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74 Ergebnisse gefunden für „“

  • French Consession und Opiumkrieg

    Schanghai hat drei sogenannte Konzessionen, große Stadtteile, die nördlich und westlich der alten chinesischen Stadt von den Briten, Franzosen und Amerikanern gegründet wurden, nachdem China den Opiumkrieg verloren hatte, die fremden Besatzer ins Land kamen, Chinas Märkte öffneten und in dem Land, das sie wie eine Beute betrachteten, ihre eigenen Regeln aufstellten. Die Eindringlinge sind seit langem verschwunden, aber die Konzessionen haben ihr Erscheinungsbild, ihre architektonische und städtebauliche Prägung, die sie von den ehemaligen Besatzern erhielten, beibehalten. Die Bezeichnung "Former French Concession", hört man heute noch manchmal, es ist ein Areal von der Größe einer Kleinstadt. Alle drei Konzessionen hatten zusammen die vielfache Größe der alten chinesischen Stadt. Platanenallee in der Former French Concession Das Gebiet der Französischen Konzession ist geprägt von Platanenalleen, die angepflanzt wurden, um Schatten zu spenden und Kühlung zu bringen. Vor allem aber verschönern sie das Straßenbild. Viele freistehende Häuser wurden im europäischen Stil gebaut und sind von großen Gärten umgeben. Man sieht die Gebäude selten im Ganzen, da die Grundstücke oft ummauert sind. Allenfalls ragt ein landhausartiger Fachwerkgiebel oder ein Dach über die Umgrenzungen hinaus. Häuser mit kleineren Grundstücken reichen oft bis an die Bürgersteige und sind heutzutage schöne historische Stadthäuser in gediegener, ruhiger und grüner Umgebung, in der man von Vogelgezwitscher geweckt wird inmitten der 25 Millionen-Metropole. An fast allen Häusern verweist ein Schild der Distriktverwaltung Xuhui auf den kulturhistorischen Wert der Gebäude als "Cultural Relief Preservation Site", als Denkmalschutzobjekt. Der Erste Opiumkrieg Der Niederlassung vieler Franzosen in Schanghai waren die Opiumkriege vorausgegangen, die aus wirtschaftspolitischen Interessen geführt wurde. China war seit dem Zeitalter des europäischen Barock durch seine Luxusgüter Seide, Porzellan oder Tee zu einer wirtschaftlichen Supermacht geworden und hatte einen enormen Silberreichtum angehäuft. In die umgekehrte Richtung wurde nichts gehandelt. China gab sich selbstgenügsam und sichtlich unbeeindruckt von europäischen Produkten. Silber wurde von den Chinesen als Währung akzeptiert. Der chinesische Handelsüberschuss weckte Begehrlichkeiten bei den Engländern. Hinzu kam, dass den Briten das Silber ausging, seitdem die USA, eine der wichtigsten Silberquellen von den Engländern unabhängig geworden waren. Um an den chinesischen Reichtum zu kommen, schmuggelten die Briten schließlich Opium, das in Bengalen produziert wurde, durch die British East India Company illegal nach China, obwohl die chinesische Regierung den Opiumhandel verboten hatte. Die Opiumabhängigkeit in der Bevölkerung stieg enorm an, die Produktivität Chinas erlahmte und der Handelsüberschuss kehrte sich um, da das Opium bezahlt werden musste. China wurde durch den Opiumschmuggel derart geschwächt, dass der Staatsapparat beunruhigt eingriff. In einem offenen Brief an Queen Victoria appellierte er an deren moralische Verantwortung, den Opiumhandel einzustellen, worauf sie nicht reagierte. Der Handel zwischen China und anderen Nationen verlief ausschließlich über die Hafenstadt Kanton im Süden des Landes, an der Perlflussmündung gelegen. Durch diesen einzigen Hafen konnte man den Handel bündeln und gut kontrollieren. Schließlich ließ China den Hafen von Kanton sperren, beschlagnahmte dort sämtliche Schiffsladungen und ließ eine große Menge Opium vernichten. Großbritannien hatte damit einen Kriegsgrund und entsandte eine Kriegsflotte nach China, die dem Reich eine verheerende Niederlage beibrachte, so dass man in China gezwungen war, den Vertrag von Nanking (den ersten der "Ungleichen Verträge") zu unterzeichnen. Die ungleichen Verträge Mit diesem Vertrag entzogen die Briten den Chinesen die Souveränität über den eigenen Außenhandel und öffneten die Märkte für sich und andere Europäer. Fünf Häfen wurden für ausländische Schiffe freigegeben, unter anderem Schanghai. Exterritorialität für Ausländer, die Meistbegünstigung im Handel und eine Konsulargerichtsbarkeit, Reparationszahlungen, Öffnung für christliche Mission sowie die Abtretung von Hongkong „auf ewige Zeiten“ kamen als weitere Eingriffe in die chinesische Souveränität hinzu. Der Opiumhandel, der bisher illegal verlief, wurde nun auch freigegeben, was die Gesundheit der chinesischen Bevölkerung nachhaltig erschütterte. Der Erste Opiumkrieg leitete den Niedergang Chinas ein von der einstigen Hegemonialmacht Asiens zur informellen Kolonie europäischer Mächte, die China bis zur Wende im 20. Jahrhundert bleiben sollte. Aus chinesischer Perspektive ist die Zeit vom Ersten Opiumkrieg 1842 bis zur Ausrufung der Volksrepublik 1949 das "Jahrhundert der Demütigung". Insgesamt hatten viele westliche Großmächte ihre Konzessionen in China: Großbritannien besaß 12, Japan hatte 9, Frankreich hatte 6, Russland 4, Deutschland 3, die USA 2 und jeweils eine Konzession hatten Portugal, Belgien, Italien und Österreich-Ungarn. Wo lagen die Konzessionen in Schanghai? Ein Blick auf einen historischen Stadtplan von 1935 verdeutlicht die Sache: Beide Karten zeigen ungefähr denselben Ausschnitt Schanghais. Man sieht deutlich die Windung des Huangpu-Flusses. Auf der westlichen Seite des Flusses erstreckt sich rot eingezeichnet die französische Konzession, darüber liegt in ocker die britische Konzession, die bis zu dem kleinen geschlängelten Fluss, dem Suzhou Creek, reicht. Der ockerfarbene Teile der sich dann nördlich vom Suzhou Creek und Huangpu Fluss nach Osten ausdehnt, war die amerikanische Konzession. Die alte chinesische Stadt ist der kleine ovale Bezirk östlich der French Concession, die auf der Nordseite von der französischen Konzession wie von einem Kragen umgeben ist.. Die Konzessionen waren Territorien auf chinesischem Boden, die der Souveränität Chinas entzogen waren und alles aufwiesen, was ein Staatsgebilde ausmacht: eigene Gerichtsbarkeit, eigene Polizei, eigenes Militär usw. Natürlich war das ein Stachel im Fleisch Chinas, ebenso wie das Zustandekommen der Ungleichen Verträge. Im Übrigen setzte der Westen seine Machtausweitung fort mit dem Zweiten Opiumkrieg und weiteren ungleichen Verträgen. Aus der heutigen chinesischen Perspektive ist die Gründung der Volksrepublik, eine Überwindung der westlichen Dominanz.

  • Shanghai-Flaneurs II

    Shanghai hat eine Poesie, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Poesie? In einer Stadt mit der hypermodernen Skyline des Finanzdistrikts in Pudong? Einer Stadt, mit der man nur Wirtschaftskraft und Business assoziiert? Shanghai hat viele Gesichter. Einer meiner Lieblingsbezirke zum Herumschlendern ist die ehemalige French Concession, ein großes Areal mit den Ausmaßen einer Kleinstadt. Man kann unentwegt Neues entdecken, Straßen ablaufen, die man noch nicht zuvor gesehen hat, und selbst wenn sich die Wege wiederholen, macht es Spaß, die Schaufenster genauer anzusehen, in den kleinen Geschäften etwas zu kaufen oder sich in ein Café zu setzen und zu lesen oder Leute zu beobachten. Der Stadtteil ist voll mit jungen, schönen Menschen, Modeboutiquen und Anklängen an den ehemaligen Kosmopolitismus der 20er und 30er Jahre, dessen Glamour bis in die heutige Zeit strahlt und an dessen Mythos die Stadt anknüpft. Man wandelt zwischen Architektur von Art Deco bis klassischer Moderne oder sitzt im Teegarten unter Palmen und Bananenstauden, das Improvisierte, Unrenovierte wird zur Historie mit Patina und irgendwann stören die wirren Verkabelungen über den Straßen oder die Rohrleitungen und Klimaanlagen, die überall an den Hauswänden hängen, genauso wenig wie die alten, morschen, ungeputzten Fenster. Das alles strahlt den Charme süditalienischer Lässigkeit aus, die anscheinend von der chinesischen Mentalität nicht ganz fern ist. Man kann am Wukang Mansion, dem bekannten Bügeleisenhaus, eine Erkundungstour auf der Wukang Road und Anfu Road beginnen (um dorthin zu kommen: Metrostation "Jiaotong Universität", Exit 3 oder 4, dann Huaihai Road Richtung Osten gehen). Auf diesen beiden Straßen gibt es unzählige Cafés, Teeräume mit schönen, kleinen Gärten, Restaurants und Hinterhöfe, wie zum Beispiel in der Ferguson Line, die von der Wukang Road abgeht. Schicke Getränke werden am Stand verkauft und junge Leute verwirklichen ihre kreativen Ideen. Es wirkt künstlerisch, man läuft durch verschiedene Architekturstile vom Landhaus bis zur klassischen Moderne und überall erklingt Vogelgezwitscher aus den Gärten der schönen Villen.

  • Coffee Shop Walking Tour in Schanghai

    Schanghai hat 7000 Cafés, wobei internationale Ketten nicht mitgezählt sind. Allein Starbucks eröffnete bisher 900 Filialen in der Stadt und hat damit hier die größte Dichte seiner Kaffeeläden weltweit. Mit China assoziiert man Tee, aber die Schanghaier haben den Kaffee entdeckt und sind begeistert. Es macht Spaß, die kleinen Cafés zu entdecken und aus dem Staunen nicht herauszukommen. Von bohèmeartigen kleinen, ja winzigen, liebevoll gestalteten Oasen bis zu minimalistischen Räumen, die als Setting für hippe Selfies dienen, findet man unzählige Variationen zwischen French Concession und Bund, in denen nicht nur der Kaffeegenuss, sondern auch das Entdecken dieser kleinen Welten in den Gassen und Seitenstraßen ein ganz besonderes Erlebnis sind. Meine Tour begann am Fuxing Park. Die App "MapsMe" war dabei besonders hilfreich, denn auf der Karte sind Cafés deutlich markiert. Eigentlich hatte ich ein festes Ziel, aber durch die App wurde ich zu interessanten Umwegen und Abstechern angeregt. Alle Cafés auf den folgenden Fotos habe ich in nur einem Carrée gefunden, in den Straßen Xiangshan Rd., Nachang Rd. und Sinan Rd. Café Chez W, Xiangshan Rd. Schanghai hat eine lange Kaffeegeschichte. Die ersten Schiffsladungen mit Kaffeebohnen kamen vor 170 Jahren in die Stadt. Laut Sun Ying, einem in Schanghai ansässigen Literaturforscher, der die Coffee Map of Modern Shanghai and Coffee Literature veröffentlichte, wurden die Worte „fünf Packungen Jiafei-Bohnen, 70 Jin (35.000 g) pro Packung“ in einer auf den 18. Mai 1844 datierten Liste importierter Waren gefunden. Im Jahr 1851 eröffnete ein kantonesischer Geschäftsmann das erste Café in Schanghai, das Shenjang-Café, das 1883 in die Fuzhou Rd. umzog und in Xinghualou umbenannt wurde. Es existiert bis heute und ist inzwischen ein mehrstöckiges Restaurant geworden. Man merkt ihm die Nostalgie nicht an, aber immerhin ist dieses Geschäft Zeuge der gesamten Entwicklung des modernen Schanghais geworden. Cain Coffee, Nachgang Rd. Un Cono, Nachang Rd. Metal Hands, Nachang Rd. Antique Garden Shanghai, Sinan Rd. Antique Garden Shanghai, Sinan Rd.

  • Abendspaziergänge durch Schanghai

    Endlich wandele ich wieder durch die schönen Viertel Schanghais. Die Stadt wirkt so samtweich, dass man dahingleitet auf Farben, Lichtern und liebevoll verspielten Details. Es ist manchmal wie eine Traumwelt, wie ein französischer Film. Weihnachtszeit in Schanghai Echte Weihnachtsbäume werden angeliefert. Hier kommen sie nicht aus dem Sauerland, sondern aus Sibirien. Aber Chinesen haben keinen Weihnachtsbaum und feiern auch kein Weihnachten. Diese Bäume sind für Expads.

  • Entlang der Seidenstraße

    Flug nach Dunhuang in der Provinz Gansu Anflug auf Dunhuang, im Hintergrund die Dünen der Wüste Gobi Souvenirs am Flughafen von Dunhuang, jetzt geht's in die Welt der Kamele und der ehemaligen Karawanen. Die Wüste ruft, irgendwo in den Sanddünen liegen der Halbmond-See und die Mingsha-Dünen Der Halbmond-See in der Wüste Gobi, dieser See gilt als Naturwunder. Seit Jahrtausenden existiert er und die Sanddünen reichen direkt an ihn heran. Es ist bis heute ein Rätsel, warum er nie vom Sand verschüttet wurde oder austrocknete. Hier kreuzen sich Straßen und Kamelwege. Abends in Dunhuang auf dem Shazhou Nachtmarkt - eine grandiose Atmosphäre und ein kulinarisches Erlebnis. Die Küchen Westchinas in allen Varianten - es schmeckt teilweise schon türkisch. Kein Wunder, gehören doch die zentralasiatischen Völker Uiguren, Kirgisen, Tadschiken zu den Turkvölkern. Ein Zauber von 1001 Nacht liegt über allem. Lammspieße nach uigurischer Art Köstliche Leckerei, getrocknete Dattel mit Yakmilch umhüllt. Tibetische und zentralasiatische Kultur treffen aufeinander. 590 Kilometer oder sieben Stunden Fahrt durch die Wüste bringen mich von Dunhuang zur nächsten Sehenswürdigkeit Gansus, dem Zhangye National Geopark. Unterwegs an einer Raststätte, die hier in Westchina ganz anders anders aussehen als an der Ostküste. Die Flaggen wurden zum 1. Oktober, dem Nationalfeiertag gehisst. Kamelmilch zum Probieren. Sie schmeckt tatsächlich gut. Der Ofen wird mit Holz befeuert. Das Hotel am Zhangye National Geopark besteht aus Jurten. Nachts wird es kalt, aber die Jurte ist beheizbar mit einem Radiator. Energetisch ist das nicht, aber das stört hier in China noch niemanden, obwohl der Klimawandel hier von niemandem geleugnet wird und die Politik China bis 2050 CO2-frei haben will. Mein Ausblick, wenn ich aus der Jurte trete. Das Hotel liegt direkt am Rand des Nationalparks. Im Zelt gibt es nur eine Waschschüssel. Alles weitere findet in Gemeinschaftsduschen statt. Dort laufen alle nackt rum. Muskelprotze wie auf dem Hinweisschild, die wie die Nachfahren Dschingis Khans aussehen, habe ich allerdings nicht gesehen. Nachts werden die Berge in wechselnden Farben beleuchtet. Was hier kitschig wirkt, war tatsächlich wunderschön. Sonnenaufgang über den Regenbogenbergen Wunderbare Eindrücke - es ist zwar voll mit Touristen, aber trotzdem bekommt man solche Ansichten geboten. Weiter geht es mit dem Zug, der schon eine beträchtliche Strecke hinter sich hat, als ich in Dunhuang einsteige. Er kommt aus Wulumuqi im äußersten Westen Chinas und fährt nach Schanghai an der Ostküste, Gesamtstrecke ca. 4500 Kilometer. Diesmal kein Hochgeschwindigkeitszug, sondern eine langsame, aber preisgünstige Verbindung. Zugfahren soll für alle Bevölkerungschichten erschwinglich bleiben, deswegen wird die Bahn subventioniert, um solche bezahlbaren Reisemöglichkeiten anzubieten. Allerdings ist man für die lange Reise mehrere Tage unterwegs. Deshalb gibt es Schlafwagen. Gemütlich eingerichtet lässt sich die tagelange Fahrt gut aushalten. Lesen, Kartenspielen, die Landschaft angucken. Reisen mit dem Zug ist immer noch die Variante, bei der man das Reisen am unmittelbarsten erlebt. Meine Fahrt dauert allerdings nur zwei Stunden, in Zhangye stieg ich schon wieder aus. Der Blick auf die Ebene mit den dahinterliegenden, majestätischen Qilian-Bergen, die Süd- und Nordchina trennen, davor weidende Yaks. Ca. 60 Kilometer von Zhangye befinden sich die Matisi-Grotten. Tibetischer Buddhismus Matisi Tempel, sie kleben an der Felswand wie Schwalbennester. Mit etwas Abstand von den Tempeln ein Friedhof für Mönche, deren Grabmale in die Felswand gehauen wurden. Herrlicher Herbsttag - gelbgrünes Laub in der späten Herbstsonne, im Hintergrund die majestätischen Qilian Berge Tibetische Pagode Kloster Kumbum Champa Ling in Xining Junger tibetischer Vater Alle wollen ein Foto mit dem Lao Wei, dem Ausländer - hier mit den Kindern eines Tibeters, der unbedingt wollte, dass wir ein Gruppenfoto machen. ein tibetischer Mönch Jiayuguan, das westliche Ende der Chinesischen Mauer. Dieser Punkt war das Tor zum Reich der Mitte, wenn man vom Westen kam. Die Seidenstraße war keine einfache Strecke, sondern bestand aus einem Geflecht von Handelsrouten. Die Magao Grotten - Weltkulturerbe und ein unfassbarer kunstgeschichtlicher Schatz, der Aufschluss über die Entwicklung der buddhisitschen Malerei über Jahrtausende gibt. Neben den Magao Grotten eine weitere Nekropole für buddhistische Mönche. Am Qinghai See, einem großen Süßwassersee auf über 3000 Metern Höhe Chaka Yan See, ein Salzsee, aus dem das Salz für weite Teile Chinas gewonnen wurde. Am Wulam Pass - der Winter bricht schon ein, obwohl es erst Anfang Oktober ist. Reiten auf einem Yak Wulam Pass, 3817 Meter Höhe - über 1000 Meter höher als das Stilfserjoch, der mit 2757 Metern höchste Pass der Alpen.

  • Reise nach Yunnan

    Yunnan liegt im Südwesten Chinas, ist so groß wie Deutschland und die Niederlande zusammen und kann wegen seiner kulturellen und biologischen Vielfalt als eine der ungewöhnlichsten Provinzen Chinas bezeichnet werden. Im Norden grenzt es an Tibet und Sichuan, im Süden bildet es Chinas Außengrenze zu Laos, Myanmar und Vietnam. Entsprechend unterschiedlich sind die Klimazonen vom Hochgebirge im Norden, in dem Tibeter leben, bis zu tropischem Dschungel im Süden mit Regenwald, in dem Elefanten zu Hause sind. Von den insgesamt 55 anerkannten ethnischen Minderheiten Chinas leben allein 36 in Yunnan, deren Bräuche und Traditionen nicht selten zum Weltkulturerbe zählen. 3,5 Stunden Flug von Shanghai nach Yunnan, die Provinz liegt auf halber Strecke bis zur Westgrenze Chinas in Zentralasien. Chinas Größe erstaunt immer wieder. Unter mir tauchen die ersten Ausläufer des Himalayas auf. Die Reise ging in den Norden Yunnans, also in die Berge, zuerst nach Kunming, der Provinzhauptstadt, von dort weiter nach Dali, der Stadt der ethnischen Minderheit Bai und Zentrum des ehemaligen Königreichs Dali, danach ganz in den Norden nach Shangri-La, ins Gebiet der Tibeter und von dort wieder Richtung Süden nach Lijiiang, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs der Naxi. Alle Orte lagen während der gesamten Zeit über 2000 Meter, den Rekord stellte Shangri La mit 3200 Metern auf. Kunming, Provinzhauptstadt Yunnans In Kunming kam ich abends an. Mich erwartete das traditionelle Chinesische Neujahrsfest mit Böllern und Feuerwerk, das in China nicht nur um Mitternacht entzündet wird, sondern bereits den ganzen Abend zuvor. Der Höhepunkt ist zweifelsohne nachts um zwölf, setzt sich aber bis in den Morgen und auch in den folgenden Tagen fort. Es gibt überall Verkaufsstände, die massenweise Knallkörper und Feuerwerk anbieten. Vor einigen Jahren war das Knallen noch von der Regierung verboten worden, aber niemand hielt sich daran. Inzwischen hat man diese Einschränkungen wieder aufgehoben, denn die Chinesen lieben ihr Feuerwerk. Es ist so etwas wie ein nationales Kulturerbe. Das Schwarzpulver wurden vor circa 1000 Jahren in China erfunden. Der erste Tag des neuen Jahres begann mit Sonnenschein und auch wenn in Europa der Neujahrstag schon einige Wochen zurück lag, stellte sich bei mir ein Gefühl echter Neujahrsstimmung ein, vor allem bei einem Spaziergang mit herrlichstem Sonnenschein an diesem ganz frischen Neujahrsmorgen im Smaragd-See-Garten (Green Lake Garden). Kunming gilt als Stadt der Blumen und wegen ihres milden Klimas als Stadt des ewigen Frühlings. Weil Kunming nur der Ausgangspunkt meiner Reise war, wollte ich mich nicht lange aufhalten. Schon bald ging es weiter nach Shilin, den Steinwald, circa 120 Kilometer südlich von Kunming, eine Karstlandschaft, die mit ihren besonderen Gesteinsformationen zum UNESCO-Welterbe zählt. Die seltsamen Felsen kann man auf Spaziergängen durch Schluchten und beim Erklimmen von Gipfeln durchwandern. Beeindruckender fand ich jedoch, dass an diesem Neujahrstag viele Besucher in traditionellen Trachten kamen. Vor dem Eingangsgebäude des Naturparks sitzt eine Reisegruppe von Uiguren. Noch am gleichen Abend ging es von Kunming im Zug weiter nach Dali. Fahrt aus Kunming mit dem Zug, diesen Anblick könnte man auch in einer deutschen Großstadt haben, z.B. Frankfurt. Dali Dali war im 8. und 10. Jahrhundert die Hauptstadt zweier großer Königreiche, während der Tang-Dynastie von 738 - 902 n. Chr. war es das Zentrum des Königreichs Nanzhao, in der darauffolgenden Song-Dynastie um 938 wurde daraus das Königreich Dali, das 500 Jahre währte, bis es von den Mongolen unter Kublai Khan, einem Enkel des legendären Dschingis Khan erobert wurde. Während der Eroberung wurden die Altstadt und der Palast zerstört und das politische Gewicht verlagerte sich von Dali nach Kunming. Die heutige Altstadt Dalis wurde Anfang des 14. Jahrhunderts während der Ming-Dynastie wieder aufgebaut. Die Stadt liegt zwischen dem Fuß des Cangshan-Gebirges und dem Ufer des Erhai-Sees auf 2000 Metern Höhe. Die Berge des Cangshan-Gebirges haben immerhin beachtliche 4000 Meter. Von unten aus der Stadt Dali wirken die Berge nicht sehr hoch, da man selbst schon auf 2000 Metern ist und die Berge bis weit nach oben bewaldet sind. Eine Straße in Dalis Altstadt. Im Hintergrund sind die die Berge des Cangshan-Gebirges zu sehen. Sie erheben sich unmittelbar am Westrand der Altstadt und sind 4000 Meter hoch. Der Erhai-See an dessen Ufer Dalis Altstadt liegt. Das historische Zentrum Dalis sieht aus, wie man sich eine alte Stadt Chinas klischeemäßig vorstellt, keine Hochglanzskyline, stattdessen zweigeschossige Häuser und prachtvolle Stadttore, größtenteils aus Holz errichtet und mit aufwendigen Schnitzereien versehen. Das Südtor Dalis - Dali hat vier große Stadttore, die Stadt ist rechteckig angelegt, zwei Hauptstraßen, die sich orthogonal in der Mitte kreuzen und jeweils an einem der vier Tore enden. Das Nordtor, davor Händler, die Feuerwerke verkaufen. Als ich abends ankam, war auch diese Stadt in Neujahrsstimmung getaucht, ohrenbetäubender Lärm von Chinakracher-Kaskaden füllte die Luft, immer wieder gingen irgendwo festliche Feuerwerke in den Himmel, viele Menschen ließen sich durch die Abendstimmung treiben, die Luft war vom Rauch und Dampf der Garküchen und Grills, vom Schwarzpulver und dem Duft von frisch Gegrilltem getränkt und die bunten Lichter der Restaurants, beleuchteten Gebäude und Garküchen versanken in der Unschärfe der rauchigen Luft. Das Westtor, auch hier Feuerwerksverkäufer. Xi-Zhou, ein Stadtteil Dalis Größere Stadt wie Dali umfassen in China immer mehrere alte Städte, die irgendwann eingemeindet wurden. Daher gibt es nicht nur eine Altstadt in Dali, sondern gleich mehrere. Xi-Zhou ist eine dieser alten, kleinen Städte, die heute zu Dali gehören. Als typisches Street-Food sollte man unbedingt Xi-Zhou-Ba-Ba probieren, die beste Spezialität Dalis. Teigstücke werden mit ordentlich Schmalz bestrichen, Speck und Frühlingszwiebeln darüber gestreut und anschließend alles gebacken. Das Ganze ist ziemlich fettig, hat Kalorien für einen Winter, aber es schmeckt. Za Ran - Batiktechnik der Bai In Dali und seiner Umgebung ist die ethnische Minderheit der Bai beheimatet. Die Frauen tragen ihre Trachten nicht nur an Feiertagen, sondern täglich, verrichten darin ihre Arbeit, waschen darin Gemüse auf dem Markt, schuppen Fische auf der Straße oder stellen Batiktücher her Hauptsächlich tragen ältere Frauen Trachten. Die Volksgruppe der Bai zählt etwa 1,9 Millionen Menschen, die hauptsächlich in Yunnan leben, aber auch in Guizhou und Hunan. Ihre Bai-Sprache gehört zur chinesisch-tibetischen Sprachgruppe. Die Geschichte der Batikproduktion reicht in China bis ins 6. Jahrhundert zurück. In dieser Familienwerkstatt, die ich besuchte, wird die Knotentechnik angewandt, bei der Ornamente durch Fäden in das Tuch genäht werden, die bei der Färbung hell bleiben, so dass diese Muster entstehen. Viele Knoten lassen komplexe Muster entstehen. Wie ein Knäuel aus Knoten und Tuch wirkt diese Arbeit, die zum Färben bereit ist. Nach dem Färbebad werden die Fäden wieder entfernt und das Tuch entfaltet. Bai-Frauen auf dem Markt Fahrt nach Shangri-La mit Zwischenstopp an der Tigersprungschlucht Von Dali ging meine Fahrt weiter in die Berge nach Shangri-La. Für die Fahrt dahin kann man zwischen zwei Routen wählen, entweder die ältere, die sich durch das Gebirge langsam immer höher windet oder den nagelneuen Xili Expressway, eine hypermoderne Autobahn, die Lijiang und Shangri-La mit deutlich kürzerer Fahrzeit verbindet, weil sie fast gradlinig nur über Brücken und durch Tunnel verläuft. Für die Hinfahrt wählte ich die längere Route, die fantastische Aussichten bietet. Zunächst ging es von Dali nordwärts auf der G214. Die Straße führt irgendwann direkt am Jangtsekiang entlang, der hier die Grenze zwischen der Region der Bai, dem Verwaltungsbezirk Dali, und der Region der Tibeter, dem Verwaltungsbezirk Shangri-La, bildet. In Yunnan macht der Strom seine erste große Windung und fließt danach ein Stück nach Norden. Als ich in das Tal des Jangtses kam, war erst mal eine Pause fällig, um den größten Fluss Asiens und Chinas zu sehen, der hier noch ganz klein ist, aber in seinem Verlauf mit 6380 Kilometern Länge zum drittgrößten Fluss der Erde wird. Bisher kenne ich den Strom nur von seiner Mündung in Schanghai, wo er so breit ist wie der Bodensee. Der Jangtsekiang im Oberlauf, auf der anderen Seite liegt der Verwaltungsbezirk Shangri La, das Land der Tibeter. An der Songyuan Brücke führt die Straße G214 über den Fluss. Auf der Shangri-La-Seite begrüßen mich eine tibetiche Pagode und einige Yak-Skulpturen. Ich bin im Land der Tibeter. Bald darauf komme ich in das Dorf Changsheng, in dessen Nähe die Tigersprungschlucht liegt, eine Gegbirgsenge, durch die sich der Jangtsekiang zwängt. Der Weg dahin führt unter der 2020 eröffneten Jinshajiang-Brücke-Hutiaoxia hindurch. Darüber führt der schnelle Xili Expressway, die gradlinige Verbindung von Shangri La nach Lijiang, die ich später auf meiner Rückfahrt nutzen werde. Die Brücke führt in einer Höhe von 260 Metern über den Fluss und gehört damit zu den höchsten Brücken der Welt. Die Jinshajiang-Brücke-Hutiaoxia mit roten Seilen, 700 Meter dahinter überquert eine Eisenbahnbrücke den Fluss. Im Hintergrund die beeeindruckenden Jade-Drachen-Schneeberge, die oberhalb der Tigersprungschlucht liegen. Der Jangtsekiang in der Tigersprungschlucht Am Oberlauf zwängt sich sich der Jangtsekiang als wilder Gebirgsfluss auf 15 Kilometer Länge durch die Tigersprungschlucht. Der Höhenunterschied vom Gipfel der Jade-Drachen-Schneeberge bis zum Wasser beträgt 3900 Meter, womit diese Schlucht die tiefste der Welt ist. Den Namen "Tigersprungschlucht" erhielt sie von einem Felsen, der mitten im Fluss liegt. Es soll dort früher Tiger gegeben haben, die den Fluss an dieser Stelle mit zwei beherzten Sprüngen über den Felsen überqueren konnten. Ist es Legende oder Wahrheit? Manche Quellen behaupten, es sei eine Legende, aber es soll noch alte Menschen geben, die unabhängig voneinander berichten, wie sie einen Tiger beim Sprung über den Fluss beobachtet haben. In Südchina gab es noch bis in die 1940er Jahre eine Tigerpopulation mit ca. 4000 Tieren. In den 50er und 60er Jahren wurden sie als Schädlinge zum Abschuss frei gegeben. Die Populuation reduzierte sich auf 1000 Tiere und konnte sich nicht mehr erholen. Umfangreiche Untersuchungen um die Jahrtausendwende haben keine direkten Beweise für die Existenz des Tigers in dieser Region ergeben. In China leben noch Tiger, aber nicht mehr hier. Die drei Parallelflüsse Chinas Nicht nur der Jangtse fließt durch Yunnan, sondern gleich zwei weitere große Ströme, der Mekong, mit 4909 Kilometern auch einer der längsten Flüsse der Erde, der ins Südchinesische Meer mündet und der Saluen, der nach 2980 Metern den Indischen Ozean erreicht. Alle drei Flüsse zählen zu den größten Flüssen Asiens, fließen fast parallel, von bis zu 6000 Meter hohen Bergketten getrennt, durch den Drei-Parallelflüsse-Nationalpark. Die drei Flüsse und ihre Umgebung zählen wieder mal zum UNESCO-Welterbe unter anderem wegen ihrer ausgeprägten Biodiversität, der evolutionsgeschichtlichen und ökologischen Bedeutung und der landschaftlichen Schönheit. Auf kurzer Strecke gibt es etliche Klimazonen, bedingt durch die Höhe der Berge. Die Jade-Drachen-Schneeberge von Lijiang aus gesehen. Hinter ihnen liegt die Tigersprungschlucht mit dem Jangste. Diese Berge, auf Chinesisch 玉龙雪山 (Pinyin: Yùlóng Xuěshān), kennt jeder Chinese, sie gelten als besonders schön. Die Jade-Drachen-Schneeberge in der Morgensonne Für meine Weiterfahrt nach Shangri-La fuhr ich zurück zum Dorf Changsheng, zur G214. Von dort führt die Straße in die Berge in den östlichen Teil des Himalayas und mit jedem Kilometer windet sie sich höher. Eine Markierung am Straßenrand zeigt irgendwann an, dass die Höhe von 3000 Metern überschritten wird. Die Aussichten sind atemberaubend. In der Ferne begleitet mich immer wieder der Anblick der Jade-Drachen-Schneeberge und bei manchem Bergdorf, das man passiert oder das an einem der gegenüberliegenden Hänge klebt, fragt man sich, wie die Menschen dort leben und wie sie dort das Neujahrsfest feiern. Gibt es auch hier die ausgiebigen Familien-Festessen oder Feuerwerke auf den Dorfstraßen oder geht man einfach schlafen und wacht am nächsten Morgen im neuen Jahr auf? Die Umgangssprache der Dorfbewohner ist tibetisch, Gebetsfahnen flattern in den Winden, Pagoden mit davor knienden, betenden Menschen prägen meine Eindrücke, Tibet ist ein sehr spirituelles Land. Das unterbewusste Gefühl der gewaltigen Größe und Höhe des Himalayas, der sich von hier 2500 Kilometer bis nach Afghanistan und Tadschikistan zieht, ist immer unterbewusst vorhanden. Wie leben die Menschen hier oben in den kleinen Dörfern in den Bergen? Wie sieht ihr Alltag aus? Shangri-La Shangri-La liegt auf 3200 Meter Höhe. Bei meiner Ankunft ist das Wetter grandios und wird es auch in den kommenden Tagen bleiben. Die Nächte können hier oben empfindlich kalt werden. In den Betten gibt es beheizbare Matratzen. Ich suche mir bei der Ankunft im Hotel ein warmes Plätzchen am Ofen, dennoch ist die Tür sperrangelweit geöffnet. Das ist nichts Ungewöhnliches in China, denn Chinesen haben einen Frischluft-Fetisch, egal wie viel Energie es kostet. In der Nacht sinken die Temperaturen auf minus 7 Grad. Manchmal wache ich auf, ringe nach Luft, so als hätte ich im Schlaf vergessen zu atmen. Die Höhe und der Sauerstoffmangel machen sich bemerkbar. Auch das Treppensteigen strengt an und gibt einen Vorgeschmack auf das Alter. Shangri-La hieß früher Zhongdian County Town. 2001 wurde es umbenannt und bekam seinen heutigen tibetischen Namen, der so viel wie "Sonne und Mond im Herzen" bedeutet. Man hat den Ort umbenannt, um ihn für den Tourismus besser vermarkten zu können. Der fiktive Name stammt aus dem 1933 geschriebenen Roman "Lost Horizon" des britischen Autors James Hilton. Der Ort im Roman gilt als Rückzugsmöglichkeit aus dem Weltgeschehen und als das irdische Paradies auf Erden. Da der Roman ein Bestseller wurde und es auch noch eine erfolgreiche Verfilmung davon gab, entstand ein Shangri-La-Hype, der dazu führte, dass der Name heute in vielen Sprachen ein gewisses Eigenleben führt. Der Ort ist über 1300 Jahre alt und war eine wichtige Station der alten Tee-Pferde-Straße über die Ziegeltee nach Tibet gebracht wurde. Er ist aber auch eine wichtige Verbindung zwischen chinesischer und tibetischer Sprache, Kultur, Menschen und Religion. Mitten im Ort erhebt sich der sogenannte Schildkrötenhügel, auf dem ein Kloster thront. Eine Treppe führt hinauf und wieder spürt man die dünne Luft, die einen manchmal zu einer kurzen Atempause zwingt. Die Abendstimmung mit dem dämmerigen Himmel und der dünnen Mondsichel tauchen den Klosterberg in mystisches Licht. Die Tempelanlage in Shangri-Las Altstadt beherbergt die größte Gebetsmühle der Welt. Sie ist über 21 Meter hoch und wiegt über 60 Tonnen. Ununterbrochen wird sie von Gläubigen bewegt, die im Uhrzeigersinn, um sie herumlaufen und sie dabei in Bewegung halten, so dass sie sich immerfort in gemächlicher Bewegung dreht. Dreimal um die Säule herumzulaufen und sie dabei zum Drehen zu bringen, führt zu gutem Karma. 1674 wurde es auf Geheiß des fünften Dalai Lama das Kloster Ganden Sumtseling erbaut und seinem Regierungssitz, dem Potala- Palast in Lhasa, nachempfunden. Es liegt auf 3400 Metern Höhe, 1959 wurde es während der Kulturrevolution zerstört und in den 80er Jahren wiederaufgebaut. Heute ist Ganden Sumtseling das spirituelle Zentrum von 700 tibetischen Mönchen und Lamas. Es ist die größte tibetisch-buddhistische Anlage Yunnans und zugleich eines der wichtigsten Klöster des tibetischen Buddhismus. Beim Besuch kündigte sich schon aus der Ferne die spirituelle Aura durch vereinzelte, tiefe, dumpfe Trommelschläge an, die herüber klangen. Das Eingangstor zum Kloster befindet sich am Fuße des Foping-Hügels. Nach 146 Stufen erreicht man den Vorplatz vor den beiden Haupthallen, die Zhacang Halle und die Jikang Halle, die das Zentrum bilden. Die beiden Haupthallen sind umgeben von acht Khamstsen, den Studier- und Wohnbereichen der Mönche. Zugang zur Haupthalle des Ganden Sumtseling-Klosters In den Hallen darf nicht fotografiert werden, schade, denn die Eindrücke sind überwältigend. Die Haupthalle wird von 108 imposanten Säulen getragen, die wie ein Wald den Raum ausfüllen und durch ihre Höhe im oberen Teil des Gebäudes wie in einem Himmel verschwinden. Die Höhe, in der sich die Säulen verlieren, erinnert mich ein bisschen an einen Schnürboden in einem Theater. Die Wände der Halle sind mit Fresken bemalt, die buddhistische Geschichten und Legenden zeigen. Auf dem Boden zwischen den Säulen liegen Kissen, Plätze für mehr als 1600 Mönche, die hier singen und meditieren können. Die Hallen werden mit Weihrauch- und Yakbutteröl-Lampen beleuchtet, die Altäre sind dauerhaft mit Yakbutter-Blumenskulpturen geschmückt und die Kreuzgänge sind mit Skulpturen und Fresken geschmückt. Vereinzelt sitzen Mönche auf den Kissen, verdeckt durch den Wald aus Säulen, die man erst bemerkt, wenn man sich am Rand der Halle entlang bewegt und immer neue Einblicke in den Saal bekommt. Ein stehender, an eine Säule gelehnter Mönch hat unter dem Arm seine typische, gelbe Kopfbedeckung, die die Mönche der tibetischen Gelug-Schule tragen. Ein traditionelles, tibetisches Frühstück. Hauptbestandteil ist die Yak-Milch, aus der auch Quark und Butter hergestellt werden. Man trinkt Buttertee, ein Tee, dem Yakbutter und Salz zugefügt werden. Der Tee wird weiterverwendet, um ihn mit Tsampa, einem Mehl aus gerösteten Gerstenkörnern zu einem Brei zu verkneten, der zu Kugeln geformt wird, die man zum Buttertee isst. Tampa ist auf dem Foto oben links zu sehen, Quark und Butter in den beiden mittleren Schälchen. Die Butter schwimmt in Fett. Yakmilchprodukte haben einen ungewöhnlichen Geschmack und sind sehr nahrhaft. Ohne Yaks wäre das Leben in den Höhen des Himalayas schwer oder gar nicht möglich. Sie sind ein wesentlicher Nährstoffgeber. Gemüse gibt es in diesen Höhen weniger. Ein Umstand, der übrigens dazu führt, dass tibetisch-buddhistische Mönchen nicht vegetarisch leben. Ein Yak Tibetische Häuser haben eine ungewöhnliche Architektur. Die Wände laufen leicht schräg nach oben zu, ebensolches gilt für die Fensterlaibungen. Die flachen Satteldächer kragen über die Hauswände hervor und wirken dadurch wie Dächer in den Alpenregionen. Eine Hausseite ist loggenartig geöffnet und wird in der Regel von zwei großen Baumstämmen, also Säulen getragen. Ungewöhnlich und weniger ästhetisch sind die Wintergärten, die vor die Häuser gebaut werden. Aber sie halten scharfe Winde und Kälte ab. Von Shangri-La geht die Reise wieder zurück Richtung Süden. Diesmal über den Express-Highway, der mich auch über die Brücke über der Tigersprungschlucht bringen wird. Ich bin beeindruckt von der Straße. Sie besteht fast ausschließlich aus Tunneln und Brücken. Eine beeindruckende Ingenieurleistung. Naxi - eine weitere ethnische Minderheit Chinas Schließlich komme ich nach Baisha, wo die Naxi, eine weitere ethnische Minderheit Chinas, leben. Erforscht wurde die Naxi-Kultur von dem österreichisch-amerikanischen Botaniker Joseph Francis Rock, der eigentlich die Fauna in Yunnan erforschen wollte, aber ein Universalgelehrter, Geograph, Sprachwissenschaftler und Völkerkundler war. Er schrieb das zweibändige Werk The Ancient Nakhi Kingdom of Southwest China. Rock lebte und forschte fast 30 Jahre in Yunnan, Sichuan, Gansu, im östlichen Tibet und auf Hawaii und gilt als einer der renommiertesten Forscher der chinesischen und hawaiianischen Flora. Er lebte in einem Dorf bei Lijiang in einem Haus, das heute ein Museum über ihn beherbergt. Seine Erlebnisse, die er im National Geographic Magazine veröffentlichte, inspirierten den Schriftsteller James Hilton zu seinem Roman Der verlorene Horizont, in dessen Mittelpunkt Shangri-La steht, eben jener fiktive, mythische Ort in Tibet, nach dem das heutige Shagri-La umbenannt wurde. Die Naxi haben eine starke Beziehung zur Natur und respektieren sie entsprechend, besonders ihre Wälder. In ihrer gesamten Geschichte war das Fällen von Bäumen verboten, was mich eher verblüfft, denn die Schnitzkunst wird von den Naxi perfekt beherrscht und ihre Häuser sind ebenfalls aus Holz bebaut. Wer gegen diese Grundsätze verstieß, musste in die Natur gehen und dort um Vergebung bitten. Die Naxi-Gesellschaft ist ein Matriarchat, Frauen sind die Oberhäupter der Familie, Erbschaften gehen an die Töchter, nicht an die Söhne. Monogame Ehen gibt es bei den Naxi nicht, entsprechend gibt es auch keine Heiratsrituale und jeder Naxi, egal ob Mann oder Frau, kann mehrere Partner haben. Die Naxi-Religion ist stark von Tibet beeinflusst, weshalb die meisten Naxi dem tibetischen Buddhismus anhängen. Ihre Lebensweise verschwindet allerdings in einer immer globalisierteren Welt allmählich genauso wie ihre Schrift Dongba. Diese Schrift ist die einzige noch im Gebrauch befindliche Hieroglyphen-Schrift auf der Erde und sie zählt mit dieser Besonderheit zum Weltkulturerbe. Die Tee-Pferde-Straße und Seidenstickerei in Baisha Die alte Stadt Bashi am Fuße der Jade-Drachen-Schneeberge ist eine wichtige Stadt für Seidenstickerei und zugleich ein wichtiges Zentrum auf der alten Tee-Pferde-Straße, die auch als Südliche Seidenstraße bezeichnet wird. Diese Südliche Seidenstraße diente hauptsächlich dem Handel mit zwei Gütern: Ziegeltee und Pferden. Der Tee wurde von Yunnan nach Tibet gebracht und von Tibet kamen als Bezahlung Pferde nach Yunnan. Die Tee-Pferde-Straße umfasst nicht nur eine einzelne Straße, sondern ein ganzes Netz von Handelswegen. Der Weg nach Tibet war beschwerlich, ging bis über 4000 Meter Höhe und die Entfernung Dali - Lhasa betrug 2000 Kilometer. Von dort ging ein Teil des Tees weiter bis Kalkutta, was noch zusätzliche 1000 Kilometer Wegstrecke waren, Bis 1830 gab es in Indien keinen Tee. Der wurde dort erst von den Briten eingeführt, um die Abhängigkeit von China zu umgehen. Der größte Teil des Tees, der auf der alten Tee-Pferde-Straße transportiert wurde, blieb jedoch in Tibet. Der Handel auf der Südlichen Seidenstraße wurde im 7./8. Jahrhhundert begonnen. Als Transporttiere wurden Maultiere eingesetzt oder Träger, die bis zu 300 Pfund Tee auf dem Rücken transportierten. Natürlich legten weder Maultiere noch Träger die gesamte Strecke zurück, sondern immer nur Teile davon. Dann wurde die Ware umgeladen auf die Tiere und Träger für die nächste Etappe. Ziegeltee - eine südwestchinesische Spezialität Ziegeltee ist gepresster Tee, der auf diese Weise platzsparend transportiert werden konnte. Man nennt ihn wegen der Transportwege auf dem Land auch Karawanentee. Hauptsächlich wurde er in Russland getrunken, woher er auch den bei uns geläufigen Namen Russischer Tee bekam. Er ist dunkel, rotbraun und hat einen würzigen, erdigen Geschmack. Man sagt, dass sich durch das Aufbewahren neben dem Lagerfeuer ein Raucharoma auf die Teeblätter übertragen hat, das heute noch ein Charakteristikum des Karawanentees ist. Außerdem soll die Wärme auf dem Rücken der Maultiere während des Transports zur aromatischen Reifung beigetragen haben. Dass der Rauchgeschmack durch die Lagerfeuer in den Tee zog, gehört vielleicht wohl in den Bereich der romantischen Märchen, die beim Tee trinken gelegentlich erzählt werden. Heutzutage steht kein Tee mehr neben Lagerfeuern von Karawanen, aber noch immer ist der leicht rauchige Geschmack ein Charakterstikum, das mittlerweile durch Räuchern erreicht wird. Die Seidenstickerei ist ein weiteres Kulturerbe der Naxi und gilt als eine der besten und einflussreichsten in ganz China. Seit 1200 Jahren wird diese Kultur gepflegt. Man stickt Bilder aus Seide mit Landschaftsmotiven aus der Umgebung von Lijiang oder Applikationen mit Ornamenten für die Kleidung. In Baisha gibt es ein staatliches, renommiertes Institut, in dem Schüler die Seidenstickkunst erlernen können. Die Altstadt Baishas liegt am Fuße der Jade-Drachen-Schnee-Berge, die man auf den Fotos unten im Hintergrund erkennt. Dieses Bergmassiv kannte ich schon von der Tigersprungschlucht. Die Schlucht liegt jetzt, von Baisha und Lijiang gesehen, hinter den Bergen. In den Gassen von Lijiang, im Hintergrund leuchten wieder die Jade-Drachen-Schneeberge im Abendrot. Lijiang Von Baisha geht es weiter ins ca. 15 Kilometer entfernte Lijiang, eine Stadt mit der riesigen, labyrithartigen Altstadt, Dayan, in der man sich beim Wandeln durch die malerischen Gassen entlang der Kanäle und Wasserläufe schnell verlaufen kann. Es ist eine der best erhaltenen Altstädte ganz Chinas. Sie zählt seit 1997 zum Weltkulturerbe. Der Black-Dragon-Pool Lijiang war die Residenzstadt der Mu-Herrscher. Vor den Toren der Stadt legten sie 1737 die Umgebung um den Black Dragon Pool an. Die bekannteste Ansicht davon ist die fünfbogige Marmorbrücke, die zum "Pavillon, der den Mond umarmt", führt. Der Garten um den Black Dragon Pool war ein Erholungsort für die Naxi-Fürsten, sozusagen ihre Residenz für die Sommerfrische. Im Hintergrund sind wieder die schneebedeckten Jade-Drachen-Schnee-Berge zu sehen. Eine alte Legende gab dem Black Dragon Pool seinen Namen: Vor langer Zeit gab es zehn böse Drachen, die viel Zerstörung anrichteten und den Menschen großen Schaden zufügten. Eines Tages unterwarf einer der acht Unsterblichen der chinesischen Legende Lu Dungbin neun der Drachen und sperrte sie in einen Turm. Nur der jüngste schwarze Drachen war übrig, der als Preis für seine Freiheit anbot, den Menschen zu nützen und ihnen Schutz zu geben. Man sagt, er lebe seitdem in diesem Gewässer. Angelegt wurde dieser schöne Garten von Tusi Mu, einem der Stammeshäuptlinge oder Fürsten der Naxi. Das Herrschersystem der Tusi war von den Mongolen eingeführt worden, die 1253 das Königreich Dali erobert hatten und als Yuan-Dynastie das Reich der Mitte bis zur Ming-Dynastie regierten. In diesem Tusi-System wurden Stammeshäuptlinge ehemaliger Fürstenreiche bzw. Stammeshäuptlinge von den Yuan-Herrschern in Peking als Beamte eingesetzt, lebten aber weiterhin wie Fürsten und konnten ihren Titel vererben. Das System diente einerseits der Eingliederung der eroberten Gebiete ins Reich, andererseits konnten die nationalen Minderheiten auf diese Weise ihre Gewohnheiten und ihre Lebensart beibehalten. Das Tusi-System wurde erstmalig in der Provinz Yunnan eingeführt und später in zahlreichen, vor allem westchinesischen Provinzen übernommen. Es wurde während aller folgenden Kaiserdynastien beibehalten, also auch den auf die Yuan folgenden Ming und Qing-Dynastien. Es existierte sogar über das 1912 beendete Kaiserreich hinaus und wurde erst in der Volksrepublik aufgelöst. Während der Kulturrevolution litten viele Kulturen und Religionen, mittlerweile sind alle Minderheiten geschützt und in der Volksrepublik herrscht Glaubensfreiheit. Dongba - die älteste, noch verwendete Piktogrammschrift der Menschheit In einem Zentrum am See wird die Dongba-Schrift gelehrt und bewahrt. Auch das spezielle Papier für die Bilderschrift wird hier hergestellt. Der Grundstoff für das Papier sind die Blätter einer Pflanze, dir nur in über 2000 Meter hohen Schuchten des Goldsandflusses im Schneegebirge wächst. Bis heute noch existiert diese aus Piktogrammen bestehende Schrift, die älteste noch existierende Bildsprache der Welt, die von Schamanen gelehrt wird und Hieroglyphen ähnelt. Dass die Schrift auch während der Kulturrevolution erhalten blieb, ist den Schamanen zu verdanken, die auch in den Zeiten der Unterdrückung des Volkes während der Kulturrevolution die Schrift weiterhin gelehrt hatten. Sie zählt zum immateriellen Weltkulturerbe. Die Dongba Schriften umfassen mehr als 20.000 Bücher. Sie gelten als Enzyklopädie der Geschichte der Naxi. Der Mu-Palast im Altstadtgewirr Lijiangs Es gibt auch innerhalb der Stadt Lijiang, mitten im Gassengewirr einen Palast, eine der größten Residenzanlagen ganz Chinas, den Mu-Palast. Begonnen wurde er während der Ming-Dynastie und während seiner Blütezeit umfasste das Palastgelände über 100 Gebäude. Es gibt die Redewendung „Im Norden ist die Verbotene Stadt, im Süden die Residenz der Mu“. Man nennt sie auch die Verbotene Stadt im Miniaturformat, zumal sich die Mu-Herrscher an dem Vorbild in Peking orientiert hatten. Hinter dem Palastgelände erhebt sich ein Berg, an dessen Hang sich ein Garten in die Höhe zieht. Es lohnt sich unbedingt, dort hinauf zu gehen, da man von oben eine großartige Aussicht auf die Altstadt hat. Diesen Gartenhang erreicht man ausschließlich bei einer Besichtigung der Palastanlagen. Der Blick auf die Anlage des Mu-Palastes vom Gartenhang aus Mit Lijiang endete meine Fahrt in die Provinz Yunnan. Die Fahrt zurück nach Schanghai war wie die Rückkehr in eine völlig andere Welt. Gerade noch war ich im uralten China, in exotischen Kulturen von Minderheiten, in landschaftlicher Schönheit und plötzlich wieder umgeben von Taxis, Werbetafeln, Sinneseindrücke wie Lautsprecherdurchsagen, Martinshörner, riesige Werbetafeln, Verkehr, Rolltreppen. Größer könnte der Unterschied nicht sein. China ist ein Land wie ein Kontinent.

  • Reisterrassen - ohne geht's nicht in China

    Fuzhi Mountain in Zhejiang Reisterrassen gehören zu China wie Tee, Seide oder Porzellan. In Schanghai gibt es sie natürlich nicht, hier fehlen die Berge. Also auf in die Nachbarprovinz Zhejiang, wo es gebirgig wird und wo man die Großstadt richtig vergessen kann. Nah ist es nicht, man fährt circa 2,5-3 Stunden, wird dann aber voll und ganz entschädigt. Im Frühjahr wächst auf den Terrassen noch Raps, später werden die Felder für den Reisanbau unter Wasser gesetzt, und noch später erscheinen sie in frischem Grün. An den Hängen am Rand der Reisterrassen liegen kleine malerische Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Menschen leben dort auf die gleiche Weise wie seit Jahrzehnten, vielleicht seit Jahrhunderten und betreiben Landwirtschaft wie ihre Vorfahren. Es ist ruhig, friedlich, kein Zivilisationslärm stört die Stille, ab und zu laufen ein paar Hühner über den Weg oder eine gelangweilte Katze verschläft den ganzen Tag an einem schattigen Plätzchen.

  • Wie kommt man in den Auslandsschuldienst?

    Am Anfang steht die Lust, etwas Neues zu machen, der Spaß an anderen Kulturen, das Interesse, deutsche Sprache und Kultur im Ausland zu vermitteln usw. Es gibt zwei staatliche Programme, die Lehrer ins Ausland entsenden: Auslandsdienstlehrkraft oder Landesprogrammlehrkraft. Den Unterschied erfährt man auf der Seite https://www.lehrer-weltweit.de/wege/auslandsdienstlehrkraft-adlk Im Ausland kann man entweder als Auslandsdienstlehrkraft an einer deutschen Schulen arbeiten oder als Landesprogrammlehrkraft an einer Schule des Gastlandes. Die deutschen Schulen sind wie ein Gymnasium hierzulande. Man erlebt sozusagen ein kleines Stück Deutschland irgendwoanders in der Welt. In den Schulen des Gastlandes ist man weit entfernt vom deutschen Schulsystem und erlebt dort, wie Schule in anderen Ländern funktioniert. Eine parallele Bewerbung für beide Verfahren ist möglich, wenn man noch unentschlossen ist. Die Bewerbung Zuerst erläutert man seiner Schulleitung das Vorhaben und klopft ab, wie sie zu dem Thema steht. Ist die Schulleitung einverstanden, füllt man einen Personalbogen für Auslandsdienstlehrkräfte aus, der auf dem Dienstweg weitergeleitet wird. Hier der Link zum Personalbogen für Auslandsdienstlehrkräfte: https://www.auslandsschulwesen.de/Webs/ZfA/DE/Bewerbung/Lehrkraefte/ADLK/adlk_node.html Den Bewerbungsbogen für Landesprogrammlehrkräfte sucht man vergeblich im Internet. Letztendlich musste ich persönlich Kontakt zur Bezirksregierung Düsseldorf aufnehmen und bekam dann die Unterlagen zugeschickt. Vermutlich kann die Zentralstelle für den Auslandsschuldienst die Ansprechpartner für andere Bundesländer nennen. Danach fordert die Behörde eine Beurteilung durch die Schulleitung an, was mit Unterrichtsbesuchen verbunden ist. Nachdem dies alles geschafft ist, folgt eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. In meinem Fall - ich hatte mich als Landesprogrammlehrkraft beworben - ging es zur Bezirksregierung Düsseldorf. Läuft das Gespräch gut, kann man am Ende gleich Wünsche für Länder angeben. Ob die erfüllt werden, hängt von der Anzahl der Bewerber ab, von den Bedarfen der verschiedenen Bundesländer usw. Danach heißt es abwarten, bis die Stellen zugeteilt werden. Sobald man Bescheid bekommt, wohin es geht, stellt man umgehend auf dem Dienstweg einen Antrag auf Beurlaubung bei der Bezirksregierung, für die man arbeitet. Die Formulierung für diesen Antrag schickte mir die Bezirksregierung in Düsseldorf zu. Das war also alles ziemlich einfach. Das Bewerbungsverfahren war damit abgeschlossen, ab dann lief die Uhr für Organisatorisches - und da ist viel zu tun. Beglaubigungen, Apostillen, Legalisierungen von Dokumenten Man beantragt - sobald man weiß, wohin es geht und man damit einverstanden ist - ein polizeiliches Führungszeugnis sowie Kopien der Examenszeugnisse. Diese Unterlagen braucht man später garantiert und die Ausstellung dauert Wochen. Die Beglaubigungen erfolgen in drei Schritten: 1.) Man beantragt eine Kopie des Examens bei dem Prüfungsamt, das die Prüfung abgenommen hat. (Keinesfalls selber mit seinem Examen zum Copy-Shop gehen und danach bei der Sparkasse oder ähnlichem beglaubigen lassen. Das ist nicht gültig!) Das Prüfungsamt sendet die beglaubigte Kopie zu. Bei der Beantragung des polizeilichen Führungszeugnisses beim Bürgerbüro seines Wohnortes muss man erwähnen, für welchen Zweck es benötigt wird. Dadurch wird es vom Bundesamt für Justiz mit dem notwendigem Stempel versehen, der im weiteren für die Apostille benötigt wird. 2.) Die beglaubigte Kopie und das Führungszeugnis schickt man an das Bundesverwaltungsamt in Köln, das eine Apostille erteilt. Nicht vergessen darf man den Antrag für die Ausstellung einer Apostille, den man auf der Seite des Bundesverwaltungsamtes findet und zusammen mit den Dokumenten schickt. 3.) Anschließend lässt man die Apostillen beim China-Visa-Service legalisieren (z.B. in Düsseldorf in der Pempelforter Straße). Auch dafür benötigt man ein Antragsformular, das man zusammen mit den Unterlagen einreicht. ACHTUNG: Wie gesagt: Das alles dauert Wochen! Und es kostet Geld. Man schickt alles per Einschreiben, jede Apostille kostet 25 Euro, jede Legalisierung 30 Euro, Führungszeugnis 13 Euro. Dienstpass: Nach einiger Zeit (es dauerte in meinem Fall fast zwei Monate) bekommt man von der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) die offizielle Bestätigung, dass man seinen Dienst im Ausland verrichten wird. Daraus geht hervor, dass man so schnell wie möglich einen Dienstpass beantragen muss. Das macht man beim Auswärtigen Amt in Bonn oder Berlin. Kontaktdaten dazu findet man in dem Schreiben der (ZfA). Beim Auswärtigen Amt gibt man seine biometrischen Daten ab, ein Passbild, das nicht älter als sechs Monate sein darf, und seine Unterschrift. Bis man den Dienstpass in den Händen hält, vergehen einige Wochen. Zusammen mit dem Dienstpass erhält man eine Verbalnote. Diese wird beim Antrag für das Visum genau so eingereicht wie der Dienstpass und sie ist genauso wichtig - denn ohne sie wird der Visumantrag gar nicht erst angenommen. Kontaktaufnahme mit der Auslandsschule und der deutschen Fachberatung vor Ort: Im dem Schreiben der Zentralstelle für Auslandsschulwesen erfährt man die Kontaktdaten der deutschen Fachberatung im Zielland, die man anschreiben sollte (das ist der/die Vorgesetzte, der/die in China für die deutschen Lehrkräfte und die Durchführung des Deutschen Sprachdiploms zuständig ist). Außerdem empfiehlt es sich, zur zukünftigen Schule Kontakt aufzunehmen. Die Schule benötigt einen Scan von den legalisierten Unterlagen (Examina, Promotion und Führungszeugnis) sowie die Dienstpassnummer für weitere Schritte in China, unter anderem für die Beantragung eines PU-Letters, der seit der der Coronakrise notwendig ist. Er wird vom chinesischen Innenministerium ausgestellt und ist eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt in Deutschland ein Visum beantragen zu können. Was die chinesischen Schulen darüberhinaus im einzelnen wollen, unterscheidet sich von Provinz zu Provinz. Manche wünschen ein Gesundheitszeugnis, andere nur die Einwilligung, dass man eine Gesundheitsuntersuchung macht, sobald man angekommen ist usw. Visumantrag Man braucht also für den Visumantrag drei Dinge: - Dienstpass - Verbalnote - PU-Letter Wie es weitergeht, liest du im nächsten Beitrag "Das Visum - ein weiterer Schritt".

  • Rooftop-Bars in Schanghai - chillen mit atemberaubenden Aussichten

    Wenn man in Schanghai die Ansicht der Skyline genießen möchte, ohne ständig auf der Promenade abzuhängen, gibt es etliche Rooftop-Bars, auf denen man den Tag mit grandiosen Ausblicken ausklingen lassen kann. Roosevelt Sky Restaurant Einige Bars befinden sich direkt am Bund. So zum Beispiel das Roosevelt Sky Restaurant auf der Dachterrasse des House of Roosevelt. Heute gehört das Gebäude der gleichnamigen amerikanischen Familie, früher war darin die Niederlassung der britischen Handelsfirma und Opiumverkäufer Jardine Matheson, also ein Haus mit zweifelhafter Vergangenheit. Nach den Briten kamen die Japaner, die darin ihre Navy Intelligence untergebracht hatten, ihnen folgte die Shanghai Foreign Trade Commission. Die Roosevelts haben mittlerweile daraus den größten Weinkeller Schanghais gemacht. Im dritten Stock befindet sich der superelitäre Roosevelt Club und das Restaurant oben ist hochpreisig und konservativ. Ein nostalgischer Fahrstuhl bringt Gäste auf die Dachterasse, von der man einen guten Blick über den Bund, Huangpu-Fluss und die Skyline von Pudong hat. So altehrwürdig das Gebäude daher kommt, so teuer isst und trinkt man auf seiner Dachterrasse. The Captain Nicht direkt am Bund, aber dafür preiswerter und gemütlich ist "The Captain", 37 Fuzhou Lu, in der Nähe der Sichuan Zhong Lu. Man findet die Restaurantbar, wenn man sich von der Promenade bzw. der East Zhong Shan Road nähert. Der Eingang ist unscheinbar. Zuerst geht es durch ein Café zum Fahrstuhl, dann in den 5. Stock, von dort noch eine Etage höher über die Treppe. Die Bar ist nicht wirklich hoch gelegen, aber die Aussichten und das Ambiente mit nautischer Dekoration überzeugen voll. Sommers wie winters ist die Dachterrasse geöffnet. Wenn es kalt ist, werden draußen die Heizpilze eingeschaltet, wer trotzdem im kurzen Schanghai-Winter friert, kann auch von innen die Aussicht genießen, sofern man einen Platz am Fenster bekommt. Edition Wer höher hinauf will, sollte das "Edition" in der 199 Nanjing Dong Lu (East Nanjing Road) besuchen. Es ist in der Nähe der Metrostation East Nanjing Road, Linie 2, Exit 2 oder Linie 10, Exit 7. Auch hier ist wieder ein bisschen Suchen angesagt. Die Bars sind halt ziemlich dem Gesichtsfeld entrückt. Der Fahrstuhl bringt die Gäste in den 29. Stock. Oben angekommen, verschlägt einem der Ausblick die Sprache. Aus dieser Höhe kann man sogar sehen, wie sich der Huangpu-Fluss um Lujiazui windet. Preiswert ist es nicht, aber dafür atemberaubend. Radisson Blu Ohne Dachterasse, aber unbedingt empfehlenswert ist das Radisson Blu, ein drehbares Restaurant, das von außen an ein Ufo auf einem Hochhaus erinnert. Es gehört zu den markanten Gebäuden von Schanghais Skyline. Der Eingang liegt an der Nanjing Road, direkt gegenüber vom People's Park, Metrostation People's Park, Ausgang 8. Das Restaurant befindet sich im 45. Stock. Von 14:30 - 17 Uhr kann man Kaffee und Kuchen bekommen, die Küche öffnet ab 18 Uhr. Eine Umdrehung dauert zwei Stunden und die Aussichten sind definitiv spektakulär. Schanghai sieht nachts fast noch besser aus als tagsüber. Billig ist der Spaß nicht, aber dafür schwebt man über der Stadt, die ganz allmählich an einem vorbeizieht: die East Nanjing Road, das International Plaza, die Hochhäuser an der West Nanjing Road, der People's Park, der ehemalige Race Horse Club, das Gebäude Tomorrow Square, der Oriental Pearl Tower usw. Namen, mit denen man nichts anfangen kann, hinter denen sich aber charakteristische und schöne Wolkenkratzer verbergen. Ein besonderes Abendprogramm. Was will man mehr.

  • Filmpark Shanghai

    Als Cineast lasse ich mir ungern Settings von Filmen entgehen, zumal ich chinesische Filme liebe. Also auf in den Shanghai Chedun Film Park. Am besten fährt man mit der Metro bis Shanghai South Railway Station und von dort mit der Jinshan Railway bis zum Bahnhof Chedun. Ab da geht es noch ein Stückchen weiter mit dem Taxi. Man kann natürlich auch von Shanghai Zentrum mit dem Taxi fahren, das wird allerdings um einiges teurer. Hier der Name des Parks für Taxifahrer: 上海影視樂園 und die Adresse: 车墩镇北松公路4915号 邮政编码: 201611 Der Park begeistert Film-Fans, man sollte eine Kamera dabei haben, das Handy tut's auch, denn ein Fotomotiv jagt das nächste und wer Spaß hat an inszenierter Fotografie findet hier massenweise Hintergründe, Gebäude, Inneneinrichtungen, Straßenszenen und vieles mehr. Verschiedene Settings sind dauerhaft aufgebaut, so zum Beispiel das alte Schanghai mit der Nanjing Road, aber auch ein Film-Set für Szenen und Filme, die in Europa spielen, Hafenanlagen mit historischer Schiffswands, eine alte Dampf-Eisenbahn mit Bahnhof, eine alte Straßenbahn und etliches mehr. Man kann viel Zeit dort verbringen und es ist nicht ausgeschlossen, dass man einen Filmdreh miterlebt. Das Café, in dem Gefahr und Begierde gedreht wurde, ist heute ein echtes Café, in dem man eine Pause einlegen kann, zwischendurch gibt es Paraden mit Oldtimern und kostümierten Komparsen. Unter anderem wurden hier "Gefahr und Begierde" mit Tony Cheung von Ang Lee gedreht, "John Rabe" mit Ulrich Tukur von Florian Gallenberger, "Im Reich der Sonne" von Steven Spielberg, "Der bunte Schleier" mit Naomi Watts und John Curran, "Shanghai Serenade" mit Gong Li, "Mission Impossible III", "The White Countess" von James Ivory, "Rote Laterne" von Zhang Yimou mit Gong Li, "Lebe wohl, meine Konkubine" von Regisseur Chen Kaige, "Der Fluch der goldenen Blume" von Regisseur Zhang Yimou, "Hero" auch von Regisseur Zhang Yimou und viele andere Filme, etliche davon, die nur auf dem chinesischen Markt bekannt sind. Etliche aber auch, die internationale Filmpreise wie Oscars und Goldene Palmen abgeräumt haben.

  • Suzhou - im Mekka chinesischer Gartenkunst

    Nur eine halbe Stunde mit dem Zug von Schanghai entfernt liegt Suzhou, die Stadt der antiken chinesischen Gärten. Suzhou befindet sich südlich vom Unterlauf des Jangtse, die Gegend ist wasserreich und von Kanälen, Flüssen und Seen durchzogen, weshalb es dort sogenannte Wasserdörfer gibt, die Suzhou den Beinamen "Venedig des Osten" eingebracht haben. Diese Wasserdörfer entsprechen unserem typischen Bild vom alten China, mit kleinen Rundbogenbrücken, die über schmale Kanäle führen, die sich zwischen Häusern entlang schlängeln. Auch der historische Kaiserkanal, jene 2500 Jahre alte, 1800 Kilometer lange Wasserstraße, die zum Weltkulturerbe gehört, zieht sich durch die Stadt. Dieser Kanal, der von Hangzhou nach Peking führt, war vor Jahrtausenden ein wirtschaftlicher und kultureller Impulsgeber für Ostchina und durch ihn gelangte Suzhou zu dem Wohlstand, der die Entstehung der Gärten ermöglichte. Außerdem war die Stadt das Zentrum der Seidenproduktion, wodurch zusätzlicher Reichtum entstand. Seide wurde in Europa mit Gold im Gewichtsverhältnis 1:1 aufgewogen. Heute ist Suzhou eine moderne Stadt mit High-Tech-Industrie und 10 Mio. Einwohnern. Der Gartenbau hat dort eine jahrtausendealte Tradition. Er begann schon im 6. Jahrhhundert vor Chr. Laut Aufzeichnungen der Stadt gab es 6 Gärten während der Zhou-Dynastie, 4 in der Han-Dynastie, 14 in der Nördlichen und Südlichen Dynastie, 7 in der Tang-Dynastie, 118 in der Song-Dynastie, 48 in der Yuan-Dynastie, 271 in der Ming-Dynastie und 130 in der Qing-Dynastie. Suzhou ist also im wahrsten Sinne des Wortes eine Gartenstadt. Während die europäische Gartenbaukunst erst ab der Renaissance in Italien Fahrt aufnahm, blicken die Chinesen auf 2500 Jahre alte Geschichte des Gartenbaus zurück. Allerdings sind die meisten der 60 Gärten, die heute noch in Suzhou existieren, relativ jung, sie stammen aus der Ming- und Qing-Zeit, also vom 14. Jahrhhundert europäischer Zeitrechnung bis zum Ende des Kaiserreichs 1912. Neun Gärten wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt: der Garten des Verweilens der Garten des Meisters der Netze der Garten des bescheidenen Beamten der Garten der dunkelgrünen Welle das Huanxiu Berghaus der Löwenwäldchen-Garten der Garten der Kultivierung der Garten des Paars der Garten zur tiefen Besinnung Chinesische Gärten imitieren im Kleinen die Natur und ihre Erscheinungsformen, dazu gehören ruhiges Wasser, fallendes Wasser, fließendes Wasser, Inseln, Felsen, Hügel, Schluchten und Grotten. Sie sind Teile einer Komposition künstlich geschaffener Elemente zu einem harmonischen Ganzen und inszenieren die Ordnung der Welt im überschaubaren Mikrokosmos. Das Ziel der Gartengestaltung war die Darstellung der Harmonie der sogenannten Sieben Dinge: Himmel, Erde, Steine, Wasser, Gebäude, Wege und Pflanzen. Als achtes Element kommt der Mensch dazu. Die Gärten sind in Zonen eingeteilt, die alle natürlichen Bereiche und Jahreszeiten umfassen und durch Gewässer, Mauern oder Brücke und kleine Gebäude getrennt sind. Um Geister daran zu hindern in die Gebäude einzudringen, gibt es besonders hohe Türschwellen, die von den Dämonen nicht überwunden werden können. Ebenfalls aus Gründen der Abwehr haben einige Brücken einen Zickzack-Verlauf. Geister können - das weiß jedes Kind in China - nur geradeaus laufen und verlieren auf einer Zickzack-Brücke die Orientierung. Die Mauern sind mit kreisrunden, sogenannten Mondtoren durchbrochen, Aussparungen ermöglichen Durchblicke in andere Gartenbereiche und lassen die dahinter liegende Szenerie wie ein Landschaftsgemälde eingerahmt wirken. Gitterartige, aus Ton gebrannte Ornamente in Maueröffnungen lassen schön, gemusterte Schattenwürfe entstehen. Landschaftsmalereien oder Gedichte zieren die Mauern an überdachten, geschützten Stellen. In Europa sind Gartenbau, Architektur und Mode oft Errungenschaften des Hochadels, der zum Impulsgeber wurde, dessen Stil man kopierte. Die Gärten Chinas sind vielmehr kulturelle Leistungen der Beamten, die in China ein hohes Ansehen genossen. Sie waren elitär gebildet, mussten schwierige Ausbildungen und harte Prüfungen durchlaufen und verfügten über hohe Einkünfte. Nicht wenige Beamte lebten als Dichter, Lehrer oder Gärtner, nachdem sie sich aus der Politik zurückgezogen hatten. Einige von ihnen schufen somit einen Teil des heutigen Kulturerbes Chinas wie z.B. der berühmte Tao Yuanming, der in seinem Garten seine Lyrik verfasste. China wurde nicht von einer Kaste von Feudalherrschern regiert, die ihren Status durch Kriege erworben hatten, sondern von Gelehrten und einem Kaiser, der das Mandat hatte, die Harmonie zwischen Himmel und Erde zu wahren, dessen Aufgabe darin bestand, die Dinge im Gleichgewicht zu halten. Die Gärten spiegeln diese Ordnung des Kosmos wider, den Dreiklang von Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus, die sich allesamt in den Grenzregionen von Philosophie, Theologie, Sozialwesen und Wissenschaft bewegen. Der konfuzianische Kerngedanke ist: Wenn ich mich korrekt verhalte, ist die Familie in Harmonie, ist die Familie in Harmonie, ist es auch das Dorf, ist das Dorf in Harmonie, ist es auch die Provinz, ist die Provinz in Harmonie, ist es auch das Reich. Sind die Reiche in Harmonie, ist es auch der Kosmos. Dieses chinesische Denken spiegelt sich in allen Bereichen des antik-chinesischen Staates, in seiner Gesellschaft sowie in seinen Gärten wider. Was ideal klingt, ist natürlich auch Herausforderung und Anspruch an den einzelnen, der sich in das Wertesystem einfügt und es mitträgt. Bis heute ist davon noch viel in der Gesellschaft spürbar. Aber der wachsende Individualismus wird diesen Gesellschaftskonsens vermutlich irgendwann in die Geschichtsbücher verweisen. Die obigen Abbildungen entstanden im Garten des Meisters der Netze, im Garten des bescheidenen Beamten, im Löwenwäldchen-Garten und auf dem Tigerhügel. Die Gärten sind zu jeder Jahreszeit schön. Ich war im Winter dort, wenn die Natur schläft. Die Bäume haben dann keine Blätter, aber Kiefern und andere Nadelbäume können gerade in dieser Zeit ihre Wirkung entfalten. Im Winter wirkt alles minimalistisch und ist in Weiß- und Grautöne getaucht mit fast graphischer Schönheit. Jede Jahreszeit lohnt sich. Natürlich sind das frische Grün und die rosafarbenen und weißen Blüten der Pflaumen- und Kirschbäume im Frühling ganz besonders beglückend. Die Gärten des Bescheidenen Beamten und der Löwenwäldchen-Garten liegen in fußläufiger Entfernung nebeneinander. Da es dort dort noch ein Museum gibt, ist die Gegen touristisch erschlossen mit Souvenir- und Essgeschäften und es kann ziemlich voll werden. Am besten man besucht die Gärten nicht an Feiertagen, Wochenenden oder Ferien. Die wunderbare Atmosphäre kann sonst durch Menschenmassen erdrückt werden. Die anderen Gräten liegen weiter auseinander, Taxifahrten sind die einfachste Möglichkeit, um zu ihnen zu gelangen. Zum Garten des Meisters der Netze gelangt man mit der U-Bahn-Linie 4, aussteigen an der Station Lindunlu. Von dort läuft man zehn Minuten zum Eingang. Adresse: No.178 Northeast Road, Gusu District, Suzhou 215001 (苏州市姑苏区东北街178号) Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter 70 ¥, also ca. 10 Euro. Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger. Zum Garten des bescheidenen Beamten gelangt man mit der Metro 4, Station Beisita, dann sieben Minuten die Xibei Lu, die im weiteren Verlauf Dongbei Lu heißt, bis zum Eingang. Adresse: 178 Dongbei Street (江苏省苏州市姑苏区阔家头巷11号) Eintritt: Sommer: 80 ¥, Winter: 70 ¥, Öffnungszeiten: 7:30 - 17:00, im Sommer abends eine halbe Stunde länger.

  • Altes China, neues China - meine Eindrücke bei Spaziergängen durch die Stadt

    Wenn man in Schanghai spazieren geht, durchstreift man unterschiedliche Viertel und Welten. Manchmal fühlt es sich an wie eine Zeitreise in die 90er Jahre, manchmal wie eine Modenschau für Cosplay in einer Stadt, die so modern und international ist, dass man erst auf den zweiten Blick erkennt, dass man in China ist. Die junge und die alte Generation haben unterschiedliche Einkommensverhältnisse, Ausbildungen und Lebensstile, aber sie werden durch das starke Band der Verwandtschaft zusammen gehalten, aber die Veränderungen sind unaufhaltsam und manchmal frage ich mich, wohin die Reise geht. In meinem Stadtteil leben hauptsächlich Senioren. Sie verkörpern für mich irgendwie das alte China, obwohl streng genommen mit der alten Zeit die Phase zwischen dem Kaisertum und der Volksrepublik gemeint ist. Aus dieser Zeit leben wohl kaum noch Menschen. Wenn ich die alte und die neue Zeit mit ihrem unterschiedlichen Lebenswandel meine, unterteile ich die Zeit der Volksrepublik in die Ära vor Deng Xiaoping und die Zeit danach. Der Paradigmenwechsel durch den bedeutenden Staatsmann war durch wirtschaftliche Liberalisierung gekennzeichnet sowie durch Reform und Öffnung. Seit nunmehr fast 45 Jahren wächst in China der Wohlstand, die Bildung, der Wunsch nach Konsum und Besitz. Wenn man heutzutage durch entsprechend junge Viertel im Zentrum Schanghais wandelt, wird man bei den Konsummöglichkeiten kaum Unterschiede zu westlichen Metropolen feststellen. In diesen Gegenden leben die Alten weniger. Sie wohnen am Rand der Innenstadt, deren Gentrifizierung langsam immer weiter außen liegende Bezirke betrifft. Die Lebensweise der Alten, die von von der Ära unter Mao geprägt wurde, wird in den nächsten Jahrzehnten verschwinden, da die Alten irgendwann sterben. Viele von ihnen leben ein einfaches Leben mit dem täglichen Einkauf auf dem Markt und dem Sich-Kümmern um die Enkelkinder. Häufig sieht man in der Markthalle vor den Garküchen Gruppen alter Männer um einen Tisch voller verschiedener Gerichte, Schüsseln, dampfender Töpfe. Nach chinesischer Art essen alle mit ihren Stäbchen aus denselben Schüsseln, plaudern Schanghaier Dialekt und rauchen dabei dicke Zigarren usw. Bei deren Anblick frage ich mich oft, was diese Männer alles erlebt haben: Das China unter Mao, den Korea-Krieg, Hungersnöte. Welche Wertvorstellungen haben sie, was bedeutet ihnen der Kommunismus, wie empfinden sie die gewaltigen Veränderungen, verstehen sie ihre Enkel? Häufig sieht man auf den Straßen alte Männer mit Brettspielen und viele, ausschließlich männliche Zuschauer stehen still darum herum, gucken zu und denken mit, wie z.B. hier bei dem Spiel Xiangqi, einer chinesischen Schachversion. Werden diese Traditionen von der jungen Generation fortgeführt? Ich habe nie einen jungen Menschen gesehen, der dieses Spiel spielt, schon gar nicht auf der Straße. Allabendlich wird in meinem Viertel auf dem öffentlichen Platz vor dem Park getanzt, viele Paare, viel Musik. Findet eine Frau keinen männlichen Tanzpartner, tanzt sie halt mit einer anderen Frau, etliche Bewohner der Nachbarschaft gehen einfach nur hin und gucken zu, sitzen auf Bänken oder niedrigen Mauern und verbringen dort ihren Abend. Junge Menschen sieht man bei solchen Tänzen gar nicht. Jeden Abend um dieselbe Zeit tanzt nebenan eine Frauengruppe ihre charakteristischen Gruppentänze. Ästhetische, langsame, synchrone Bewegungen zu harmonischer Musik. Auch diese Frauen sind alle mindestens über 50 Jahre alt. Manchmal sieht man einzelne männliche Senioren im Park Arien singen und das können sie so gut wie Süditaliener. Die Musik kommt dabei von einem alten Kassettenrekorder. An anderer Ecke auf einem Platz wird Karaoke in aller Öffentlichkeit gesungen und weil es so viel Spaß macht, gibt es auf einem Platz gleich drei Karaoke-Bühnen und alle singen durcheinander. Auch bei diesem Freizeitvergnügen habe ich auch noch nie einen jungen Menschen gesehen. Karaoke ist auch bei den Jungen beliebt, aber lieber in geschlossenen Räumen. Irgendwo auf dem Gehweg werden die Haare geschnitten und überhaupt findet viel alltägliches Leben auf der Straße statt. Der Verkehr in den Seniorenvierteln ist chaotischer als in der luxuriösen Innenstadt. Die Leute fahren, wie sie wollen, mit dem Elektro-Mofa quer über die Kreuzung oder auf dem Bürgersteig zwischen den Leuten. Die traditionellen Feiertage werden ernst genommen. Während des Frühlingsfestes war mein Viertel fast komplett heruntergefahren, fast alle Geschäfte waren geschlossen und blieben es lang. Erst etliche Tage nach dem Fest erwachte die Straße allmählich wieder zu neuem Leben. Die einzigen Läden, die während der Feiertage geöffnet hatten, waren die Ketten, die sich überall in der Stadt ausbreiten. Hier heißen sie "85°", "Paris Baguette" oder "Burger King". Kinder werden oft von ihren Großeltern aufgezogen, da die Eltern arbeiten müssen. Das teure Leben in Schanghai will bezahlt werden. Nicht selten leben deshalb drei Generationen in einer Wohnung. Weil Chinesen Familienmenschen sind, ist das weniger problematisch als in Deutschland. Viele Großväter holen abends ihre Enkelkinder von der Schule ab. Kurz vor Schulschluss ist der Platz vor dem Schulgebäude voller Elektro-Mofas. Zusammen geht es auf dem Zweirad nach Hause. Es ist ein niedliches Bild, wenn Kinder mit den Großeltern die Straße entlang fahren und die kleinen Gesichter gerade über den Lenker gucken können. Geht man in den Bezirk Jing'an, erlebt man eine vollkommen andere Welt. Shopping-Malls ohne Ende, Luxusgeschäfte und natürlich das sonntägliche Flanieren mit auffälliger Kleidung, permanente Foto-Shootings und Selfie-Sessions, Selbstdarstellung, Sehen und Gesehen-werden, Konsumfreude und Kaffeetrinken für acht Euro, wovon man sich in den Seniorenvierteln einen Tag lang gut ernähren kann. In diesem Bezirk sind wiederum die Senioren selten zu sehen. Es ist kaum vorstellbar, dass mancher, der in der Markthalle seines Seniorenviertels vor der Garküche sitzt, ein Restaurant in Jing'an besucht. Gibt es in Schanghai ein Nachtleben? Ja, aber nicht wie in Berlin, wo sich vieles nicht nur in Clubs, sondern auch auf der Straße abspielt, sondern ausschließlich in Clubs, z.B. The Monkey Lounge in der Julu Road. Eine Flasche Wein 288 RMB, Mindestverzehr 500 RMB, wenn man eine private Lounge für sich und seine Freunde bucht. Solche Clubs öffnen ab 23 Uhr und man kann feiern bis 8-9 Uhr morgens. Ansonsten bekommt man vom Nachtleben in Schanghai nicht allzu viel mit, es findet innen statt. Der bekannteste und teuerste Club "Asiens" ist der Techno-Club "Taxx" in der Julu Road. Eine Webseite zu den Clubs gibt es im westlichen Internet nicht, man findet sie in chinesischen Apps. Der Bildungsunterschied zwischen der alten und der jungen Generation ist groß. Die Schulpflicht wurde erst 1982 beschlossen und flächendeckend erst 1986 eingeführt. Eine Berufsausbildung, wie man sie in Deutschland kennt, gab es für die Alten nicht. Die junge Generation geht heute für ihre Ausbildung zur Universität oder auf etwas, das wir als Fachhochschule oder Berufsfachschule bezeichnen würden. Ein Ausbildungssystem wie in Deutschland soll eingeführt werden, damit weniger Leute studieren. Man befürchtet eine Akademikerschwemme. Man kann gespannt sein, wohin sich die chinesische Gesellschaft entwickelt. Was wird von dem Leben der Alten übrig bleiben? Wird es noch Brettspiele im Freien oder allabendliches Tanzen auf öffentlichen Plätzen geben? Auf dem chinesischen TicToc gibt es mittlerweile Filme, in denen junge Chinesen die Lebensweise der Alten parodieren, indem sie sich ähnlich kleiden und genau das Verhalten der Alten nachahmen, das ich oben beschrieben habe. Ist das eine Form von Respektlosigkeit? Eher nicht. In China haben die Alten ein hohes Ansehen seit Konfuzius. Der Respekt vor dem Alter ist ein gesellschaftlicher Konsens. Das chinesische Wort 老 (Lao) bedeutet nicht nur "alt", sondern auch "respektiert". Auch wenn die Alten weniger Bildung haben als die Jungen, ist doch jedem jungen Chinesen klar, dass die Möglichkeiten, die man als junger Mensch heutzutage hat, nur möglich sind, weil die letzten beiden Generationen das Land aufgebaut haben durch ununterbrochene Arbeit und Entbehrung. Das Wort "Urlaub" benutzen alte Chinesen so gut wie nie und Urlaub gemacht haben viele davon ihr ganzes Leben nicht. Das Land ist dynamisch und liebt Innovationen. Wenn man bedenkt, dass die allgemeine Schulpflicht noch keine 40 Jahre flächendeckend umgesetzt ist, fragt man sich, wohin die Reise geht. Geht es in eine Richtung, die Japan und Korea schon eingeschlagen haben? Was wird aus der Tradition der Großfamilie, dem Leben auf dem Land, dem gemeinschaftlichen Miteinander? Vielleicht kann man sagen, dass der größte Unterschied zur westlichen Gesellschaft, nämlich das Denken und Leben in Gemeinschaft versus das Denken und Leben als Individuum geringer wird. Vielleicht tragen dazu moderne Medien wie das Internet und die sozialen Netzwerke bei. Der Individualismus nimmt in China zu. Häufig sieht man insbesondere in den Filialen moderner Kaffeeketten wie Starbucks oder Costa vereinzelte junge Menschen an ihren Laptops mit In Ear-Kopfhörern, die vor sich hin arbeiten und dabei Kaffee trinken. Alles das sind unfassbare, fast schon revolutionär anmutende Bilder in einer Gesellschaft, die auf Konfuzianismus und Kommunismus aufbaute, zwei gesellschaftlichen Richtungen, die vielleicht mehr Schnittmengen haben, als man sich das auf den ersten Blick vorstellen kann.

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