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Xi'an - die älteste Stadt Chinas

Eine Redewendung sagt:

Willst du 150 Jahre China erleben, fahr nach Schanghai.

Willst du 1000 Jahre China  erleben, fahr nach Peking.

Willst du 4000 Jahre China erleben, fahr nach Xi'an.


Glockenturm, Bell Tower, Xi'an, China Shaanxi

Der Glockenturm, eines der Wahrzeichen der Stadt


Xi'an ist die älteste Stadt Chinas, obwohl sie eigentlich erst im 3. Jahrhundert vor Chr. richtig zur Blüte kam. Sie wurde die erste Hauptstadt des 247 v. Chr. frisch gegründeten Kaiserreichs, das entstanden war, nachdem Chinas erster Kaiser, Qin Shihuangdi, die zuvor bestehenden sieben Reiche geeint hatte. Die erste kaiserliche Dynastie waren die Qin (sprich "tchin"), von deren Namen sich die heutige Bezeichnung "China" ableitet.


In Xi'an begann die Seidenstraße, die von hier über Zentralasien, Persien und den Orient nach Europa führte. Durch diese Handelsstraße erreichte Xi'an während der Tang-Dynastie im 7. und 8. Jahrhundert eine weitere Blütezeit als die Stadt zum Handelszentrum wurde, in dem sich die damalige Welt ein Stelldichein gab: Araber, Perser, Inder, Japaner schickten Gesandte hierher und Kaufleute und Händler ließen sich nieder. Xi'an war im 7. Jahrhundert eine Millionenstadt. Die Handelsverbindungen nach Westasien brachten viele Muslime in die Stadt, die ihr bis heute ein ganz besonderes Gepräge geben mit einer 80.000 Mitglieder umfassenden Gemeinde, dem Muslimviertel mit Basar, der großen Moschee und unzähligen kulinarischen west- und zentralasiatischen Genüssen.


In späteren Jahrhhunderten versank die Stadt in der Bedeutungslosigkeit. Die Kaiser zogen in andere Hauptstädte und niemand sprach mehr von Xi'an, bis 1974 DER archäologische Sensationsfund des 20. Jahrhunderts von Bauern gemacht wurde, die eigentlich nur einen Brunnen ausheben wollten und dabei zufällig auf die Terrakotta-Armee stießen.


Neben diesen spektakulären Sehenswürdigkeiten hat Xi'an die größte komplett erhaltene Stadtmauer Chinas, die die Stadt vollständig umgibt und so breit ist wie eine zweispurige Straße. Auf ihr kann man Fahrräder leihen und damit die gesamte Altstadt umrunden.


Trommelturm, Drum Tower, Xi'an, Shaanxi, China

Der Trommel-Turm, das ehemalige Stadttor


Die Sehenswürdigkeiten in Xi'an sind fußläufig erreichbar und liegen für chinesische Verhältnisse recht nah beieinander.

Der Trommel-Turm wurde zusammen mit dem Glockenturm 1380 während der frühen Ming-Dynastie errichtet. Benannt wurde er nach einer riesigen Trommel in seinem Inneren, mit der die Stunde durch Tromelschläge angezeigt wurde.

In Sichtweite, nur 200 Meter entfernt steht der Glockenturm, dessen riesige Glocke den Morgen einläutete. Mit dem Glockenschlag wurde das Stadttor geöffnet.

Direkt am Trommel-Turm beginnt das muslimische Viertel.


Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China

Im muslimischen Viertel, einem touristischen Höhepunkt der Stadt, ist immer viel los, an längeren Wochenenden oder Feiertagen wird es voll und es gibt massenweise Dinge zu bestaunen, zu essen oder zu kaufen. Im Mittelpunkt steht wie immer das Essen.


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Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China, Granatapfelsaft, pomegranate juice

Frisch gepresster Granatapfelsaft

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Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China. Spices, Gewürze

Gewürze wie auf einem orientalischen Basar


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 Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China, Ziegeltee, Pu'er tea

Ziegeltee

Ziegeltee, Tee der in Ziegelform gepresst wird, konnte früher besser auf dem Rücken von Maultieren transportieren werden. Dieser Tee wurde vor allem nach Tibet geliefert, teilweise auch bis nach Indien, bevor die Briten anfingen, Tee in Indien anzubauen, um damit die Abhängigkeit von China zu umgehen. Indischen Tee gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Ein weiterer Abnehmer des Ziegeltees sind die Russen, bei denen er als Russischer Karawanentee gehandelt wird. Er hat eine dunkelrote Farbe und einen erdigen, rauchigen Geschmack, der, so sagt es die Legende, durch den Karawanentransport entstand, bei dem die Teeladungen abends neben den Lagerfeuern standen, von denen der Rauch in den Tee zog.


Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China

Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China, Ming Tang Xue Li

Dieser heiße Tee Ming Tang Xue Li ist ein typisches Wintergetränk. Birne, getrocknete chinesische Datteln und Goji-Beeren bilden die Grundlage dieses leckeren und für chinesische Verhältnisse ziemlich süßen Getränks.


Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China, Haus der Familie Gao, House of Family Gao

Mitten im muslimischen Viertel liegt das Haus der Familie Gao, heute ein Museum, das man gegen einen kleinen Eintrittspreis besichtigen kann. Der ehemalige Besitzer Gao Yuesong war ein Regierungsbeamter auf zweiter Ebene der kaiserlichen Beamtenprüfung zur Zeit der Ming-Dynastie vor 400 Jahren. Als fähiger Beamter wurde er von Kaiser Chongzhen mit diesem Herrenhaus belohnt. Seitdem war die Familie offiziell adelig geworden und stellte sieben Generationen lang Beamte des kaiserlichen Hofes.

Von einem Haus zu sprechen, ist untertrieben, denn diese Residenz hat zwei Höfe, die jeweils von vier kleineren Innenhöfen umgeben sind. Insgesamt gibt es 86 Zimmern, von denen 54 besichtigt werden können.

Wenn man durch das Tor in diese Welt eintritt, bleibt mit einem Mal das geschäftige Leben auf der Straße außen vor, Ruhe und Stille sowie chinesische Wohnkultur umfangen den Besucher. 


Muslimisches Viertel, Moslem Quarter,  Xi'an, Shaanxi, China, Haus der Familie Gao, House of Family Gao

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In dem Gao-Haus gibt es auf der rechten Seite direkt hinter dem Eingang einen kleinen Raum mit einer Opernbühne. Links geht es über einen Hof mit einer weiteren Bühne in das Schattentheater.

Schattentheater ist seit 2011 immaterielles Weltkulturerbe und ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Volkskunst, dessen Anfänge schon in der Han-Dynastie (ca. 206-220 n.Chr.) liegen. Historisch gesicherte Belege gibt es seit ca. 1000 n.Chr. Man unterschiedet zwei Stile beim Schattentheater, den westlichen in den Provinzen Shaanxi, Szechuan und Hunan und den östlichen, der sich in Peking entwickelte.


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Geschnitten werden die Figuren aus Pergament, ungegerbter Tierhaut, und anschließend mit Naturfarben bemalt. Die Schattentheater-Stücke werden mit viel Musik untermalt, die den regionalen chinesischen Opern entlehnt ist, z.B. der Peking-Oper im Osten des Landes und der Szechuan-Oper in Zentralchina. Teilweise werden auch Volkslieder in die Stücke eingebaut. Gesang und Musik wechseln sich mit Sprecheinlagen ab, bei denen die Stimmen karikierend verzogen werden. Die Instrumente sind traditionell chinesisch, z.B. die Sihu, ein chinesisches Streichinstrument, Bambusquerflöten und das chinesische Hackbrett Yangqin.


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Der Puppenspieler zeigt die Figuren und erläutert, wie sie bewegt werden.


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Enge Gassen führen durch den Basar des muslimischen Viertels.

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Endlich wurde ich fündig: Ein Mahjong-Spiel und zwar ein besonders schönes in einer mit Leder bezogenen Schatulle, das ich bei einem alten Hui, Mitglied der muslimischen Gruppe der Hui auf dem Basar bekam.


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Mitten in der muslimischen Stadt verweisen plötzlich Schilder auf die Große Moschee. Sie sieht weniger aus wie eine Moschee, sondern eher wie eine Tempelanlage.


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Die Moschee wurde in der Tang-Zeit 742 n. Chr. gebaut und ist ca. 1300 Jahre alt. In späteren Dynastien wurde sie vergrößert, so das ihr Areal heute13.000 qm umfasst. Insgesamt hat die Moschee vier Höfe.


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Eine Tafel zeigt die Gebetszeiten an. Der Gebetsraum ist für Besucher nicht zugänglich.

Der Baustil ist nicht nahöstlich, sondern chinesisch, dementsprechend gibt es weder Kuppeln, noch Minarette. Die Anlage lässt die Frömmigkeit der Gläubigen spürbar werden, die seit Jahrhunderten zum Beten hierherkommen.


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Die Stadtmauer von Xi'an


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Die Stadtmauer von Xi'an ist 12 Kilometer lang, komplett erhalten und umgibt in rechteckigem Verlauf die gesamte alte Stadt. Auf der 14 Meter breiten Mauerkrone, die auf dem Foto einer Straße ähnelt, kann man Fahrräder mieten und die Stadt umrunden.


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Nicht überall ist es so leer wie hier. Am Südtor gibt es die meisten Besucher, Souvenirläden, Geschäfte mit Leckereien und die Fahrradverleihstände.


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Am Südtor - hier ballen sich die Besucher. Zu Fuß kann man die Mauer umrunden, aber es dauert mehr als drei Stunden, deshalb wird es bald ruhiger, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.


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Von der Mauerkrone entdeckt man viele Dinge wie diesen tibetischen Tempel. Außerdem befinden sich besonders in der Umgebung des Südtors etliche hübsche Hotels direkt an der Mauer, von deren Dachterrassen man einen schönen Blick auf die die Tore und Türme hat.


Das Beilin-Museum


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Von der Mauer entdeckte ich auch dieses Museum am Südtor, das Beilin-Museum, das auf den ersten Blick nach nichts Besonderem aussieht, aber einen kulturellen Wert ersten Ranges hat, so dass die Behörden es mit AAAAA eingestuft haben, wodurch es zur Kategorie der kostbarsten Kulturschätze und Sehenswürdigkeiten des Landes zählt. Das Museum wird auch der "Wald der Steinstelen" genannt. Bei mir löste der Anblick der Stelen eher Assoziationen an einen Friedhof aus. Es sind Steinstelen mit Texten bedeutender chinesischer Philosophen, Gelehrter und Dichter der Jahrtausende, die angefertigt wurden mit dem Ziel, sie als alleingültige Referenztexte zu erhalten, damit bei zukünftigen Abschriften Fehler vermieden werden. Aus jeder Dynastie gibt es Texte, antike Klassiker und Bibliographien von tiefgreifender kultureller Bedeutung in allen Variationen der Kalligrafie. Dies brachte dem Museum den Beinamen ein "Schatzkammer der Kalligrafiekunst, historischer und kultureller Palast". Als man 1961 begann, die Kulturgüter Chinas einzustufen und zu inventarisieren, war dieses Museum im ersten Schub dabei.

In einem Konfuzius-Tempel von 1087 sind die Stelen in sieben Hallen untergebracht. Im Laufe der Zeit wuchs der Schatz auf 11.000 Steinplatten an, 19 Texte sind nationales Kulturerbe.


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Die vier Steinstelen "Klassiker der kindlichen Frömmigkeit". Sie stehen auf quadratischem Grundriss, von jeder Seite kann man eine der vier Stelen anschauen.


Zu den kostbarsten Schätzen zählt der "Klassiker der kindlichen Frömmigkeit", der 745 während der Tang-Dynastie in Blaustein graviert wurde. Der Inhalt sind Dialoge zwischen Konfuzius und seinen Schülern, in denen es hauptsächlich um kindliche Frömmigkeit und brüderliche Pflicht geht. Die Inschriften wurden von Kaiser Zuzog geschnitzt. Die Tafeln befinden sich an diesem Ort seit 1087.


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Die Kaicheng-Klassiker


Die Kaicheng-Klassiker sind eine Gruppe von Steintafeln, die zwölf intellektuelle und unverzichtbare Bücher über die feudale Gesellschaft wie "die Analekte" und "Das Buch der Veränderung" umfassen. Diese Schriften wurden in die Stein gemeißelt , damit zukünftige Generationen von Studenten sie studieren können. Ursprünglich waren diese Tafeln während der Tang Dynastie in der Kaiserlichen Akademie untergebracht. Unter der Song-Herrschaft wurden sie in dieses Museum gebracht. Die 114 Tafeln enthalten etwa 650.000 chinesische Schriftzeichen.


Außer diesen beiden philosophischen und philologischen Schätzen umfasst das Haus viele andere. Aber um die Tiefe dieses Kulturerbes zu verstehen, muss man Sinologe sein. Mir gefiel die Atmosphäre und die Ernsthaftigkeit der Besucher und ich beobachtete wie Chinesen ihr Kulturgut wahrnehmen, wertschätzen und weitergeben.

Den Stellenwert, den die eigene Kultur für Chinesen hat, habe ich oft erfahren, wenn auch z.B. Schüler äußern, dass sie sich mit den alten Kulturen befassen, um ihre Vorfahren besser zu verstehen. Es gibt etliche Jugendliche, die z.B. das Spielen antiker klassischer Instrumente lernen oder Kalligrafie, was in der Regel mit viel zeitlichem Aufwand, Konzentration und Ausdauer verbunden ist. in Deutschland gibt es diese Beziehung zum Kulturerbe nicht.


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Shuyuanmen, eine antike Kulturstraße


Zwischen dem Beilin Museum und dem Südtor liegt ein schönes Viertel voller Antiquitäten- und Kunstgeschäfte. Die zentrale, circa 600 Meter lange Straße Shuyuanmen erhielt ihren Namen von der alten kaiserlichen Schule Guanzhong Shuyuanmen, der zentralen Schule der Provinz Shaanxi, die während der Ming-Dynastie eingerichtet wurde, und hier lag.


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Die Terrakotta-Armee


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Der Fund dieser Armee war die archäologische Sensation des 20. Jahrhhunderts. Wie schon erwähnt, stieß 1974 ein Bauer namens Yan Xinmin beim Graben nach Wasser wegen anhaltender Trockenheit zufällig darauf. Niemand ahnte, dass hier solch ein Fund zu finden ist, niemand wusste es. Es gab keinerlei Hinweise, keine schriftlichen Aufzeichnungen, die auf diese Armee hinwiesen. Yan Xinmin meldete den Fund bei den staatlichen Behörden, was ebenfalls ein Glück war. Er hätte den Fund auch verkaufen können. Er lebt immer noch und signiert heutzutage Bücher über die Terrakotta-Armee, die die vielen Besucher kaufen. Er ist ein einfacher Bauer, der nur seinen Namen schreiben kann. Da der damalige Kaiser die Bauern, die in der Umgebung des Mausoleums wohnten, beauftragte, das Grabmal zu bewachen, sieht sich Yan Xinmin heute als Nachfolger der Wächter des Mausoleums.


Entstanden ist die Armee auf Initiative des ersten Kaisers von China, Qin Shihuangdi, der die sieben Reiche unter seiner Führung einte und Xi'an zur Hauptstadt machte. Er ist vielleicht die bekannteste Figur der chinesischen Geschichte, bedingt durch zahlreiche Filme, aber auch durch diesen archäologischen Sensationsfund. Qin Shihuangdi bestieg schon mit 13 Jahren den Thron des Reiches Qin, dem größten und organisiertesten der sieben Reiche, und begann seine Regentschaft von 247 bis 210 v. Chr. Direkt nach seiner Thronbesteigung ließ er den Bau des Mausoleums beginnen, dessen Fertigstellung insgesamt 37 Jahre bis zu seinem Tod dauerte. Außerdem richtete er mit seinem Kanzler eine effektive Verwaltung des Reichs ein, die aber nicht nur zum Segen führte, sondern auch zu grausamer Herrschaft, der Aberhunderttausende zum Opfer fielen, weshalb Qin Shihuangdis Ansehen heutzutage in der Volksrepublik ambivalent ist.


Das gigantische Mausoleum, dessen Terrakotta-Armee nur die Spitze des Eisberges ist. wurde bisher nicht ausgegraben, aber bereits durch Myonen-Dektoren erfasst, so dass man den unterirdischen Palast, der 1,5 Kilometer östlich von der Armee unter der Erde verborgen ist, virtuell mithilfe einer Animation besichtigen kann. Wie immer in China ist auch hier das Grab des Kaisers bisher ungeöffnet. Er liegt in 70 Metern Tiefe in einer Nachbildung des Reichs, in der die beiden Hauptflüsse Chinas, der Gelbe Fluss und der Jangtsekiang, durch Quecksilber nachgebildet wurden.

Warum bisher kein Kaisergrab in China geöffnet wurde, ist rätselhaft. Offiziell werden konservatorische Gründe angegeben, denn Sauerstoff etc. kann zur Zerstörung der Artefakte führen, so wie es auch bei der Terrakottaarmee geschah, deren Figuren farbig gefasst waren und deren jahrtausendealte Farben unter Sauerstoffeinfluss schnell verschwanden. Heutzutage wird der Zustand eines archäologischen Fundes direkt nach der Ausgrabung fotografisch dokumentiert, so dass man die Farben später nachvollziehen kann. Derzeit arbeiten Chemiker aus Deutschland an Methoden, wie die Farbfassung zukünftig konserviert werden kann. Es sind noch längst nicht alle Soldaten der Terrakotta-Armee ausgegraben. Zukünftig sollen die Farben erhalten bleiben.


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Die Soldaten mit farbiger Fassung unmittelbar nach der Ausgrabung, Fotos zeigen den farbigen Zustand, der sich bald durch Licht- und Sauerstoffeinfluss veränderte.


Aber auch Fallen, ähnlich wie bei Indiana-Jones-Filmen, soll es dort geben. So sollen z.B. das Quecksilber oder Selbstschussanlagen etc. zum Tod von Grabräubern führen.

Es ist fraglich, ob Selbstschussanlagen nach über 2000 Jahren noch funktionstüchtig sind.

Eine weiterer Grund, warum Ausgrabungen des unterirdischen Palastes und der eigentlichen Grabstätte bisher nicht begonnen wurden, ist tatsächlich so etwas wie ein Aberglaube, denn manche glauben, dass der Geist des ersten Kaisers immer noch anwesend ist und man will seine Grabstätte nicht stören.


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Die gesamte Armee umfasst 8000 Soldaten, eine voll funktionsfähige Armee mit Bogenschützen, Admiralen, Streitwagen, Kavallerie, Soldaten unterschiedlicher Ränge usw. Besonders beeindruckend ist der Detailreichtum der individuell gestalteten Figuren. Man kann sogar das Alter und die regionale Herkunft an den Gesichtern erkennen. Außerdem kann man den damaligen kulturellen Entwicklungstand ablesen an den Waffen, der Kleidung der Figuren aber auch an der Handwerkstechnik. Alle Figuren waren bei den Ausgrabungen zerbrochen bis auf eine, den kleinen knienden Soldaten. Was man heutzutage zu sehen bekommt, ist also zusammengesetzt, eine archäologische Sisyphosarbeit. Die Mitarbeiter kann man heute noch bei der Arbeit sehen, wenn nicht gerade Feiertag ist. Ihre Arbeitsplätze liegen mitten in den Ausgrabungsstätten.


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Die Soldaten stehen alle in diesen Gängen, die früher tatsächlich tunnelartig waren. Dazu wurden Gräben ausgehoben, die mit Holz abgedeckt wurden, auf die man Erde legte. Dadurch entstanden diese unterirdischen Tunnel, die heute frei gelegt sind.


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Es ist noch längst nicht alles ausgegraben. Auf dem Fotos sieht man noch verschlossene Gänge, die Form der Baumstämme, mit denen die Gänge abgedeckt wurden, ist ebenfalls deutlich erkennbar. Offenbar haben sich im Laufe der Jahrtausende die Baumstämme gebogen, so dass diese wellenartige Form entstand.


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Beim Freilegen der einzelnen Gänge ergibt sich der Anblick umgefallener, liegender, zerbrochener Soldaten.

Der kniende Bogenschütze ist die einzige Figur, die unversehrt geborgen werden konnte. Durch die kniende Haltung und der Höhe von 130cm wurde er offenbar vor dem Zerbrechen geschützt.


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Um zu dieser Armee zu gelangen nimmt man von Xi'an am besten ein Taxi. Das Gelände liegt weit außerhalb der Stadt. Man fährt ungefähr eine Stunde. Taxifahren ist in China billig. Der gesamte Eingangsbereich ist riesig und entsprechend unübersichtlich, aber man findet den Weg. Eventuell nimmt man einen der professionellen Führer, die für 300 Yuan eine zweistündige Führung anbieten (Stand 2024). Man braucht diese Personen nicht zu suchen, sie kommen auf einen zu und bieten ihre Dienste an.

Wer sich allerdings vorher schon eingelesen hat, weiß etliches, aber es gibt immer Ergänzungen, manches wiederholt sich und vertieft sich dadurch. Vieles dreht sich um Details der Archäologie, weniger um historische Zusammenhänge. Trotzdem empfand ich es als lohnend.

Es ist an Feiertagen extrem überfüllt, obwohl die Anzahl der Besucher schon auf 60.000 pro Tag limitiert ist.

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