegeln diese Ordnung des Kosmos wider, den Dreiklang von Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus, die sich allesamt in den Grenzregionen von Philosophie, Theologie, Sozialwesen und Wissenschaft bewegen.

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Der konfuzianische Kerngedanke ist: Wenn ich mich korrekt verhalte, ist die Familie in Harmonie, ist die Familie in Harmonie, ist es auch das Dorf, ist das Dorf in Harmonie, ist es auch die Provinz, ist die Provinz in Harmonie, ist es auch das Reich. Sind die Reiche in Harmonie, ist es auch der Kosmos. Dieses chinesische Denken spiegelt sich in allen Bereichen des antik-chinesischen Staates, in seiner Gesellschaft sowie in seinen Gärten wider. Was ideal klingt, ist natürlich auch Herausforderung und Anspruch an den einzelnen, der sich in das Wertesystem einfügt und es mitträgt. Bis heute ist davon noch viel in der Gesellschaft spürbar. Aber der wachsende Individualismus wird diesen Gesellschaftskonsens vermutlich irgendwann in die Geschichtsbücher verweisen.

Tigerhügel, Tiger Hill, Suzhou, China, Chinese Garden, Chinesischer Garten, Pagode

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Die obigen Abbildungen entstanden im Garten des Meisters der Netze, im Garten des bescheidenen Beamten, im Löwenwäldchen-Garten und auf dem Tigerhügel. Die Gärten sind zu jeder Jahreszeit schön. Ich war im Winter dort, wenn die Natur schläft. Die Bäume haben dann keine Blätter, aber Kiefern und andere Nadelbäume können gerade in dieser Zeit ihre Wirkung entfalten. Im Winter wirkt alles minimalistisch und ist in Weiß- und Grautöne getaucht mit fast graphischer Schönheit. Jede Jahreszeit lohnt sich. Natürlich sind das frische Grün und die rosafarbenen und weißen Blüten der Pflaumen- und Kirschbäume im Frühling ganz besonders beglückend.


Die Gärten des Bescheidenen Beamten und der Löwenwäldchen-Garten liegen in fußläufiger Entfernung nebeneinander. Da es dort dort noch ein Museum gibt, ist die Gegen touristisch erschlossen mit Souvenir- und Essgeschäften und es kann ziemlich voll werden. Am besten man besucht die Gärten nicht an Feiertagen, Wochenenden oder Ferien. Die wunderbare Atmosphäre kann sonst durch Menschenmassen erdrückt werden.


Die anderen Gräten liegen weiter auseinander, Taxifahrten sind die einfachste Möglichkeit, um zu ihnen zu gelangen.



Zum Garten des Meisters der Netze gelangt man mit der U-Bahn-Linie 4, aussteigen an der Station Lindunlu. Von dort läuft man zehn Minuten zum Eingang.

Adresse: No.178 Northeast Road, Gusu District, Suzhou 215001 (苏州市姑苏区东北街178号)

Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter 70 ¥, also ca. 10 Euro. Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger.


Zum Garten des bescheidenen Beamten gelangt man mit der Metro 4, Station Beisita, dann sieben Minuten die Xibei Lu, die im weiteren Verlauf Dongbei Lu heißt, bis zum Eingang.

Adresse: 178 Dongbei Street (江苏省苏州市姑苏区阔家头巷11号)

Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter: 70 ¥, Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger.












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